Narkosemittel Halothan (Fluothane)

Rabenzahn

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Halothan ( Fluothane )
CF3-CHBrCL

Schnellinformation:

MAC: 0,75 in Sauerstoff

MAC: 0,3 bei 70 % Lachgas

Blut/Gas-Verteilungskoeffizient: 2,3

18 % Biotransformation
[ Trifluoracetylchlorid TFA ]

Dosis zur Narkoseunterhaltung:
0,8 Vol % bei 65 % Lachgasanteil

Bei Halothan handelt es sich um einen halogenierten ( fluorierten ) Kohlenwasserstoff ( Trifluorchlorbromäthan).

Molekulargewicht: 197,4

Siedepunkt: 50,2° C

Dampfdruck 20°C: 244 mmHg

Blut-Gas-Verteilungskoeffizient: 2,39

Öl-Gas-Verteilungskoeffizient: 224,4

Sättigungskonzentration: 32,0 Vol%

Pharmakologie:

Halothan kann als Mononarkotikum verwendet werden, es ist relativ gut blutlöslich und gut fettlöslich.
Es flutet verhältnismässig rasch an und ab und ist somit gut steuerbar.
Der Steady state* ist nach ca. einer Stunde Halothannarkose erreicht.
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* Steady state ( engl. ) Fliessgleichgewicht, dynamisch - stationärer Zustand.

1. dynamisch - stationärer Zustand des energetischen Gleichgewichtes zwischen dem lebenden Organismus als offenes System ( thermodynamisch ) und der Umgebung. Alle Prozesse im Organismus, die seine innere Stabilität gewährleisten, befinden sich selbst gleichfalls im dynamischen Gleichgewicht.

2. physiologischer Zustand, der dadurch charakteristisiert wird, dass eine bestimmte Leistung des Organismus mit annährend gleichbleibenden Kenngrössen für einzelne Körperfunktionen ( z.B. O²-Aufnahme) und Herzfrequenz bewältigt wird.
Grundlage des Steady state ist der oxydative Stoffwechsel, Gleichgewicht in Verbrauch und Zufuhr an Energie- echtes Steady state.
Das Steady state ist charakteristisch für Belastungsintensitäten unterhalb der erhöhten Dauerleistungsgrenzen. Bei Belastung oberhalb der Dauerbelastungsgrenze tritt bei relativer Konstanz vegetativer Funktion ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen Energieverbrauch und Energiezufuhr ein.( partielle anaerobe Energiebereitstellung, Zunahme der O²-Schuld, Schein Steady state oder relatives Steady state ) Steady state ist die Belastungsstufe bei der Ergometrie, bei der sich der Kreislauf auf eine konstante Situation ( Pulsfrequenz, Blutdruck ) eingestellt hat.
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Physiologische Effekte

A. Kardiovaskuläres System:

Konzentrationsabhängig wirkt Halothan direkt negativ - inotrop, indirekt wird der Herzschlag durch eine Sympathikusdämpfung abgeschwächt. Die negative Inotropie verursacht eine Verminderung der Kontraktilität. Es kommt zu einem Abfall des Schlagvolumens und des Herzzeitvolumens. Mit zunehmender Narkosetiefe kommt es daher zu einem Blutdruckabfall ( RR ) , der durch rasche Veränderungen wie Lagewechsel oder Blutverlust noch verstärkt werden kann.

Die Sympathikusdämpfung führt zu einer Umverteilung der Organdurchblutung, konzentrationsabhängig werden die Gefässe dilatiert.
Durch zentralbedingte Hemmung der efferenten sympathischen Aktivität kommt es zu einer sympathischen Ganglienblockade. Die Herzkranzgefässe bleiben unbeeinflusst, ein koronares Steal - Phänomen tritt nicht ein.
Da die Vagusaktivität am Herzen überwiegt, treten konzentrationsabhängige Bradykardien auf, sofern kein Atropin appliziert wurde.
Durch die zentrale kardiale Sympathikusdämpfung kann eine vagale Reflexstimulation mit Arrythmien ( negative - dromotrope Wirkung ) auftreten, aber auch Sinusbradykardie, Extrasystolen und Blockbilder sind möglich.
Durch Halothan wird das Reizleitungssystem des Herzens gegenüber endo -u. exogenen Katecholaminen sensibilisiert, was schwere Tachyarrhythmien bis hin zum Kammerflimmern verursachen kann.


Respirationssystem:

Halothan verursacht eine dosisabhängige Atemdepression, da die Ansprechbarkeit des Atemzentrums auf CO² nachlässt.
( Anstieg des PaCO² ca. 20 % ) .
Durch die veränderte CO²- Antwortkurve tritt die normalerweise übliche kompensatorische Hyperventilation nicht ein. Halothan verursacht keine Sckleimhautreizung, wirkt bronchodilatierend und ist somit das Mittel der Wahl bei Bronchospasmus oder chronisch- obstruktiven Lungenerkrankungen . Die Sekretion bleibt unbeeinflusst . Da es die Schleimhäute nicht reizt , eignet es sich ausgezeichnet zur Einleitung über die Maske in der Kinderanästhesie.

Skelettmuskulatur:

Halothan wirkt leicht muskelrelaxierend. Es verstärkt die Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxanzien , deren Dosis daher reduziert werden muss.

Uterus:

Halothan ist plazentagängig. Dosisabhängig tritt eine Uterusrelaxierung auf, die Blutungsgefahr nach der Entbindung nimmt zu.

