Nosokominale Infektionen

Ute

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Hannover
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Krankenschwester, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP)
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Study nurse
Problemfeld Katheterisierung
Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten (30-40%) nosokomialen Infektionen und sind mit 90% mit einem Katheter assoziiert.

Das Risiko für Harnwegsinfekte steigt mit der Länge der Katheterliegedauer!

Wie lange liegen bei Euch die Urinkatheter? Habt Ihr Standards, Hand aufs Herz - wie lange ist die Verweildauer?
:?

ute
 
Bei uns gilt: So schnell wie nur möglich raus damit!!!
Das wird täglich evaluiert.
Basis laut Protokoll:
Latex: 28 Tage
Silikon: 42 Tage
Da aber eine Kollegin im Studium Pflegewissenschaften an der Uni Maastricht zur Zeit ihre Dissertation schreibt über dieses Thema und ihr Umfeld bereits Empfehlungen für neue, (viel) kürzere Liegezeiten voraussagt, sind wir alle sehr gespannt, was dabei rauskommt!
Mehr dazu etwa Mai.
 
Wir verwenden die normalen Katheter und die bleiben max. 14 Tage liegen und werden gewechselt.........wie lange ein Pat einen Katheter hat hängt vom Krankheitsbild ab........bei uns bekommen aber nur Pat einen KATheter die nicht mehr in der Lage sind den Urin zu halten un die nicht bescheid sagen (können) wenn sie müssen..........
 
Hallo Ute,

Latex: max. 7 Tage
Silicon: max. 42 (werden auf unserer Intensiv bevorzugt eingesetzt, auch aufgrund der integrierten Temperaturmessung).
Bei grösseren abdominellen Eingriffen wird intraoperativ ein SPK gelegt - eine gute Alternative.
 
Hier ein entsprechendes Schriftstück aus dem RKI zum Thema
Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen

Harnwegsinfektionen zählen mit einem An-teil von 30 bis 40% zu den häufigsten nosokomialen Infektionen und sind in bis zu 90% mit einem Katheter (1-7), in 10% mit einem urologisch-endoskopischen Eingriff ursächlich assoziiert (1, 7, 8). Jede transu-rethrale Instrumentation kann eine intraka-nalikuläre und durch Urothelverletzungen eine hämatogene oder lymphogene Invasi-on von Mikroorganismen ermöglichen. In Deutschland erhalten 12,6% aller Kranken-hauspatienten im Verlauf ihres Kranken-hausaufenthaltes einen Blasenverweilka-theter (9). Die tägliche Inzidenz einer neu erworbenen Bakteriurie bei transurethral katheterisierten Patienten liegt zwischen 3 und 10%, so daß nach 30 Tagen bei der Mehrheit der Patienten eine Bakteriurie nachzuweisen ist (7). Somit ist der Dauer-katheter einer der bedeutendsten Risikofaktoren einer Urethritis mit der Möglichkeit des Entstehens einer Prostatitis, Epididymi-tis und Harnröhrenstriktur, sowie einer Zystitis, Pyelonephritis, Bakteriämie und Urosepsis. Letztere ist auch heute noch mit einer hohen Letalität vergesellschaftet (10). Die Prävention nosokomialer Hamwegsin-fektionen ist daher nicht nur von großer individueller, sondern auch sozioökonomischer Bedeutung.
Die nachfolgenden Empfehlungen basieren auf den Guidelines des Centers for Disease Control, CDC, (1981) (1l), der Richtlinie des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes, jetzt Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin, (1986) (12) sowie den Leitlinien der Deut-schen Gesellschaft für Urologie (1998) (13) und wurden unter Einbeziehung des Natio-nalen Referenzzentrums für Krankenhaus-hygiene erstellt (14). Wissenschaftliche Er-kenntnisse aus den letzten Jahren wurden berücksichtigt. Die Kategorisierung erfolgte in Anlehnung an die Vorschläge der CDC und gemäß den Festlegungen der Kommis-sion für Krankenhaushygiene und Infekti-onsprävention in die Kategorien I A, I B, II, III (15). Die Kategorisierung beruht auf der jeweiligen wissenschaftlich begründeten Beweiskraft theoretischer Begründung, Anwendbarkeit, Praktikabilität und entspre-chenden ökonomisch - ökologischen Aus-wirkungen (16).
1 Personal
Katheterisierungen dürfen nur von Perso-nen durchgeführt werden, die mit der kor-rekten Indikationsstellung, Technik und den Erfordernissen der Aseptik und Antiseptik sowie der Katheterhygiene vertraut sind (Kategorie I B) (17, 18). Regelmäßige Schulungen - auch in der Erkennung kathe-terassoziierter Komplikationen - und prakti-sches Training sind erforderlich (Kategorie I B) (19).
2 Blasenverweilkatheter
Blasenverweilkatheter dürfen nur nach strenger Indikationsstellung gelegt werden und sind frühest möglich wieder zu entfer-nen (Kategorie I B) (11). Für bestimmte Pa-tienten kommen statt eines transurethralen Blasenverweilkatheters alternative Metho-den zur Anwendung (13, 20, 21). Suprapu-bische Blasenverweilkatheter sollten zur Umgehung der Harnröhre bei längerfristig Katheterisierten (>5 Tage) und nach größe-ren operativen Eingriffen unter Beachtung der Kontraindikationen (22) bevorzugt wer-den (Kategorie I B) (23-27). Hierbei handelt es sich um eine vom Arzt durchzuführende Maßnahme. Bei Kurzzeitdrainage (<5 Ta-ge) kann alternativ zwischen transurethra-lem Blasenverweilkatheter, suprapubi-schem Blasenverweilkatheter oder streng aseptischem, intermittierendem Einmal-katheterismus gewählt werden (Kategorie I B) (28). Bei Anwendung eines transurethra-len Blasenverweilkatheters können bei ei-ner zu erwartenden Kurzzeitdrainage (< 5 Tage) Latexkatheter verwendet werden, so-fern eine Latexallergie ausgeschlossen ist (Kategorie II) (29-32). Bei einer längerfristi-gen Blasendrainage sollten Vollsilikonka-theter bevorzugt werden (Kategorie I B) (33, 34). Die Anwendung antimikrobiell be-schichteter Blasenverweilkatheter zur Infek-tionsprophylaxe wird kontrovers diskutiert. Sie kann daher derzeit nicht empfohlen werden (Kategorie III) (35-40).
3 Händehygiene und Händedesinfektion
Vor und nach jeder Manipulation am Bla-senverweilkatheter oder Drainagesystem ist eine hygienische Händedesinfektion erfor-derlich (Kategorie I B) (41, 42).
4 Technik der Blasenkatheterisierung
Die Katheterisierung ist aseptisch möglichst mit Hilfe eines Katheterisierungssets durch-zuführen (Kategorie I B) (33, 43, 44). Es sind sterile Handschuhe, steriles Abdeck-material, sterile Tupfer, ggf. eine sterile Pinzette zur aseptischen Katheterinsertion, ein Schleimhautantiseptikum für die Dekon-tamination der Harnröhrenöffnung und ihrer Umgebung (Einwirkzeit beachten!) und ste-riles Gleitmittel zu verwenden (Kategorie I B) (l l, 30, 33). Um Urothelschäden zu mi-nimieren, muß die Katheterstärke den Ma-ßen des Meatus urethrae angepaßt werden (Kategorie I B) (18). Die Ballonfüllung eines Blasenverweilkatheters erfolgt mit sterilem Aqua dest., vorzugsweise mit einer sterilen 8-10%igen Glycerin-Wasserlösung. Diese dichtet die Membranporen des Katheterbal-lons von innen ab und beugt so einer spon-tanen Entblockung vor. Eine Ballonüberfül-lung ist zu vermeiden (Kategorie I B) (22,45,46)

