Pflege eines Patienten mit Dekubitus

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Gaby

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Hallo,

wie sieht bei euch die Pflege eines Patienten mit Dekubitus aus?

Wir haben sehr selten Kinder auf der Station, die einen Dekubitus haben. Wir beugen einem Dekubitus mit oftmaligem umlagern, Antidekubitusmatratzen, rosa u. gelben Schaumstoffeinlagen .... usw. vor. Sehr selten bekommen wir Kinder vom O.P. mit einem Hautdefekt zurück. Vor allem nach längeren Operationen oder wenn sich in der Halsfalte zuviel Desinfektionsmittel sammelt kann dies schon einmal vorkommen. In der Regel verheilen die Hautdefekte dr. frei lagern von selbst.

Bei Erwachsenen sieht das naturgemäß anders aus. Vor allem ältere Leute oder Patienten die sehr lange bettlägrig sind kommen oft schon mit einem Dekubitus ins Krankenhaus - was macht ihr dann? Wie sieht bei euch die Pflege, das Lagern aus? Verwendet ihr Pflegeprodukte?Wenn ja, welche?

Recht liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hi,

also wenn der Hautschaden zunächst nur als eine Rötung bemerkbar machrt, so kannst du die Stelle lokal mit Bepanthen Heilsalbe einreiben. Der Patient darf nicht auf dieser Seite liegen. Gerade bei bettlägrigen Pat. ist deshalb eine richtige Lagerung wichtig.

Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
1.) - den Patienten zur Seite drehen
- den Rücken mit einem Kissen stützen
- die Beine anwinkeln und zwischen den Beinen einen Kissen lagern,
damit die Beine nicht aufeinander liegen
- Die Fersen müssen frei bleiben, d.h. sie dürfen die Matratze nicht
berühren
- unter den Kopf ein dünnes Kissen
- achten, daß der Pat. nicht auf Kabeln oder Schläuchen liegt
2.) Eine dicke Decke aufrollen und seitlich unter die Matratze schieben, so daß die Matratze leicht zur Seite geneigt wird. Auf diese Weise wird das Gewicht des Pat ungleich verteilt, do daß sich die Wunde stelle (über der angehobenen Stelle) erholen kann

Man muß dabei die Patienten alle 2h auf die andere Seite lagern, denn sonst läuft man der Gefahr, daß auch die gesunde Haut geschädigt wird.
 
TVBoy schrieb:
- die Beine anwinkeln und zwischen den Beinen einen Kissen lagern,
damit die Beine nicht aufeinander liegen

Dabei das jeweils untere Bein strecken, um Kontrakturen zu vermeiden.

Ansonsten kann ich zu TVBoys Beitrag nichts zufügen.
 
Hallo Andre?
Hast du schon mal die von dir vorgeschlagene Lagerung ausprobiert? Nicht bloß Kurz, sondern so etwa 10-15 Minuten OHNE Veränderung?

Gegen Kontrakturen gibt es nur ein Mittel. Die Schwerkraft muß so auf unsere Muskeln wirken, wie sie es sonst üblicherweise auch tut- in aufrechter Position: hinsetzen, aufstehen.
Zusätzlich ist es oft sehr hilfreich in regelmäßigen Abständen Informationen über Körpergrenzen zu vermitteln- siehe Basale Stimulation. Kontraindiziert sind feste Fußbretter, Binden o.ä. in die Hand legen, Kissen zwischen Kontrakturen klemmen etc. . Druck erzeugt immer Gegendruck.

Bezogen auf die Lagerung zur Dekubitusprophylaxe: Lagerung erfolgt so, das betroffene Bereiche regelmäßig entlastet werden. Dabei sollte möglichst kreativ vorgegangen werden um eine unnötige Erhöhung des Muskeltonus durch "unsichere" Lagerungen zu vermeiden. Ein Lagern nach Standardvorgaben verbietet sich also. Jeder braucht ein individuelles Muster.

Elisabeth
 
Hallo,

danke für eure Antworten!

Aber was macht ihr wenn schon ein Hautdefekt besteht, oder es zu einem Hautdefekt gekommen ist. Ist dann Lagern alleine nicht zuwenig? Verwendet ihr Pflegeprodukte, wenn ja welche?

