Querschnitt nach Sturz von Wickeltisch - Mutter ahnungslos?

Rabenzahn

Poweruser
Registriert
15.02.2002
Beiträge
933
Ort
Kassel
Beruf
AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Hallo,

ein 7monatiger Säugling wird notfallmäßig von einer anderen Klinik zu uns verlegt.

Kräftiges Kind, obere Extremitäten sehr agil.

Mutter gibt an, dass Kind ist ihr vor 5 Wochen vom Wickeltisch gefallen.
Kernspin ergab eine Verletzung der Wirbelsäule.
Operation erfolgte sofort in der Neurochirurgie .
Das Kind war gelähmt. Querschnitt nach Sturz von Wickeltisch.

Und die Mutter will ernsthaft 5 Wochen nicht bemerkt haben das das Kind nicht mehr strampelt.

Kann es das wirklich geben ???
 
... nein, das halte ich für eine Falschaussage der Mutter, das kann nicht möglich sein :!:
Eventuell hat die Mutter etwas zu verbergen oder sie kümmert sich nicht sorgsam um ihr Kind aber 5 Wochen nicht sehen, dass das Kind die Beine nicht mehr bewegt, das ist unmöglich :twisted:

Carmen :twisted:
 
Eine Frage Rabenzahn,

warum hat die Mutter das Krankenhaus aufgesucht? Was hat sie dazu bewegt?

Liebe Grüße aus
 
Hallo Gaby,

ich glaube sie war mit dem Kind beim Kinderarzt, aber wohl eher wegen einer anderen Untersuchung.
Sie hat im Aufwachraum gewartet während der Junge operiert wurde. Diese Frau war auffallend teilnahmslos auch als ihr das Operationsergebnis durch die Neurochirurgen erklärt wurde.
Zwischen ihr und dem Kind war eine dicke Wand aus Glas, die kein jedes Gefühl undurchdringbar abgewehrt hat.

Ich weiss auch nicht was aus der Angelegenheit geworden ist.
Aber darüber nachdenken, ob ich etwas hätte unternehmen müssen, mache ich immer noch.
 
Hallo Rabenzahn,

was glaubst du nicht getan zu haben oder was glaubst du verabsäumt zu haben? Was hättest du unternehmen wollen? Warum belastet es dich immer noch?

Gaby
 
Hallo Gaby,

belasten ist nicht der richtige Ausdruck. Ich denke darüber nach, dass dieses Kind um sein Recht betrogen wurde ein Leben zu führen wie Du und Ich und andere Menschen.
Dieser Junge wird nie erfahren wie es ist zu laufen, auf einem Rad zu fahren und eben die Dinge zu machen, die ein gesunder Mensch kann.
Deshalb beschäftigt mich die Frage, ob es ein Unfall war oder konkret ein Fall von Kindesmißhandlung.
War es ein Unfall, ist es schon schlimm genug für alle Beteiligte.
War es Kindesmißhandlung, dann wird sie vielleicht nie gesühnt.

Vielleicht wird man sensibler, weil sich die unglaublichen Fälle der Mißhandlungen häufen.

Darunter leiden tue ich wirklich nicht. Nur darüber nachdenken, ob da vielleicht ein Kind meine Hilfe gebraucht hätte und ich habe es nicht erkannt.

LG nach Wien
 
Hallo Rabenzahn,

belasten war vielleicht nicht das richtige Wort - aber immerhin denkst du noch immer darüber nach!

Es stimmt, die Kindesmisshandlungen nehmen in letzter Zeit zu!

Mit der Zeit wird man sensibler, doch muß man auch aufpassen, sich nicht in Dingen zu verlaufen - ev. dinge zu sehen, die nicht da sind. Daher Kindesmisshandlungen immer im Team besprechen! Die Sicht eines einzelnen kann eventuell nicht objektiv genug sein!

Wie hättest du dem Kind helfen wollen?

Liebe Grüße

Gaby
 
Hallo ,

die Hilfe hätte dann so ausgesehen, dass das Kind aus dieser Familie raus kommen muss. Medizinische Hilfe wurde ja geleistet. Aber es muss sichergestellt werden, dass keine weiteren Misshandlungen stattfinden können. Also gleich innerhalb der Klinik die entsprechenden Ämter einschalten etc.

Vielleicht sind da noch mehr Kinder, denen es ebenso ergeht.
 
Hallo Rabenzahn,

ich schicke dir einen Beitag zu den Kindesmisshandlungen (Vorgehen und Umgang mit Kindesmisshandlungen) - dauert aber ein wenig! Beitrag kommt - Versprochen!