5 Geschlossene Harnableitungssysteme
Es dürfen nur sterile, geschlossene Ablei-tungssysteme eingesetzt werden (Kategorie I A) (17, 18, 47). Es sollten dabei Systeme zur Anwendung kommen, welche die hy-gienischen Anforderungen an die Proben-entnahmestelle für bakteriologische Harn-untersuchungen, an die Rückflußsperre, das Luftausgleichsventil, den Ablaßstutzen sowie an das Ablaßventil erfüllen (Katego-rie I B) (30, 48-50).
Der Katheter und der Drainageschlauch sollten nicht diskonnektiert werden (Katego-rie I A) (17, 47, 51). Ist eine Diskonnektion nicht zu vermeiden, wird die Konnekti-onsstelle vorher desinfiziert (Wischdesinfektion mit einem alkoholischen Präparat) (Kategorie I B) (ll). Bei Diskonnektion darf die erneute Verbindung von Katheter und Konus des Drainageschlauches nur unter aseptischen Kautelen nach Sprüh- und Wischdesinfektion mit einem alkoholischen Präparat erfolgen (Kategorie I B) (18).

Spülungen und Instillationen sind nur bei spezieller urologischer Indikation (30), aber nicht zur Infektionsprophylaxe durchzufüh-ren (Kategorie I B) (51-53). Zur Inkrustati-onsprophylaxe sollte auf eine Harnaus-scheidung von 1,5 bis 2 l/24 Stunden, ein spezifisches Gewicht < 1015 g/l und ggf. auf eine Harnansäuerung (pH-Optimum 5,8-6,2) geachtet werden (Kategorie II) (13,29,54)

6 Harnabfluß
Um den Harnabfluß zu sichern, muß ein Abknicken von Katheter und Ableitungssys-tem vermieden werden (Kategorie I B) (17, 18). Es wird empfohlen, den Katheter ohne Zug am Unterbauch zur Leiste hin zu lagern (Kategorie I B) (13).

