Sohn des Patienten entscheidet über Leben und Tod?

Trisha

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04.03.2004
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Ort
Göttingen
Beruf
Krankenschwester, Pflegerische Fachexpertin für chronische Wunden
Akt. Einsatzbereich
Bildungsmanagement Bereich chronische Wunden
Hallo zusammen!!!

Ich muss Euch was erzählen und dazu hätte ich gerne mal Eure Meinungen erfahren.
Heute war ich, wie üblich im Frühdienst mit meiner Tour unterwegs...mit einer Schülerin (zum Glück!) dabei.
Bei Hrn. P., ein Schwerstpflegefall, haben wir die üblichen Pflegemassnahmen durchgeführt. Nachdem wir fast fertig waren, fing er wieder ganz schlimm zu husten an. Diesen Husten hat er schon eine geraume Zeit, bis jetzt konnte ihm da niemand so richtig helfen, so dass er diesen los wird.
Doch heute war es so schlimm, dass er sogar eine Apnoe hatte und blau-lila anlief! Er war einen kurzen Moment nicht ansprechbar aber er erholte sich nach diesem ungefähr eine Minute anhaltendem Anfall rasch.
Wir hätten nicht gewusst in diesem Moment, ob wir einen Schwerstpflegefall noch reanimiert hätten, aber im Falle eines Falles? Ich denke in dieser Notfallsituation hätten wir wohl ohne zu überlegen alle lebensrettenden Massnahmen eingeleitet. Schliesslich kann ich doch nicht zuschauen wie jemand durch Ersticken stirbt!
Ich informierte den Arzt und dieser überwies ihn sofort an einen Spezialisten. Der Sohn, der von mir darüber informiert wurde, regte sich darüber fürchterlich auf. Was mir nicht alles einfalle, seinen Vater nicht einfach mal in Ruhe zu lassen, er solle doch endlich sterben, das wäre kein Leben mehr, ich solle sofort den Termin absagen, auch käme sein Vater selbst im Notfall in kein KH mehr, wir sollten uns unterstehen, noch irgendwas zu tun, was sein Leben verlängert.
Ich erklärte ihm, dass er sich doch mit dem Husten quälen muss und er ja nur untersucht wird um eine entsprechende Therapie einzuleiten, nach langem Hin und Her willigte der Sohn ein, unter der Bedingung, dass sein Vater in kein KH kommt.
Der Sohn von Hrn. P. ist der Betreuer (Betreuungsgesetz).
Ich hoffe es kommt kein Notfall mehr, denn ich "darf" Hrn. P. ja nicht mehr ins KH lassen. Auch musste ich alle Kollegen informieren, dass sie keine lebensverlängernden Massnahmen mehr ergreifen sollen.
Hat der Sohn das Recht dazu, darüber zu entscheiden?
Was ist beim nächsten Notfall bei Hrn. P.? Soll ich ihn etwa sterben lassen?
DAS KANN ICH DOCH NICHT TUN!!!!

LG
Trisha
 
Hallo Trisha,

Dieses Dilemma ist letztlich eine Frage der Ethik. Inwiefern ist etwas moralisch verwerflich oder muß ich nicht alles tun, um Leben zu bewahren und zu retten? Höchstwahrscheinlich hast du ebenso wie ich im Krankenhaus Ärzte kennengelernt die auch Niemanden sterben lassen können und reanimieren auf Teufel komm raus.

Zur thematischen Auseinandersetzung und zur Beantwortung deiner Frage, ob du es für dich verantworten kannst, kann ich die einige gute Bücher empfehlen:

*(Defekter) Link entfernt*

*(Defekter) Link entfernt*

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Cheers

Ingo :wink:
 
Hallo Trisha!

Das Problem kenn ich auch . .. is ne doofe Situation. Wir haben das aber so geregelt ( Anweisung der PDL ) das, wenn so eine Situation auftritt, wir entscheiden was passiert, da wir in dem Moment wo wir vor Ort sind, die Verantwortung tragen.

