Stellung der Krankenpflege in der Gesellschaft

Nachteule

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17.09.2002
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Hi folks,

fällt es euch auch auf, dass die Pflege und der Beruf der/des Krankenschwester/-pflegers zunehmend an Wertschätzung verlieren.

Ich kann es gar nicht fassen, was manche Leute so vom Berufsbild der Pflege halten :(

Habe mich, wie ihr vielleicht schon aus meinen anderen Beiträgen wisst, entschieden vom Medizinstudium in eine Krankenpflegeausbildung zu wechseln. Jetzt, wo ich mit Freunden, Kollegen, Eltern, Verwandten und Ärzten darüber spreche, stosse ich auf Reaktionen, die mich total entsetzen:

" ... wie kannst du nur Krankenpfleger werden, ein Arzt ist doch viel mehr wert, verdient mehr Geld und hat in der Gesellschaft ein höheres Ansehen... "
"... bist du bescheuert? Krankenpfleger, dass ist doch kein Beruf für einen Mann, das machen doch nur Frauen. Da verdienst du doch nix, und musst ständig anderen Leuten den ***** abwischen... "

"... wie kannst du nur auf den Status als Arzt verzichten wollen, Krankenschwestern sind doch nur Hilfspersonal, deren Arbeit kann doch jeder machen ... "

" ... als Arzt bist du der Chef, das Pflegepersonal kriegt doch ständig nur Befehle und darf nix selbst entscheiden ..."

" ... als Krankenpfleger wirst du doch von den Patienten ständig schikaniert, musst immer antanzen wenn einer was will, dass kann es doch nicht sein was du für den Rest deines Lebens machen willst ... "

" ... willst du wirklich mit den ganzen Aushilfskrankenschwestern aus Polen zusammenarbeiten, da hast du doch ständig Schwierigkeiten mit der Sprache, weil die kein Deutsch können ..."

" ... als Krankenpfleger musst du die schwere Arbeit machen und als Arzt kannst du den Schwestern sagen, dafür seid ihr zuständig ... "

" ... willst du wirklich mit Leuten, die kein Abitur haben und zehn Jahre jünger sind als du, eine Ausbildung anfangen? Da würd ich aber was besseres machen ... "

... u.s.w. ...


Mittlerweile bin ich richtig deprimiert!!! :cry:


Meine Argumente halten die meisten für blödsinnig und viel zu idealistisch, damit könne man kein Geld verdienen:

... dass ich gerne Menschen helfe ...

... mir es Freude macht, wenn ich den Patienten durch kleine Dinge, bzw. alltägliche Tätigkeiten, weiterhelfen kann ...

... dass es mich nicht stört auch unangenehme Sachen zu erledigen, weil ich weiss es muss getan werden, damit der Patient sich wohlfühlt ...

... ich mich gerne mit den Menschen unterhalte oder ihnen helfe, auch wenn man das nicht immer bezahlt bekommt ...

... es mich überhaupt nicht juckt welches Ansehen mein Beruf in der Gesellschaft hat, Hauptsache ich mache ihn gerne und habe Freude an meiner Tätigkeit ...

... ein Arzt doch nicht was Besseres ist als eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger !!! ...

... es mich überhaupt nicht stört einen Beruf zu machen, zu dem man kein Abitur braucht, und wofür man nicht studieren muss ...

... ich lieber weniger verdiene als ein Arzt, aber in meinem Beruf glücklich und zufrieden bin ...

Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass die Leute das wirklich glauben, was sie da von sich geben??? :weissnix:


Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht? Hoffentlich bessere!


Grüsse von der Nachteule :wink:
 
Nein leider nicht !!!!

Den häufigsten Satz den ich gehört habe:

"Was, das könnte ich nicht, anderen Menschen den Popo abwischen" Boah, da bekomme ich eine Wut, ich könnte in die Luft gehen !!!

Oder:

Ja Ihr bekommt zuwenig Geld, habt keine Zeit für die Patienten !!!

Ich glaube, es bricht mich an !!! :wut:
 
Hallo Nachteule,

zuerst einmal herzlich willkommen im Forum!

Die Erfahrungen, die du gemacht hast, gehören wohl zum Bild der Krankenschwester/Krankenpfleger.

Ich arbeite an einer Kinderintensivstation und dort sehr viel mit Eltern zusammen daher läuft bei uns einiges anders. Bekanntlich sind Kinderkrankenschwestern ja auch anders! (Habe ich jedenfalls immer zu hören bekommen)

Natürlich gibt es die Erfahrungen die du gemacht hast!

Aber für mich steht dann immer noch der Aspekt, warum ich Krankenschwester geworden bin:

Eben weil ich, wie du gerne Menschen helfe und weil ich mich auch mit all deinen anderen angeführten Punkten identifizieren kann!