ZNS:

Dosisabhängig zeigen sich im EEG langsame Wellen und ein Anstieg der Amplitude. Unter Halothan erweitern sich die Gehirngefässe, die Hirndurchblutung und das intrakranielle Blutvolumen steigen an. Dies kann bei bereits erhöhtem Hirndruck zu einem weiteren bedrohlichen Hirndruckanstieg führen.
Durch Hyperventilation ( PaCO² < 30 mmHg) kann ein Druckanstieg teilweise verhindert werden.

Urogenitaltrakt:

Die Durchblutung der Niere nimmt dosisabhängig ab. glomeruläre Filtrationsrate und Urinausscheidung sinken. Dies ist jedoch rasch reversibel.

Leber:

Auch hier sind Durchblutung und Funktion reversibel vermindert; ein stabiler Kreislauf und eine gute periphere O²-Versorgung sind daher wichtig für eine gute Leberfunktion.
Sicher ist inzwischen, dass das reine Halothanmolekül die Leberzelle nicht schädigt, in seltenen Fällen kommt es dennoch zu einer Halothanhepatitis. Je mehr Halothannarkosen kurz hintereinander verabreicht werden, um so höher ist die Gefahr vor allem bei älteren, übergewichtigen Frauen. Auch eine akute massive Lebernekrose ( Letalität: 1 : 40 000 ) ist möglich, der genaue Mechanismus ist jedoch noch unklar. Sofern mehrere Narkosen innerhalb kurzer Zeit ( Wochen ) notwendig sind, sollte der Gebrauch von Halothan eingeschränkt, bzw. vermieden werden.

Halothan in der praktischen Anwendung

Halothan ist bei Raumtemperatur flüssig, klar und farblos und besitzt einen süsslichen, ätherartigen Geruch. Es enthält den Stabilisator Thymol .
In anästhetischer Konzentration ist es weder brennbar noch explosiv. Unter Lichteinwirkung entstehen flüchtige toxische Säuren, daher muss Halothan in dunklen Flaschen aufbewahrt werden. In geringem Mass kann Halothan nach mehrmaliger Passage durch Atemkalk zersetzt werden. Dabei entstehen jedoch keine toxischen Konzentrationen des Abbauproduktes. Halothan ist stark gummilöslich.

MAC / DOSIERUNG:

MAC in 100% O² 0,75 VOL%

MAC in 70% N²O 0,35 VOL%

durchschnittliche Einleitungsdosis: 1,5 bis 2,5 VOL%

bei 65% N²O und assistierter Beatmung: ca. 0,8 VOL%

Aufwachdauer:

Der Patient erwacht ca. 10 bis 15 Minuten nach Ausschalten des Halothans. Nach langen Narkosen kann es zu einem verzögerten Erwachen kommen ( langsame Freisetzung aus dem Fettgewebe ) .

Elimination:

Die Elimination erfolgt hauptsächlich durch Abatmung. Zu 15 bis 20 % wird Halothan in der Leber sowie enzymatisch im endoplasmatischen Retikulum zu Bromid, Chlorid und Trifluoressigsäure abgebaut. Die Ausscheidung über die Niere kann bis zu 13 Tagen dauern.

Kontraindikationen:

Absolut:

- frühere Halothanhepatitis
- Fieber
- Ikterus unklarer Genese kurz nach Halothannarkose
- Lebererkrankungen
- hoher Hirndruck.

Relativ:

- Hypovolämie
- Leber - und Nierentransplantationen
- Herzrhythmusstörungen.

Vorsichtsmassnahmen:

In den ersten sechs Lebensmonaten ist die MAC für Halothan am höchsten, mit zunehmendem Alter beginnt sie sich langsam zu reduzieren. So braucht ein 75jähriger Patient nur noch drei Viertel der Dosis eines Kleinkindes.

MAC - Reduktion durch :

- N²O
- Clonidin
- Ketamin
- Opioide
- Hypnotika
- Sedativa
- Hypothemie
- Gravidität

MAC - Anstieg durch :

- Monoaminooxidase ( MAO ) Hemmer
- Kokain
- Levodopa
- chronischer Alkoholabusus
- Hyperthermie

Hinweis:

Die gelblich/ braune Verfärbung des flüssigen Halothans, die bei längerem Stehen im Verdampfer durch das Thymol ( verdampft nicht ) oder durch Farbstoffentzug aus angegriffenen / aufgequollenen Gummiteilen entsteht, ist nicht schädlich. Durch das Spülen des Verdampfers mit frischem Halothan verschwindet die Verfärbung.

Bei der Gabe von Adrenalin unter Inhalationsanästhetika, muss eine Verdünnung der Substanz erfolgen. Bei einer Verdünnung von 1:100 000 sollen pro 10 Minuten nicht mehr als 10 ml = 0,1mg oder pro Stunde nicht mehr als 30 ml = 0,3 mg verabreicht werden.
Bei einer Verdünnung von 1: 200 000 sollen pro 10 Minuten nicht mehr als 20 ml = 0,1 mg oder pro Stunde nicht mehr als 60 ml = 0,3 mg appliziert werden.
 
8O 8O 8O :?: :?: :?: :roll: :eek1: :cry1:

... und weshalb beschleicht mich da so ein komisches Gefühl (bischen ängstlich), wenn ich das lese :?:Wirkung/Nebenwirkung sind sehr vielfältig.
.. und kann es öfter vorkommen als "nur" 1x, dass ein Pat. trotz den Ärzten bekannter Unverträglichkeit dieses Gases, es doch wieder bei einer OP bekommt :?: :?: 8O

Carmen