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo,

sehr traurig!
Da du die Mutter als teilnahmslos und sozusagen als gleichgültig beschrieben hast umso schlimmer.
Wie wird das Kind von ihr dann versorgt?
Sie war ja vorher scheinbar schon etwas lieblos (so klingt es zumindest).

Es geschehen entsetzliche Dinge mit Kindern. Mag es ein Unfall gewesen sein oder nicht.
Immer mehr Leute sehen weg. Sie kümmern sich eher darum ob die Nachbarin die Hausordnung macht , aber bei so etwas traut sich niemand mal nachzufragen. In dieser Beziehung würde ich lieber ein Gespräch zuviel führen als eins zu wenig.
Ich meine nicht damit, dass solch ein Unfall nicht geschehen kann. Aber ich würde mein Kind sofort zum Arzt bringen.
Diese Mutter hat es nicht getan. Macht mich stutzig.
Was mich interessiert:
Machen die Ärzte keine Meldung wenn es so merkwürdig ist? Wird das nicht überprüft? Besonders bei der Reaktion der Mutter?


Grüße

Dagmar
 
Hallo Rabenzahn,

Kindesmißhandlungen sind ein sehr sensibles Thema. Wie Gaby schon sagte muß man manchmal aufpassen nicht Dinge zu sehen, die nicht da sind. Andererseits bin ich mir sicher, daß leider oft genug Zeichen von uns übersehen werden.

Mißhandlungen sind selten 100%ig zu beweisen. Und niemand gibt freiwillig zu, sein Kind mißhandelt zu haben. Meistens machen die Leute bei konkreten Anschuldigungen total zu, und reden überhaupt nicht mehr. Wir hatten auch schon Fälle, wo von den Eltern kleine Geschwisterkinder beschuldigt wurden, die können ja nicht belangt werden.

Auch für die Ärzte war es immer sehr schwer, Eltern auf eine Mißhandlung anzusprechen. Ungerechtfertigt beschuldigt zu werden, muß für die Eltern auch etwas absolut Schlimmes sein.

Bei uns gibt es seit einiger Zeit für die, leider immer häufigeren Fälle des Verdachts auf Kindermißhandlung, eine sog. Kinderschutzgruppe.
Sie besteht aus Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern. Es wird versucht, einen Zugang zu den Eltern zu finden, ihnen nicht nur Strafe, sondern auch Hilfe angeboten. Es wird auf alle Fälle vorher das Gespräch gesucht, bevor eine Anzeige an die Polizei geht.
 
also erstmal das Thema "KINDESMISSHANDLUNG" ist eine sehr heikle Sache, ich bin selber Mutter von 2 Kindern und gerade weil ich auch als Sozialarbeiterin weiss wie schnell man aber auch zu solchen Sachen "verdächtigt " werden kann, bin ich da gaaaaanz vorsichtig. Vielleicht ist da auch was falsch verstanden worden, die Mutter hatte Angst das sie dann, genau, was nun geschah, verdächtigt wurde ihr Kind misshandelt zuhaben etc.
Dann auch die Äusserung, die Mutter sei abwesend oder uninteressiert, manchmal ist das ein Schutz um so nicht gleich panisch zu reagieren, ausserdem muss man auch bedenken das sehr viele FRAUEN an Wochenbettdepressionen leiden und sie selber auch hilfe brauchen. Für das Kind ist es schrecklich, aber da ich so denke, so hart es klingt, aber meine LEBENSERFAHRUNG hat mir gezeigt, wäre das Kind nicht gefallen, dann wäre was anderes passiert. Unser Leben ist leider so hart und ungerecht und man muss versuchen das besten draus zu machen. Für mich gibt es keine Zufälle. Auch meine Kinder haben schon stürze hinter sich und blaue Flecken vom Toben, wenn mir da immer Kindesmisshandlung nachgesagt würde, mein Gott, dann weiss ich auch nicht.
Bitte nicht falsch verstehen, ich will die Frau nicht in Schutz nehmen, ich bin auch absolut gegen Schläge, Gewalt auch unter den Kindern, ich möchte nur damit sagen "Bitte immer vorsicht bei solchen Äusserungen"........
 
