Umgang der Ärztin mit Angehörigen

madita30

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23.08.2013
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Hallo zusammen!

Bin neu im Forum und ein Vorfall mit der neuen Oberärztin bei uns in der Klinik hat mich nachdenklich gemacht.

Wir (Station Allg.Chirugie) haben vor einigen Wochen eine neue Oberärztin gekriegt. Sie ist im Umgang mit uns eigentlich sehr manierlich, es muss also keiner die Taschentücher hervorholen. Auch der Umgang mit den Patienten ist vollkommen in Ordnung.
Mehrere Kollegen/Kolleginnen erzählten mir, dass sie Angehörige oftmals nicht nett behandelt, z.B. hat sie neulich wohl die Tochter eines Patienten im Einzelzimmer innerhalb der allgemeinen Besuchszeiten nach Hause geschickt, mit dem Argument, sie müsse ihren Vater jetzt untersuchen und dabei könne sie keine neugierigen Zuschauer gebrauchen und überhaupt sei die Tochter schon viel zu lange (1 Stunde, ha, ha) da und solle sich jetzt mal nach Hause aufmachen.

Ich selbst hatte vor ein paar Tagen ein entsprechendes Erlebnis, als ein junges Ehepaar (Anfang 30) zu uns in die Notfallambulanz kam. Der Mann hatte eine Einweisung durch seinen Hausarzt, der bei ihm einen beidseitigen Leistenbruch diagnostiziert hatte. Der Patient sagte uns, er hätte ein wenig Angst, da er noch nie operiert worden sei und ob seine Frau in zur Untersuchung begleiten könne. Das haben wir ihm selbstverständlich erlaubt. Ich führte die beiden in den Raum und sagte dem Patienten, er solle sich auf die Untersuchungsliege setzen, die Ehefrau dürfe auf einem Hocker Platz nehmen.

Wenige Minuten später kam die Assistenzärztin und stellte sich dem Patienten vor. Sie ging durch den Raum auf die Ehefrau zu, die sofort aufstand, ihr die Hand entgegen streckte, sich als Ehefrau des Patienten vorstellte und fragte, ob sie den bei der Untersuchung dabei sein dürfe. Die Ärztin bejahte dies und die Frau wohnte der Untersuchung interessiert bei, ohne in irgendeinerweise zu stören oder sich einzumischen.

Die Assistenzärztin konnte den Befund des Hausarztes nicht bestätigen, da sie nur auf der linken Seite einen Bruch ertasten und im Ultraschall sehen konnte, nicht aber auf der rechten. Diesen Befund wollte sie durch einen Oberarzt bestätigen lassen und fand auf die Schnelle nur besagte neue Oberärztin.

Diese kam in den Behandlungsraum und statt zu grüßen, sah sie die in der Ecke auf dem Hocker sitzende Ehefrau des Patienten an und blaffte diese an: "Wer sind sie denn?" Die Frau sagte eingeschüchtert, wer sie sei, woraufhin die OA den Pat. im neutralen Tonfall fragte, ob ihm das überhaupt recht sei, was dieser bejahte.

Die OA betastete die Leistenregion und bestätigte den Befund der Assistenzärztin, dass nur ein einseitiger Leistenbruch vorliege.
Sie besprach mit dem Pat. das weitere Vorgehen und sagte ihm klar, dass sie die rechte Seite nicht operieren würde, da dort definitiv kein Bruch vorläge, zumal ja auch bei einer beidseitigen OP die Gefahr bestünde, beide Samenleiter zu durchtrennen.

Die OA bohrte diesbezüglich nach und fragte 3 mal nach, ob das Paar schon Kinder habe. Der Pat. antwortete, sie hätten einen kleinen Sohn und wünschten sich für ihn noch Geschwister. Diese Antwort ließ sie sich mehrmals bestätigen, so als könnten die beiden in dieser Hinsicht nicht klar denken.
Der Pat. fragte genauer nach und die OA meinte, dass es halt zu Verletzungen der Samenleiter kommen könnte und dies dann zu einer Verklebung führen könne. Nach dieser Aussage drehte sie sich völlig unvermutet zur Ehefrau um und sagte in rauem Ton: "Das ist genauso, wie wenn bei Frauen die Eileiter verkleben, das wissen Sie ja wohl."

