Niedriger BZ - Insulin Ja/Nein

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Sunshine_1508

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NRW, bei Hagen
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ex. Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
ambulante Pflege
Funktion
stellv. PDL, Praxisanleiterin
Hallo...

Bei uns im Team gibt es keinerlei Absprachen/Standards ab welchen BZ man den Patienten kein Insulin spritz. Jeder Kollege handhabt dieses wie er will
-jemand spritz bei einen BZ von 65 mg% noch die vollen I.E. Insulin, jemand garkeine-
Auch bei einem sehr hohen BZ gibt es keine Anweisung ab wann man den Notarzt verständigen soll.
Ich bin noch nicht lange im amb. PD, deshalb würde es mich mal interessieren, wie es bei anderen PD aussieht, habt ihr Anweisungen/
Apsprachen/Standards??? :gruebel:
 
Also ich arbeite im Pflegeheim und bei uns gibt es dafür auch keinen Standart. Das macht auch jeder wie er denkt. Ich glaube auch, das ich das schon professionell entscheiden könnte ohne Standart, ob bei niedrigen BZ Insulin gespritzt wird oder nicht. In der Ausbildung haben wir glaube ich auch mal gesagt bekommen, lieber nicht Insulin zu verabreichen, wenn der BZ-Wert z.B. unter 80 liegt. Denn ist ja irgendwie schon eine gefährliche Pflege, wenn ich trotz Unterzucker auch noch Insulin verabreiche. Denn ein Standart ist es ja das bei Unterzucker (BZ bei ca. 50-60) Traubenzucker oder andere süßen Sachen verabreicht werden sollen.

Habe gerade mal mein Script von der Diabetes -Fortbildung herausgekramt (Schwerpunkt: Hypoglykämie). Da wird ja eher von einer Glukagon- Injektion gesprochen, anstatt die Hypoglykämie noch mehr voranzutreiben durch eine
Insulin- Ijektion. Das fände ich schon leicht unprofessionell, wenn einer bei BZ von 70 immer noch das volle Insulin spritzt......

Also ich wollte mal den HA anrufen, als ein Bew. einen BZ von ca. 350 hatte. Da meinte meine Stationsleitung das man da noch abwarten sollte, ob der BZ noch steigt und dann evtl. den Arzt informiert. War ja praktisch 'ne Dienstanweisung, habe ich ja auch so dokumentiert.....

Da gibt es bei uns im Prinzip auch keinen Standart, wann man bei Hyperglykämie den Arzt informiert. Das muss die zuständige exam. PK entscheiden. Wozu haben wir auch 3 Jahre die Schulbank gedrückt? Das es für alles Standarts gibt und man wenig selbstständig entscheiden kann?
 
Standard ist ein schwierig Ding: der facettenreiche Pat. läßt sich schwer in eine quadratische Vorgabe pressen.

Deshalb wichtig für Pflegekräfte: Grundlagenwissen zum Insulin
Welches Insulin gibt es? Wie wirkt es? Wie lange wirkt es?
Grundkenntnisse zur Ernährung
Wieviel KHE hat die Mahlzeit?
Grundkenntnisse zum Zusammenspiel von Insulin, Ernährung und Bewegung
http://www.diabetesinfo.de/

Ergo: Man kann keine erschöpfende Antwort geben, ohne den Fall konkret zu kennen und selbst dann ist eine situative Entscheidung die auf multifaktorieller Grundlage erfolgt.
Wenn du unsicher bist musst du dich an den HA wenden, selbst wenn der dies unmöglich findet. Verantwortungsbewußtsein kann nicht abhängig sein von Animositäten zwischen den Berufsgruppen.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Standard ist ein schwierig Ding: der facettenreiche Pat. läßt sich schwer in eine quadratische Vorgabe pressen.

Stimmt, das habe ich mir auch gedacht.
Also ich kontrolliere den BZ lieber einmal mehr als einmal zu wenig, wenn er im kritischen Bereich liegt. Man kann sich ja auch mit den Kollegen austauschen, bei Unsicherheit bzw. gleich ein Arzt fragen.
 
