Umgang als Azubi mit Pflegekraft, wenn es um Abweichungen der Vitalzeichen geht

Eva Maria

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Nov 12, 2012
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Liebe Mitgleider des Forums,

ich habe im Oktober meine Ausbildung und bin heute am 7. Tag meiner praktischen Ausbildung. Habe also gerade meinen ersten Block im Krankenhaus. Meine Anleiterin hatte heute Urlaub, also habe ich einer anderen Pflegekraft geholfen. Den Umgang mit ihr finde ich sehr schwierig, da sie viel über Andere lästert, egal ob über Pflegekräfte oder Ärzte. Sie ist oft unzufrieden.
Auf jedenfall, war eine meiner Aufgaben Vitalzeichen zu messen. Es hat ganz gut geklappt. Durfte das dann auch gleich in die Kurve eintragen. Es gab aber Werte, die aus meiner Sicht aus dem Normbereich gefallen sind und habe ihr das dann gesagt. Sie hat mich dann gleich angeschnauzt und gefragt, ob wir das nicht gehabt hätten, dass das doch völlig normale Werte wären. Ich war natürlich verunsichert. Bei einem Wert konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass das normal wäre, nämlich bei Temperatur von 35 Grad. Das war die unterste Möglichkeit, sie auf der Kurve einzutragen. Hab ihr dann gesagt, dass es auf der Kurve gar nichts mehr unter 35 Grad geben würde. Sie hat das dann total abgetan und mich als doof dargestellt, die in der Schule nicht aufgepasst hat.
Jetzt habe ich nochmal nachgeschaut und hab festgestellt, dass ich recht hatte und dass diese Frau ja wirklich unterkühlt ist und es auch bei den anderen Werten richtig war, dass ich das gemeldet habe.
Aber was soll ich nächstes Mal in so einer Situation machen? Das ist eine frisch examinierte Kraft. Ein Problem ist vielleicht auch, dass sie ein paar Jahre jünger als ich bin, ist.
 
Schade, dass noch niemand etwas geschrieben hat. Ich bin sehr verunsichert und schaue mir nachher nochmal die Akten an, ob ich mich nicht vielleicht getäuscht habe. Ich denke, dass die PK bestimmt voll überlastet ist und sich überhört hat. Ich kann mir das grad nicht anders vorstellen.
 
Hallo, Eva Maria,

es ist richtig, das du mit deinem Ausbildungsstand jede Abweichung meldest, weil du nicht abschätzen kannst, was von Bedeutung ist und was sozusagen auch zu einem gewissen Krankheitsbild gehört und wo es gefährlich wird.
Tatsache ist, das man im Fortschreiten der Ausbildung und der Berufszeit lernt, Befunde und auch Vitalzeichen zusammen mit dem Krankheitsbild
ins Verhältnis zu setzen. Sprich, wer krank ist, weist mehr oder weniger große Abweichungen von der Norm auf, Ziel von Behandlung ist es, diese Abweichungen wieder ins Normale zurückzuführen.
Und je nach Situation und Fachgebiet geht man anders damit um.
Ich geb dir mal ein Beispiel.
Du fühlst dich so komisch und dir ist schwindelig. Ich mess deinen Blutdruck und der ist 80/40, obwohl du sonst einen normalen Blutdruck hast.
Dann werde ich darauf reagieren, dich veranlassen, dich hinzulegen, dir ein Medikament geben und dann schleunigst die Ursache suchen.
Einer meiner Patienten, die auf einmal so einen Blutdruck haben, ich arbeite auf Intensiv, habe ich vielleicht gerade einen kleinen Narkosemittelbolus gegeben. Dann weiss ich, das senkt den Blutdruck und ignoriere das, denn das gibt sich von alleine.
Ich habe zig Jahre Berufserfahrung, deshalb kann ich das, dahin kommst du auch noch, du stehst am Anfang, deshalb brauchst du Normwerte, an die du dich halten kannst und natürlich musst du Abweichungen jemandem sagen.
Noch ein paar Fakten zu der Temperatur von 35 Grad.
Hier mal ein paar Ursachen:Untertemperatur Ursachen und Folgen bei Erwachsenen & Kindern
Nehmen wir mal an, du kommst ins Zimmer und findest eine fröhliche Patientin vor, die sich angeregt mit dir unterhält und du stellst diese Temperatur fest. Du fragst sie, ob sie nicht friert, sie ist erstaunt, denn das tut sie nicht, denn sie hat zum Beispiel eine Fehlfunktion der Schilddrüse und der Körper hat sich schon an diesen Umstand gewöhnt,
Das eigentliche Problem ist hier wieder mal das Zwischenmenschliche. Deine Pflegekraft sollte dir das erklären und dir nicht ans Bein pinkeln. Aber da hilft nur, dir ein dickes Fell zuzulegen, denn auf solche Exemplare wirst du noch öfters treffen.
In unserem Beruf gilt, besser etwas zuviel als nicht zu melden, die Konsequenzen einer nicht beachteten vermeintlichen Kleinigkeit können enorm sein.
Von daher, alles richtig gemacht,
Hab noch viel Spass im Beruf,
Marty
 
