Pflegehelfer oder Pflegefachkräfte sinnvoll

DirkB

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21.10.2010
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Hallo,

ganz kurz zu mir, ich bin vor einigen Tagen per Zufall auf diese Forum gestoßen.

Ich selbst bin Rollstuhlfahrer, mit einer nächtlichen CPAP-Beatmung.
Daneben wird eine 24-Stunden-Pflege im 2-Schichtbetrieb realisiert.
Meine Pflege realisiere ich selbst, über das so genannte Assistenz-Modell.
Dabei beschäftige ich permanent 5 Mitarbeiter zuzüglich gegebenenfalls
Pauschalkräfte.

Ich lasse mich gerne korrigieren, aber ich denke, dass dieses Szenario nicht unbedingt eine Intensiv-Pflege darstellt. Insofern habe ich bisher ausschließlich mit Pflegehelfern gearbeitet. Dennoch sind die Anforderungen im Pflegebereich äußerst hoch (schwere Osteoporose, Schluckstörungen usw.), dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Die eingesetzten Mitarbeiter waren also "handverlesen".


Ich hatte die letzten 5 Jahre so gut wie keine Fluktuation. Dies hat sich momentan leider geändert, so dass ich derzeit auf der Suche nach 2 neuen Mitarbeitern bin. Es liegt nicht an den Arbeitsbedingungen, das waren eher private Gründe.

Aufgrund der derzeitigen Bewerbungen (will ich nicht verallgemeinern, kann regional oder abhängig vom Arbeitgeber unterschiedlich sein) muss ich leider feststellen, dass die Qualität der Bewerber erheblich abgenommen hat.

Beispiel
1. Bewerber war schockiert, dass ich ihn nicht sofort Vollzeit und fest einstellen wollte. Die einzigen Berufserfahrungen bestanden darin, in einer Reha- Klinik im Speiseraum Essen ausgeteilt zu haben.
2. Bewerber aus einem Pflegeheim musste ich am Probetag nach 20 min nach Hause schicken, da die grundlegendsten Pflegekenntnisse fehlten (trotz nachgewiesenem Basiskurs). Beim Abschlussgespräch
befragt, gab er an, ausschließlich auf demente Patienten aufgepasst zu haben.

Deshalb ergeben sich für mich momentan folgende Fragen:

Macht es Sinn, alternativ nach examiniertem Personal zu suchen? Oder ist der Einsatz von examiniertem Personal nicht gerechtfertigt?

Die Leistungsträger werden aufgrund der Kostensteigerung nicht begeistert sein.

In welcher Höhe liegen realistische Gehälter/Löhne, so dass man gutes examiniertes Personal einstellen kann?
Mit wie viel Urlaub im Jahr ist regulär zu kalkulieren?

Vielen Dank für die - hoffentlich - vielen Hinweise.

Viele Grüße

Dirk

PS: Ich habe natürlich die anderen Beiträge gelesen, und könnte mir die Zahlen selbst heraussuchen, weiß allerdings nicht, in welche Tarifgruppen beziehungsweise Entgeltgruppen die entsprechende Tätigkeit einzuordnen wäre.
 
Das Problem, was du schilderst, ist momentan mehr als akut und nennt sich Pflegenotstand. D. h. wir haben immer weniger Fachpersonal bei immer mehr Patienten (verkürzt ausgedrückt).
Ein weiteres Problem, was daraus resultiert, ist, dass die Fachlichkeit häufig fehlt. Es vertreten zwar immer wieder Menschen die Meinung, sogenannte "einfache" Pflegetätigkeiten könnten auch durch un- oder angelerntes Personal ausgebübt werden, aber in meinen Augen ist deine Situation ein Beispiel dafür, dass dem eben nicht so ist. Das heißt natürlich auch, Fachlichkeit kostet Geld, was häufig die Krankenkassen bzw. Pflegeversicherungen nicht übernehmen und Privathaushalte häufig nicht selber zahlen können.
Zu deiner Frage: ja, du solltest Fachpersonal einstellen, wenn du fachlich gepflegt werden möchtest.
Gesetzlich gibt es ja inzwischen einen Mindestlohn, den du einhalten musst. Allerdings wirst du dafür wahrscheinlich kein examiniertes Personal bekommen. Alles andere ist Verhandlungssache. Urlaubstage hängen von der Wochenarbeitszahl ab. In einer 6-Tage-Woche gibt es im Krankenhaus für einen über dreißigjährigen Mitarbeiter ca. 30 Tage Urlaub. Auch hier gibt es gesetzliche Mindeststandards, die weit drunter liegen, auf die ich mich als examinierte Kraft allerdings nicht einlassen würde.
Kurz und gut: Qualität kostet Geld.
Viel Erfolg bei der Suche,
Philipp Tessin
 
für professionelle pflege in grundpflegemaßnahmen kannst du auch ausgebildete krankenpflegehelfer einstellen, die eine 1 1/2 - 2 jährige ausbildung anch deutschem krankenpflegegesetz absolviert haben.

