Hallo Traumtänzerin,
ich möchte Dir hier meine Erfahrungen mit den Zeugen Jehovas mitteilen.
Ich habe lange Zeit im damals (ich weiß nicht ob das heute auch noch zutrifft) einzigen Klinikum in München gearbeitet, in dem diese Patientengruppe überhaupt behandelt worden ist.
Das wir das einzige Klinikum waren, ist übrigens eine Ausage von Patienten bzw. deren Angehöriger.
Die weitaus größte Anzahl dieser Patienten hat sich in den präoperativen Aufklärungsgesprächen eindeutig gegen eine Bluttransfusion entschieden.
Dieses wurde von uns auch befolgt, da es sich rechtlich um eine Einschränkung
des Behandlungsvertrages von seiten des Patienten handelt.
Die Anästhsieaufklärung wurde bei dieser Patientengruppe immer von einem Facharzt, meistens sogar vom Oberarzt der Intensivstation vorgenommen.
Sie dauerte in der Regel eine Stunde, also deutlich länger als sonst.
Relativ häufig waren die Patienten mit dem Einsatz des CellSavers während der OP einverstanden. Dieser konnte allerdings nur bei traumatologischen OP´s eingesetzt werden, da Carcinome eine Kontraindikation für den CellSaver darstellen.
Einige wenige stimmten den Transfusionen zu, unter der Bedingung, das die Angehörigen nichts davon erfahren.
Also haben wir die Transfusionen außerhalb der Besuchszeiten gegeben
oder der Besuch mußte so lange in der Schleuse warten, bis die Transfusion beendet war.
Ein Patient erhielt von seinem "Pfarrer"(weiß leider nicht mehr die genaue Bezeichnung), die Erlaubnis präoperativ Eigenblut zu spenden.
Er hat am Ende gar nicht alle seiner eigenen Konserven gebraucht.
Patienten, die die Transfusion ablehnten, erhielten postoperativ nach HB-Wert
Erytropoetin s.c.
Der Therapieerfolg konnte durch den HB-Wert und durch die Anzahl der Retikoluzyten gemessen werden.
Damit, sowie einer länger als sonst erforderlichen Beatmungsdauer und Intensivliegezeit konnten wir die meisten dieser Patienten gut behandeln.
Bei zwei Patienten haben wir die Hypothermie als unterstützendes Verfahren eingesetzt. Beide haben jedoch nicht überlebt. Das HB fiel bei ihnen trotz Hochdosisgabe von Erytropoetin bis auf 2,5.
Im Team gab es natürlich auch Kritik an der Behandlung dieser Patienten.
Nachdem klargestellt wurde, das die Erytopoetinbehandlung nicht teurer ist, als Konserven und diese Patienten auch aus medizinischer Sicht (wieviel HB braucht ein Mensch?) interessant sind, ebbte die Kritik auch ab.
Jedoch gab es auch Pflegekräfte, die diese Patienten nicht übernehmen wollten.
Noch eine Anmerkung von mir:
Irgendwo in der Bibel steht "und enthaltet Euch des Blutes"
Ich bin der Meinung, das es heißen soll..."des eigenen Blutes", also Inzest und dies ist eine Lebensregel, die auch medizinisch Sinn macht.
Ich hoffe, das ich Dir damit weiterhelfen konnte!
Werner