Kongreßbericht - AHA:
Public Access Defibrillation II
Ruppert M, ANR der LMU
Indikationen
Gerätetechnik
Ausbildung
Studien
Die American Heart Association veranstaltete vom 17. bis 19. April Washington die zweite Konferenz zum Thema "Public Access Defibrillation" (PAD).
Der Themenkreis beschäftigt sich mit allen Aspekten rund um die Defibrillation durch einen erweiterten Kreis von
Anwendern, die keine weitreichende medizinische Ausbildung haben (wie z.B. Ärzte, Rettungsdienstpersonal) und bisher nicht als Glied der Überlebenskette ("chain of survival"; CUMMINS 1991) angesehen wurden. Von gerätetechnischer Seite stehen dafür automatische Defibrillatoren einer neuen Generation zur Verfügung, die neben einfachster Bedienung im Allgemeinen auch Sprachhinweise zum Vorgehen beim plötzlichen Herztod geben ("verbal prompts").
Indikationen
Um das Zeitintervall vom plötzlichen Herztod mit Kammerflimmern bis zur Defibrillation weiterhin zu verkürzen und damit die Überlebenschance nach außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand zu verbessern, werden
unterschiedliche Ansätze für den Einsatz von PAD diskutiert:
Erweiterung und Ausbau des "first-responder"-Konzeptes, im Deutschen auch als "Helfer vor Ort" oder "(semi)professionelle Ersthelfer-Teams" bezeichnet. Zum Einen können bestehende Strukturen und Einsatzkräfte
um die Anwendung von PAD ergänzt werden (z.B. first-responder durch Feuerwehren, Sanitätsdienste etc.).
Zum Anderen können neue Zielgruppen, die bisher keine medizinischen Aufgaben wahrgenommen haben, in die Notfallversorgung eingebunden werden und für die Anwendung von PAD ausgestattet und ausgebildet werden (z.B. Polizei, Wachdienste, Pförtner, aber auch Stewardessen etc.).
Zusammen werden diese Personengruppen, die gezielt trainiert, eingesetzt und auch evaluiert werden können als "targeted first responders" bezeichnet.
Die Bereitstellung von Geräten für Risikopatienten und die Ausbildung derer Angehöriger auf der Basis einer "Rezeptierung" durch den betreuenden Arzt - "home defibrillation".
Die Bereitstellung von automatischen Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden für die Anwendung durch den (unausgebildeten) Laien, vergleichbar der Aufstellung von Feuerlöschern - "fire extinguisher approach".
Im deutschen Sprachgebrauch wird PAD durch medizisch gering ausgebildetes Personal üblicherweise als "Erstdefibrillation" bezeichnet - im Gegensatz zur "Frühdefibrillation" durch Rettungsassistenten bzw. -sanitäter.
In den fünf Vortragsreihen, der Postersession und den Workshops wurden vor allem Ergebnisse zu den folgenden Themenschwerpunkte präsentiert und von den ca. 600 Teilnehmern diskutiert.
Gerätetechnik:
An Gerätesicherheit und Bedienerfreundlichkeit werden für den Kreis der o.g. Anwender höchste Ansprüche gestellt. Mehrere Studien (z.B. DAYA) beschäftigen sich mit der Sensitivität und Spezifität automatischer externer Defibrillatoren (AED). Es besteht die Forderung (STICKNEY), daß Geräte nicht nur mit EKG-Datenbanken getestet werden dürfen ("bench tests"), sondern auch im Einsatz evaluiert werden müssen ("field tests"); die Rhythmen werden zunehmend nur nach "shockable", "nonshockable" und "intermediate" eingeteilt, wobei die seltene pulslose ventrikuläre Tachykardie und Schrittmacher-EKGs ein besonderes Problem darstellen.
(CUMMINS; DAYA; KERBER; MORUD).
Elektromagnetische Felder, z.B. in Bahnhöfen, können Sensitivität und Spezifität einiger Geräte z.T. erheblich beeinflußen (KANZ). Zusätzliche Sicherheitsmechanismen sind wie z.B. "wake-up shocks" werden diskutiert.
Klare "verbal prompts" und Bildhinweise werden vom (Laien-)Anwender in der Regel befolgt, geschriebene Anweisungen kaum (DOHERTY).
Im Rahmen der Weiterentwicklung, d.h. der Herstellung kleiner und kostengünstiger AEDs, ist die Diskussion um die ideale Schockform für die Defibrillation erneut aufgerollt worden (CHAPMAN; MC DANIEL; GLINER).
Grundsätzlich werden mono- und biphasische sowie sinusoidal-gedämpfte und trapezoidale ("truncated") Schockformen unterschieden. Daneben stellen die absolute Energiemenge, der Spitzenstrom (I) in Abhängigkeit
der Impedanz und die Schocklänge (t) Einflußfaktoren für den Erfolg der Defibrillation dar (BARDY; ELABBADY; VOSTRIKOV).
