Mein bisher schlimmstes Erlebnis mit dem Tod

Tisi

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22.02.2002
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155
Ort
Heiligkreuz
Beruf
Krankenschwester
Wir hatten eine Frau auf Station, die operiert wurde. Immer beim Aufstehen klagte sie über Übelkeit und Schwindel, die Schwestern sagten ihr, dass es vom Blutdruck kommen könnte oder eine Nebenwirkung der Narkose sein könnte.

So auch an diesem Morgen. Ich war gerade beim Frühstück austeilen, als die Patientin mich rief und sagte, dass es ihr wieder schwindelig ist. Ich sagte den Examinierten bescheid und wollte ihr dann den Blutdruck messen, aber ich sollte erst etwas Wichtigeres tun, nämlich in der Küche ein Zugangsessen holen.

Als ich wieder nach oben kam vermisste ich eine Kollegin, die andere sagte mir dann, dass sie im Bad ist um eben diese Frau zu "versorgen", da diese gerade gestorben sei.
Ich war geschockt und konnte es nicht glauben. Ich ging in dieses Bad (zu der Zeit wurde die Station umgebaut und das Bad diente als Rumpelkammer) und sah etwas, das ich nie vergessen werde.
Die tote Frau zwischen all dem Gerümpel, ein schreckliches Bild.
Wahrscheinlich nicht nur für mich, denn die Angehörigen wurden auch in dieses Bad geführt.

Das Bild verfolgte mich den ganzen Tag. Abends dann in meiner Wohnunh hatte ich richtig Angst, ich weiß nicht vor was aber die Angst war da. Bei jedem Geräusch schreckte ich auf, die Nacht war der Horror.
Die Frage: Warum hab ich ihr nicht den RR gemessen stellte ich mir immer wieder, die Antwort darauf war leicht, ich durfte ja nicht, sollte etwas wichtigeres machen!

Noch ganz lange dachte ich an die Frau im Gerümpel und an deren Angehörige, für die der Anblick bestimmt auch schreclich war.
Das Bild verfolgte mich so lange, bis meine Uroma starb und ich sie tot noch einmal sah.

Jetzt 1 Jahr später denke ich kaum noch daran, trotzdem fand ich es damals eine schreckliche Situation.

Tisi
 
Hallo Tisi,

was Du hier beschreibst ist wirklich nicht schön.

Frage:" War mit dem Tod der Frau zu rechnen ? "

Es gibt nämlich zwei Möglichkeiten.
1. Das exam. Personal war informiert und hat den Tod der Frau erwartet.
( z.B. durch den Op-Befund ) Dann hätten sie aber mit Dir reden
müssen. Dabei wäre das Auftrag Essen zu holen zu deinem Schutz
erfolgt, damit Du den Tod der Frau nicht miterleben musst.

2. Sie sind von dem Ereigniss überrascht worden. Dann hätten sie bei
deiner Rückkehr aber noch reanimiert.

Hast Du mit ihnen nochmals über den Fall gesprochen ? Das Stationsbad ist ja auch heute noch immer der Ort wo viele Menschen sterben. Leider !
Ich finde es bedauerlich, dass Du auf diese Art deinen Erstkontakt mit einem Sterbenden hattest.
Vielleicht lernst Du daraus, dass Du mit neuen Schüler das Thema einmal besprichst.
Noch eine Frage. Wie hatte sich das Personal verhalten als Du das Unwohlsein der Frau gemeldet hast? Ist da eine Schwester zu der Patientin gegangen ?
Heute kann ich Dir auch nur raten, wenn nochmals so eine Situation auftritt, Dich nicht zu anderen Tätigkeiten verleiten zu lassen. Auch als Schülerin kannst Du dich der Anordnung widersetzen und auf die Information des Arztes bestehen oder sie selber durchführen.
Ich hoffe das seelisch alles wieder im Lot ist.
 
Keiner hat mit dem Tod dieser Frau gerechnet! Außer dass es ihr öfter übel war, war sie gesund und fit ! Ich weiß nicht, ob sich jemand um sie gekümmert hat, ich habe auf jeden Fall bescheid gesagt!
Die Schwestern haben gar nicht mitbekommen, dass sie gestorben ist, die Bettnachbarin hat geklingelt und gesagt, dass Fr.xy nicht reagiert!
Als das passierte war ich im 1. Ausbildungsjahr, mein 2. Einsatz, ich traute mich noch nicht etwas gegen die Anweisungen von den Examinierten zu sagen -> man will ja eine gute Beurteilung!!
Heute würde ich zuerst den Blutdruck messen und dann das Essen holen.
Aus Fehlern lernt man!!!
Ja, seelisch ist wieder alles O.k.!
Tisi
 

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