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo. Pauschal kann man keine Empfehlung geben. Wenn es sich noch um eine Rötung handelt, kann man sie mit bepanten einreiben. ist schon ein leichter Hautdefekt (z. B. 1. Heutschicht) würde ich Rücksprache mit einem Arzt oder erfahreneren Kollegen halten, ob z.B. eine Zinksalbe angewendet werden kann. Ist es allerdings schon eine offene Wunde, wendet man dort natürlich keine Pflegeprodukte an. Dann geht man Schrittweise vor: 1. Wundanamnese (Lebensqualität, Akzeptanz gegenüber der Wunde, Schmerz, Ursachen, Allergien, Medikation, Ernährungszustand...)
2.Wundbeobachtung (Lokalisation, Größe, Wundumgebung, Wundrand, Wundgrund, Exsudat)
3. Wundbeurteilung (Verletzungsart-mech.Therm. ..., Wundart- chronisch, akut, Klassifizierung,Phasenetc.)
4. Wundbehandlung (entsprechend AVO)

Lagerung würde ich dabei nicht aus den Blick lassen, auch da sollte man entsprechend des Pat. und dessen Zustandes vorgehen, Pauschal: 30° wechselseitig und zwischendurch OK hoch (Pneumonieprophylaxe), dabei aber darauf achten, das Pat. nicht auf der Wunde liegt.
 
1. ist der Thread 7 Jahre alt.
2.
Wenn es sich noch um eine Rötung handelt, kann man sie mit bepanten einreiben.
Wozu? Was soll das Zeug da?
ist schon ein leichter Hautdefekt (z. B. 1. Heutschicht) würde ich Rücksprache mit einem Arzt oder erfahreneren Kollegen halten, ob z.B. eine Zinksalbe angewendet werden kann.
Wozu? Was soll das Zeug da???
 
Hier wird wahrscheinlich mal wieder ein Dekubitus mit einem Intertrigo in einen Topf geworfen.

Elisabeth
 
Ich denke eher, dass hier das weitverbreitete "eine Rötung muss man mit irgendwas eincremen" durchkommt.

Btw: Das ist wirklich schon Leichenschänderei hier... 7 Jahre... ^,^
 
Wird Dekubitus Grad1 mit Zinksalbe, Multilind oder Bepanthen (Wund- und Heilsalbe) behandelt, darf man keine Verbesserung erwarten. Zinksalbe z.B. beeinträchtigt die Elastizität der oberen Hautschicht. Wirken dann Scherkräfte ein, reagiert die Haut entsprechend unflexibel.

Leider muss man auch sagen, dass der Hersteller von Bepanthen Wund- und Heilsalbe an der unsachgemäßen Anwendung des Produktes nicht ganz unschuldig ist. Die von ihm beschriebenen Indikationen sind teilweise fragwürdig bzw. falsifiziert. (Vermarktungsprobleme ?)

Besser wäre hier [FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]PC 30 V Liquidum



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Besser wäre hier [FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]PC 30 V Liquidum


Auch wenn mans kleiner schreibt, wirds nicht besser. Wie wirkt PC30V gegen Druck und Zeit?
Die Rötung entsteht durch die weitgestellten Gefäße. Welche Wirkung hat hier PC30V?
Die Schwellung entsteht durch die Reaktion des Gewebes auf austretende Flüssigkeit aus den Gefäßen? Welche Wirkung hat hier PC30V?

Elisabeth
 
...
Die Schwellung entsteht durch die Reaktion des Gewebes auf austretende Flüssigkeit aus den Gefäßen? Welche Wirkung hat hier PC30V?

Es greift hier ein ähnlicher Mechanismus, wie er von Venenleiden her bekannt ist: Die Wirkstoffe der Rosskastanie (in PC 30 V enthalten) dichten die Gefäße (in begrenztem Umfang) ab. Es tritt in Folge weniger Flüssigkeit aus.

Als "Wundermittel" würde ich PC 30 V sicher nicht bezeichnen und leider erlebt man oft, dass es zu stark aufgetragen wird. Weniger ist hier mehr.
Im direkten Vergleich zu Pepanthen Wund- und Heilsalbe schneidet es eindeutig besser ab - und das war ja meine Aussage.

Auch wenn das Mittel zur Prophylaxe gedacht ist, lässt es sich erfahrungsgemäß noch bei Grad1 gut verwenden. Die individuelle Verträglichkeit sollte allerdings dabei berücksichtigt werden.