Die biphasiche trapezoidale Schockform scheint zumindest vergleichbare Konversionraten wie die monophasischen Schockformen zu erzielen.
Ausbildung der AED-Anwender:
Es bestehen kontroverse Ausbildungsansätze: der Zeitrahmen reicht von 2h bis 80h, Wiederholungskurse werden gar nicht bis zu regelmäßig dreimonatlich und mit unterschiedlichen Medien, z.B. Selbststudium am PC (JERIN), gemacht (EVANS; SCIAMMARELLA).
Unklarheit besteht, ob ABC-D oder D-ABC (d.h. Etablierung des AED vor oder nach Beginn einer Basisreanimation) gelehrt werden sollte: "AED-placement delays CPR" (DOHERTY). Neben der korrekten Anwendung muß vor allem die Vermeidung von Gefahrenmomenten Ziel der Ausbildung sein.
Beispiele bisheriger Anwendungsstudien:
Defibrillation durch Flugbegleiter bei Qantas Airlines / Australien (O´ROURKE): von 22 Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand an Bord eines Flugzeuges zeigten n=6 initial Kammerflimmern; fünf der Passagiere konnten primär erfolgreich defibrilliert werden, zwei Patienten überlebten endgültig (33%) praktisch ohne erweiterte Reanimationsmaßnahmen.
Defibrillation durch Polizisten als first-responder in Rochester, MI / USA (WHITE): von 31 Patienten, die durch Polizisten defibrilliert wurden, überlebten 58% (n=18) gegenüber 43% der durch Paramedics defibrillierten Patienten. Dreizehn dieser 18 Überleber bedurften keiner erweiterten Reanimationsmaßnahmen.
Defibrillation durch den Sanitätsdienst in einem Sportstadion in Melbourne, Australien (WASSERTHEIL): rund 70% der Patienten mit Kammerflimmern überleben. Ausbildung der Sanitäter der St. John Ambulance Brigade, England, für Sanitätsdienste und Ausstattung mit AEDs (EVANS): bisher zwölf sekundär erfolgreiche Reanimationen (Krankenhausentlassung).
"LOCAL DATA MUST DRIVE TO LOCAL SOLUTIONS - WHERE SURVIVAL IS POOR, TRY PAD." (M.L. Weisfeldt, Chairman)
Public Access Defibrillation II
Ruppert M, ANR der LMU
Indikationen
Gerätetechnik
Ausbildung
Studien
Die American Heart Association veranstaltete vom 17. bis 19. April Washington die zweite Konferenz zum Thema "Public Access Defibrillation" (PAD).
Der Themenkreis beschäftigt sich mit allen Aspekten rund um die Defibrillation durch einen erweiterten Kreis von
Anwendern, die keine weitreichende medizinische Ausbildung haben (wie z.B. Ärzte, Rettungsdienstpersonal) und bisher nicht als Glied der Überlebenskette ("chain of survival"; CUMMINS 1991) angesehen wurden. Von gerätetechnischer Seite stehen dafür automatische Defibrillatoren einer neuen Generation zur Verfügung, die neben einfachster Bedienung im Allgemeinen auch Sprachhinweise zum Vorgehen beim plötzlichen Herztod geben ("verbal prompts").
Indikationen
Um das Zeitintervall vom plötzlichen Herztod mit Kammerflimmern bis zur Defibrillation weiterhin zu verkürzen und damit die Überlebenschance nach außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand zu verbessern, werden
unterschiedliche Ansätze für den Einsatz von PAD diskutiert:
Erweiterung und Ausbau des "first-responder"-Konzeptes, im Deutschen auch als "Helfer vor Ort" oder "(semi)professionelle Ersthelfer-Teams" bezeichnet. Zum Einen können bestehende Strukturen und Einsatzkräfte
um die Anwendung von PAD ergänzt werden (z.B. first-responder durch Feuerwehren, Sanitätsdienste etc.).
Zum Anderen können neue Zielgruppen, die bisher keine medizinischen Aufgaben wahrgenommen haben, in die Notfallversorgung eingebunden werden und für die Anwendung von PAD ausgestattet und ausgebildet werden (z.B. Polizei, Wachdienste, Pförtner, aber auch Stewardessen etc.).
Zusammen werden diese Personengruppen, die gezielt trainiert, eingesetzt und auch evaluiert werden können als "targeted first responders" bezeichnet.
Die Bereitstellung von Geräten für Risikopatienten und die Ausbildung derer Angehöriger auf der Basis einer "Rezeptierung" durch den betreuenden Arzt - "home defibrillation".
Die Bereitstellung von automatischen Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden für die Anwendung durch den (unausgebildeten) Laien, vergleichbar der Aufstellung von Feuerlöschern - "fire extinguisher approach".
