Medikamentengabe - Arztanordnung vs. Nebenwirkungen

Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Ich hatte heute nacht mit einem Unfallschirurgen eine interessante Diskussion. Eine Pat. hatte einen RR von 60/40 und ich habe ihn gebeten, sie anzusehen. Er war auch da, hat sich die Pat angesehen und meinte dass sie Dame auch über Schmerzen klagen würde und ich 1g Novalgin i.v. anhängen soll. Daraufhin sagte ich, dass ich bei so einem Druck ganz bestimmt kein Novalgin anhängen werde. Er war total verdutzt und meinte, dass er das ja noch nie gehört habe, dass Novalgin bei einer Hypotonie nicht so angesagt ist und es wäre doch kein RR Mittel... Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe ihr Perfalgan gegeben. Hätte ich welche aufs Dach kriegen können, wenn ich wider besseren Wissens trotz schriftlicher Anordnung das Novalgin bei so einem RR angehängt hätte?
 

Bachstelze

Poweruser
Registriert
10.03.2011
Beiträge
2.145
Ort
NRW
Beruf
Fachkrankenschwester OP, Anästhesie, KODA
Ich denke Du kommst in eine Situation, in der Du nur falsch reagieren kannst.
Hängst Du es an, und sie rutscht weiter mit dem RR ab, ist es blöd, nimmst Du Perfalgan, hast Du eine ärztliche Anordnung ignoriert und auch noch eigenmächtig ein Schmerzmittel angeordnet.

Ich hätte meinen Hinweis dokumentiert, ihn das unterschreiben lassen und dann Novalgin angehängt.
Aber mit schlechtem Gefühl.

Mein RR senkt sich nicht, bei Novalgin, aber beobachtet habe ich das auch schon oft.
 

Bachstelze

Poweruser
Registriert
10.03.2011
Beiträge
2.145
Ort
NRW
Beruf
Fachkrankenschwester OP, Anästhesie, KODA
Nein, doch nicht, wahrscheinlich hätte ich auch "heimlich" Perfalgan genommen. :mrgreen:
 
Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Nein, das Perfalgan war nicht eigenmächtig. Ich habe ihn dazu überredet.
 

Bachstelze

Poweruser
Registriert
10.03.2011
Beiträge
2.145
Ort
NRW
Beruf
Fachkrankenschwester OP, Anästhesie, KODA
Dann ist doch alles schick.
 

Maniac

Poweruser
Registriert
09.12.2002
Beiträge
10.495
Akt. Einsatzbereich
Grund- und Regel Akutkrankenhaus
wahrscheinlich hätte ich auch "heimlich" Perfalgan genommen. :mrgreen:
Ganz falsch...!!

Aber das Thema hatten wir schon ein paar mal. "Besseres Wissen" ließe sich dir in dem Moment wohl nicht zwingend nachweisen. Wie du es gemacht hast ists richtig. Würde er es trotzdem wollen: Alles schön dokumentieren; im Zweifelsfall selbst machen lassen.

Novalgin MUSS hier ja nicht zwingend kritisch sein.
 
Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Aber die Antwort auf meine Frage finde ich dennoch spannend, weil ja nicht jeder Doc sich überreden lässt...
 
Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Ja Maniac, wenn ich ihn nicht überredet hätte, hätte ich gesagt, dass er es selbst anhängen muss.
 

narde2003

Board-Moderation
Teammitglied
Registriert
27.07.2005
Beiträge
13.391
Ort
München
Beruf
FGuKP I&I, Praxisanleiterin DKG,Wundassistent WaCert DGfW, Rettungsassistentin, Diätassistentin
Akt. Einsatzbereich
HOKO
Funktion
Leitung HOKO
Ich sag nur Durchführungsverantwortung und Remonstrationspflicht...

Wobei ich auch Patienten kenn die nicht mir RR-Problemen auf Metamizol reagieren.

Bin zwar nicht Flexi, hab mir aber auch ne Überschrift ausgedacht :-) Wenn sie dir nicht gefällt, dann muss Flexi ran...
 

Bachstelze

Poweruser
Registriert
10.03.2011
Beiträge
2.145
Ort
NRW
Beruf
Fachkrankenschwester OP, Anästhesie, KODA
Das ist auch ein guter Plan.
 

Bachstelze

Poweruser
Registriert
10.03.2011
Beiträge
2.145
Ort
NRW
Beruf
Fachkrankenschwester OP, Anästhesie, KODA
Ich vertrage das auch super. Und bei einem RR von 60/X bin ich noch ziemlich gut zu Fuß.
 
Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Ich sage ja auch nicht, dass Novalgin immer den RR runterknallt, aber 60/40 ist mir doch zu haarig...
 

narde2003

Board-Moderation
Teammitglied
Registriert
27.07.2005
Beiträge
13.391
Ort
München
Beruf
FGuKP I&I, Praxisanleiterin DKG,Wundassistent WaCert DGfW, Rettungsassistentin, Diätassistentin
Akt. Einsatzbereich
HOKO
Funktion
Leitung HOKO
Ähm, ich war es ....
 

monaluna

Poweruser
Registriert
02.10.2006
Beiträge
969
Beruf
Krankenschwester RN
also ich kipp um bei Novalgin.