In unserer Einrichtung ging die Zahl der Dekubiti seit Verwendung von PC 30 V (neben anderen Maßnahmen natürlich) deutlich zurück. Für mich ein klares Zeichen, dass es sich hier um eine sinnvolle Ergänzung handelt.
 
Überdenke lieber mal deinen Zusatz "(neben anderen Maßnahmen natürlich)". Dann könnt ihr euch die PC30V und das Einschmieren sparen.

Und warum willst du denn die Gefäße "abdichten"? Auf die Erklärung bin ich gespannt.
 
Dir ist die Pathophysiologie des Dekubitus bekannt? Druck und Zeit bewirken den Austritt von Flüssigkeit mit nachfolgender Schwellung. Nochmal die Frage: was bewirkt PC30V gegen Druck und Zeit?

Für die äußerliche Anwendung von Rosskastanienextrakt sind Salben, Cremes oder Gele im Handel. Allerdings ist die Wirksamkeit der topischen Applikation nicht in klinischen Studien nachgewiesen. Gel, Creme oder Salbe sollten 1 bis 2 Prozent Aescin enthalten und mehrmals täglich aufgetragen werden. Aescin wird nur schlecht über die Haut aufgenommen, die Resorptionsrate liegt unter 3 Prozent. Therapeutisch relevante Wirkstoffkonzentrationen werden so im Regelfall nicht erreicht. Dennoch empfinden viele Anwender die Salben als sehr wohltuend. Dies kann zum einen auf dem Massageeffekt beruhen und bei Gelen auf der kühlenden Wirkung. Topische Zubereitungen mit Rosskastanienextrakten werden bei Venenproblemen, Sportverletzungen, Blutergüssen und Hämorrhoiden eingesetzt.
PTA-Forum online: Homepage

Elisabeth
 
Druck und Zeit bewirken den Austritt von Flüssigkeit mit nachfolgender Schwellung.
... und die Qualität der Gefäße entscheidet u.a. darüber in welchem Umfang dies passiert. Warum macht es wohl einen Unterschied, wenn ein Jugendlicher über mehrere Stunden in einer liegenden Position verharrt, ohne dass er davon einen Dekubitus bekommt, ein alter, symptombelasteter Mensch jedoch viel eher davon betroffen ist? Oder ein kachektischer Diabetiker? Welche Schule lehrt den Unsinn, dass es nur auf Druck und Zeit ankommt? Der Mensch ist doch kein biologisch gleichgeschaltetes System. Individuelle Unterschiede (genetisch bedingt, von Umwelteinflüssen geprägt, von Geschlecht und Alter abhängig, krankheitsbezogen usw.) erfordern unterschiedliche Interventionen.

Aescin wird nur schlecht über die Haut aufgenommen, die Resorptionsrate liegt unter 3 Prozent.
Das Produkt enthält aber nicht nur den Wirkstoff Aescin. Schon mal was von synergetischen Effekten gehört ???
 
*kopfschüttel* Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?

Pathophysiologie des Dekubitus: http://www.dekubituserhebung.de/images/entstehung.gif

PRIMÄRE RISIKOFAKTOREN = FAKTOREN, DIE DIE MOTILITÄT VERMINDERN
Neurologische Krankheiten mit Lähmungen (alle): zerebrovaskulärer
Insult, Hemiplegie, Hemiparese, Paraplegie, Tetraplegie, komatöse
Zustände jeder Genese
Chirurgische Eingriffe: Anästhesie (Prämedikation, Narkose, Aufwachphase),
lange Operationszeiten
Psychiatrische Krankheiten und Psychopharmaka: akute Psychosen
wie Katatonie und akute Depressionen, sedierende Medikamente wie
Neuroleptika, Benzodiazepine und ähnliche
SEKUNDÄRE RISIKOFAKTOREN
Faktoren, die den intravaskulären Druck vermindern
Arterielle Hypotension: Schock (hypovolämisch, septisch, kardiogen),
Antihypertensivaüberdosierung
Dehydratation: Diuretika, Diarrhö, Sommerhitze
Faktoren, die den Sauerstofftransport zur Zelle vermindern
Anämie: Hämoglobin < 9 g/dl
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Diabetische Mikroangiopathie
Hypotonie, Bradycardie
Hypovolämischer Schock
Faktoren, die den Sauerstoffverbrauch in der Zelle erhöhen
Fieber: > 38 °C
Hypermetabolismus
Infektionen, Zytokinämie
Faktoren, welche zu Nährstoffmangel in der Zelle führen
Malnutrition: Mangel an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen
Kachexie: Immobilität durch Muskelschwäche und Katabolismus
Lymphopenie bei Malnutrition: Immunschwäche, Störung der Wundheilung
Faktoren, die den Widerstand der Haut schwächen
Altershaut: dünn, atrophisch, mit weniger Abwehrzellen
Hautkrankheiten: Ekzeme, Soorbefall
Trockene, rissige Haut: begünstigt Hautinfektionen mit Bakterien und Pilzen
Druckgeschädigte, gerötete Haut: als Zeichen der schädlichen Shuntzirkulation
Hitze, entzündliche Rötung: Umgehung der nutritiven Mirkozirkulation
Steroidinduzierte Hautatrophie: dünne, leicht verletzliche Haut
http://www.at.hartmann.info/active/PDF/DE/wundforum/wf302_tt.pdf

