Keine Menschlichkeit auf der Chirurgie?

Naditschki

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:( Hallo! Ich bin zurzeit ziemlich geknicht über die fehlende Menschlichkeit auf der Chirurgie. Es darf keine Zeit mehr sein für Patienten-Gespräche, sprich Sorgen;Ängste etc. Dann heißt es gleich:"Was machst du so lange in dem Zimmer". Wir hatten letztens einen Todesfall, die Patientin konnte erst nach 2 Stunden hergerichtet werden, außerdem sollte die Pat. in ein 4-Bettzimmer (Pat. schon präfinal)-auf Arztanordnung!!!!Obwohl wir noch andere Zimmer frei hatten, die leer waren. So möchte ich als Patient nicht behandelt werden!! Was meint ihr?? Sehe ich das zu streng? Ich finde das ziemlich unmenschlich und gewissenlos!!! Bitte helft mir!
 

nightmove2005

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Gegenteiliges

Hallo,
also ich kann Dir nur sagen, wie es bei uns ist. Besser immer besser! Durch den immer größer werdenden Druck durch "schlechte" Belegungszahlen, nehmen sich unsere Ärtze vorallem auch unser OA immer mehr zeit für die Pat. Müssen zum Teil mehrfach umschieben um alle zufrieden zu stellen. Natürlich bekommt von pflegerischer Seite nicht alle Pat die Zuwendung die sie brauchen würden, aber ich denke das ist kein chirurgie Problem, sonder ein Personal Problem.
Hoffnung nicht aufgeben sprech es doch in einer Stationsbesprechung an und Holt euch euren OA oder Chef dazu, vielleicht hilfts.
LG nightmove
 

jackdanielsx84x

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Na ja, also sowas habe ich noch nicht erlebt, in der Klinik in der ich zuletzt gearbeitet habe wurde darauf geachtet, dass man sterbende Patienten "wenn möglich" in ein Einzelzimmer legt.
Der Zeit Faktor ist natürlich immer wieder heftig diskutiert und wird auch durch die DRG - Einführung nicht viel besser werden. Die DRG wurden übrigens im Erfinderland, wenn ich das mal so nennen darf, mitlerweile wieder abgeschafft.....
Als ich bei meinem letzten Arbeitgeber meinen Abschied genommen habe stand fest das noch 35 Leute zu viel angestellt waren....äh, wo?... ich hab mich dann mal gefragt ob ich vielleicht die Jahre wo anders war...aber, nein ich war schon richtig...
Zeit weiß doch heute kaum noch jemand was das ist und es wird auch noch mehr in Vergessenheit geraten und nur vereinzelt wird sich noch jemand die Zeit nehmen, der dann aber den Undank einiger Kollegen und der Personalleitung erfahren wird, weil er nicht wirtschaftlich genug ist...

Die Zukunft wird toll.....

Greez
Dennis :D
 

Nordlicht

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mal so dazwischen gegrätscht

Hí Naditschki,
nur mal so: entscheiden die Ärzte, wer in welches Zimmer kommt? Das war bei uns grundsätzlich in der Hand der Stationsleitung (i.d. Ausbildung, danach auf Gyn und Chirurgie).
Das hätte ich mal erleben wollen, wenn sich da ein Arzt einmischen wollte......
Ich wünsche Dir ganzheitliche Ärzte und bleib bei Deiner Einstellung,
 

Mobitz

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Naditschki schrieb:
Ich bin zurzeit ziemlich geknicht über die fehlende Menschlichkeit auf der Chirurgie. Es darf keine Zeit mehr sein für Patienten-Gespräche, sprich Sorgen;Ängste etc. Dann heißt es gleich:"Was machst du so lange in dem Zimmer".

Das ist kein Problem der Chirurgie im Allgemeinen. Ich habe mal einen ähnlichen Wortlaut auf einer internistischen Station als Schüler gehört und erlebt. Es ist ein klassisches Stationsspezifisches Problem und ein Problem des Gesundheitssystems und der Personalnot.
Aber NICHT ein Problem der Chirurgie. Da habe ich schon genau gegenteiliges erlebt.
Naditschki schrieb:
Wir hatten letztens einen Todesfall, die Patientin konnte erst nach 2 Stunden hergerichtet werden, außerdem sollte die Pat. in ein 4-Bettzimmer (Pat. schon präfinal)-auf Arztanordnung!!!!Obwohl wir noch andere Zimmer frei hatten, die leer waren.
DAS is unmenschlich. Und ein falsches oder zumindest sehr zweifelswürdiges Setzen von Prioritäten.
Und das Ärzte die Zimmerbelegung machen ist mir auch neu. Höchstens in Absprache mit der Stationsleitung.
Jedoch einen sterbenden Menschen in ein Mehrbettzimmer zu legen ist logistisch, ethisch, moralisch und medizinisch eine Katastrophe. Schlecht für die Sterbebegleitung, schlecht für die Mitpatienten, einfach großer Mist. Da sollte man die Ethikkommisson des Hauses informiert werden.
Aber wie gesagt, ... das ist kein Problem der Chirurgie, ... das gibt es immer mal wieder.