gehts mehr an behandlungspflege, dann natürlich examinierte krankenpflegekräfte

das lohnniveau, denke ich, hängt unter anderem auch von der erfahrung der pflegekraft ab, eine kraft mit längerer erfahrung kann natürlich mehr verlangen als eine frischexaminierte kraft (soviel-bei uns in sachsen liegen die löhne für frischausgelernte bei ca 1500 Euro brutto (+- je nach arbeitgeber und stunden,
zuschläge extra)

mindesturlaub liegt gesetzlich vorgeschrieben bei 24 tagen
wir haben z.B. folgende stufen:
bis 29 Jahre 26 Tage Urlaub
bis 39 Jahre 29 Tage Urlaub
ab 40 Jahre 32 Tage Urlaub
 
Das Einstiegsgehalt in Bayern liegt bei >2000 Euro. In Sachsen werden wohl mit die schlechtesten Gehälter bezahlt. Du musst dich also nach der ortsüblichen Vergütung erkundigen.

Mit den Leistungsträgern würde ich das vorab verhandeln. Ich nehme an, du wirst vom MDK begutachtet? Dann sollte sich aus dem Gutachten eigentlich auch ableiten lassen, ob eine Betreuung durch Fachkräfte notwenig ist.
 
Ich selbst bin Rollstuhlfahrer, mit einer nächtlichen CPAP-Beatmung.
Daneben wird eine 24-Stunden-Pflege im 2-Schichtbetrieb realisiert.
Meine Pflege realisiere ich selbst, über das so genannte Assistenz-Modell.
Dabei beschäftige ich permanent 5 Mitarbeiter zuzüglich gegebenenfalls
Pauschalkräfte.

Ich lasse mich gerne korrigieren, aber ich denke, dass dieses Szenario nicht unbedingt eine Intensiv-Pflege darstellt. Insofern habe ich bisher ausschließlich mit Pflegehelfern gearbeitet. Dennoch sind die Anforderungen im Pflegebereich äußerst hoch (schwere Osteoporose, Schluckstörungen usw.), dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Die eingesetzten Mitarbeiter waren also "handverlesen".
Du brauchst erfahrene Pflegekräfte. Das muß nicht unbedingt eine ex. Kraft sein. Aber einfach mal eben so Pflegehelfer einstellen wird nicht den gewünschten Erfolg bringen. Erfahren ist man nicht nach einem Kursus. Da fehlen noch einige Jahre praktisch arbeiten.

Es gibt Pflegehelfer, die diesen Aufgaben durchaus gewachsen sind. Aber in der heutigen Zeit sind auch diese Kräfte schon gefragt und bekommen in der Regel nicht weniger bezahlt als eine ex. Kraft. Und das zurecht, denn sie leisten genauso viel wie sehr gute ex. Kräfte, auch wenn einige Kollegen jetzt meutern werden ;-).

Ich arbeite als examinierte Kraft nicht unter 2400 Euro brutto und 30 Tage Urlaub. Habe aber auch sehr viel Berufserfahrung, mein Wissensstand ist ergo nicht mehr zu vergleichen mit den jungen Examinierten, die gerade aus der Ausbildung kommen.
 
Das Einstiegsgehalt in Bayern liegt bei >2000 Euro. In Sachsen werden wohl mit die schlechtesten Gehälter bezahlt. Du musst dich also nach der ortsüblichen Vergütung erkundigen.

Vielen Dank, für die vielen Antworten.

Das Thema Mindestlohn - ist in unserer Gegend zu mindestens - nicht mehr wirklich aktuell. Dafür findet man keine Leute, geschweige denn gute Mitarbeiter.

Beim Thema ortsüblich wird es interessant. Dies versuche ich schon eine ganze Weile zu ermitteln, ist jedoch sehr schwierig, da wir im direkten Randbereich von Berlin dann doch eher durch die Werte von Berlin dominiert werden.

Hat hier jemand einen Anhaltspunkt für mich?

Viele Grüße

Dirk
 
Es gibt Pflegehelfer, die diesen Aufgaben durchaus gewachsen sind. Aber in der heutigen Zeit sind auch diese Kräfte schon gefragt und bekommen in der Regel nicht weniger bezahlt als eine ex. Kraft.

Das deckt sich voll mit meinen Erfahrungen. Das Examen ist keine Garantie für gute Leistungen. Und das leistungsorientierte Entlohnung auf die Leistung abstellt, und nicht auf die Qualifikation, finde ich persönlich gut. Und meines Erachtens haben dann die ex. auch keinen Grund zu maulen, schließlich sind sie durch die teure, aufwändige und zeitintensive Ausbildung in einer deutlich besseren Position, hervorragende Leistungen zu erbringen.

Auch das mit dem gleichen Geld kann ich nachvollziehen. Doch dies Bürokraten nahe zu bringen, welche ausschließlich auf das Papier schauen wird ein hartes Stück Arbeit.

Trotzdem nochmals danke und viele Grüße aus dem nächtlichen Brandenburg.

Dirk
 

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