Gruß :D

Starbreeze
 
Hi Trisha

eine schwierige Situation - ohne Frage... aber für wen? Sterben ist nicht immer schön. Nur wenigen ist es vergönnt im Schlaf von dieser Welt zu gehen. Sterben kann auch akut passieren.

Ich denke, dass ein Problem der Pflegenden in solchen Situationen die mangelnde Fähigkeit zum Aushalten ist. Warum muss reanimiert werden? Wegen des Pat.oder wegen der Pflegekraft? Es hieß hier: ich bin doch verantwortlich. Bin ich wirklich dafür verantwortlich, alles zu tun, damit ein Sterben verhindert wird?

Elisabeth
 
Hallo Trisha

Hat Herr P. eine Patientenverfügung- Testament?

Denn bei uns in der altenpflege erlebe ich das auch jeden tag und viele bei uns haben ein Patientenverfügung und dort steht dann drin wie man im so einen falle reagieren soll.
Für mich selber is es auch sehr schwer am liebsten würde ich dann auch alles tun und machen und diesen menschen zu helfen. Aber manchmal ist es auch besser wenn sie gehen.

liebe grüsse
Alexandra
 
Nein, er hat keine Patientenverfügung, und, wie gesagt, alle Entscheidungen trifft der Sohn. Auch den Hausarzt hat er schon darauf hingewiesen, dass keine lebensrettenden (oder -verlängernden) Massnahmen mehr ergriffen werden sollen.
Ich weiss, eigentlich ist es verantwortungslos, einem Schwerstpflegefall noch das "Leben" zu retten, ich glaube, jeder würde mich danach fragen WARUM? auch würde ich mich selbst nach dem "warum" fragen.
Andererseits werde ich wohl kaum damit klar kommen, im Notfall untätig sein zu müssen. Zusehen, wie er stirbt. Ich möchte nicht mit dieser Situation konfrontiert werden. Zumal seine Ehefrau, die ebenfalls leicht pflegebedürftig ist, immer sehr besorgt ist und Angst um ihn hat. Was ist, wenn sie dabei ist? Sie würde mir Vorwürfe machen. Ich mir auch.
Ich weiss, wenn es zu Ende gehen soll, dann geht es zu Ende, und für ihn wäre es sicher auch eine Erlösung, auch wenn ich mich mit dieser Meinung auf dünnem Eis bewege.
Ich kann nur hoffen, dass es nicht in Anwesenheit einer PK passiert. Ich wäre froh und erleichtert, würde er friedlich einschlafen...

LG
Trisha
 
Hi Trisha!!!
Also im KH, haben wir in solchen Fällen, einen Vermerk in der Akte, dass der Patient nicht reanimiert, bzw. auf Intensiv verlegt werden soll!!! Würde versuchen von dem Hausarzt ebenso einen Vermerk in Eure Akte zu bekommen, dann bist du im Falle eines Falles abgesichert!!!!

Aber bei uns heisst so ein Vermerk nicht, dass der Pat ersticken soll!!!! Von daher bin ich schonmal der Meinung, dass du völlig richtig gehandelt hast!!! ( Ob nun mit Vermerk oder ohne, auch wir hätten den Pat. mit Vermerk noch abgesaugt, bzw. den Arzt dazu geholt, quälen soll sich niemand)!!! Den Hausarzt zu informieren, heisst ja noch lange nicht, dass der Pat tatsächlich ins KH kommt, und es ist auch nicht deine Aufgabe dieses mit dem Sohn zu klären!!!! Da hat der "nette" Sohn schon selber mit dem Arzt drüber zu sprechen und du bist nur ausführende Kraft!!!!!

Von daher hast du völlig richtig gehandelt, und solltest auch im Wiederholungsfalle so handeln!!!!!
 
Hallo Bäumli!