Kleiner Tipp, ... merk es Dir, ... behalte diese schlechten Beispiele und die Gefühle, die Du jetzt hast in Dir, erinner Dich daran und UM GOTTES WILLEN mach es nach Deinem Examen anders!!!
 
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Wir sind ein recht kleines Haus, aber bei uns ist es eigentlich genau andersrum. Auf der Medizin haben wir teilweise solche Personalengpässe, dass es an gefährliche Pflege grenzt. Als ich damals als Schüler da war, bin ich vom Frühdienst heim, hab geschlafen bis 18 Uhr, dann hab ich was gegessen, bissl blöd geguckt, und bin um 21 Uhr wieder ins Bett gefallen.
Auf der Chirurgie ist es nicht so extrem, wenn ich für einen Patienten Zeit brauch, nehm ich mir die. Sicher keine Stunden, aber 10 Minuten zuhören können Wunder vollbringen. Dann klingeln die Patienten auch nicht so oft.
Und in schlimmeren Fällen haben wir eine ganz ausgezeichnete Seelsorge.

Gruß
Sarah
 

Morpheus

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Leider kommt das so häufig vor das man keine Zeit hat mit Patienten zu reden. Ich arbeite zur Zeit auf einer Geriatrie da ist man bis um 9 Uhr in der Pflege beschäftigt danach Frühstück dann werden die stationsspezifischen Aufgaben gemacht und dann Mittagessen und Übergabe. Wo ist da die Zeit?​

Wenn man sich mit dem Patienten unterhält bekommt man sofort Stress mit den Schwestern. Da muss man irgendwas machen.
Examinierte Schwestern müssen auch immer mehr Arbeiten erledigen die sonst wer anders erledigt hat.
 

Syl

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Ich hätte umgeschoben

Hallo,

ich denke auch, ich hätte den präfinalen Patienten in ein Einzelzimmer gelegt. Notfalls hätte ich es auf meine Kappe genommen und einen Anpfiff eingesteckt. Ich denke, es muss nicht sein, dass ein sterbender Patient in einem Mehrbettzimmer liegt, wenn es auch nur irgendwie anders möglich ist! Notfalls, so ist meine Meinung, muss man eben umschieben.
Aber bei uns waren auch nicht die Ärzte für die Zimmerverteilung zuständig, sondern immer die schichtleitende Schwester.

Liebe Grüße
Sylvia
 

Lindarina

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Es darf keine Zeit mehr sein für Patienten-Gespräche, sprich Sorgen;Ängste etc. Dann heißt es gleich:"Was machst du so lange in dem Zimmer".

Ich glaube auch nicht, dass das ein chirurgisches Problem ist. Mehr ein Schülerproblem (wie ich finde). Wobei ich finde, dass das später (wenn wir ausgelernt haben ) unser Problem ist, wenn wir unsere Arbeit nicht schaffen und länger auf Station bleiben müssen.
Wobei ich letztens meiner Mentorin bewiesen habe, dass man seine Arbeit auch schafft, wenn man mal etwas länger im Patienten-Zimmer ist (ich durfte 8 Patienten den ganzen Tag über bertreuen und meine Mentorin hat mir über die Schulter geschaut. Ich hatte auch 3 Waschpatienten und die Zeit hat völlig ausgereicht, trotz einer dreiviertel Stunde Früchstückspause.)