Die Frau fühlte sich nun angesprochen und fing an, im normalen, vernünftigen Ton weitere Fragen speziell zu diesem Bereich zu stellen, offenbar war ihr das Thema wichtig. Die OA blaffte wieder zurück: "Es kann durch eine Trennung des Blutgefäße zu einem Absterben des Hodens kommen. Aber machen Sie sich mal keine Sorgen, die Potenz Ihres Mannes wird dadurch nicht beeinträchtigt, Spaß haben Sie also in jedem Fall."

Die OA besprach mit dem Pat. weiter den Eingriff und ging in neutralem, sachlichen Ton auf seine Fragen ein. Die OA sagte, es würde ein Blasenkatheter gelegt (obwohl das bei uns nicht unbedingt standardmäßig gemacht wird), der postop. bis zum nächsten Tag verbleiben müsse. Auch hier wies sie auf mögliche Komplikationen, wie z.B. eine Nebenhodenentzündung hin. Die Frau fragte daraufhin freundlich, ob sich dann nicht das Risiko der Sterilität erhöhe und man nicht auf den Katheter verzichten könne. Darauf hin schnauzte die OA zurück, was sie denn davon verstünde und wenn man eine solche Maßnahme ergreifen würde, dann sei der Nutzen wohl offenkundig größer als das Risiko.

Ich fand das Verhalten der OA gegenüber der Angehörigen als völlig unangemessen und bin erschüttert, weil es in der Situation absolut keine Notwendigkeit gab, so rumzublöken.

Daher ist meine Frage: Was kann und darf ich in so einem Fall für die Angehörigen tun? Die Frau tat mir einfach nur leid, sie war mit der ganzen Situation sowieso schon völlig überfordert und machte sich sichtbar Sorgen um ihren Mann.
Außerdem kam sie nach dem Gespräch zu mir und meinte eingeschüchtert, aber immer noch sehr freundlich, ob ich den Katheter nach der OP nicht entfernen könnte, sie wäre auch bereit, mit ihrem Mann aufs Klo zu gehen, damit wir als Pflegepersonal nicht so viel zu tun hätten und sie würde auch in der Apotheke Einlagen und wasserfeste Unterlagen für die Nacht mitbringen, da sie uns verstehen würde, dass wir keine Lust hätten, dauernd die Wäsche zu wechseln.
Ich wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte, sie tat mir einfach leid. Ich merkte auch, dass es keinen Sinn hatte, ihr zu erklären, dass es mit dem Katheter nicht so schlimm ist. Ich habe mich auch nicht getraut, ihr zu sagen, dass sie sich vielleicht noch mal einen anderen Arzt wenden könnte.

Ich weiß einfach generell nicht, wie ich mich in solchen Situationen verhalten soll bzw. was ich darüber hinaus machen kann, damit sich auch die Angehörigen, die ja immerhin die Patienten in unsere Obhut geben, sicher fühlen und uns vertrauen können.

Vielleicht wisst ihr einen Rat.

Viele herzliche Grüße und vielen Dank!
 
1. Besprich das mit Deiner Leitung.
2. Wie kommt die Assistenzärztin mit ihrer Vorgesetzten zurecht? Dann könne sie sich beschweren.
3. Sicherlich gibt es bei euch im Haus einen Kritikerfassungsbogen - scheu Dich nicht, den in der Kitteltasche zu haben und den Leuten in die Hand zu geben.
4. Da sind 2 erwachsene Menschen (zwar in einer Ausnahmesituation, aber nicht entmündigt). Du bist nicht für alles verantwortlich, die beiden hätten sich auch direkt mit der OÄ über ihren Ton unterhalten können.
 
Sorry, aber ich finde jetzt eins merkwürdig: Warst Du die ganze Zeit dabei?
 
Entschuldigung - wieder hier mal die für alles zuständige Überschwester.

Wie ist die Situation:
Zwei erwachsene, geschäftsfähige Menschen unterhalten sich mit einem anderen erwachsenen und geschäftsfähigen Menschen und eine Seite ist unverschämt - kommt vor.

Dann soll die Seite der irgendwas nicht passt Einspruch in mündlicher oder schriftlicher Form einlegen.

Käme nie dabei auf die Idee, da in die Bresche zu springen - wir sprechen von geschäftsf., erwachsenen und geistig fitten Menschen, die kommunikationsfähig sind.