Im deutschen Sprachgebrauch wird PAD durch medizisch gering ausgebildetes Personal üblicherweise als "Erstdefibrillation" bezeichnet - im Gegensatz zur "Frühdefibrillation" durch Rettungsassistenten bzw. -sanitäter.
In den fünf Vortragsreihen, der Postersession und den Workshops wurden vor allem Ergebnisse zu den folgenden Themenschwerpunkte präsentiert und von den ca. 600 Teilnehmern diskutiert.
Gerätetechnik:
An Gerätesicherheit und Bedienerfreundlichkeit werden für den Kreis der o.g. Anwender höchste Ansprüche gestellt. Mehrere Studien (z.B. DAYA) beschäftigen sich mit der Sensitivität und Spezifität automatischer externer Defibrillatoren (AED). Es besteht die Forderung (STICKNEY), daß Geräte nicht nur mit EKG-Datenbanken getestet werden dürfen ("bench tests"), sondern auch im Einsatz evaluiert werden müssen ("field tests"); die Rhythmen werden zunehmend nur nach "shockable", "nonshockable" und "intermediate" eingeteilt, wobei die seltene pulslose ventrikuläre Tachykardie und Schrittmacher-EKGs ein besonderes Problem darstellen.
(CUMMINS; DAYA; KERBER; MORUD).
Elektromagnetische Felder, z.B. in Bahnhöfen, können Sensitivität und Spezifität einiger Geräte z.T. erheblich beeinflußen (KANZ). Zusätzliche Sicherheitsmechanismen sind wie z.B. "wake-up shocks" werden diskutiert.
Klare "verbal prompts" und Bildhinweise werden vom (Laien-)Anwender in der Regel befolgt, geschriebene Anweisungen kaum (DOHERTY).
Im Rahmen der Weiterentwicklung, d.h. der Herstellung kleiner und kostengünstiger AEDs, ist die Diskussion um die ideale Schockform für die Defibrillation erneut aufgerollt worden (CHAPMAN; MC DANIEL; GLINER).
Grundsätzlich werden mono- und biphasische sowie sinusoidal-gedämpfte und trapezoidale ("truncated") Schockformen unterschieden. Daneben stellen die absolute Energiemenge, der Spitzenstrom (I) in Abhängigkeit
der Impedanz und die Schocklänge (t) Einflußfaktoren für den Erfolg der Defibrillation dar (BARDY; ELABBADY; VOSTRIKOV).
Die biphasiche trapezoidale Schockform scheint zumindest vergleichbare Konversionraten wie die monophasischen Schockformen zu erzielen.
Ausbildung der AED-Anwender:
Es bestehen kontroverse Ausbildungsansätze: der Zeitrahmen reicht von 2h bis 80h, Wiederholungskurse werden gar nicht bis zu regelmäßig dreimonatlich und mit unterschiedlichen Medien, z.B. Selbststudium am PC (JERIN), gemacht (EVANS; SCIAMMARELLA).
Unklarheit besteht, ob ABC-D oder D-ABC (d.h. Etablierung des AED vor oder nach Beginn einer Basisreanimation) gelehrt werden sollte: "AED-placement delays CPR" (DOHERTY). Neben der korrekten Anwendung muß vor allem die Vermeidung von Gefahrenmomenten Ziel der Ausbildung sein.
Beispiele bisheriger Anwendungsstudien:
Defibrillation durch Flugbegleiter bei Qantas Airlines / Australien (O´ROURKE): von 22 Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand an Bord eines Flugzeuges zeigten n=6 initial Kammerflimmern; fünf der Passagiere konnten primär erfolgreich defibrilliert werden, zwei Patienten überlebten endgültig (33%) praktisch ohne erweiterte Reanimationsmaßnahmen.
Defibrillation durch Polizisten als first-responder in Rochester, MI / USA (WHITE): von 31 Patienten, die durch Polizisten defibrilliert wurden, überlebten 58% (n=18) gegenüber 43% der durch Paramedics defibrillierten Patienten. Dreizehn dieser 18 Überleber bedurften keiner erweiterten Reanimationsmaßnahmen.
Defibrillation durch den Sanitätsdienst in einem Sportstadion in Melbourne, Australien (WASSERTHEIL): rund 70% der Patienten mit Kammerflimmern überleben. Ausbildung der Sanitäter der St. John Ambulance Brigade, England, für Sanitätsdienste und Ausstattung mit AEDs (EVANS): bisher zwölf sekundär erfolgreiche Reanimationen (Krankenhausentlassung).
"LOCAL DATA MUST DRIVE TO LOCAL SOLUTIONS - WHERE SURVIVAL IS POOR, TRY PAD." (M.L. Weisfeldt, Chairman)