Hurra Carmen! Endlich noch eine RN!

CarmenRN

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27.12.2003
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Hallo,
arbeite seit August als Krankenschwester in den USA, wuerde gern von anderen Deutschen hoeren, die auch als Krankenschwester hier arbeiten

Carmen
 
Hallo CarmenRN,

ich finde das sehr interessant, dass Du in der USA arbeitest. Erzähl doch mal wie es dort so ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Du bestimmt viele neue Eindrücke bekommst!
Welchen Tätigkeitsbereich hast Du, wo arbeitest Du? Wie bist Du an den Job gekommen?

Liebe Grüße
ute
 
Hallo Ute,
ich arbeite auf einer chirugisch/orthopaedischen Station.
Wie ich dazu kam, war eine ziemlich langwierige Sache. Ich habe fast 3 Jahre gebraucht um endlich meine Pruefung hier machen zu koennen. Zuerst habe ich es ueber CGFNS versucht, leider hat mich das viel Geld und Zeit gekostet, bis ich dann herausfand das es auch ohne diese Abzieher zu schaffen ist.
Ja, der Aufgabenbereich ist schon anders im Vergleich zu Deutschland. Vor allem auf meiner Station hier, haben wir z.B. viel mit Schmerzbehandlung zu tun, da wird IV Spritzen absolut zur Routine. Der Arzt ordnet verschiedene Medikamente an, und die Schwester/Pfleger bestimmt,welches und welche Dosis er dem Pat. gibt.
Man hat CNA's (Schwesternhelfer) die eine Ausbildung von ca. 6 Wochen haben, diese uebernehmen so ziemlich alles an Grundpflege, Bettwaesche, Ein und Ausfuhr, Mobilisation etc.
Die meiste Zeit nimmt die Dokumentation in Anspruch, oft bis zu 5 - 6 Stunden/ Schicht haenge ich am PC fest.
Es ist schon sehr interessant, aber es gibt noch sehr viel zu lernen fuer mich.

Liebe Gruesse,
Carmen
 
Hi,

ich frage mich, wie so eine Prüfung aussehen könnte bei CGFNS? Muss ich mir das so vorstellen, das Examen auf englisch nochmal ablegen? Wie ist denn der Stellenwert einer Nurse in Amerika? Stimmt es, dass das Personal einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat oder erlebst Du etwas anderes?

Gruß aus Hannover
ute
 
Das Examen ist auf Englisch, Multiple Choice, ca. 275 Fragen, die alle Gebiete in der Pflege beinhalten. Besonders Wert wird auf Pharmakologie/ Psychologie und Geburtshilfe gelegt.
Als Schwester im Kreissaal (Hebamme) brauch man ja hier zum Beispiel keine gesonderte Ausbildung sondern man wird auf Station angelernt. Das theoretische Wissen wird auf Grund des Examens halt vorausgesetzt.
Der Stellenwert ist schon gut, dementsprechend ist auch das Gehalt hier.

P.S. Schneit es eigentlich bei Euch? Hier ist es angenehm warm zur Zeit.
 
Nee leider nicht! :( Ich hätte gerne Schnee!

Und findest Du das System gut so? Ich meine kommst Du mit dem Arbeiten zurecht?

ute
 
...das System finde ich an fuer sich gut. Man hat auch mehr Moeglichkeit hier.
Der Nachteil ist leider auch die Verantwortung die man traegt. Am besten waere schon, sich rechtlich mit einer Versicherung fuer Pflegekraefte abzusichern, da die Amerikaner ja bekanntlich Klagefleissig sind.
Im Groben gesehen, komme ich gut zurecht.
 
...Du sprichst von der großen Verantwortung, die Du jetzt hast! Wie gehst Du mit dieser Verantwortung um? Hat nicht jeder von uns eine große Verantwortung, die er mit diesem Beruf tragen muss?

ute
 
Du hast Recht, jeder hat eine grosse Verantwortung in dem Beruf. Ich bin halt noch sehr vorsichtig, da ich noch nicht viel an Berufserfahrung hab und mich mit einigen Taetigkeiten gar nicht auskenne.
 
Habt ihr dort eine Tätigkeitsbeschreibung?

Ich habe auch eine Berufhaftpflichtversicherung! Es kann nie verkehrt sein sich von dieser Seite abzusichern.
 
Hallo Ute,

dir Verantwortung der Pflege in Deutschland ist rechtlich ganz anders gelagert. In den USA und Großbritannien ordnet Pflege Pflege an, das ist in Deutschland nicht möglich. Ambulante Pflege nach SGB V & XI muss in Deutschland durch einen Arzt angeordnet werden. Man hat in Deutschland in erster Linie die Haftung für fahrlässige und grob fahrlässige Handlungen in der Ausführung zu tragen, der sogenannten Ausführungsverantwortung.

Dies liegt in den USA und Großbritannien gänzlich anders, dort hat man Anordnungs- und Ausführungsverantwortung. Diese ist schwieriger zu tragen (wie jede Form von mehr an Verantwortung, aber sie macht auch Autonom). Dies wird aufgrund der schwachen Lobby der Pflege und der starken Lobby der Ärzte sich auch in geraumer Zeit in Deutschland kaum ändern.

Cheers

Ingo
 
Hi c.!