Netti schrieb:
Wozu haben wir auch 3 Jahre die Schulbank gedrückt? Das es für alles Standarts gibt und man wenig selbstständig entscheiden kann?

es geht ja auch darum, das wenn jemand bei einem BZ von 65 noch die vollen Einheiten Insulin spritzt und der nächste im Abenddienst nicht, die Patienten auch total verunsichert werden. Wieso spritzt die Schwester und die andere nicht?!
Blöde Situation, meiner Meinung nach.
 
Sunshine_1508 schrieb:
es geht ja auch darum, das wenn jemand bei einem BZ von 65 noch die vollen Einheiten Insulin spritzt und der nächste im Abenddienst nicht, die Patienten auch total verunsichert werden. Wieso spritzt die Schwester und die andere nicht?!
Blöde Situation, meiner Meinung nach.

Tja, also wie ich schon deutlich machte, finde ich eine volle Insulin- Injektion bei Unterzucker unprofessionell. Meiner Meinung nach, würde ich bissel abwarten, wie sich der BZ entwickelt, dann nochmal messen und dann entscheiden, was zu tun ist. Bei uns im Haus machen das bestimmt zu 90% der Fachkräfte so.

Und ich denke, wenn man es dem Pat. oder Bew. plausibel erklären kann, warum man nun spritzt oder nicht, dann finde ich es nicht so schlimm. Es machen ja auch nicht alle Ärzte dasselbe in der gleichen Situation. Da wieder einen Standart dazu zu entwickeln, halte ich wie Elisabeth es als schwierig und fraglich....

Ich habe ab morgen Spätdienst und frage mal die pflegerischen Obrigkeiten, ob es dafür so was wie ein Standart bei uns am Haus gibt. Denn das interssiert mich jetzt schon.
 
Naja, im Krankenhaus und oder Seniorenheim ist es auch noch was anderes. In der amb. Pflege kannste ja nicht solange bei dem Pat. bleiben, heißt man müsste nochmal dahin fahren.
Ich persönlich habe damit kein Problem einen Pat. nochmal anzufahren, wenn der BZ niedrig ist, aber es gibt durchaus Kollegen die dann lieber spritzen und es damit erledigt haben.
 
Sunshine_1508 schrieb:
Naja, im Krankenhaus und oder Seniorenheim ist es auch noch was anderes. In der amb. Pflege kannste ja nicht solange bei dem Pat. bleiben, heißt man müsste nochmal dahin fahren.

Stimmt ja, an die ambulante Pflege habe ich gar nicht mehr gedacht.....
Hm. Ich glaube, ich würde auch nochmal im Zweifelsfalle und bei Unsicherheit denjenigen nochmals anfahren und kontrollieren. Ich hätte keinen ruhigen Schlaf, bei Unterzucker Insulin zu spritzen.
 
da geht es mir genauso.... nur einige Kolleginnen wohl nicht.
deswegen wollte ich mal wissen wie es bei anderen amb. Pflegedienste gehandhabt wird.
 
Sunshine_1508 schrieb:
es gibt durchaus Kollegen die dann lieber spritzen und es damit erledigt haben
und mit ein bisschen glück erledigen sie den patienten gleich dazu ...
 
Hallo zusammen,

was mir noch zur sachlichen Betrachtung fehlt, ist der Zeitpunkt der Messung, findet die im konkreten Fall prä- oder postprandial statt?
Bei präprandialer Messung mit nachfolgender Nahrungsaufnahme könnte die Insulingabe je nach Präparat nämlich noch gerechtfertigt sein.

Wie Elisabeth schon schreibt, kann man die Situation nur individuell betrachten. Den Messwert "60mg%" darf man sicher nicht isoliert betrachten, sondern im Gesamtkontext der Patientensituation einer Wertung unterziehen.
 
Ich kann es ja mal kurz zusammen fassen...

Pat., männlich, 79Jahre, ist noch fit, geht sehr viel spazieren.
17 uhr, BZ messen und er kommt 22 I.E. Actraphane 30/70
Isst in der regel ca. eine halbe Std. nach der Insulin Injektion, wobei ich persönlich mich nicht darauf verlassen würde.
Eine Kollegin fährt hin misst den BZ; 65mg%, spritzt die 22 I.E.
Einige Tage später, selbe Spiel andere Schwester, die aber spritzt kein Insulin.
 
