Suizidversuch eines Patienten

Rabenzahn

Poweruser
Registriert
15.02.2002
Beiträge
933
Ort
Kassel
Beruf
AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Auf einer chirurgischen Station wurde ein 78 jähriger Mann aufgenommen. Dieser Patient war im Haus bekannt. Er hatte ca. 3 Jahre vorher ein Colon – Ca, welches operativ behandelt wurde. Den Eingriff hatte er gut überstanden und war bis zu seinem erneuten Aufnahmetag nahezu beschwerdefrei.
Die jetzige Aufnahme erfolgte wegen einem starken, gürtelförmigen Schmerz im Oberbauch, Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein. Seit längerer Zeit bestand eine Unverträglichkeit und Abneigung gegen bestimmter Speisen. Gewichtsabnahme in den letzten Wochen ca. 4 Kilogramm.

Besagter Mann kam über die Ambulanz auf die chirurgische Abteilung der Abdominalchirurgie.
Die Erstversorgung des Patienten bestand in der Anlage einer Infusion und einer Magensonde zur Entlastung des geblähten Magens, der Gabe von Schmerzmitteln nach vorangegangener Sonographie.

Er kam in ein damals noch vorhandenes 6-Bett-Zimmer, welches mit 3 Patienten belegt war.

Die Nachtwache bestand aus einer Krankenschwester und der Zweitwache in Form eines Studenten. Dieser hatte den Mann aufgenommen und in sein Zimmer begleitet. Bereits in der Ambulanz und später auf Station hat der Mann seine Ängste bekundet, wieder an einem Darmtumor zu leiden und das er das nicht verkraften würde.

Der Student hat ihn sein Bett zugewiesen und war dann aus dem Zimmer gegangen um die nötigen Aufnahmepapiere zu holen. Als er zurück kam, saß der Mann im Bett und hatte sich die Magensonde und die Infusionsleitung entfernt und um den Hals gewickelt. Bei diesem Anblick hat er dann noch eine Aussage getätigt die nicht auf Feingefühl im Umgang mit der Situation schließen ließ. Er sagte: „ Was soll denn das, wollen sie sich umbringen ? „
Der Patient hat darauf nicht geantwortet.

Da er noch ein Medikament benötigte und der Venenzugang entfernt war, wurde der diensthabende Arzt angefunkt mit der Bitte einen neuen Venenzugang zu legen.
Als dieser das Krankenzimmer betrat war der Patient nicht in seinem Bett. Er hatte sich in der Nasszelle mit dem Infusionssystem an der Vorhangstange erhangen.
Das Infusionssystem war dünn wie ein Bindfaden aber nicht gerissen. Der Arzt und der Student haben das Infusionssystem durchtrennt und den Mann auf den Flur gezogen. Die Hauptwache löste den Herzalarm aus und ich war innerhalb weniger Sekunden auf der betreffenden Station. Der Mann lag also in Rückenlage im Flur. Ich habe ihn mit einem Oxford – Tubus mit Führungsstab intubiert, was nicht ganz einfach war, weil der Kehlkopf luxiert erschien. Nach erfolgreicher Intubation mit Beatmung und Herzdruckmassage kam der Kreislauf nach ca. 2 Minuten in Gang. Unter medikamentöser Therapie konnte er so stabilisiert werden, dass eine schnelle Verlegung auf die medizinische Intensivstation erfolgen konnte. Der Patient hat diesen Zwischenfall überlebt, ohne neurologische Defizite. Er konnte 3 Wochen danach aus der Klinik entlassen werden.

Frage 1: „ Was war entscheidend für die erfolgreiche Reanimation dieses Mannes ? Was musste auf jeden
Fall getan werden ?

Frage 2: „ Welche Erkrankung verbirgt sich hinter seinen geschilderten Beschwerden ?
Wieder ein Rezidiv ?

Auflösung wieder am Donnerstag
 
Hallo,
der Mann muß wahnsinnige Angst gehabt haben. Nachdem ja scheinbar das Sono kein rezidiv und keinen Ileus ergeben hatte.
Es war gut , daß der Infusionschlauch nachgegeben hat bei der Strangulation. Ich denke es war auch ein Vorteil ihn auf dem Flurboden zu reanimieren.
Mehr fällt mir nicht dazu ein.
Grüßlä
Dagmar
 
Hallo,

also ich denke das er vielleicht eine Virusinfektion hatte, wenn man schon auf dem Sonobild nichts sieht !!!Aussage kräftig für mich ist die Nahrungsmittel Unverträglichkeit oder das er ca 4 Kg abgenommen hat in einer Woche !!! Der Blähbauch ist auch ein Merkmal , oder ???

