Kommunikation Pflege/Ärzte

Dorothee

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06.05.2002
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Hi,

Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Ärzte ist ein Thema, bei dem ich mir schon einige Male vergeblich die Zähne ausgebissen habe und auch schon einige Blessuren (mental) zugezogen haben.
Nun bin ich gebeten worden, im Oktober auf dem bei uns stattfinden Chirurgentag einen Vortrag zum Thema Schnittstellenproblematik Pflegepersonal/Ärzte zu halten.

Meine Frage an Euch:
Wie sieht es denn bei Euch so aus mit der Schnittstelle.
Mich würde vorallem interessiern:

Wie sind Eure Visiten?
Nimmt das Pflegepersonal immer, manchmal oder überhaupt nicht daran teil?
Steht Ihr dann dekorativ im Hintergrund oder werdet Ihr und Eure Meinung ernst genommen?

Schreibt mir doch Eure Erfahrungen, denn das wird mir sicher weiterhelfen.

Grüße
Dorothee
 
Hallo Dorothee,

Die Morgenvisite ist bei uns um 8 Uhr. Alle Ärzte der Station, die für das Kind zuständige Schwester/Pfleger und die Stationsschwester nehmen daran teil. Unsere Ärzte fragen immer wer für das Kind zuständig ist. Betreut man einmal zwei Kinder und kommt von seinem zweiten Patienten nicht weg, übernimmt die Betreuung während der Visite eine andere Pflegeperson oder die Vistite beginnt bei einem anderen Patienten. Es ist die Ausnahme, dass man bei der Visite - bei seinem Patienten nicht anwesend ist. Mir fällt da eigendlich nur ein Patiententransport ein.

Bei der Nachmittagsvisite sind ebenfalls alle Ärzte und die für das Kind zuständige Schwester bei der Visite. Unsere Stationsschwester ist bei der Nachmittagsvisite nicht dabei.

Wird zwischendurch eine Therapie angeordnet dann wird diese auf unserern Kurven vorgeschrieben und die zuständige Pflegeperson informiert. Meist funktioniert das ganz gut. Ist man gerade nicht im Zimmer anwesend, dann sagen es unsere Ärzte dann der Pflegeperson im Zimmer. Manchesmal klappt es nicht mit der Kommunikation. Dann findet man eine angeordnete Therapie wenn man gerade die Kurven kontrolliert - oder bei der Dienstübergabe. Die Ärzte bekommen dann in der Regel ein feed back. Ebenso läuft es bei uns wenn die Ärzte Beatmungsparameter verändern und uns nicht informieren.

Wir werden von unseren Ärzten immer im Anschluß an die Visite gefragt ob wir noch etwas benötigen. Ebenfalls stellen die Ärzte an uns immer einige Fragen die den Patienten betreffen.

Ich würde sagen die Kommunikation bei der Visite funktioniert sehr gut. Wir stehen nich dekorativ im Hintergrund, wir nehmen aktiv daran teil!

Anders läuft es mit Elterngesprächen ab. Steht es um Kinder sehr schlecht oder ist ein längeres Gespräch notwendig, dann sprechen unsere Ärzte immer mit den Eltern in einem seperaten Zimmer. Die Pflegepersonen nehmen an diesm Gespräch nicht teil. Sehr oft erfahren wir nicht wie die Gespräche gelaufen sind. Das macht uns das Arbeiten schwierig. Man weiß dann nie, welche Informationen haben die Eltern bekommen - wieweit sind sie über Probleme bezügl. ihres Kindes informiert. Das kann einem in sehr unangenehme Situationen bringen. Wenn die Eltern dann voller Tränen an das Bett ihres Kindes zurückkommen, weiß man ja wie es gelaufen ist. Uns würde es helfen wenn wir darüber Informiert werden würden worüber gesprochen wurde. Wie es die Eltern aufgenommen haben. Viele verträngen die Situation. Ob die Eltern die Situation verstanden haben ....

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hi Dorothee!
Bei uns nehmen wir auch aktiv an den Visiten teil. Morgens um ca. 10 und abends so um 17 Uhr. Wir geben Therapievorschläge, die nicht selten angenommen werden. Schließlich kennen wir unsere Patienten sehr gut, da wir die gesammte Schicht am Intensivpat. arbeiten.
Auf den anderen Stationen im Haus ist 1x tägluich meist so um 9 Uhr Visite. Eine Schwester geht mit und notiert die Anordnungen. Manchmal werden Vorschläge angenommen, je noch Arzt.
Ich habe schon des öfteren die Erfahrung gemacht, daß Ärzte " aus Prinzip" den Vorschlag der Pflegeperson nicht annehmen.
Gruß Suse
 
Ich kenne es bisher von allen Stationen so, daß die Pflegenden bei der Visite durchgehen. Das klappt auch immer ganz gut. Ich bemühe mich (obwohl? Schüler), immer vorne mit dabeizusein, denn schließlich bin ich die meiste Zeit am Patienten und kann ihn am besten einschätzen, bzw. seine Probleme weitergeben.

Einzige Ausnahme ist jetzt die KMT-Station auf der ich bin, da gehen die Ärzte morgens alleine durch, weil wir es zeitlich nicht schaffen würden, mitzugehen. Es gibt allerdings 2x/d Kurvenvisite, wo Procedere und Anordnungen durchgesprochen werden.
 
Die Visiten werden immer von einer Pflegekraft begleitet. Zuvor treffen sich der Stationsarzt, der Oberarzt und einer Pflegekraft im Dienstzimmer, um Neuigkeiten und besondere Situationen oder Probleme zu besprechen. Anschliessend geht der Stationsarzt mit der jeweiligen Bereichspflegekraft durch die Zimmer.
Da der Arzt den Patienten pro Tag nur wenige Minuten sieht ( ich arbeite auf einer chirurgischen Station und nicht selten verbringt der Arzt den Tag im Op) , ist die Berichterstattung der Pflegekraft von grosser Bedeutung.
Wenn zwischendurch der Ober- oder Chefarzt kommt, werden diese von uns erneut informiert und gemeinsam geht es wieder zum Patienten. Anschliessend besprechen alles zusammen die weitere Wundversorgung, evtl. Entlassung oder erneute Op.
Wir haben das Glück, dass unsere Meinung und Erfahrung in die Therapie eingebunden, bzw. berücksichtigt wird.

Viele Grüsse
Mücke
 
Hallo!

Bin momentan auf einer offenen Station der Allgeminpsychiatrie eingesetzt, dort wird sehr viel auf die Meinung der Pflegekräfte gesetzt! Morgens gibt es eine Extra Übergabe für die Ärzte (genauso wie die Übergabe an PP) um dann zur Visite starten zu können (je ein Arzt + PP). Während der Visite am Patienten hält man sich eher im Hintergrund, um dem Patienten die Möglichkeit zu geben dem Arzt alles sagen zu können, was er möchte. Allerdings verbringen die Ärzte auch mehr Ziet mit den Patienten als in anderen Gebieten (muß ja auch so sein) aber natürlich immer noch nicht so viel wie das PP! Zudem muß der Arzt alles, was wir dokumentiert haben (Pflegebericht) als gelesen abhaken!
 

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