Ich kenne diese Vermerke in der KH-Krankenakte, da war man als PK abgesichert. Obwohl ich einmal erlebte, dass Angehörige einen Arzt aus diesem Grund verklagen wollten, weil er einen solchen Vermerk in die Akte eingetragen hat und die Töchter und Söhne des Pat. das in Erfahrung brachten (der Pat. starb dann aber -zum Glück- "unbemerkt" nachts im Schlaf). Auch da gilt: genau abwägen.
Wie Ingo schon erwähnte, es ist eine ethische Angelegenheit.

Nun, im ambulanten Bereich ist das wieder anders. Da spielen die Angehörigen und der Pat. selbst die entscheidende Rolle. Ich kenne momentan keinen Fall, wo die pflegenden Angehörigen einen solchen Vermerk vom Arzt zulassen würden.
Im beschriebenen Fall würde der Sohn sicher zustimmen, aber die Ehefrau auf keinen Fall, die kriegt die absolute Krise, wenn er schon zu husten anfängt.
Es ist meine Pflicht, alle Angelegenheiten mit dem Sohn zu klären, denn er ist der gesetzliche Betreuer seiner Eltern, aber es ist fraglich, ob er mir "verbieten" kann, im Notfall untätig zu sein.
Den Arzt würde ich immer wieder konsultieren.
Vielleicht hat dieser Fall ja ein "gutes" Ende, ohne Entscheidungen treffen zu müssen, ob oder ob nicht...

LG
Trisha
 
Ja Trisha, da hast du schon recht!!! Aber auch wenn der Sohn der gesetzliche Betreuer ist, darf er dir gegenüber keine Anordnungen treffen!!!! Von daher handelst du schon völlig richtig, wenn du den Arzt konsultierst!!! Hoffe auch, dass du da in keinen weiteren Entscheidungszwang gerätst, aber falls doch, bist du über die ärztliche Anordnung, dass du nichts mehr tun sollst, abgesichert!!!

Viel Glück noch!!!!
 
Hallo Trisha,

hmm die Situation kenne ich ähnlich, nur aus dem klinischen Bereich!

Ähnlich meint aber hier, es war ein 80 jähriger Mann mit einer "dicken-fetten" Pneumonie, der durch einen Anruf der Angehörigen in ein Krankenhaus überwiesen wurde.

Es war angenehm zu seh'n, in welcher innigen Beziehung der Patient und seine Ehefrau miteinander umgegangen sind. Liebevoll und zärtlich.

Im Nachtdienst verschlimmerte sich der Zustand des Patienten dramatisch und er wurde reanimationspflichtig. Dienstbeflissen wie die zuständige Dienstärztin nun mal war, wurde sofort eine Reanimation eingleitet mit "Herzmassage", Intubation, ZVK etc. ....

Dass der Patient während dieser umfangreichen Reanimation verstorben ist, hat man gar nicht so mitbekommen. Zum Ende stellte man den Totenschein aus und informierte die Angehörigen.

Diese Erfahrung war für mich der Auslöser, mir über meine beruflichen Aufgaben Gedanken zu machen und ich kam letztendlich zu dem Schluss, dass DAS nicht mehr meinen Vorstellungen von Pflege entspricht. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass der Mann im Beisein seiner Frau friedlich eingeschlafen wäre und nicht mit Schmerzen, Rippenbrüchen und Schlauch im Hals qualvoll sein Ende erlebte.

Meine Konsequenz war das Verabschieden aus der Pflege um einen Arbeitsbereich zu finden, wo ich mit diesen Situationen nicht mehr konfrontiert werde. Das hat immerhin noch 3 Jahre gedauert, um in dem Bereich zu landen, in dem ich heute bin.

Ich gebe zu zu: Ich selbst konnte mich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen Tod zu zulassen ... Warum wissen die Götter. Aber es scheint ein Manko im medizinischen Bereich oder in der Geschichte unserer Kultur zu sein.

