Hallo Rabenzahn,
ich habe schon mehrmals hirntote Patienten betreut, u.a. im Rahmen meiner Fachweiterbildung auf einer neurochirurgischen Intensivstation.
An den ersten Patienten, den ich erlebt habe, kann ich mich noch gut erinnern. Es war ein ungefähr 10 jähriger Junge, Zustand nach Verkehrsunfall. Ich kann nicht mehr sagen, was er genau hatte, dafür ist es zu lange her, aber ich kann mich noch genau an meine Verwirrung erinnern. Ich meine, der Junge lag da, ganz normal eben, beatmet, "Spürchen" Dopamin und kaum äußere Verletzungen. Gefühlsmäßig konnte ich nicht nach vollziehen, daß er tot war und wir seinen Körper für eine Organspende betreut haben.
Der letzte hirntote Patient (Sturz aus größere Höhe) ist noch nicht so lange her. Meine Verdrängungsmechanismen sind mit der Zeit "besser" geworden. Nach wie vor empfinde ich eine Diskrepanz zwischen dem, was mein Verstand akzeptiert und dem, was ich fühle.
Wenn klar ist, daß keine Organspende stattfinden wird, wird auf unserer Intensiv alles ausgeschaltet, bis auf den Monitor. Ich weis nicht genau warum, aber ich möchte wissen, wann das Herz aufhört zu schlagen, unabhängig davon, daß der Patient ja schon tot ist. Die meisten Ärzte, die ich kenne, verstehen das nicht. Aber es hilft mir sehr, mit der Situtation fertig zu werden.
Dorothee