Was ist Actraphane 30/ 70?
Es handelt sich hier um ein Mischinsulin: 30% Normalinsulin, 70% Langzeitinsulin. Bei 22 I.E. also: 6,6 I.E. Normalinsulin und 15,4 I.E. Langzeitinsulin.

Bitte dringend sich belesen auf der Seite: http://www.diabetesinfo.de/pharmaka/insulin.php

Die Gabe des Insulins ist hier in jedem Falle angezeigt, da sonst eine BZ- Entgleisung nicht auszuschließen ist.

Elisabeth
 
Das hört sich doch richtig "professionell" an !!

Danke, Elisabeth, darauf wollte ich nämlich auch hinaus...
 
Und gerade in der ambulanten pflege muss man sich doch etwas auf den patienten verlassen oder?
Wenn präprandial gemessen und gespritzt wird muss sich doch darauf verlassenw erden das der Pat auch isst.
Ist er einfach nichts mehr mit 60mg/dl hängt er auch schon bei 6,6iE Alt schnell in ner Hypoglykämie! Vor Allem weil noch ein Basales dazu kommt...
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Was ist Actraphane 30/ 70?
Es handelt sich hier um ein Mischinsulin: 30% Normalinsulin, 70% Langzeitinsulin. Bei 22 I.E. also: 6,6 I.E. Normalinsulin und 15,4 I.E. Langzeitinsulin.

Bitte dringend sich belesen auf der Seite: http://www.diabetesinfo.de/pharmaka/insulin.php

Die Gabe des Insulins ist hier in jedem Falle angezeigt, da sonst eine BZ- Entgleisung nicht auszuschließen ist.

Elisabeth


Hallo Elisabeth, sehe es in diesem Fall anders, da wir häufig Patienten haben, die nach Insulingabe weiter abrutschen. Bei uns ist die Anordnung: Patient essen lassen, (Schwester vor Ort ist dafür verantwortlich, dass der Betreffende in ihrem Beisein ins Butterbrot beisst) erneute BZ-Kontrolle dann evtl. halbe Dosis, je nach BZ-Wert.
Im genannten Beispiel finde ich es fahrlässig, auf diesen Wert 22 IE Insulin zu injizieren, auch wenn es ein Verzögerungsinsulin ist.
 
Hallo,also bei uns im Ambulanten Dienst handhaben wir es so: wir lassen uns vom Hausarzt für die Patienten ein Spritzenschema erstellen, daß heisst BZ Beispiel von 60-80 mg% 8 IE
90-120 mg% 10 IE
130-160mg% 14 IE dies lassen wir vom Arzt gegenzeichnen und spritzen laut dem vorgegebenen Plan. Klappt ganz toll und wir sind abgesichert.
 
Oldtimer schrieb:
vom Hausarzt für die Patienten ein Spritzenschema erstellen, daß heisst BZ Beispiel von 60-80 mg% 8 IE
90-120 mg% 10 IE
130-160mg% 14 IE dies lassen wir vom Arzt gegenzeichnen und spritzen laut dem vorgegebenen Plan.

einige Pat. bei uns haben auch so ein Schema, halte ich auch für sinnvoll, doch es hat halt leider nicht jeder....
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Was ist Actraphane 30/ 70?
Es handelt sich hier um ein Mischinsulin: 30% Normalinsulin, 70% Langzeitinsulin. Bei 22 I.E. also: 6,6 I.E. Normalinsulin und 15,4 I.E. Langzeitinsulin.

Bitte dringend sich belesen auf der Seite: http://www.diabetesinfo.de/pharmaka/insulin.php

Die Gabe des Insulins ist hier in jedem Falle angezeigt, da sonst eine BZ- Entgleisung nicht auszuschließen ist.

Elisabeth

Bis zu welchem Wert würdest du denn noch 22I.E. spritzen??? :gruebel:
 
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