Mein Berufsweg hat mich zwischenzeitlich in eine neurologische FrühRehaKlinik geführt und ich habe hier die Patienten kennen gelernt, die ich früher reanimiert habe.
Patienten im Wachkoma, Patienten mit minimalen Hirnfunktionen aber dafür ausgestattet mit einem Heimbeatmungsgerät und Angehörigen, die nicht loslassen können.
In der Konsequenz kommen viele dieser Patienten in Pflegeeinrichtungen, in denen sie versorgt und gepflegt werden (über die personelle Ausstattung dieser Einrichtung möchte ich mir hier besser keine Gedanken machen), bis irgendwann der Moment eintritt, in dem die Kerze des Lebens erlischt und sie friedlich einschlafen können.

Nicht unbedingt meine Berufserfüllung. Burn-Out war die Folge und der endgültige Schritt aus der Krankenpflege die Folge.

Heute versuche ich Menschen (egal aus welchen Gründen sie in ihrer jetzigen Situation sind) ihre derzeitige Situation so angenehm und praktisch wie mögich zu gestalten. Meine Erfahrungen aus der Pflege helfen mir dabei. Gedanken über den Zustand und die Ursache, warum sie in diesem Zustand sind darf ich mir nicht machen, sonst könnte ich meinen Job nicht so ausüben wie ich ihn ausübe.

Ich wünsche keinem diese Erfahrungen so zu machen wie ich sie gemacht habe, kann nur jeder Pflegekraft (Ärzte klammere ich hier jetzt mal aus, ist eine Spezies für sich) raten sich seinen Aufgaben, Tätigkeiten und die daraus resultieren Konsequenzen bewusst zu machen und sensibel dafür zu werden, das man immerhin Menschen versorgt und keine Motorblocks der A-Klasse.

Wünsche Dir viel Erfolg im Verarbeiten Deiner Erfahrungen

Grüße aus der Nähe von Köln

Norbert Wiegand
 
NoWie67 schrieb:
Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass der Mann im Beisein seiner Frau friedlich eingeschlafen wäre und nicht mit Schmerzen, Rippenbrüchen und Schlauch im Hals qualvoll sein Ende erlebte.

Hi Norbert!!!!
Erst mal Respekt vor deiner Entscheidung!!! Aber zu deinem Statement!!!
Leider schreibst du nichts dazu, wie die Ehefrau reagiert hat, bzw. was der Mann, oder die Ehefrau sich im Vorfeld gewünscht haben!!!!
Deinen Wunsch, dass der Mensch friedlich einschläft kann ich verstehen ( und auch ich kann viele Entscheidungen von Ärzten nicht unbedingt teilen), aber was war denn der Wunsch des Pat?
 
Hallo Bäumli,

leider ist die Geschichte schon 4 Jahre her ... wenn ich mir überlege ziemlich genau 4 Jahre!

Die Frau war mit der Situation völlig überfordert. Inwieweit die Frau danach gefragt wurde entzieht sich meiner Kenntniss, da die Informationen nicht immer bei uns als Pflegekräfte ankamen. Sie saß nur den ganzen Abend weinend am Bett des Patienten, bis es (nach wessen Meinung auch immer) Zeit war nach Hause zu gehen.
Der Mann selbst hatte hohe Temperaturen und war meines Erachtens nicht mehr in der Lage darüber zu entscheiden, was mit ihm passiert!
Mehr kann ich dazu nicht sagen!