Elisabeth
 
Ich weiß jetzt echt nicht, was du dir davon versprichst, altbekannte Texte einzukopieren, die du irgenwann womöglich mal auswendig gelernt hast. Allen Anschein nach hast du den Inhalt meiner Aussage nicht verstanden. Es ging hier nicht um Risikofaktoren, was einen Dekubitus begünstigt (das war bei uns Lernstoff erstes Semester Geriatrie), sondern um Interventionsmöglichkeiten.

Wo steht geschrieben, dass PC 30 V kontraindiziert oder wirkungslos ist, wenn es darum geht, das Risiko zu minimieren, dass der Patient (in diesem Zusammenhang nenne ich ihn mal so) einen Dekubitus 2. Grades bekommt?
 
@AlphaCentauri- du scheinst das Wort Prävention nicht zu verstehen. Wenn ich präventiv arbeiten will muss ich die Ursachen= Risiken kennen und dort ansetzen.

Die Permeabilität der Gefäße entsteht durch die Einwirkung von Druck. Es kommt zu einer Komprimierung der Gefäße mit einer Dilatation vor und nach der Komprimierung. Aescusan kann dies nicht verhindern, weil es nicht die Ursache vermindert: den Druck.

Ich schließe mich narde an: die Mittelchen helfen dem Hersteller seinen Profit zu erhöhen. Und Pflege fällt konsequent auf die Werbungsversprechen rein weil sie einfache Kausalitäten nicht kennt.

Elisabeth
 
Danke @ Elisabeth für die Geduld und die Fakten.
Danke @ narde für Heraussuchen des Threads über PC 30V; ich hatte das beim Lesen nämlich schon in den Fingern....

PC 30 V hilft m.E. nur der Kasse des Herstellers, weil es dem Hersteller wirklich gelungen ist, durch jahrzehntelanges Predigen der angeblichen dekubitusprophylaktischen (what a word..) Wirkung, diese quer durch die Köpfe der Fachwelt visualisieren zu lassen (gleich der Fatamorgana einer Oase in der Wüste). Denn hey: wir WÜRDEN doch gerne wenigstens ein einziges Lokaltherapeutikum kennen, das sowohl zur Prophylaxe wie auch zur Behandlung eines Dekubitus I.Grades geeignet ist, nicht wahr? Ich nehme mich da nicht aus, denn dann wäre ja alles so einfach.

Selbiges gilt auch für das oxygenierte Hautöl eines namhaften Herstellers; dieser mußte, m.W.n., den Zusatz "Dekubitusprophylaxe" vom Etikett nehmen, nachdem es eine Studie zum Thema gab. (Kann ich bei Bedarf gern raussuchen).

Was Panthenol u.a. angeht: auch hier wird Hautpflege mit dem Ziel der Regeneration betrieben. Mit einem präventiven Ansatz hat dies (leider) nichts zu tun.

Was aber hilft, ist die Anordnung 3 oder 5 mal tgl. irgendwo an den gefährdeten Stellen etwas aufzutragen: der Patient wird bewegt - die gefährdeten Areale werden gründlich inspiziert und erhalten somit soviel Aufmerksamkeit wie selten. Aber das ginge auch mit ... Wasser (lieber nicht) oder (besser) Luft.
 
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