Lindarina
 

Wieland

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Lindarina schrieb:
Ich glaube auch nicht, dass das ein chirurgisches Problem ist. Mehr ein Schülerproblem (wie ich finde). Wobei ich finde, dass das später (wenn wir ausgelernt haben ) unser Problem ist, wenn wir unsere Arbeit nicht schaffen und länger auf Station bleiben müssen.
Wobei ich letztens meiner Mentorin bewiesen habe, dass man seine Arbeit auch schafft, wenn man mal etwas länger im Patienten-Zimmer ist (ich durfte 8 Patienten den ganzen Tag über bertreuen und meine Mentorin hat mir über die Schulter geschaut. Ich hatte auch 3 Waschpatienten und die Zeit hat völlig ausgereicht, trotz einer dreiviertel Stunde Früchstückspause.)

Lindarina

8 Patienten alleine den ganzen Tag versorgt. ich möchte dir nur sagen das ist normal. Auf der Geriatrie hab ich auch schon 10-12 Patienten alleine versorgt. 3 Waschungen sind da ja nicht das Problem. Aber was ist wenn die Hälfte der Patienten inkontinent ist, Insuline gegeben werden müssen, Toilettentraining durchgeführt werden muss und 2 Patienten nicht kooperativ sind. Außerdem möchte der Arzt noch irgendwas von dir und es passieren noch ein paar andere ungeplante Dinge.
Dann möchte ich dich nochmal sagen hören das es ein Schülerproblem mit der Zeit ist. Wie soll man bei einen solchen Aufwand sich für die Patienten wirklich noch Zeit nehmen für eine richtiges Gespräch ohne das man dabei gehetzt wird weil einen dirveres Dinge noch unter den Füßen brennen.
Sei ein wenig vorsichtiger mit deinen Aussagen.
 

Elisabeth Dinse

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Auf der Geriatrie hab ich auch schon 10-12 Patienten alleine versorgt. 3 Waschungen sind da ja nicht das Problem. Aber was ist wenn die Hälfte der Patienten inkontinent ist, Insuline gegeben werden müssen, Toilettentraining durchgeführt werden muss und 2 Patienten nicht kooperativ sind. Außerdem möchte der Arzt noch irgendwas von dir und es passieren noch ein paar andere ungeplante Dinge.

Während meiner letzten Zeit im stationären Bereich durfte ich mir immer wieder mal anhören: du weiß ja gar nicht was hier abgeht... 9 Zugänge fast täglich.
Irgendwann hats mich gewurmt und ich war der Meinung: da muss geholfen werden. Die PDL braucht Informationen über das Problem. Und Informationen sind Fakten.
Also hab ich 3 Monate rückwärts alle Aufnahmen aufgeschlüsselt nach Tagen und Diensten: Es gab fast tägl. Zugänge. Pro Schicht war das Maximum 4 Patienten. Es gab keinen Tag mit 9 Pat..

Bei meinen PPR Kontrollen begegneten/ begegnen mir Stationen, bei denen es viele Pflegefälle gibt. In meinen Seminaren bekomme ich immer wieder zu hören: das geht nicht, dafür haben wir keine Zeit.
Irgendwann hats mich gewurmt und ich war der Meinung: da muss geholfen werden. Die PDL braucht Informationen über das Problem. Und Informationen sind Fakten.
Also hab ich die PPR Zeiten genommen und gegen gerechnet. Von 10 Stationen waren nach dieser Rechnung bei 3 Stationen bis zu 3 Arbeitskräfte zu viel, bei 4 Stationen 2 Arbeitskräfte zu viel und bei 2 Stationen 1 Arbeitskraft zu viel. Eine Station hatte einen zu wenig. Arbeitskräfte sind übrigens alle, die auf der Station arbeiten und nicht nur die examinierten Kräfte. Gerade "Pflegestationen" haben oft viel Hilfspersonal.
Großer Aufschrei: du weißt ja gar nicht, was wir alles nebenbei machen müssen. z.B. die ganzen Transporte am Tag. ... Wie jetzt? Alle Stationen transportieren den ganzen Tag fast alle Patienten von A nach B? Das dürfte ein reges Gedränge bringen am Fahrstuhl. Wenn man dies bezweifelt, kommt prompt das nächste "unlösbare" Problem. Das Spiel kann man endlos fortführen.

Woran liegen diese Fehlwahrnehmungen von Zeit?

Wir arbeiten in einem Beruf, in dem die Arbeitszeit selten genau vorher planbar ist. Flexibilität ist gefragt. Prioritäten müssen gesetzt werden: was ist jetzt wichtig. Damit tun wir uns sehr schwer. Etwas weglassen - undenkbar. Unsere Strukturen geben uns Sicherheit... dieses "Sicherheitsbedürfnis" erweist sich mittlerweile als Problem.
Des weiteren gibt es in unserem Beruf stets Zeiten mit viel Arbeit gefolgt von Zeiten die ruhiger laufen. Auch das ist nicht planbar. Ich habe noch keine Station erlebt, die 365 Tage im Jahr 24 Stunden am Tag "unruhige" Zeiten hatte - nicht mal im Intensivbereich.

