Quelle: www.reuters.de
Offenbar Tollwuterkrankungen nach Organtransplantationen
Mittwoch 16 Februar, 2005 16:16 CET
Heidelberg (Reuters) - Nach Transplantationen von Organen einer höchstwahrscheinlich mit Tollwut infizierten Spenderin sind in Deutschland vermutlich drei Empfänger mit der tödlichen Krankheit angesteckt worden.
Der Zustand der Patienten in Hannover, Marburg und Hannoversch-Münden sei äußerst kritisch, erklärte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Mittwoch in Heidelberg. Drei weiteren Patienten in Mainz und Heidelberg, die Organe der Spenderin empfangen hätten, gehe es dagegen gut. Sie würden entsprechend behandelt, um eine Erkrankung zu verhindern. Es sei das erste Mal, dass die sehr seltene Krankheit in Deutschland über eine Transplantation übertrage wurde. Medizinisch sei es nicht möglich, die Infektion eines Organspenders in dem kurzen Zeitraum zu prüfen, der nach Eintritt des Hirntodes für eine Transplantation nur zur Verfügung stehe.
Im konkreten Fall hatte sich die Spenderin nach Angaben der Ärzte vermutlich während eines Urlaubes in Indien mit dem Virus infiziert. Symptome seien nicht erkennbar gewesen. Die Spenderin sei im Dezember 2004 ins Krankenhaus gebracht worden und habe dort einen Herzstillstand erlitten. Nach Ausbruch der Symptome gilt Tollwut als nicht mehr heilbar.
"So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Allerdings ist uns ein vergleichbarer Fall aus den USA vom letzten Sommer bekannt", erklärte DSO-Vorstand Professor Günter Kirste. Spezialisierte Institute in Essen und Hamburg untersuchten derzeit, ob die Spenderin tatsächlich mit Tollwut infiziert gewesen sei.
IN DEUTSCHLAND KAUM TOLLWUT-FÄLLE
Nach Angaben der Ärzte in Uniklinik Heidelberg sterben in Indien pro Jahr 30.000 bis 50.000 Menschen an Tollwut. In Deutschland dagegen seien in den vergangenen 20 Jahren lediglich fünf Tollwutfälle bekannt geworden. Drei der Patienten hätten sich das Virus in Indien infiziert, zwei weitere seien als Jäger häufig in Kontakt mit Tieren gewesen. Zugleich seien seit 1963 in Deutschland knapp 100.000 Organe verpflanzt worden, ohne dass eine Tollwutübertragung bekannt geworden sei.
"Falls eine Infektion stattgefunden hat, können wir nur hoffen, dass wir rechtzeitig mit der aktiven und passiven Immunisierung angefangen haben", sagte der Oberarzt der Inneren Medizin an der Universitätsklinik in Heidelberg, Pater Sauer, über seinen Patienten. "Wenn wir alle Glück haben, wird der Patient nicht erkranken." Organspender werden nach Angaben der Ärzte routinemäßig auf Infektionen wie HIV und Hepatitis B und C untersucht. Zwischen dem Hirntod und dem tatsächlichen Eintritt des Todes stünden jedoch nur wenige Stunden oder Tage zur Verfügung, um ein Organ noch zu verpflanzen. In diesem kurzen Zeitraum sei der Nachweis von Tollwutviren wissenschaftlich noch nicht möglich.
In Deutschland sind nach Angaben der Ärzte nur ausgesprochen wenige Menschen gegen Tollwut geimpft, weil die Krankheit sehr selten ist. Die Empfänger von Spenderorganen vor der Transplantation zu impfen, sei nicht wirkungsvoll, da ihr meist geschwächter Körper auf die Impfung nicht angemessen reagieren könne. Die drei erkrankten Patienten hätten Lunge, Niere und Niere-Pankreas der Spenderin empfangen. Den nicht erkrankten seien ebenfalls im Dezember die Leber sowie die Augen-Hornhäute der Spenderin eingepflanzt worden.