Da sind aber nicht nur die negativen Dinge:

Es baut auf, wenn man am Abend nach Hause geht und die Eltern fragen einem - wann kommen sie wieder! Oder wenn sie morgen Nachtdienst haben, nehmen sie dann wieder mein Kind.

Wenn dir Eltern sagen - ihr seit ein Super Team. (In der Spüle flogen gerade die Worte - das Team streitet auf Teufel komm raus - aber kein Aussenstehender hat etwas bemerkt) Denn in unserer Arbeit sind wir wirklich ein Super-Team!

Wenn wir von den Eltern gesagt bekommen, da arbeiten Menschen mit viel Technik - aber auch mit sehr viel Herz!

Du im Sommer schwitzt und schwitzt und dann bekommst du ein Eis von den Eltern! Einfach so!

Es sind so die Kleinigkeiten, die einen freuen - eine Torte von Eltern, deren Kind vor einem Jahr an der Station lag. Mit einer schlechen Prognose - sie hat es geschafft und wir haben zum ersten Geburtstag eine Torte bekommen. - Die Eltern erinnern sich noch immer an uns, an jede einzelne Schwester (Pfleger), die damals ihr Kind betreut hat!

Nicht zu vergessen, die wertvolle Aufgabe in der Sterbebegleitung - wenn du manchesmal an deine eigenen Grenzen gehst! Als Danke von den Eltern in den Arm genommen wirst - sie dann nach Wochen oder oft Monaten - das Team wieder besuchen kommen - um sich zu verabschieden!

Oder einfach mal eine Ansichtskarte nach langer Zeit!

Dann wissen wir (ich), was wir geleistet haben! Das ist es dann was zählt und nicht die Meinung von Ahnungslosen!

In diesem Sinne, liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hi Nachteule :flowerpower:
erstmal Hallo und viel Spaß im Forum :D
So, zu Deinem Bericht, da kann ich nur sagen und das aus eigener Erfahrung, dass derartige Menschen, aus dem Tal der Ahnungslosen (sie wissen Null von der Arbeit einer Schwester/Pfleger), ganz einfach mal für 1 Woche oder so, auf irgendeiner Station in einer Klinik arbeiten sollten oder sich wenigstens Info dadurch verschaffen sollten, wie da was wann läuft. :!:
Auch von dem Zusammenhang, wann ein Arzt einer SR/Pfl eine Anordnung geben darf und wann nicht :!:
Aber Du hast Recht, genau so, wie Du das Bild der Sr/Pfl von Deinem Bekanntenkreis geschildert bekommst, findest Du es Tausendfach in der Gesellschaft überhaupt vor :twisted:
Laß Dich dadurch nicht abschrecken und wenn Du in die Krankenpflege umsatteln möchtest, dann tu es :!:
Laß Dich nicht von solchen "aussagefähigen Menschen" fehlleiten :wink:
Sammle Deine eigenen Erfahrungen und laß Dich nicht so schnell verunsichern.
Wir brauchen zwar die Ärzte, doch sie brauchen uns viel mehr :!:

Ein schönes WOE

Carmen
 
Hey Nachteule!!!!
Kann mich hier den anderen anschließen. Hab häufig die Erfahrung gemacht was aussenstehende von dem Beruf halten :evil1: , doch es sind nicht alle. :flowerpower:
Der Teil der Gesellschaft der solche saudummen Bemerkungen von sich gibt, hat überhaupt keine Ahnung was so läuft. :schraube: Das gesammte Wissen beruht auf irgendwelchen KH-Soaps like Schwester Stefanie und zusammengereimten Dingen. Wenn daraus unser Beruf bestehen soll dann Prost-Mahlzeit. :angryfire: Wenn man nun aber so eine Person mal 1 Woche im KH arbeiten lassen würde oder sie selbst schwer krank (oder zumindest. hilfsbedürftig) im KH liegen würden, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Von wie vielen hab ich schon gehört "Ich hab immer gedacht....." :knabber:
Häufig wissen nur diejenigen die selber diese Hilfe benötigt haben oder in den Job reingeschnuppert haben, was wir wirklich leisten. Und das ist weit mehr als nur Steckbecken schieben ect.
Desweiteren sind wir eine eigenständige Berufsgruppe die zwar Arztanordnungen durchzuführen hat, auch drauf angewiesen ist, aber ohne uns würde der ein Arzt im KH aufgeschmissen sein! :aetsch: Fazit: :besserwisser: Wir benötigen den Arzt, doch viel mehr benötigt er uns, denn wer könnte sonst noch wichtige Infos weiterleiten, beobachtungen durchführen oder auch so manche Aufgabe abnehmen.Und das wichtigste: WER WÜRDE SICH SONST UM DIE PFLEGE KÜMMERN!ZUR GENESUNG TRÄGT NICHT NUR DIE MEDIZIN BEI!!!!
Hab jetzt gerade frisch mein Examen gemacht und mein Freund war fassungslos als er sah was eine Krankenschwester an theoretischem Wissen haben muß. :verwirrt:
Liebe Grüße :wavey:
Tigermaus
 
Hi @ all!