Würde mich auch persönlich als Person/Patient das verbeten.

Eine zufällig oder absichtlich anwesendes Krhpersonal ist weder deren Anwalt noch Kindermädchen.

Nennt sich auch mündiger Bürger oder Patient.

Sollte dich natürlich nicht davon abhalten bei passender Gelegenheit, direkt oder in größerer Runde dies in entsprechender Form anzusprechen, im Sinne der Kundenorientierung und Corporate Identity.

Pfeift sie mich persönlich an, stelle ich sie gleich zur Rede.

Ich wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte,
Schade, deine Fachkompetenz sollte dir eine Antwort nicht schwer machen. Dir soll ein Angehöriger nicht leid tun, du sollst ihn professionell Beraten, soweit es in deiner Kompetenz liegt. Von Mitleid hat weder ein Angehöriger noch ein Pat. irgendwas - erwarten diese nach meiner Erfahrung von uns auch nicht, dazu gehen sie zu Freunden oder Familie. Würde ich als Pat. auch nicht wollen und erwarten.

Kommunikationsstörungen klären die Parteien, zwischen denen diese bestehen, wenn ich darum gebeten werde, aber nur dann, kann ich evtl. Vermitteln.

Ein Hinweis auf das Beschwerdemanagement, kann dir natürlich niemand verwehren.
 
Ich darf nicht aufklären, aber ich darf alles erklären, was der Doktor einmal als Info rübergebracht hat. Also werde ich, auch im Sinne eines besseren Eindruck vom Unternehmen, wenn der Doktor das Zimmer verlassen hat, die ganzen Infos mit den Angehörigen nochmal in Ruhe durchgehen und kann ihnen dann auch klar machen, dass das jetzt erstmal nur der Persönlichkeitsausdruck einer einzelnen Person war, die evlt. ja trotzdem ne gute Ärztin ist.

Ich kenn Oberärzte, die aus Versehen, am Tresen sitzend und nicht nach oben schauend, wer da die Frage stellt, auch schon Angehörige richtig zur Schnecke gemacht haben, weil sie sie für nen Mitarbeiter hielten. Ein Opernarzt war das. Dennoch besser als 95% der Ärzte in dem Laden, und dann erträgt man sowas auch. Prioritäten setzen, lieber ein *rschloch was mein Leben rettet, als ein total lieber knuffiger Arzt, der aber im entscheidenden Moment sich aufm Klo versteckt.
 
und die Essenz von der Geschicht:

du kannst ruhig ein Schwein sein, Leute ansch..., Menschen wie Sklaven behandeln - Hauptsache du bist ein guter Arzt?

Dann ist deine vergessene oder nie vorhandene Erziehung entschuldigt!

Oder wie soll ich das Verstehen?

und kann ihnen dann auch klar machen, dass das jetzt erstmal nur der Persönlichkeitsausdruck einer einzelnen Person war,
das ist nicht meine Aufgabe, mangelnde Erziehung eines Arztes zu erklären oder Entschuldigungen dafür zu finden!

die evlt. ja trotzdem ne gute Ärztin ist.
ne, höchstens fachlich Qualifiziert, ne gute Ärztin definiere ich anderst.
 
das ist nicht meine Aufgabe, mangelnde Erziehung eines Arztes zu erklären oder Entschuldigungen dafür zu finden!
Geht nicht um Entschuldigung, sondern einfach gezieltes Seele-Streicheln im Sinne des Kundenmanagements und eine klare Stellungnahme, eine Abgrenzung vom Verhalten der einzelnen Person.
ne, höchstens fachlich Qualifiziert, ne gute Ärztin definiere ich anderst.
Naja, am Ende erlebe ich den Menschen halt auch nur auf Arbeit, nur eine Facette seiner Persönlichkeit. Ich bin niemand der über Menschen urteilt, weil ich kann nicht in sie hineinschauen, ich laufe nicht in ihren Schuhen. Man kann über einzelne Verhaltensweisen urteilen, aber nicht über den gesamten Menschen.

