Hypocalciämie nach totaler Thyreodektomie

Michael

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Hallo zusammen,

es fällt mir immer häufiger ins auge, das bei patienten nach totaler thyreodektomie der blutcalciumspiegel (Ca und ion.Ca) rapide sinkt und nachsubstituiert werden muss. die nebenschilddrüse war in allen fällen noch intakt (PTH postoperativ normal). mir ist der zusammenhang nicht ganz klar. hat jemand von euch eine plausible antwort?

Lg Micha.
 
ich rate einfach mal fröhlich in die Runde :-)

Wenn die nebenschilddrüse weiter das Parathormon normal produzieren, dann gibt es doch nur noch das Calcionin was direkt in der Schilddrüse gebildet wird.
Vielleicht gibt es bei Entfernung der Schilddrüse einen letzten kompletten Ausstoß des Calcionins aus der Schilddrüse?! Dadurch wird das Calcium in die knochen eingelagert (das macht ja das Calcionin) und es kommt zur Hypocalciämi...

Wie gesgat, ich weiß nicht ob das so stattfindet, würde ich mir persönlich nur so erklären...
 
Moin,

bin durch Zufall auf das Forum gestossen und hoffe Ihr habt nichts dagegen wenn ich hier als Arzt meinen Senf dazugebe.

@Micha
Coole Idee, aber leider läuft es hier nicht so wie beim Phäochromozytom.

1. Häufigste Ursache ist die totale Thyreodektomie. Klar: da kommen auch die NS-Körper mit raus. Resultat ist ein Abfallender PTH Spiegel (nicht sofort und langsam). Trotzdem kann sich leicht ein Ca-Mangel entwickeln.

2. Allerdings kommt es häufig bei länger bestehenden Autoimmunerkrankungen der SD, insbesondere bei Basedow, zu einem extremen Ca-Verlust im Knochen. Also dem eigentlichen Ca Speicher. Nach Thyreodektomie wird dann dieser Speicher wieder aufgefüllt. Da sowieso nur ein kleiner Teil des Ca im Serum ist, kommt es dann zu den manchmal recht stark ausgeprägten Hypokalziämiesymptomen.
Deshalb brauchen einige Patienten auch extreme Calciumsubstitution post Op.

Mein Tip: wenn Patienten massive Beschwerden haben (massive Kontraktionen an Händen, Armen, Beinen) Calcium iv. Das ganze unter EKG Monitor bis zum Ende der Verkrampfung spritzen. Am besten gleich auch O2 weil oft Atemnot hinzukommt.

Normdosierungen:

zentral iv: CaCl 11% 0,1-0,2ml/kg in 5 - 10min
pheripher iv: Ca-gluk.10% 0,5 - (2) ml / kg mit 0,5 - (2) ml/kg G5%
DT 1-2 mg/kg/h Ca
!keine gleichzeitige Nabic/ anorg.Ph-Gabe !
evtl. Mg mitanheben mit 0,3 mVal/kg/d

Guideway lautet also:

Sofort Zugang über Braunüle legen. Wenn der Patient erstmal komplette Armkontrakturen hat wird das schwierig.
O2 anschließen mit 2-4l/min
Monitor anschließen
min. schonmal 20ml CaCl 10% aufziehen und dem verdutzten Doc dann in die Hand drücken.:o Denn dann freut er sich.

Nicht erschrecken wenn Patienten so stark verkrampfen, daß Sie mit massivem Hohlkreuz und verzerrtem Gesicht, inkl. Pfötchen und Armkontrakturen im Bett liegen. Der Patient hat dann max. Schmerzen. Stellt Euch vor Ihr hättet eine Ganzkörperkrampf. Nicht schön. Deswegen schnell arbeiten. Hinterher für ausreichend Wärme sorgen.


Gruß aus Kiel,

Marc
 
Wir operieren sehr viele Strumen und das Problem der Hypocalciämie haben wir öfter. Es beginnt mit Kribbeln oder "Ameisenlaufen" in den Extremitäten und im Gesicht. Da geben wir schon Calcium Brause und evtl. AT10 Perlen zur besseren Aufnahme. So kommt es nicht zur Notfallsituation.
Den Grund erklärt unser Chefarzt den Patienten immer wie folgt:
Wenn Gewebe verletzt wird schwillt es an, die Folge ist die zeitweise leichte Minderdurchblutung der Nebenschilddrüsen. Sie reagieren "beleidigt" und arbeiten manchmal erst nach ein paar Tagen wieder normal.
Bei totalen Thyreodektomien beidseits werden bei uns die NSD replantiert. Meist auf den Sternocleidomastoideus.

Grüße aus dem Struma-Land Franken
Sarah
 
Hallo...
Arbeite in der Dialyse. Bei einigen Patienten muss aufgrund eines sekundären Hyperparthyreoidismus eine Nebenschilddrüsenentfernung erfolgen. Als Folge erfolgt daraufhin ein starker Calciumeinbau in den Knochen,was zu einer Hypocalciämie führt. Man spricht hier auch von dem Syndrom des hungrigen Knochens. Deshalb ist es wichtig das man den calciumspiegel engmaschig kontrolliert und ggf Calcium substituiert.
 

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