Hmm da fällt mir noch ein Beispiel zu dem Thema ein:
Mein Vater (73 Jahre) wurde letzten Dezember in der Klinik eingewiesen.
Diagnose: Schwere Pneumonie auf Grund Exsikose und anderer Vorerkrankungen.
Primär im allgemeinstationären Bereich lag er da und harrte der Dinge die da kommen sollten. Eine Antibiotikatherapie wurde angesetzt, doch änderte sich der Zustand meines Vaters nicht in die positive Richtung sondern er verschlechterte sich soweit, dass er nach 4 Tagen Nachts im Schweinsgalopp auf die Intensivstation verlegt werden musste, um dort intubiert und beatmet werden zu müssen.
Für mich selbst brach eine Welt zusammen. Meine Mutter malte sich alle erdenklichen Möglichkeiten aus, die passieren könnten bis hin zu der Möglichkeit, dass er die Zeit im Krankenhaus nicht überlebt.
Dazu muss ich sagen, dass mein Vater vom Allgemeinzustand nicht einem 73-jährigen Mann entsprach, sondern eher einem 85-jährigen. Chronische Bronchitis, Z.n. Bypass-OP, Z.n. Thoraxdrainage und Lungen-OP, Inkontinenz ... aber noch soweit mobil, dass er sich mit etwas Hilfe meiner Mutter gut alleine versorgen konnte. Geistig schon abgebaut, auf Grund von Umständen, die ich hier nicht näher erläutert möchte.

OK, nach 6 Tagen Beatmung unter Sedierung (wenn die reduziert war, war er wach und ansprechbar) stand eine Tracheotomie im Raum, die wir aber dringend vermeiden wollten.
Wir als Geschwister stellten uns ernsthaft die Frage, welchen "lebensverlängernden Massnahmen" wir noch zustimmen würden. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es bei den derzeitigen Massnahmen bleibt und nichts weiter unternommen werden sollten. (Anmerkung: Die Crew aus mir und meine Geschwistern bestand aus Krankenpfleger, Arzt und Polizist).
Genau zu dieser Zeit, verschlechterte sich der Zustand meines Vaters. Er war zwar inzwischen extubiert, aber die Temperatur sank nicht und die Antibiotikatherapie war mit allen vorhandenen Mitteln ausgereizt, ein Pilz hat sich dann sowieso noch dazugesellt und der Hinweis: "Wenn er diese Nacht nicht übersteht schafft er es nicht mehr" ... Also rechneten wir mit dem schlimmsten ... das nicht eintrat.
Den nächsten Morgen saß er "wie durch ein Wunder" (ob es Gott war oder wer auch immer - oder er selbst die Kraft gefunden hat weiß ich nicht) im Stuhl und tat so als wäre nie etwas gewesen ... naja nicht ganz so, aber er erholte sich stetig.
Die anfängliche Desorientiertheit, die von den Ärzten als bleibend prognostiziert wurde, hat sich mittlerweile in einem mangelnden Kurzzeitgedächtnis manifestiert, geblieben ist eine Inkontinenz und eine Eingruppierung in die Pflegestufe 2. Er ist mit einem Rollator ein bißchen mobiler, ist aber kaum noch in der Lage großartig Treppen zu steigen und allein kann man ihn so auch nicht lassen, weil er sich nicht mehr selbst helfen kann. Wir sind schon froh, wenn er mit Hilfe meiner Mutter in der Küche am Tisch sitzt und nicht bettlägerig ist.

Wir haben ihn gefragt, ob er selbst diese Prozedur noch einmal mitmachen würde und er antwortete mit "Ja"!
Inwieweit er selbst realisiert hat, was mit ihm abgegangen ist weiß ich nicht. Empfunden hat er es aber als weniger dramatisch als wir Angehörigen ...

Ich wüßte in diesem Falle nicht, wie ich in einer ähnlichen Situation handeln würde, nur mit dem Blick darauf, welche Zustände nach Reanimation eintreten können, würde ich glaube ich auch entscheiden, dass irgendwann mal Schluß ist. Leicht fallen würde es mir nicht.

Ich selbst habe mehr Probleme damit, wenn sich Menschen dazu entschließen alles mögliche zu tun, damit der Angehörige weiter lebt, als mit der Entscheidung, dass man sich gemeinsam mit dem Angehörigen auf den Tod vorbereitet, wenn sowas überhaupt möglich ist. Denn keiner weiß genau was uns nach dem Tod erwartet.
Ich weiß nur, was passieren kann, wenn z.B. Reanimationen nicht so verlaufen wie man sich die vorstellt, und der Patient als Wachkoma-Patient oder hirntoter Mensch überlebt.