Ich kann die Reaktion der Mutter absolut nicht nachvollziehen.
Jeder der ein Baby hat sucht doch förmlich nach neuen Sachen die sein Kind schon kann. Man merkt doch jede kleine Veränderung. Und wird doch stutzig wenn es rückwärts statt vorwärts geht. Man kann doch nicht so "blind" sein.
Mir tut das Kind sehr leid:cry1:
 
Mir tut das Kind auch sehr sehr leid, aber trotzdem bin ich der Meinung wenn man nicht weiss was vorgefallen ist, kann man nicht immer gleich urteilen.
Wo ich, gerade ich , total an die Decke gehen kann, wenn jemand einem Kind etwas antut, oder die Mütter, die Ihre Babys umbringen und jahre lang in der Kühltruhe haben, solche Frauen könnte ich ......., ich sags lieber nicht. Da hört dann auch alles auf. Oder die Sachen, wie "habe mein Baby schnell mal aufm Clo bekommen und dann mit reingeworfen" unbegreiflich.
Als meine Große damals zur Welt kam, war das auch nicht geplant, ich war mit meinem Leben total überfordert, dachte ich schaff das nie, habe nur geheult und nu ist sie ein gesunder total lieber mitten in der Pupertät steckender Teenager und mein zweiter ist auch total lieb und fit, hätte man mir das vor 16 Jahren gesagt, ich hätte es nie geglaubt.
 
Hallo Kollegen,

bei so scheinbar offensichlichen Problemen muss man als behandelnde Klinik handeln. Der Weg geht meist über den Klinikssozialdienst zum Jugendamt.

Da die Familie jetzt ein behindertes Kind hat, muss ohnehin der Sozialdienst eingeschaltet werden, wegen der Behinderung, Hilfestellung bei den entsprechenden nächsten Schritten, Ausweise, häusliche Pflege o.ä. beantragen, da wird es sicherlich auch Möglichkeiten der psychologischen Hilfestellung und auch Begutachtung der familiären Situation geben.


Ich hatte jetzt einen umgekehrten Fall, wo man sich fragt, ja können denn alle blind sein???
Bei einem Kind fiel im Alter von 9 Monaten auf, dass es nicht auf seinen Namen reagierte, das kam mir komisch vor. Die Mutter bestätigte, dass sich der Knabe schlecht ansprechen ließ, auch mit Musik o.ä. nicht beruhigen ließe, wie es bei seinem älteren Bruder gewesen sei.
Also nahm ich eine Rassel, rasselte rechts und links hinter dem Kind - keine Reaktion!!! und schickte die Mutter - so schnell wie möglich zum HNO- Arzt.

Dort hielt man die Schilderung für unwichtig, gab 2 Monate später einen Termin, dort erfuhr die Mutter dann, die Ohren seien anatomisch gesund, die Schallweiterleitung wohl ein wenig gestört, ansonsten das Kind etwas stur, was bei Zweitgeborenen häufiger so sei, dass sie einfach nicht hören wollen.
Empfehlung Untersuchung im Krankenhaus.

Einen Termin hierfür bekam die Familie erst 3 Monate später, sie hielten die Schilderungen auch für unwichtig, die HNO-Ergebnisse nicht so dramatisch.

Inzwischen bildete sich das anfängliche Lautieren des Kindes zurück, es machte nur noch Brummgeräusche, auch andere Entwicklungsbereiche wurden dadurch beeinträchtigt...

Als das Kind 1 Jahr wurde, suchte das Kind den regulären Kinderarzt zur U-Untersuchung auf, schlilderte die Sorgen. Dort hieß es auch nur, das Kind sei wohl ein Dickschädel!

Im Alter von 14 Monaten dann endlich ein Termin in der Kinderklinik, die wollten die Familie noch wegschicken, weil das Kind zur Untersuchung nicht schlafen wollte, Diesmal ließ die Mama sich zum Glück nicht mehr abschütteln, sie gehe nicht eher, bis das Kind untersucht ist.
5 Monate nach der ersten offensichtlichen Auffälligkeit kamen dann (endlich muss man fast sagen) die Ärzte zu dem Schluss, das Kind ist definitv stocktaub.
Weiterer Termin in einigen Wochen....

Ja was hat denn der HNO und die Kinderärztin vorher nicht sehen wollen, gerade in der sensiblen Zeit, wo ein Kind normalerweise zu sprechen beginnt.
Kann denn das Fachpersonal so blind sein????


Langer Rede -kurzer Sinn: Manchmal wollen manche Leute scheinbar einfach nicht sehen, nach dem Motto, "Daraus schließt man messerschaf, das nicht sein kann, was nicht sein darf!",

LG;
Meggy
 

Ähnliche Themen