Niemals ist ein Meßwert losgelöst vom Menschen zu betrachten. Schade, dass die Kollegin dies nicht kommunizieren konnte.

Hier noch mal ein bisschen was zur Physiologie der Körpertemperatur überhaupt: http://www.charite.de/klinphysio/bioinfo/2_p-skripten/b4_b_waermehaushalt.pdf

Wie steht es mit Meßfehlern? Auch das kann bekanntlich die Ursache für zu niedrige bzw. nicht passende Wert sein?
Beispiel:
Ohrthermometer ...Verlegung, des Gehörganges mit Sekret, Sensor falsch ausgerichtet
axillare Messung... Kachexie

Nebenbei- schade, dass man nicht erleben kann, wie du später unter Streß reagierst. Zwischen dem Wunsch immer freundlich und zugewandt zu sein- egal in welcher noch so trivialen Situation- und der Realität liegen dann oft Welten. Und das its nicht als Vorwurf gedacht. Es ist halt so.

Elisabeth
 
Von einer Schülerin im ersten Einsatz kann man -zumal nach so wenigen Tagen- nicht erwarten, dass sie Abweichungen richtig interpretieren und die evtl. Konsequenzen abschätzen kann.
Daher ist die Kommunikation mit der begleitenden Pflegekraft das einzig richtige.

Eva-Maria, Du hast alles richtig gemacht. Vielleicht bittest Du bei entsprechender Gelegenheit die betreffende Kollegin, Dir zu erklären, wieso sie diese oder jene Abweichung für nicht bedenklich hält und wo hier Fehlerquellen beim Messen lauern können.

Zudem kannst Du die Kollegin noch einmal zusätzlich auf Deinen Ausbildungsstand hinweisen - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen ;)
 
Sie soll auch gar nicht alles wissen. Sonst wäre ja die Ausbildung überflüssig.

Vielleicht sollten die Kollegen einfach mal darauf hinweisen: Lieber Azubi- gut beobachtet. Belies dich und wir besprechen dann deine Erkenntnisse. Alles "mundgerecht" zu servieren, kann net unsere Aufgabe sein. Der Azubi soll lernen, sich selbst Wissen anzueignen.
Man muss allerdings auch erwähnen, dass dies leider auch nicht alle Examinierten beherrschen. Vielleicht wird deswegen so selten auf diesen Weg des Wissenserwerb verwiesen.

Elisabeth
 
Ich bin kein Fan davon, Schüler immer aufs "sich belesen" zu verweisen.
Das ist auch nicht Sinn und Zweck einer Praxisanleitung.
Wenn ich SOWIESO mit dem Schüler zusammen meine Runde mache, kann man auftauchende Fragen auch gleich klären - solange sie nicht so komplex sind, dass man dafür extra Zeit anberaumen muss.
Selbstverständlich soll der Schüler sich zusätzlich eigenes Wissen aneignen - aber das hat Eva-Maria in diesem Fall ja auch.
Sie hat lediglich die begleitende Pflegekraft auf Abweichungen des gelernten hingewiesen und damit alles richtig gemacht.
Die Schülerin deswegen in einem harschen Ton anzugehen, finde ich ehrlich gesagt, völlig daneben von der Pflegekraft- aber leider gibt es ja auf den Stationen viele solcher Exemplare....
 
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Die Schülerin deswegen in einem harschen Ton anzugehen, finde ich ehrlich gesagt, völlig daneben von der Pflegekraft- aber leider gibt es ja auf den Stationen viele solcher Exemplare....
Der Ton macht sicher die Musik.... Aber es werfe der den ersten Stein, der ohne Sünde ist. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass der Kollegin der Ton nicht (mehr) bewusst ist, dann müssten wir der TE raten, das nächste mal sofort darauf hinzuweisen, dass der Ton verletzend war. Auch das sollte Inhalt der Praxisanleitung vor Ort sein.