Das waren meine Eindrücke zum Thema "Sterben in der ambulanten Pflege" ...

Noch kurz eine Frage an alle Pflegekräfte: Wie wurdet Ihr in Eurer Ausbildung auf Sterben und Tod vorbereitet? Wie denkt Ihr selbst darüber?

Soweit noch einen schönen Sonntag

NoWie67
 
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Noch kurz eine Frage an alle Pflegekräfte: Wie wurdet Ihr in Eurer Ausbildung auf Sterben und Tod vorbereitet? Wie denkt Ihr selbst darüber?
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Hallo NoWie67,
Ich persönlich habe noch unter Nonnen meine Pflegeausbildung gemacht. Dementsprechend sind bei uns Sterben und Tod ganz anders vermittelt worden.
Für mich persönlich kann ich nur feststellen, keine Reanimation und keine Lebenserhaltenden Maßnahmen. Nach 25 Jahren Intensivmedizin zuviel negatives erlebt.
MfG Claudia
 
Hi
ich würde mich auch nur reanimieren lassen, wenn sicher gestellt wäre, dass mein Kreislauf nicht länger als ca. 40 Sek steht!!!!
Aber das kann man so sehen, wenn man das nötige Fachwissen dazu hat!!!! In der Öffentlichkeit ( sprich der Personenkreis, der von Medizin keine Ahnung hat) wird es aber nunmal alles schön geredet!!! In jedem Erste Hilfe Kurs, wird nur darüber geredet wie eine Reanimation das Leben retten kann, aber wie das Leben danach unter Umständen aussehen kann, wird nicht vermittelt!!!( Wäre vielleicht auch falsch, da sonst kein Erst-Helfer mehr helfen würde)
Was ich sagen möchte, ist dass die Unwissenheit der Angehörigen meisst groß ist, und viele eben denken, dass man noch etwas für den 90 jährigen Großvater tun muss, der sowieso schon seit 5 Jahren niemanden mehr erkennt(ist nur ein Beispiel, nicht missverstehen), und sein Leben gelebt hat!!! Viele Angehörige verdrängen auch, dass die Situation aussichtslos ist, selbst nach guter ärztlicher Aufklärung!!!!! Man kann nur jedem raten das Thema Sterben nicht mehr als Tabuthema zu sehen, sondern alle Angelegenheiten rechtzeitig zu klären!!!! Und wenn da eben nichts geregelt ist, sind wir nunmal verpflichtet zu Handeln, auch wenn naja..... ihr wisst hoffentlich was ich sagen will!!!!!

Ganz Liebe Grüße
 
Hi Trisha,

Du schreibst, dass der Pat. in der Schwerstpflege eingestuft ist. Kann er sich denn noch in irgendeiner Form mitteilen?
Wenn nicht, dann hat der Sohn als gesetztlich eingesetzter Betreuer das Recht, über den Pat. zu entscheiden. Inwieweit ist denn bekannt, ob und was der Sohn mit dem Vater betreff derart schwieriger Entscheidungssituationen ausmachte, bevor der Vater zum Schwerstpflegepat. wurde? Habt Ihr da mal nachgefragt, auch wenn keine Pat.-Verfügung vorliegt?
Meine Einstellung ist, dass man nicht Jeden Pat. auf Krampf am Leben erhalten muß, wenn die Lebensqualität seit Jahren weiter in's Negative geht.
Bei uns auf Stat. werden Gespräche mit Angehörigen, eventuellen Betreuern und Ärzten geführt, wo besprochen wird, wie in einer Akutsituation gehandelt werden soll. Dann können derartige Situationen, wie Du Eine davon erlebtest, nicht erst mit Diskussionen beginnen.

