Kürettage

Ute

Poweruser
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04.02.2002
Beiträge
1.736
Alter
50
Ort
Hannover
Beruf
Krankenschwester, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP)
Akt. Einsatzbereich
Zur Zeit in der Elternzeit
Funktion
Study nurse
Hallo,

muss eine Küretage immer in Vollnarkose gemacht werden? Werden die Frauen stationär aufgenommen? Wie ist das mit der Nachbehandlung?

Ich habe von einer Kollegin gehört, das man sein Kind gebären muss, wenn es im eigenen Leib verstorben ist, stimmt das ???:-?

Ich möchte mir das garnicht vorstellen !

Gruß
 
so ist es

Moin Ute,
es ist zwar schon ein paar Donnerstage her, dass ich auf der Gyn gearbeitet habe (jetzt mit Familie ist ambul. PD besser zu koordinieren), aber meine Erfahrungen waren so.
Ich kann Dir leider die SSW nicht mehr nennen, bis zu der ein Abbruch erfolgen kann. Wenn das Kind eine gewisse Größe hat, muß es geboren werden. Medikamentös wird die Geburt eingeleitet und mir läuft es heute noch kalt den Rücken runter, wenn ich an das Weinen besonders einer Frau denke (Kind im7. Monat). Wir mußten sie so lange wie möglich auf Station behalten und erst in der Austreibungsphase kam sie in den Kreissaal. Auf die Frage, warum das Kind nicht per Kaiserschnitt geholt werden würde, erinnere ich mich an die Antwort, dass es für die Frau, die sicher noch einmal schwanger werden könnte, besser sei. Anatomisch bestimmt, aber ob sie eine weitere Schwangerschaft psychisch verkraften konnte, haben wir leider nie erfahren.
Kürettagen im Kreissaal habe ich auch erlebt, nach unvollständiger Palzentaablösung, dass bedeutete kleine Narkosedusche, echt minimal. Ich habe die Bauchdecke von außen gepreßt, Arzt von innen kürettiert und der Vorgang ohne Narkose wäre bestimmt für die Patientin nicht so toll gewesen. Da die Frauen aber nach 5 Minuten wieder voll da waren, war zu einen "normalen" Geburt kein besonderer Unterschied. Ohne Kürettage wäre eine Infektion vorprogrammiert gewesen, denn eine zerfetzte Plazenta bekommst Du medikamentös nicht sicher heraus.
Mag sein, dass sich das eine oder andere heutzutage oder woanders geändert hat, aber unser KH war, was Geburten anging, im Hamburger und Süd-Holsteiner-Raum führend.
Kein schönes Thema, trotzdem einen schönen Sonntag,
 
Hallo Britta,

da stimme ich Dir zu, das ist kein schönes Thema! Wurden diese Frauen danach betreut? Ich stelle mir das so schrecklich vor, im 7.Monat einen Abbruch und dann noch bei fast vollem Bewußtsein! Es gibt so schreckliche Dinge, da freut man sich wenn alles gut verläuft!

Wie ist denn das Pflegepersonal mit so einer Situation umgegenagen? Gab es Unterstützung, das ist doch eine große Belastung, egal für wen auch immer?

Liebe Grüße
 
Betreuung Pat/Personal

Moin Ute,
ich erzähle, wie gesagt aus dem Nähkästchen und komme mir wie meine eigene Großmutter vor. Das ganze liegt ca. 15 Jahre zurück. Damals gab es leider im Haus keine Betreung, weder für PAt noch für Personal. Ich kann nur hoffen, dass die Frauen nach KH-Aufenthalt extern betreut wurden.
Heute arbeitet eine Psychologin im Haus (kleineres KH ca. 150 Betten), die von Station zu Station auf Abruf geht, wenn sie von KS oder Ärzten angepiepst wird. Ich habe mitbekommen, dass sie auf der Gyn häufig erscheint.
Die jüngerern Schwestern hatten da echte Probleme, die wir nur durch Gespräche unter uns bewältigen konnten; die "alten Hasen" taten zumindest immer so, als wenn sie alles schon tausendmal erlebt hätten, ich weiß aber, dass einigen doch manches an die Nieren ging. Wie gesagt, heute ist es mit der Psychologin eine andere Situation.:troesten:
 
nein, also ich habe auch schon oft mitbekommen, dass lokalanästhesie oft und gerne gemacht wird. eben wenn bei der geburt nichts alles mitgekommen ist. auch die kürettage bei abtreibungen bis zur 16. SSW (oder wie lange man das darf) wird oft nur lokal gemacht. und zur pflege: man soll halt nach dem toilettengang mit klarem wasser abspülen, wie nach einer geburt. aber stationär bleiben weniger patienten deswegen.
 
...
Vorbereitung auf zu erwartende Schmerzen: Trotz LA können mensstarke oder während des Absaugens und anschliessend mehr als mensstarke Schmerzen auftreten.
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http://www.seidenberg.ch/media/Abruptio_in_Lokalanaesthesie_SGGG_Juni_2008.pdf

Mir fällt dazu der Satz eines sehr alten und wahrscheinlich auch sehr weisen Gynäkologen ein: Frauen müssen in ihrem Leben schon genug leiden, da sollten wenigstens die gynäkolog. Eingriffe nicht noch zusätzlich Qual verursachen wenn man es vermeiden kann. Nur weil eine Frau ev. mehr Schmerzen ertragen kann, berechtigt es noch nicht, dies auszunutzen.
Wie gesagt: ein weiser und sehr humaner Mensch von denen es heute leider viel zu wenige gibt.

Elisabeth
 
Mir stellt sich rein technisch die Frage, wie eine Lokalanästhesie am Uterus überhaupt möglich ist. Ich kenne die Ausschabung auch nur in Vollnarkose, aber ich hab zuwenig Gyn-Erfahrung, um da kompetent zu sein.

Stationär aufgenommen werden muss man für die reine Ausschabung (z.B. bei Abtreibungen) nicht, das kann ambulant erfolgen.
 
Ist in dem Link auf Seite 3 erklärt. Es handelt sich um eine Infiltratsionsmethode, die logischerweise nur den Muttermund betäubt, was auch die Schmerzen schlüssig erklärt.

Elisabeth
 

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