Was sagt ihr euren Leuten, wenn ihr gefragt werdet "Was macht eine Krankenschwester eigentlich den ganzen Tag?"
Oder wie verteidigt ihr euch, wenn ihr sowas hört, wie "Die wischen eh nur Popos von anderen Leuten!" ? ...Ist ja eigentlich auch Teil unseres Berufes...

Ich persönlich finde, dass diese Erklärungen und Rechtfertigungen nämlich nur schwer rüberzubringen sind. Hat irgendwer eine alles entwaffnende Antwort?!

Dass "die Dankbarkeit der Pat." der Grund ist - klingt in unseren Leistungsgesellschafts-Ohren, wenn wir ehrlich sind, total mickrig. Da denkt sich das Gegenüber höchstens irgendwas mitleidiges ob soviel Naivität.

Dass "die Pflege das wichtige ist" - impliziert eben Tätigkeiten wie das Popo-Saubermachen.

Dass wir "Tätigkeiten eines Arztes" mitübernehmen (um scheinbar unsere Position aufzuwerten) - das unterstützt ja wieder nur die Rolle als kleines unscheinbares Arzthelferlein, das blind und meinungslos Befehle ausführt.

Wisst ihr was ich meine?
Was sagt ihr :?:

+lg, david
 
Hallo,

eine ganz wichtige Aussage hat Nachteule unterschlagen, was immer wieder von den " Zivilisten " ( so nenne ich die betriebsfremden Personen ) gemacht wird. >>Das könnte ich nicht <<.

Damit bringen sie zum Ausdruck, dass ihnen die Nächstenliebe und die Pflicht zu helfen völlig abhanden gekommen ist.
Aber genau diese Leute erwarten, wenn sie in der Nacht ein Wehwehchen haben, dass Menschen wie Du und Ich da sind, um zu helfen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese dann als Patienten die größten Schleimer sind. Zwar stellen sie Ansprüche, meinen aber auch mit ihren paar Euro in die Kaffeekasse alles wett machen zu können.
Extrem schockiert waren sie immer, wenn ich die Annahme der Trinkgelder verweigert habe, weil ich genug verdiene. Das konnten sie nicht verstehen, vor allem wenn sie gerade vorher auf einen Schieber sassen.

Teil 2 folgt
 
Ich finde das unser Beruf bei der älteren Bevölkerungsschicht doch ein hohes Ansehen hat, während die Gruppe der FUN Gesellschaft nicht verstehen kann, dass ein Wochenende auch ohne Alkohol, Disco und Drogen rumgeht. Nämlich als Dienst in der Klinik.
Lassen wir uns durch diese unqualifizierten Aussagen nicht in unserem Selbstbewußtsein bzgl. unseres Berufes irritieren. Irgendwann kriegen wir sie alle und dann lernen sie zu schätzen das es uns gibt.

Was die Abgrenzung zur Ärzteschaft betrifft, bin ich sehr stolz darauf kein Arzt zu sein. Und ich sage es dann auch, wenn so ein Patient in der Einleitung des Op's oder im Aufwachraum sagt: " Herr Doktor " .
Mag sein, dass wir mit unseren Hauben, Mundschutz und Op-Kittel so aussehen. Aber GottseiDank bin ich keiner. Ein Anästhesiepfleger pflegt die Anästhesie. Aber was macht ein Narkosearzt ? :wink:
Und kein anderer Berufsstand ist so korrupierbar wie der der Ärzte :twisted:
 
Hier ein Spruch von Julius Hackethal

Wir sind die Größten

Der Eid des Hippokrates machte es möglich:
diese weltweite Selbsteinschätzung der Ärzte.

Größenwahn wurde zum Arzt-
Gesetz zum Schlachtfeld für Gesunde und Kranke

Statt zu schwören, sollte jeder Arzt jeden Morgen beten
Lieber Gott, hilf mir gegen meine 3 Erbsünden:

Selbstüberschätzung, Eigenkritikmangel und Arroganz.

Meinen Arzt Kollegen rufe ich zu:
"Freunde wir sind erkannt. Wer dieses nicht glaubt, blättere im Serre".

Meinen Mitmenschen rate ich aus Nächstenliebe:
Lest Serre, bevor ihr zum Doktor geht.
Es ist nichts übertrieben:
Der Wunsch von Claude Serre das Geleitwort zu diesem
Arztbild-Michelangelo zu schreiben, ist für mich die höchste Klasse
"Por le merite".

Lieber Gott, schütze mich besser vor Größenwahn.
 

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