Carmen
 
Hallo,

ich muss Euch erst mal neu begrüssen: mein PC wurde von sasser (dieser elende Mistwurm! :wink: ) befallen und ich konnte nicht mit diskutieren :cry: !!!

Es hat sich einiges getan in diesem Fall. Unsere PDL überliess die Verantwortung dem Pflegepersonal, welches sich vor Ort befindet.
Der Sohn, tja der Sohn... er befindet sich seit dem Vorfall im Ausland (nur noch per Handy zu erreichen), checkt dort eine evtl. neue Arbeitsstelle. Toller Betreuer. Fakt ist, der Sohn hat an seinen Eltern kein Interesse, sie fallen ihm zur Last. Das Familienleben war leider nie intakt.
Dem Pat. selbst geht es kontinuierlich schlechter, der Lungenfacharzt war keine Hilfe, da ja der Sohn seinen Vater nicht dort hin begleitet hat und der Pat. selbst sich nicht mehr angemessen äussern kann. Ein Hausbesuch eines Spezialisten erfolgt offenbar nur noch bei Privatpatienten.
Vor einigen Wochen hat der Pat., trotz Verwirrtheit, noch den ein oder anderen lustigen Spruch fliegen lassen, er war wirklich furchtbar witzig, freundlich, goldig. Seiner Frau sagte er immer: "Weisst du was, ich liebe Dich IMMER noch!" Rührend! Wohlgemerkt, der Pat. war meist verwirrt!
Sein AZ hat sich nun so verschlechtert, dass er fast nichts mehr sagt, nur noch schläfrig ist.
Ich befürchte, sein Ende naht. Ich denke, dass ich in einer Notfallsituation nicht mehr handeln werde. Ich hoffe, dass das ethisch korrekt ist und ich dies mit meinem Gewissen vereinbaren kann.

Liebe Grüsse
Trisha
 
Hallo Claudia ... Danke!

Hallo Trisha,

hmm und wie hat Euch Eure PDL auf die Situation vorbereitet???

Grüße derweil ... bin im Streß ... Prüfung, die Amis kommen und nen neuen Mitarbeiter muss ich auch einarbeiten ... und das im Praktikantenstatus ... Un Glaub Lich ...

So long

NoWie67
 
Hallo,

unsere PDL hat uns das klar gesagt und es wurde im Dienstbesprechungsprotokoll schriftlich festgehalten.
Vorbereitung? Vorbereitung auf was? Wir werden für solche Situationen mit jährlichem Reanimationstraining vorbereitet, aber wir üben nicht passive Sterbehilfe zu leisten. Kann man das überhaupt "üben"?

LG
Trisha
 
Hallo Trisha,

naja unter Vorbereitung verstehe ich was anderes ... da gibt es sinnvolle Einrichtungen wir Supervision, Coaching u.ä. - wenn man den richtigen Supervisor bzw. Coach erwischt hat eine sehr effektive Geschichte!

Reanimationstraining zielt ja eher darauf Menschen leben retten um jeden Preis ... so ganz plumb ausgedrückt.

Naja und die PDL hält sich fein raus ... schade eigentlich!

Nun gut ich sehe, ich kann Dir hier auch nicht weiterhelfen, wünsche Dir aber viel Erfolg im Umgang mit der Situation

Grüße aus der Nähe von Köln

NoWie67
 
Hallo zusammen,

der Herr P. ist dann mal wieder im KH gelandet.
Die Ehefrau hat ganz aufgeregt den Bereitschaftsdienst angerufen, nach dem Hr. P. massiv erbrochen hatte und kaum noch ansprechbar war.
Meine Kollegin ist sofort hin und rief den Notarzt.
Tja, und da der Sohn mal wieder mit Abwesenheit glänzte und keine Pat.-Verfügung zur Hand ist, hat der Arzt die KH-Einweisung veranlasst.
Er liegt intubiert auf der Intensivstation. Und der Sohn sieht das alles gaaaanz locker....ach, was soll man da noch sagen?

LG
Trisha
 

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