Elisabeth
 
Auf meiner ersten Praxiseinsatzstation wurde eine Temperatur von z.B. 35,7 °C immer als 36,0°C in die Kurve geschrieben, weil ja die Skala erst bei sechs-null losging ... kam ich mir damals vielleicht blöd vor ...
 
Also wenn z.B. ein neuer Pat. auf Station ist und er hat eine so geringe Temperatur (35 °C) und mir liegen keine Vergleichswerte vor dann frage ich den Pat. nochmal direkt ob so eine Temp. für ihn normal sei, ob er friert usw. Dann informier ich kurz die Fachkraft (Schwester) über den Wert und meine Aufgabe ist getan.

Ich habe die Erfahrung gemacht dass je mehr weibliche Fachkräfte auf Station sind desto zickiger gehts zu. Wir Schüler sind dann immer ein schönes Ventil zum ablassen von Frustration und müssen dieses Machtgetue ertragen - vor allem wenn man in d. Probezeit ist und man auf die Bewertung d. Station angewiesen ist. Man hat zu kämpfen weil man Angst hat das Ganze verschlimmert sich wenn man den Mund aufmacht - und das in einem sozialen Beruf, echt traurig! Also was ich damit sagen wollte, ich kann dich vollkommen verstehen Eva. Habe selbst gruselige Erfahrungen gesammelt und mir geschworen dass ich nicht so sein werde.
 
Wieso habe ich nirgends gelesen, WO die Temperatur gemessen wurde? Wir messen im Ohr, da ist 35 Grad nicht gerade untertemperiert.
 
@BettyBoo- darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Kollegen nicht immer nett sind sondern wie ganz normale Menschen- mal gut, mal weniger gut drauf. Und als Antwort wird erwartet, dass alle, die nicht die "Mutti-Tour" drauf haben, per se böse und untragbar sind.

Elisabeth
 
Gibt es auf Station denn kein Thermometer für rektale Messung? Ist zwar nicht unbedingt sehr angenehm für Pat. und Pflegekraft, aber nun gut.
Wenn ich als Azubi im 2. Jahr "abnormale" Werte messe, trage ich das ein, sage Bescheid dass es aktuell so ist und dass ich z.B. in 15 min nachmesse.
Dazu kann man ja bei zu niedriger Temperatur sagen, dass derjenige sich für den Moment mal was wärmer einpacken soll, jemand mit mit subfebriler Temperatur würd ich bitten sich nicht noch eine Jacke überzuziehen.
 
Also ich hatte im Ohr gemessen und das Problem hat sich auch gelöst. Habe gestern noch einmal mit der Pflegekraft zusammengearbeitet und sie war viel ausgeglichener und ich konnte das Thema nochmal gut in einer Raucherpause ansprechen. Da war die nötige Ruhe dazu da.
 
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Ich habe die Erfahrung gemacht dass je mehr weibliche Fachkräfte auf Station sind desto zickiger gehts zu. Wir Schüler sind dann immer ein schönes Ventil zum ablassen von Frustration und müssen dieses Machtgetue ertragen - vor allem wenn man in d. Probezeit ist und man auf die Bewertung d. Station angewiesen ist. Man hat zu kämpfen weil man Angst hat das Ganze verschlimmert sich wenn man den Mund aufmacht - und das in einem sozialen Beruf, echt traurig! Also was ich damit sagen wollte, ich kann dich vollkommen verstehen Eva. Habe selbst gruselige Erfahrungen gesammelt und mir geschworen dass ich nicht so sein werde.

Ich will das Verhalten der Examinierten nicht verteidigen, sowas geht nicht.
Aber solches Verhalten ist, leider, keine Seltenheit. Auch nicht begrenzt auf die Pflege. Ich bin vom Erstberuf Installateur, ich habe also 3 1/2 Jahre Erfahrungen auf dem Bau sammeln "dürfen" und glaub mir, da geht es noch ganz anders zu, als in der Pflege. Klar der Zickenalarm ist auf dem Bau gleich 0, aber sonst hast Du als Azubi da rein gar nichts zu lachen.
 