Man hatte genug Platz auf dem Gang, und nicht wenn man in der Nasszelle versucht hätte die Maßnahmen einzuleiten, und ich denke, dass schnell Handeln war auch gut, Ihn schnell von der Infusion zubefreien !
Und die liegende Magensonde war ein Hilfe bei der Intubation, so konnte man genau sehen wo der Tubus eingeführt werden muss !!!


ODER ? Ist ein bißchen schwer für mich, muss mich da ein paar Tage reinversetzen !!!
:?
 
Hi !
Ich halte die rasche Intubation für das Wichtigste bei diesem Patienten. Man hätte jedoch beim ersten Suizidversuch schon etwas unternehmen müssen!Wegen der Beschwerden tippe ich auf Gastritis.Psychische Erkrankung ausgeschlossen?
Weiter fällt mir jetzt nix ein.Gruß Suse
 
Hallo,

eine der entscheidenen Handlungen für eine erfolgreiche Reanimation war neben der Durchtrennung des Infusionssystems auch die Entfernung des bindfadendünnen System vom Hals.
Nur so konnte es dann wieder zu einer Durchblutung des Gehirns kommen.
Abschneiden alleine hätte nicht gereicht. ( Häufig gemachter Fehler, abschneiden aber die Einschnürung um den Hals nicht gelöst )

Die Beschwerden des Mannes stellten sich als Pankreatitis heraus.
Typisch dafür der gürtelförmige Schmerz und die Abneigung gegen Speisen.

Danke fürs Raten.
 
Ups, stimmt wenn ich mir das so vorstelle !!!


Danke für den Beitrag- "Stift :wink: :P "
 
Hallo Ute,

nur zum besseren Verständnis.

Eine liegende Magensonde zeigt nicht an wo der Tubus eingeführt werden muss.
Weil eine Magensonde im Idealfall in den Oesophagus führt, ein Tubus aber in die Trachea gehört.
Eine liegende Magensonde ist immer ein Risiko, weil sie eine Schiene für Mageninhalt darstellt. Nicht durch die Sonde sondern an der Sonde vorbei via Oesophagus, Mundhöhle - Lunge.

Wenn eine M-Sonde liegt, wird darüber abgesaugt was möglich ist, dann wird sie vollständig entfernt, der Patient rasch intubiert und danach die Sonde neu gelegt. Alles andere wäre ein Kunstfehler.

Im Prinzip hatte ich verstanden was Du gemeinst hast, wollte es aber nochmals deutlich niederschreiben.

Schönes Wochenende wünscht der Stift :roll:
 
huhu, ich bin net blöd--------------------muh------------ :wink: :roll:

Magensonde , ist schon klar , dass da nicht intubiert wird !!!! Habe mich wohl falsch ausgedrückt, Du hast es ja gut erklärt !!!
8)
 
Die Magensonde hatte er sich ja eh schon für seinen ersten Selbstentleibungsversuch gezogen.
Also dem Studenten gehört, mit Verlaub, links und rechts eine an d' Backe gschlage!
Ich lasse einen suizidgefährdeten Patienten doch nicht allein!!!
Schon garnicht wenn er sich Schläuche um den Hals wickelt!!!
Ts ts ts...
 
Hallo Skraal,

ich denke Du hast im Prinzip Recht, aber auf der anderen Seite muss man sehen, der Student hat nicht so viel Erfahrung im Umgang mit den Patienten. Sie studieren und werden praktisch erst im letzten Jahr mit den Patienten konfrontiert.
Wahrscheinlich hat er die Situation vollkommen unterschätzt. Seine Bemerkung hinsichtlich der Suizid war vielleicht sogar " witzig " gemeint. Aber das ging voll daneben.
Na gut. Wir haben ihn erfolgreich reanimiert und ich bin sicher, dass er nie wieder so mit einem Patienten verfahren wird.

PS. Und jeder macht mal einen Fehler. Manche sogar nur einmal.
 

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