Der Auffangbeutel muß immer freihängend ohne Bodenkontakt unter Blasenniveau po-sitioniert sein (Kategorie I B) (11, 55). Er ist rechtzeitig zu leeren, bevor der Harn mit der Rückflußsperre in Kontakt kommt. Da-bei sind Einmalhandschuhe (nicht sterili-siert) zu tragen (Kategorie I B) (45)

Auf Spritzschutz und die Verhinderung des Nachtropfens (Rückstecklasche) ist zu ach-ten (Kategorie I B) (30). Bei der Harnent-sorgung darf der Ablaßstutzen nicht mit dem Auffanggefäß in Kontakt kommen (Ka-tegorie I B) (ll, 56). Letzteres wird nach Ent-leerung desinfizierend gereinigt. Bei inten-sivmedizinisch betreuten Patienten soll, auch wegen einer Bilanzierung der Harn-ausscheidung, für jeden Patienten ein ge-schlossenes Harnableitungssystem mit in-tegriertem Messgerät verwendet werden (Kategorie I B) (48-50).
Das intermittierende Abklemmen eines transurethralen Blasenverweilkatheters vor dessen Entfernung zur Steigerung der Bla-senkapazität bzw. der Wiederherstellung eines normalen Miktionsrhythmus (sog. Blasentraining) initiiert Infektionskomplikati-onen und sollte deshalb unterbleiben (Ka-tegorie I B) (57). Die problemlose Kontrolle der Spontanmiktion und des Restharns sind Vorteile der suprapubischen Blasendraina-ge (Kategorie I B) (22).
7 Pflege des Meatus urethrae und des Katheters
Die Reinigung des Genitales erfolgt mit Wasser und Seifenlotion ohne Zusatz anti-septischer Substanzen im Rahmen der normalen Körperpflege ein- bis zweimal täglich. Dabei ist jeder Zug am Katheter zu vermeiden (Kategorie I B) (45). Es sind Einmalhandschuhe (nicht sterilisiert) zu tra-gen (Kategorie I B). Meatusnahe Kathete-rinkrustationen im Bereich der Urethraöff-nung können mit H2O2 (3°/gig) getränkten Mullkompressen oder Gazetupfern scho-nend beseitigt werden (Kategorie II). Auf perineale Hygiene ist zu achten (Kategorie I B) (58, 59).
8 Wechselintervalle
Blasenverweilkatheter sollten nicht routi-nemäßig in festen Intervallen gewechselt werden, sondern bei Bedarf nach individuellen Gesichtspunkten (z. B. In-krustation, Obstruktion, Verschmutzung) (Kategorie I B) (29, 60, 11).
9 Gewinnung von Harnproben
Für die mikrobiologische Diagnostik wird der Harn, nach vorheriger Wischdesinfekti-on (alkoholisches Präparat), nur aus der dafür vorgesehenen patientennahen Ent-nahmestelle am Drainagesystem entnom-men (Kategorie I B) (61, 47). Harn für ande-re Untersuchung wird mit Einmalhandschu-hen (nicht sterilisiert) aus dem Ablaßstutzen entnommen (Kategorie I B).
10 Bakteriologische Untersuchungen
Eine bakteriologische Harnuntersuchung dauerkatheterisierter Patienten erfolgt bei klinischer Symptomatik. Ein generelles mik-robiologisches Harnmonitoring dauerkathe-terisierter Patienten auf Intensivstationen kann derzeit nicht empfohlen werden (Ka-tegorie III) (l, 61-67). Zur Beurteilung einer Bakteriurie sollen die CDC-Definitionen (auch in einer Deutschen Version vorhan-den) zugrunde gelegt werden (61, 68, 69).
11 Einsatz von Antibiotika
Eine Infektionsprophylaxe mit Antibiotika sollte zum Legen eines Blasenverweilka-theters oder bei liegendem Katheter nicht erfolgen (Kategorie I B) (1,70).
12 Katheterassoziierte Harnwegsinfekti-on
Bei Vorliegen einer katheterassoziierten Harnwegsinfektion entsprechend den CDC-Definitionen sollte vor einer testge-rechten Antibiose zunächst die Qualität der Harndrainage überprüft werden (Kategorie I B).
in Hyg Med 24. Jahrgang 1999 – Heft 12
Seite 518 – 519
 
Hallo,


also bei uns liegen Latex-Katheter 3-5 Tage (variiert auf den Stationen)
und Silikon maximal 28 Tage.

Das sind so Standards, die ich in meinem Zivi gelernt habe und auch gerne mal auf den anderen Stationen sage, wenn ich meine das die Dk schon zu lange liegen.


Gruß

Eddy
 
Hallo,

also bei uns gibt es schon seit Jahren keine festen Wechselintervalle mehr (siehe dem Empfehlungsschreiben der RKI) s. oben.
8O
Wir wechseln nur noch bei Bedarf!

Grüße Steffi :wink:
 

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