Ich haette nochmal nachgefragt, ob er wirklich bei dem RR das möchte und dann hätte ich es gegeben, und dokumentiert: Pat. hat niedrigen RR, Doktor informiert, Doktor hat sich den Pat. angeschaut, ordnet 1 mg Novalgin an, nochmals auf den RR verwiesen .... natürlich alles mit Zeit und Namen vom Dr. und fertig.
Danach hätte ich engmaschige RRkontrollen gemacht und diese auch so dokumentiert.


Der Beipackzettel schreibt das hier: ""Metamizol" kann Blutdruckabfälle (hypotensive Reaktionen) auslösen (siehe auch unter Abschnitt 4).Diese Gefahr ist erhöht:
- wenn Sie an niedrigem Blutdruck (vorher bestehender Hypotonie), deutlichem Flüssigkeitsmangel, Kreislaufschwäche oder beginnendem Kreislaufversagen (wie z.B. bei Herzinfarkt oder schweren Verletzungen) leiden,
- wenn Sie hohes Fieber haben.
Deshalb sollte die Anwendung sorgfältig erwogen und eng überwacht werden. Vorbeugende Maßnahmen (z.B. Kreislauf*stabilisierung) können nötig sein, um das Risiko von Blut*druckabfällen zu verringern."
 
Registriert
17.08.2009
Beiträge
1.341
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinär
Monaluna, wir haben ja diskutiert. Das Ende vom Lied: "Ich bin Chirurg". "Das merkt man" hab ich geantwortet. Alles ok. :mrgreen:
 

BamBamsche

Poweruser
Registriert
19.04.2011
Beiträge
641
Beruf
Krankenschwester
Funktion
Praxisanleiter
In erster Linie hätte ich mal eine Arzt hinzugezogen, der sich die Patientin anschaut bezüglich ihres RR. Warum hat sie einen niedrigen RR? Schmerzen verursachen ja im Normalfall eher einen höheren RR.
Wenn der Arzt das Medikament angeordnet hat, hätte ich es dokumentiert, auch das ich ihn auf den niedrigen RR hingewiesen habe und hätte es dann angehängt. Langsam laufen lassen, nicht gerade im Schuss durch. Ich denke bei Novalgin ist es wie bei jedem anderen Medikament auch. Der eine reagiert so, der andere so. Manche sinken ab, manche nicht. Ich hätte es angehängt und die Pat häufig sichtüberwacht und VZ gemessen (was ich in so einen Fall eh machen würde auch ohne Infusion).
Schwester Rabiata: Geile Antwort :sdreiertanzs:Könnte glatt von mir sein ^^
 
M

mary_jane

Gast
Ich hätte auch nicht einfach so Metamizol ohne weiteres Rückfragen dem Patienten verabreicht.
Ist halt so ne Sache mit Metamizol, die einen reagieren minimal bis gar nicht mit dem Druck, andere fallen obwohl man das Medikament über 1-2h laufen hat lassen.
Andererseits hab ich auch schon bei Perfalgan Blutdruckabfälle beobachten können, wenn auch nicht so oft wie bei Metamizol (alles nur gefühlt und subjektiv von mir).
 

Eisenbarth

Poweruser
Registriert
31.12.2011
Beiträge
984
Ort
-
Beruf
AP
Akt. Einsatzbereich
-
Funktion
-
rein objektiv dürfte der unterschied (für hypotonien) zwischen metamizol <-> paracetamol bei 20:1 liegen, meine ich mich erinnern zu können. leider habe ich meine quelle nicht zur hand, sonst gäbe ich die noch mit an.

auf jeden fall ist hypotonie eine nicht-seltene (1-10 von 1000) UAW von metamizol und damit in diesem fall die verordnung meiner meinung nach fast schon ein witz. mein persönliches empfinden sagt mir übrigens, dass die relative häufigkeit eher bei 1 von 10 liegt; bei paracetamol dagegen im bereich von fast nicht wahrnehmbar.
 

Ähnliche Threads

Über uns

  • Unsere Online Community für Pflegeberufe ist eine der ältesten im deutschsprachigen Raum (D/A/CH) und wir sind stolz darauf, dass wir allen an der Pflege Interessierten seit mehr als 19 Jahren eine Plattform für unvoreingenommene, kritische Diskussionen unter Benutzern unterschiedlicher Herkunft und Ansichten anbieten können. Wir arbeiten jeden Tag mit Euch gemeinsam daran, um diesen Austausch auch weiterhin in einer hohen Qualität sicherzustellen. Mach mit!

Unterstützt uns!

  • Unser Team von www.krankenschwester.de arbeitet jeden Tag daran, dass einerseits die Qualität sichergestellt wird, um kritische und informative Diskussionen zuzulassen, andererseits die technische Basis (optimale Software, intuitive Designs) anwenderorientiert zur Verfügung gestellt wird. Das alles kostet viel Zeit und Geld, deshalb freuen wir uns über jede kleine Spende!