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Kann es sein, dass der Umgang miteinander von völlig falschen Vorstellungen geprägt ist? Da wird erwartet, dass eine distanzierter und gleichzeitig behütender Umgang herrscht.
Ich bin immer wieder erschrocken, wie sehr angehende PKs offensichtlich darauf angewiesen sind, dass man ihnen nur wohlwollend und liebevoll begegnet. Die Erwartung, dass in der Pflege nur Gutmenschen arbeiten scheint bei einigen sehr ausgeprägt zu sein. Da wird jedes Wort genau unter der eigenen Lupe betrachtet und an den eigenen Maßstäben gemessen. Und wehe, wenn sie nicht bestehen- die Kollegen.

In der Schule wird doch Psychologie gelehrt. Vielleicht wäre es sinnvoll dort mal den "Teufelskreis" oder die selbsterfüllende Prophezeiung zu erläutern. Es scheint, als wenn da echte Defizite bestehen.

Elisabeth
 
Von einem Pflegeprofi kann ich auch als Azubi ein gewisses Einfühlungsvermögen erwarten. Schließlich gehört die Fähigkeit zur Empathie zum Berufsbild dazu, und mich stört es bis heute, wenn jemand "Freundlichkeit" nur Patienten und Vorgesetzten entgegengebringt und sich vor anderen völlig gehen lässt (wo's wohl nicht so drauf ankommt). Ein guter Umgang mit allen Beteiligten hat noch keinem Betriebsklima geschadet.
Dass es auf dem Bau anders zugeht, ist schon klar, da wird der potentielle Arbeitnehmer aber vorher auch nicht auf seine Empathiefähigkeit hin abgeklopft, weil das dort sicher nicht ganz so wichtig ist.
 
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Dann differenzier ich mal: hier im Forum sind viele Gutmenschen die niemals unfreundlich sind- wohlgemerkt: niemals und in keiner Situation. Wobei man "unfreundlich" noch definieren sollte.

Also ich hatte im Ohr gemessen und das Problem hat sich auch gelöst. Habe gestern noch einmal mit der Pflegekraft zusammengearbeitet und sie war viel ausgeglichener und ich konnte das Thema nochmal gut in einer Raucherpause ansprechen. Da war die nötige Ruhe dazu da.
Es scheint fast, als wenn die Azubine Eva Maria mehr Kompetenz hat. Sie hat die Situation noch mal reflektieren können und ist nicht der Vorgabe gefolgt: einmal mißlungene Kommunikation = Fachkraft ohne Empathie. So mancher Gutmensch kann hier von Eva Maria noch was lernen.

Elisabeth
 
@Elisabeth: Welche Vorgabe von wem?

Mir geht's um eine grundsätzliche (und vorbildliche) Haltung, die scheint aber auch aus der Mode zu kommen. Sachliche Kritik kann sachlich, ganz ohne "Anschnauzen", geäußert werden (dazu muss man noch nicht mal "Gutmensch" sein). Und im Falle von Eva Maria ist sie es, die reflektiert hat. Das hätte ich aber vor allem von der "Fach"kraft erwartet, den ersten Schritt zu tun.
 
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Dass es auf dem Bau anders zugeht, ist schon klar, da wird der potentielle Arbeitnehmer aber vorher auch nicht auf seine Empathiefähigkeit hin abgeklopft, ...

Wo wird dass denn in der Pflege?

Ich muss Elisabeth ein Stück weit recht geben. Haut zu Tage reagieren viele Schüler auch mehr als sensibel. Oft wird auch nicht die Situation reflektiert, in der die vieleicht etwas schroffere Reaktion des Gegenüber kommt. In einer normalen Situtation geht es gar nicht, wenn rumgeschnauzt wird, aber wenn Stress ist?! Wer kann denn da von sich behaupten immer ruhig zu sein? Ich kann es nicht, ich kann mich dann später aber auch entschuldigen, dass sollte dann schon sein.
Aber wie gesagt, viele Schüler reagieren aber auch mehr als sensibel. Wenn ich noch ein paar Jahre zurückdenke, ich weiß ich werde jetzt gleich virtuell gelyncht, da wurden die Schüler von den Examinierten noch in großer Regelmäßigkeit veralbert. Ich meine das berühmte holen von erfundenen Gegenständen (Schlüssel für den Douglasraum, Vakuum für Redons, etc.). Da sind so manche Schüler im Schweiße ihres Angesichts durch die Klinik gehechelt und wurden von einer Station zur nächsten geschickt. Sowas ist doch heute undenkbar. Da kommt doch gleich der Vorwurf des Mobbings und wie gemein doch alle sind.
Geschadet hat es doch sicher niemanden von denen die das noch erlebt haben, oder?
 

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