Gespräche müssen nicht endlos sein. Es reichen oft wenige Worte aus. Endlose Gespräche führen wir häufig in unseren Jammerrunden: dieses ist nicht und jenes ist nicht. An Veränderungen wird wenig gearbeitet. Dann würde das Jammern wegfallen und wer beachtet uns dann noch?

Das Problem "Schnittstelle Arzt" gehört bearbeitet. Da gibt es so einiges aufzuarbeiten. Dafür muss sich das Team aber einig sein, was es will. Und es braucht eine PDL, die hinter den Mitarbeitern steht.

Elisabeth
 
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Lindarina

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8 Patienten alleine den ganzen Tag versorgt. ich möchte dir nur sagen das ist normal.
Das das Normal ist, wollte ich ja auch damit ausdrücken. Weil die meisten Schwestern Schüler als zu langsam einstufen. Als ich aber wie unsere Schwestern auf Station die gleichen Patienten hatte, habe ich es völlig ausreichend (Von der Zeit her) geschafft. Und das obwohl ja meistens sowieso (auf der Station wo ich war jedenfalls) die Schüler nur zur Klingel gehen und die ganzen Nebenarbeiten (Staubwischen, Bettenmachen, Vitalzeichenkontrolle) machen. Das aber meistens gerade die "Nebenarbeiten" Zeit brauchen sehen die meisten Schwestern nicht. :knockin: Und somit wird man immer als zu langsam eingestuft.:motzen:

Wollte ich nur mal loswerden.
 

Lindarina

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Eine Putzfrau schon aber die machen ja nur den Fußboden.
 
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Ui!

Hätte nicht gedacht, dass für solche Tätigkeiten in den heutigen Zeiten noch teures Pflegepersonal herangezogen wird. Kein Wunder, dass da keine Zeit zum Reden bleibt... um wieder beim Thema zu sein.
 

Emily The Strange

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SchwesterSarah schrieb:
Hätte nicht gedacht, dass für solche Tätigkeiten in den heutigen Zeiten noch teures Pflegepersonal herangezogen wird. Kein Wunder, dass da keine Zeit zum Reden bleibt... um wieder beim Thema zu sein.

Neenee, billige Schüler machen's ja!! :wink1:

(Nee, im Ernst, finde ich auch nicht gut. A propos langsam: mich ärgert das auch, wenn ich so betitelt werde, aber nicht gesehen wird, dass ich z. Bsp. trotz eigenen Kardex noch die Mittag-RR's und BZ's für die anderen mitmachen MUSS. Oder wenn ich wasche: ich will es so machen, wie es mir beigebracht wurde UND dass die Patienten es soweit wie möglich selbst machen und nicht, wie ich es tagtäglich sehe (Ganzkörperpflege in weniger als 10 Minuten), denn das ist für mich nicht "waschen".

Gruß, Emily (die am liebsten sowieso die Leute duscht, aber das ist wieder ein anderes Thema)
 

Wieland

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Jo da muss ich dir recht geben. oft ist es viel effektiver einen Patienten der komplett versorgt werden muss in die Dusche zu schieben. Dort kann er auch viel selber machen und nach 5 min ist der Patient wirklich richtig frisch und fühlt sich meistens auch richtig wohl.
Leider stehen mir nicht immer die Mittel zur Verfügung die Patienten immer zu waschen.

@ Elisabeth: Erstens, ja auf vielen Stationen kann man bestimmt noch sehr viel mehr rausholen wenn man organisierter arbeitet. Bloß ich bin auch nur ein Schüler der nicht den ganzen Ablauf umwerfen kann :wink1:
 
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Re auf Beitrag von Elisabeth Dinse