Offenbar Tollwuterkrankungen nach Organtransplantationen
Mittwoch 16 Februar, 2005 16:16 CET
Heidelberg (Reuters) - Nach Transplantationen von Organen einer höchstwahrscheinlich mit Tollwut infizierten Spenderin sind in Deutschland vermutlich drei Empfänger mit der tödlichen Krankheit angesteckt worden.
Der Zustand der Patienten in Hannover, Marburg und Hannoversch-Münden sei äußerst kritisch, erklärte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Mittwoch in Heidelberg. Drei weiteren Patienten in Mainz und Heidelberg, die Organe der Spenderin empfangen hätten, gehe es dagegen gut. Sie würden entsprechend behandelt, um eine Erkrankung zu verhindern. Es sei das erste Mal, dass die sehr seltene Krankheit in Deutschland über eine Transplantation übertrage wurde. Medizinisch sei es nicht möglich, die Infektion eines Organspenders in dem kurzen Zeitraum zu prüfen, der nach Eintritt des Hirntodes für eine Transplantation nur zur Verfügung stehe.
Im konkreten Fall hatte sich die Spenderin nach Angaben der Ärzte vermutlich während eines Urlaubes in Indien mit dem Virus infiziert. Symptome seien nicht erkennbar gewesen. Die Spenderin sei im Dezember 2004 ins Krankenhaus gebracht worden und habe dort einen Herzstillstand erlitten. Nach Ausbruch der Symptome gilt Tollwut als nicht mehr heilbar.
"So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Allerdings ist uns ein vergleichbarer Fall aus den USA vom letzten Sommer bekannt", erklärte DSO-Vorstand Professor Günter Kirste. Spezialisierte Institute in Essen und Hamburg untersuchten derzeit, ob die Spenderin tatsächlich mit Tollwut infiziert gewesen sei.
IN DEUTSCHLAND KAUM TOLLWUT-FÄLLE
Nach Angaben der Ärzte in Uniklinik Heidelberg sterben in Indien pro Jahr 30.000 bis 50.000 Menschen an Tollwut. In Deutschland dagegen seien in den vergangenen 20 Jahren lediglich fünf Tollwutfälle bekannt geworden. Drei der Patienten hätten sich das Virus in Indien infiziert, zwei weitere seien als Jäger häufig in Kontakt mit Tieren gewesen. Zugleich seien seit 1963 in Deutschland knapp 100.000 Organe verpflanzt worden, ohne dass eine Tollwutübertragung bekannt geworden sei.
"Falls eine Infektion stattgefunden hat, können wir nur hoffen, dass wir rechtzeitig mit der aktiven und passiven Immunisierung angefangen haben", sagte der Oberarzt der Inneren Medizin an der Universitätsklinik in Heidelberg, Pater Sauer, über seinen Patienten. "Wenn wir alle Glück haben, wird der Patient nicht erkranken." Organspender werden nach Angaben der Ärzte routinemäßig auf Infektionen wie HIV und Hepatitis B und C untersucht. Zwischen dem Hirntod und dem tatsächlichen Eintritt des Todes stünden jedoch nur wenige Stunden oder Tage zur Verfügung, um ein Organ noch zu verpflanzen. In diesem kurzen Zeitraum sei der Nachweis von Tollwutviren wissenschaftlich noch nicht möglich.
In Deutschland sind nach Angaben der Ärzte nur ausgesprochen wenige Menschen gegen Tollwut geimpft, weil die Krankheit sehr selten ist. Die Empfänger von Spenderorganen vor der Transplantation zu impfen, sei nicht wirkungsvoll, da ihr meist geschwächter Körper auf die Impfung nicht angemessen reagieren könne. Die drei erkrankten Patienten hätten Lunge, Niere und Niere-Pankreas der Spenderin empfangen. Den nicht erkrankten seien ebenfalls im Dezember die Leber sowie die Augen-Hornhäute der Spenderin eingepflanzt worden.