Ich erlebe auf Arbeit nur eine Facette einer Person. Jemand der auf Arbeit umgänglich ist, kann dafür im Privatleben ein Tyrann sein und andersrum. Ich denke jeder Mensch hat so seine Fehler, und kein Mensch ist gänzlich frei davon, sein Umfeld mit seinen Eigenarten zu belasten.
Es ist halt ein bunter Zoo, ich hab lieber eine Welt wo es auch Choleriker gibt, als eine Welt wo alle gleichgeschaltet und sozial angepasst sind.

Wer über andere urteilt, darf sich nicht beschweren, wenn auch über ihn als Gesamtperson geurteilt wird.
Man muss das Verhalten der Ärztin im Umgang mit Angehörigen kritisieren, aber jetzt nicht die gesamte Person zur schlechten Ärztin erklären. Andere Ärzte haben ihre Schwachstellen dafür an anderer Stelle. Wenn ich fehlerfreie Ärzte suchen würde, würde ich auch keine guten Ärzte mehr finden.
 
@fleschor-max:
Nochmal - und damit ist alles Entschuldigt?

und weil der Mensch und der Arzt und angepasst oder nicht oder gleichgeschaltet nicht fehlerfrei und privat anderst sein könnte ...

dies entschuldigt bei niemand auch bei keinem Arzt mangelnde Wertschätzung und fehlende Erziehung und dies mache ich ihm auch klar, wenn er mir gegenüber Respektlos gegenüber tritt und dies erwarte ich auch von einem erwachsenen Menschen und mündigen Patienten.

und - du schmeißt schon manchmal Nebelkerzen und vergallopierst dich in allg. Attitüden und philosophischen Betrachtungen.
Es geht hier in keinster Weise darum, dass man die Person be- oder verurteilt, oder das der Mensch auch Fehlen kann etc.

Das ist nicht Inhalt der Überschrift und auch nicht Inhalt der threads - es geht um den Umgang mit Anderen und Kommunikationsverhalten.
 
Da wir hier nicht dabei gewesen sind, die Körpersprache der Betreffenden net selber gesehn haben- bekanntlich macht die mehr als 50% der Kommunikation aus- kann man gar nix sagen. Was mich stutzig macht, ist z.B. die Forderung der FRAU, dass der Dk entfernt werden möge. Der Patient stand dich net unter Betreuung- oder doch?

Allgemein...
Wenn der Pat./Angehörige mich auf das Verhalten eines ärztl oder pflegerischen Kollegen anspricht, dann kann ich was dazu sagen. Aktiv das Gespräch darauf bringen, würde ich tunlichst unterlassen. Dem "Gott in weiß" wird in D viel nachgesehen- auch eine schlechte Kinderstube. Beid er Pflege sieht das schon ganz anders aus. Ist hier aber net Thema.

Das ich ggf. hinterher das Gespräch mit dem Arzt/der Pflegekraft suche um ihn auf sein, in meinen Augen deplazierte, Verhalten aufmerksam zu machen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Elisabeth
 
@fleschor-max:
Nochmal - und damit ist alles Entschuldigt?
Das hab ich nicht, oder?

Es geht für mich nur klar darum, dass man zwischen Kritik an einzelnen Handlungen und Kritik an der Person unterscheiden muss.
Wenn man das immer im Hinterkopf behält, kann man Kritik auch ganz anders formulieren.

Und es kann eben jemand auch ein guter Arzt sein, trotz Fehlern, und manchmal muss man bei den Frontsäuen den Eindruck haben, mache Eigenschaften sind mehr als nützlich für die fachliche Seite des Beruf, aber halt unangebracht im sozialen Zusammenleben. Das kann man nicht immer trennen, mMn.
 
Du hast mich scheinbar mißverstanden. SIE fragt. Nicht ER.

SIE ist net die Betreuerin von IHM. Oder habe ich da was überlesen.

ER muss selbst entscheiden, was er will. Das so einige ERs in der Ehe gerne die Verantwortung an SIE abgeben, ist mir duchaus bekannt. Das Spiel mag ich aber net mitspielen.
Korrekte Kommunikation wäre hier gewesen: sofort unterbrechen und IHN fragen.

Ich hab eh hier den Eindruck, dass da eine Kollegin etwas selbst erlebtes wiedergibt und gerne wissen möchte, ob die GuK in der Notaufnahme nicht hätte verhindern können, dass man IHR die Grenzen aufzeigt.

Elisabeth
 

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