Ich hab jetzt einige Tage über deinen Beitrag nachgedacht. Niemand geht wirklich darauf ein, und das wundert mich.
Tatsächlich bin ich auch der Meinung, dass oftmals übertrieben gejammert wird. Aber woher kommt das? Weil der Mensch an sich gerne jammert? Muss ich mich vielleicht auch selbst an die eigene Nase fassen, weil ich unseren Beruf als eher stressig empfinde?
Sind die Beschwerden wirklich völlig unbegründet oder ist zwar "zuviel" Personal da, aber es wird nicht richtig koordiniert? Und wie kann mans besser machen?
Was erwarten wir von unserem Berufsalltag? Schließlich sichert uns jeder Patient unseren Arbeitsplatz.
Kommen wir vielleicht nur mit den Veränderungen nicht klar? Beispielsweise sind bei uns jetzt weniger Schüler eingesetzt wegen der gekürzten praktischen Stunden. Auch wenn sie nur zu einem Neuntel im Dienstplan gerechnet werden, oder auch gerade wegen dieser Fehleinschätzung, ist das schon schmerzhaft.
Flexibilität ist sicher wichtig, Prioritäten setzen auch. Aber was lasse ich dann weg? Betten machen? Tee kochen? Essenswünsche erfragen? Diese Kleinigkeiten, die als schöner Service empfunden werden, die ein Patient evtl. bei der nächsten Krankenhauswahl mit in die Waagschale wirft?
Ist die Antwort auf alle Fragen Primary Nursing?

Würde mich freuen,wenn du antworten würdest trotz OT

Vielen Dank
Sarah
 

Elisabeth Dinse

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Vielleicht ist ein Teil der Probleme hausgemacht.

Schon in der Ausbildung gibt es das Zeitproblem: es wird nicht selten vermittelt: gute Pflege braucht ganz viel Zeit und sie merken ja selbst, die Zeit reicht nicht für alles.
Der Pflegeprozess á la Fiechter/ Mayer zusammen mit den ATLs vermittelt ein m.E. falsches Bild über die Bedürfnisse des Patienten. Nicht der Patient entscheidet, sondern die Pflegekraft. Ich muss ergo alles aufbieten... irgendwas wird auch dem Patienten gefallen. Die Zeit reicht nicht für dieses "probieren" aus.
Dann ist das Grundwissen zu gering. Dressurleistungen sind das Ergebnis der Ausbildung: Checklisten abarbeiten, Denken übernehmen Standards. Wenn ich Prioritäten setzen will, muss ich aber um Ursache- Wirkung bescheid wissen. Allso machen wir es wie viele Jungärzte: lieber zuviel, als zu wenig. Der Kadi steht schon vor der Tür.

Zur Psychologie der Zeitwahnehmung gibt es viele interessante Aspekte. Einen fand ich besonders interessant: Wenig Inhalte in einem Zeitabschnitt vermittelt das Gefühl: das viel Zeit da ist. Umgekehrt lassen viele Ereignisse in einem bestimmten Zeitabschnitt den Eindruck entstehen, dass die Zeit rast.
Vielleicht liegt hier das Problem, dass unsere Emotionen uns einen Wahrnehmungsstreich spielen. Wahrnehmung ist ja bekanntlich subjektiv.

Und ganz zum Schluss, aber nicht das letzte, wir sind mittlerweile "negativ konditioniert" worden. Es gibt kein bzw. viel zu wenig Lob in unserem Beruf. Anerkennung gibts für viel Jammern: man beachtet uns und gewährt uns ggf. sogar "Streicheleinheiten".

Elisabeth
 

Emily The Strange

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Elisabeth Dinse schrieb:
Vielleicht ist ein Teil der Probleme hausgemacht.

Schon in der Ausbildung gibt es das Zeitproblem: es wird nicht selten vermittelt: gute Pflege braucht ganz viel Zeit und sie merken ja selbst, die Zeit reicht nicht für alles.
Der Pflegeprozess á la Fiechter/ Mayer zusammen mit den ATLs vermittelt ein m.E. falsches Bild über die Bedürfnisse des Patienten. Nicht der Patient entscheidet, sondern die Pflegekraft. Ich muss ergo alles aufbieten... irgendwas wird auch dem Patienten gefallen. Die Zeit reicht nicht für dieses "probieren" aus.
Dann ist das Grundwissen zu gering. Dressurleistungen sind das Ergebnis der Ausbildung: Checklisten abarbeiten, Denken übernehmen Standards. Wenn ich Prioritäten setzen will, muss ich aber um Ursache- Wirkung bescheid wissen. Allso machen wir es wie viele Jungärzte: lieber zuviel, als zu wenig. Der Kadi steht schon vor der Tür.

Hallo Elisabeth,

ich finde deine Gedanken sehr interessant.
Was würdest du denn raten, anders zu machen?
Wo und wie anfangen?

Gruß, Emily
 

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