Ideen zur Verarbeitung eines Todesfalles?

Lindarina

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Joined
May 2, 2004
Messages
154
Location
Nähe Magdeburg
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Häuslicher Intensivbereich
Bitte helft mir.

Ich fange mal von vorne an.
Vor ca. 2 Jahren ist mein Opi an Krebs erkrankt.Vor ca.9 Wochen ist er verstorben. Das letzte Jahr war ich in der Inneren eingesetzt auf gensu dieser Station wo mein Opi auch andauernt lag. Ich habe ihn mitgepflegt und auch wenn er zu Hause war habe ich ihn mit versorgt. War jeden Tag Stunden lang bei ihm.Die Letzte Woche seines Lebens lag er nur noch komatös im Bett. In dieser Woche habe ich mich krankschreiben lassen und auf einer neues Station versetzen lassen. Habe also nicht mehr dort gearbeitet, war aber ständig bei ihm am Krankenbett. Nun ist er schon seid 9 Wochen tod und ich habe immernoch diese Bilder im Kopf. Vor 2 Wochen ist dann auch noch sein Bruder verstorben.(Auch an Krebs) Wieder Beerdigung, wieder kamen diese Bilder von Opi in meinen Kopf. In den Pausen wenn meine Klassenkameraden über ihre Großeltern reden gehe ich raus und bin fast am Weinen. Letztens haben wir einen Film gesehen über Aids -pat, die dann nur noch im Bett lagen- bis zur Beerdigung. Wieder musste ich raus weil mir nur noch die Tränen übers Gesicht gelaufen sind ich ich schon angefangen habe mit Zittern (mitten im Unterricht).Eigendlich dachte ich je mehr Zeit vergeht um so weniger muss ich an Opi denken aber irgendwie wird es eher schlimmer als besser.
Am Freitag muss ich wieder in die Praxis und ich habe richtig bammel davor. Da kann ich nicht weglaufen.
Habt ihr vieleicht ideen wie ich das alles verarbeiten kann?? ..............
Bitte um hilfe

Lindarina
 
Trauer

Die Antwort hast du dir selbst schon gegeben. Indem du nicht wegläufst und die Grfühle zulässt. Trauer braucht Zeit und kommt bei dem einen heftiger wie bei dem anderen durch. Versuche, wenn die Bilder wieder hochkommen an die schönen Zeiten mit deinem Großvater zu denken, konzentriere dich auf eine Situation denk an die schönen Gefühle.
Wenn dir die Tränen kommen und es ist möglich dann lasse sie zu. Passiert dir das bei der Arbeit gehe kurz ins Bad wasche dein Gesicht und überlege was dein Großvater in dieser Situation zu dir gesagt hätte und dann mach ruhig deine Arbeit weiter.

Ich weiß das es sehr schwer ist zu seinem normalen Alltag zurückzukehren aber es geht. Ich weiß wovon ich rede denn vor 5 Jahren verlor ich meinen Sohn
 
Hallo

Das ist ein echt schwieriges Thema.
Vor allem wir Schüler haben dann das Gefühl`"ich muss da jetzt durch, sonst halten mich die anderen für unprofessionell und denken ich sei für den Beruf nicht geeignet".
Ich bin im Moment auf der Onkologie eingesetzt. Es gibt dort auch vier Palliativzimmer die auch meistens alle belegt sind. Kurz gesagt es ist ein Kommen und Gehen.
Ich persönlich empfinde es aber als schlimmer die schwer Erkrankten, in laufenden Therapien, zu pflegen als die Palliativpatienten. Die Leiden der Patienten während der Therapie, die Ungewissheit und Todesangst und das quälende Warten ist für die Patienten und für das Pflegepersonal sehr ermüdent und auch demotivierend.
Ich war mit meiner eigenen Arbeit noch nie so unzufrieden. Ich habe immer das Gefühl ich kann nichts und weiß nichts weil ich erst im ersten Semester bin.
Für die Examinierten bin ich galube ich eher eine Belastung als eine Hilfe.
Auf dieser Station nimmt man die Patienten nach Feierabend in Gedanken mit nach Hause.
Ich merke das ich Gespräche oberflächlicher führe als auf andern Stationen mit anderen Patienten, weil ich weiß das mir Antworten fehlen, auch wenn ich weiß das es auf die Fragen die den Patienten wirklich auf den Nägeln brennen keine Antworten gibt.

Dazu kommt mein schlechtes Gewissen weil mir das Schicksal der Patienten mehr weh tut als die Sterbefälle innerhalb meiner eigenen Familie, in den letzten zwei Jahren, unter denen sich meine Oma und mein Onkel befanden.

Viel zu lernen und viel zu verarbeiten. sowas klappt meist besser in einem guten Team. Einfach drüber reden wirkt oft Wunder.
 
