Lebenserwartung und Lebensqualität bei Zungenkrebs

silverlady

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12.07.2005
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Da ich neu hier bin möchte ich mich kurz vorstellen. Ich arbeite in der Altenpflege als Wohnbereichsleitung. Ich habe 36 Bew. zu betreuen. In der Pflege bin ich seit 12 Jahren. Soweit zu mir.
Nun zu der Frage die ich habe. Ich betreue einen 53 jährigen Mann mit einem rezidiven Zungenrandkarzinom. Vor 2 Jahren wurde der Tumor diagnostiziert und operativ entfernt. Gleichzeitig wurde eine Neckdissertation wegen mehrerer Metastasen durchgeführt. Nach einer Wundheilungsstörung durch einen übersehen Faden an einer Naht, wurde eine Serie von 30 Bestrahlungen durchgeführt.
Danach hieß es zu 99 % ist eine heilung wahrscheinlich. Ein halbes Jahr später war der Tumor wieder da und wurde wieder operativ entfernt. Eine weitere Bestarahlungsserie würde nicht durchgeführt das es sich um Bestrahlungsresistente Krebszellen handelt.
Nach dieser OP war dann nur für 2 Monate Ruhe. Dann wurde erneut ein Tumor diagnostziert. Nach etlichen untersuchungen und Behandlungsdvorschlägen die alle abgelehnt wurden soll jetzt als einzige Alternative eine Chemotherapie erfolgen. Meiner Kenntnis nach wird eine Chemo nur bei vorhandenen Metastasen durchgeführt und von denen ist uns nichts bekannt.
Jetzt fragt mich der Bew. fast täglich wie lange er noch zu leben hat und ich weiß nicht was ich sgen soll. ZU Krebserkrankungen und Nebenwirkungen bei Chemeo fehlt mir einfach die Erfahrung denn wenn sonst Bew Krebs haben sind die eigentlich immer austherapiert.
Hoffentlich könnt ihr mir helfen denn ich möchte dem Menschen helfen
 
Hallo

Ich arbeite auf einer onkologischen Station.
Bei uns bekommen auch Patienten mit ähnlichen Tumoren Chemotherapie. Und diese wird in der Regel sehr gut vertragen. Es müssen nicht immer Metastasen vorhanden sein.

Lg kleo
 
Ca....

das mit dem Ca ist immer so ne sache...mann kann eigentlich nie sagen wann wielange der betroffene noch leben wird....darüber können und dürfen wir nicht entscheiden.....dennoch finde ich , das man wenn auch manchmal waghalsig eine prognose abgegeben werden kann und n jenem fall sieht es ja wohl nicht nach einer guten aus. und genauso würde ich dem Bw es sagen, das man nie schon vorher sagen kann wann ein leben vorbei ist oder nicht, egal ob gesund oder krank....
nichts desto trotz ist es immer eine unangenehme sache, solch fragen zu beantworten, denn den den es betrifft, klammert sich an jeden strohhalm der er bekommen kann.....da braucht man schon viel einfühlungsvermögen...
 
re Zungenkrebs

das versuche ich dem Bew. auch klar zu machen und auch das wenn keine Hoffnung bestünde eine Chemo bestimmt nicht durchgeführt werden würde. Mein Wunsch ist einfach um auch für die Zukunft besser mit dieser Situation umzugehen, mehr zu wissen. Dieser Mensch lässt sich nicht mit irgendwelchen Trostworten abspeisen.

Vielleicht kann mir jemand noch sagen wie die Chemo im allgemeinen ablaufen bei dieser Diagnose. Ambulant oder stationär und gibt es überhaupt Chancen auf eine Heilung? Noch eins , ich habe nicht die Absicht jemanden irgendetwas einfach so unter die Nase zu reiben aber es hilft mir besser auf ihn einzugehen.
Danke für eure antworten
 
zungenkrebs

hallo,

ich arbeite auf einer tumorstation in einer hno-klinik. bei uns ist es so, daß wir meistens nur palliative chemotherapien durchführen. um die lebensqualität zu erhöhen. allerdings ist das mit der prognose so eine sache. die patienten reagieren sehr unterschiedlich. meist kommt es auch auf die art des tumors an und ob es mittellinienüberschreitend ist.