Hallo Lindarina,

das mit Deinem Opa tut mir sehr leid. Es ist immer schwierig jemanden zu verlieren den man sehr liebt. Es braucht seine zeit um damit fertig zu werden. Nun ist es ja so, dass die Arbeit im Krankenhaus nicht gerade zur Genesung Deiner seelischen Wunden beiträgt. Im Gegenteil.
Ich denke Du hast Dir diesen Beruf ausgesucht weil Du ihn liebst. der Beruf ist da um anderen zu helfen, oder ihnen das restliche Leben zu erleichtern, sofern sie eine Krankheit haben die tödlich enden wird.
Man kann an den Dingen einfach nichts ändern, und Du bist in einer Position in der Du mit diesen Menschen zu tun hast und sie täglich durch alle Situationen begleitest. Ich weiß wie schwierig das manchmal ist, besonders wenn Dir privat auch so ein trauriges Ereignis wiederfahren ist.
Wenn ich Dir einen Tipp geben darf: Versuche einfach nicht mit locker mit dem Schicksal der Patienten umzugehen( so hart sich dass auch anhört) . Natürlich soll man nicht abweisend den Patienten gegenüber wirken, aber für einen selbst ist es am besten alles von einem abprallen zu lassen, auch wenn es schwer fällt.
Ich bin mir sicher dass Du den Tod deines Opas Verkraften wirst, und das macht Dich auch stark und lässt Dich besser mit patienten umgehen, die das selbe Schicksal teilen......

Halt den Kopf hoch, und denk immer daran dass es nur ein Beruf ist und wenn Du nach Hause kommst zählen andere Dinge
 
Auch ich habe im letzten Jahr meinen Opa an den Krebs verloren und dieses Jahr ist auch seine Frau meine Oma gestorben. Das mit meinem Opa ist jetzt schon über ein Jahr her und es tut immer noch weh. Ich konnte nicht bei meinen Großeltern sein als sie starben was mir sehr weh getahn hat. Ich hätte mich gerne von ihnen verabschiedet.
Vielleicht hilft es dir daran zu denken, daß dein Opa jetzt nicht mehr leiden muß. Das er es jetzt hinter sich hat und es ihm besser geht.
Mir hilft das immer auch der Gedanke das meine Großeltern jetzt wieder beieinander sind.
Was mich fast trauriger macht als die Tatsache, daß sie nicht mehr bei uns sind ist, daß ich mich in den letzten Stunden nicht so intensiv um sie kümmern konnte wie du dich um deinen Opa.
 
Liebe Lindarina,
hast du denn die Möglichkeit deine Sitaution auf der Station zu besprechen? Die Pflegenden dort werden sich doch bestimmt an deinen Opi erinnern? Vielleicht hast du eine nette Kollegin, mit der du darüber sprechen kannst.
Was tust du denn um deine Trauer auszudrücken? NAtürlich darfst du weinen und traurig sein. Es gibt auch kein Zeitmaß! Vielleicht hilft es dir, Briefe an deinen Opi zu schreiben und so deine Gefühle auszudrücken.
Hör auf jeden Fall auf dich und deine Gefühle und versuch nicht, dich zu zwingen, den Einsatz durch zu stehen.
Alles Gute für Dich,
Caro
 
Hallo!!! Mir tut es auch sehr leid mit deinem Opa!!! Ich habe selber vor 5 Jahren meine geliebte Oma verloren. Ganz plötzlich und unerwartet. Ich kann es bis heute auch nicht so richtig verabeiten. Doch glaub mir; Zeit heilt alle Wunden! Manchmal erinnern mich die Patienten an meine Oma und dann könnte ich auch heulen. Dadurch wird man aber auch immer stärker, grade durch unseren Beruf!!! Du schaffst das schon. Liebe grüße, Naditschki
 
Hi @all.
Danke für eure zahlreichen Antworten. Ich konnte einige gute Tipps mitnehmen für den Alltag. Da ich nur sehr schwer mit Menschen drüber reden kann schreibe ich sehr viele Briefe und Gedichte. Eins habe ich jetzt gelernt verdrängen nützt nichts,man muss damit leben und Gefühle dann auch zulassen.

Lindarina
 
Hallo

Hi,

wie vielleicht schon gelesen, arbeite ich seit zwei Jahren auf einer Palliativstation. Die Trauer ist unser Alltag. Trotz arbeit hat man auch ein Privatleben, wo es auch da Auseinandersetzungen mit dem Tod gibt. Meine Schwester( jetzt 27) hatte vor fast zwei Jahren eine OP wegen bösartigem Mamma-Ca. Kurz vor Weihnachten. Mit Chemo und Bestrahlung allem drum und dran. Dann schien alles wieder o.k. zu sein bis vor fast 3 Wochen die erneute Nachricht kam, das ein neuer Tumor an der gleichen Stelle gefunden wurde. Mit eventl. streuenden Metast. Jetzt beginnt wieder das große bangen ob sie es auch diesmal wieder schafft. Ich sehe unsere Pat. mit den gleichen Tumoren und weiß wie es ausgehen kann. Es ist schwer. Aber dafür halten wir als Familie noch enger zusammen.

Es ist alles ganz schön schwer.
Bei meiner trauerbewältigung hilft mir ein Buch, welches ich zu Weihnachten von meiner CÄ bekommen habe "Oskar und die Dame in Rosa" es ist sehr schön und traurig zugleich. Aber es befreit mich von meiner Trauer, und das es immer weitergeht, egal wie schwer es alles ist.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft und Hoffnung.

Eure Nancy:up:
 

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