grüße aus heidelberg vom bücherwurm78:daumen:
 
es kam noch schlimmer

Mein Bewohner hatte die Chemo über sich ergehen lassen. Sie wurde nur sehr schlecht vertragen. Innerhalb von 2-3 Tagen waren die ganzen Mundschleimhäute kaputt und er hat nur noch Blut und Eiter gespuckt. Zwar wurde die Chemo immer wieder leicht verändert aber das hat auch nicht geholfen. Aber das war irgendwann auch vorbei. Jetzt war es vor 3 Wochen zur Nachkontrolle und da hieß es alles in Ordnung vom Tumor ist nichts mehr zu sehen. Keine 3 Tage später bekam er starke Zahnschmerzen. Der Zahnarzt sagte das 3 Zähne gezogen werden müssten. Gleich bein ersten Zahn hat es 2 Tage lang geblutet. Als dann die anderen beiden Zähne gezogen worden sind hat der Zahnarzt die Zähne und eine Gewebeprobe eingeschickt. Vorgestern kam das Ergebnis. Es ist ein maligner Tumor G 2 im Kiefer. Nächste Woche hat er wieder einen Termin bei seinem behandelnden Arzt. Aber ich weiß nicht wie ich diesen Menschen trösten kann.
 
hallo silverlady,

wenn ihr damit überfordert seid, denke ich, daß es zeit ist hilfe zu holen. zum beispiel von einem psychoonkologen oder auch von einer selbsthilfegruppe. natürlich vorausgesetzt, daß der patient das will.

bei kaputten schleimhäuten kann ich dir auch was empfehlen, nämlich butter. ist nicht so stark wie manche mundspüllösungen und hilft sehr viel besser.

achtet darauf ob es bei eurem bewohner in nächster zeit zu übelkeit und erbrechen kommt. noch so eine tolle nebenwirkung. und achtet auf sein gewicht, nicht daß er einlagert. chemotherapie ist sehr nierentoxisch. und vielleicht solltet ihr ihn auf haarverlust vorbereiten. aber das sollte längst in der aufklärung zur cht erfolgt sein.

liebe grüße,
bücherwurm78
 
Trost??? Will euer Bewohner dieses wirklich? Oder ist es die Angst vor dem ungewissen, was kommt?

In uns schlummert wohl bei allen der Wunsch zu heilen. Die Natur hat dies nicht immer so vorgesehen. dann heißt es begleiten, denjenigen in seinen schweren Stunden nicht alleine lassen.

Ich würde auch empfehlen einen Psychoonkolgen hinzu zu ziehen. Aber vielleicht nicht nur für den Bewohner, sondern auch für das Pflegepersonal. Er wird euch sicher helfen können, wie ihr zukünftig kommunizieren könnt ohne zuviel Hoffnung zu schüren aber auch ohne jeglichen Lebensmut zu zerstören.

Dem Leben Tage geben... das versucht oft die moderne Medizin... dabei mißachtend, dass es viel wichtiger ist den Tagen Leben zu schenken. Das geht nicht mit Medikamenten und Operationen, dafür braucht es mitfühlende Menschen.

Elisabeth
 
@Bücherwurm : die Chemo war schon vor etwas 8 Wochen abgeschlossen. Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall usw. haben wir alles gemeinsam durchgestanden.

Das Schlimme für den Mann ist das es bei der Nachuntersuchung hieß es ist nichts mehr zu sehen und nur ein paar Tage später knallt ihm ein blödes A..... von Zahnarzt den Befund hin und meint Antibiotika bringen doch eh nix mehr.
Psychologische Hilfe lehnt er ab und wir haben regelmäßig Supervision und machen auch Teambesprechungen um auch mal zwischendurch heulen zu können.
Ich weiß ja das die Prognose schlecht ist vor allen Dingen sehe ich das die Veränderung am Tumor rasend schnell geht. Man kann richtig dabei zuschauen wie das Ding sich verändert.
Ich danke euch für eure Antworten und wenn einer eine Idee hat im Umgang mit diesem Mann wäre ich euch dankbar