Wie war denn die Aufnahme ins Team - ist die Teamstruktur ähnlich der unseren? Bekommst Du eine besondere Einschulung oder bleibt man allein mit den vielen neuen Aufgaben?


Frage an die anderen:
Hätte die Pflege im deutschsprachigen Raum eine entsprechende Lobby - wäre eurer Meinung nach die amerikanische Pflege eigentlich ein Ziel für Euch?


Gruß aus dem tiefverschneiten Wien, wo wir gestern Nacht -12°C genossen haben...
David
 
HI,

wenn man sich überlegt, dass wir schon für Pflegerelevante Tätigkeiten eine Anordnung brauchen!

Ingo,
die Ausbildung in den USA sieht aber gänzlich anders aus, wenn wir das mit der Ausbildung hier vergleichen. In Amerika studieren sie ,wenn ich richtig liege, die Ausbildung ist länger und ausführlicher ???

ute
 
Hallo Ute,

die Ausbildung in den USA ist akademisch um einiges hochwertiger als die Ausbildung in Deutschland.

Die Stufung erfolgt folgendermassen.

Der unterste Grad ist der der "Practical/Vocational Nurse" (Schwesternhelferin) mit der Ausbildung von einem Jahr und der Lizenz der L.P.V; L.V.N.

Dann erfolgt der "associate Degree" mit weiteren zwei Jahren Ausbildung an einem College. Diese "Associate Nurses" assistieren den Registered Nurses.

Die 3 jährige Ausbildung erfolgt an einer einem Krankenhaus angegliederten Diplomhochschule die traditionelle Ausbildung zur Registered Nurse (vergleichbar mit dem deutschen Examen). dann erhält man die Lizenz der R.N. und muß sich am State Board of Nursing registrieren lassen.

Nach weiteren 4 Jahren kann man den Bachelor Degree of Nursing science an einer Universität erreichen. Die Lizenz ist dann die einer R.N., BSN

Der Master Degree ist eine Festlegung auf einen spezifischen Fachbereich für weitere 1 bis 2 Jahre an der Uni um den Titel der R.N.,BSN,MSN zu erhalten.

Danach erfolgt der Doktorandengrad, dazu sind wissenschaftliche Untersuchungen, Statistische Arbeiten und wissenschaftliche Theorien nachzuweisen - dies braucht während des Masterstudiengangs etwa weitere 4 - 6 Semester.

Der Schwerpunkt liegt in den USA und Großbritannien sehr viel mehr in der wissenschaftlichen Arbeit als in Deutschland. Zu erkennen ist dies z.B. in Großbritannien daran, dass in jedem Zeitungsgeschäft die Nursing Times erhältlich ist und wissenschaftliche Fachzeitschriften in Großbritannien eine solche Auflage haben, wie in die Deutschland die Cosmopolitian oder ähnlich gestrickte Frauenzeitungen.

Cheers

Ingo
 
Wir kommen aber ihnen langsam etwas näher, auch bei uns wird ein neuer Studiengang angeboten: Bachelor of Nursing

und die ganzen anderen Studiengänge!!! :wink:
 
Hallo Ute,

das ist schon richtig, dass es inzwischen in Deutschland auch Bachelor Studiengänge gibt, aber diese sind weder im neuen Krankenpflegegesetz berücksichtigt, noch in einer tariflichen Eingruppierung, noch weiß man genau, was man mit diesen in den deutschen Strukturen anfangen soll.

In Deutschland bedeutet das Studieren der Pflege immer noch patientenfernes Arbeiten, d.h. die bisher etablierten 47 Studiengänge sind ausgerichtet auf Pflegemanagement (nur Hochschule - kein Unizugang möglich, wie z.B. in der Betriebswirtschaft), Pflegepädagogik (die immer noch wie weitergebildete Krankenschwestern bezahlt werden, nämlich mit KR 6) und Pflegewissenschaft, wobei die Förderungen im Wissenschaftsbereich äussert gering sind und nur wenig Stiftungsgelder für umfangreiche Wissenschaftliche Untersuchungen erhalten (im Gegensatz zu anderen Professionen - wobei Pflege im eigentlichen Sinn bei weitem keine Profession ist).

Bachlor Studienabgänger müssen in Deutschland einen langen Atem haben, bis sich Strukturen entwickelt haben, die ihnen die Möglichkeit geben, auch tatsächlich im Krankenhaus tätig zu werden. Allerdings müssten diese dann auch höher bezahlt werden, d.h. stellt man Bachelor Abgänger ein, muss man im Gegenzug ebenso preiswerte Pflegehelfer einstellen, was zu einer Hierarchisierung der Pflege führen wird, wie dies in der USA nach dem Primary Nursing System schon lange der Fall ist.

Cheers

Ingo
 
Bei uns im Haus wird der Studiengang erstmals angeboten.

Ich hatte auch mal überlegt, ob das etwas für mich ist! Nur leider habe ich keine Abi oder Fach-Abi und dann fällt für mich das flach!!!! :(


Ingo,
ich gebe Dir mal wieder Recht, was passiert mit diesen Menschen die das Studium machen?

Dennoch, wenn die Krankenpflegeschüler innerhalb ihrer Ausbildung das Studium anfangen, stimmt das mit dem patientenfernen Arbeiten nicht mehr.

Und es ist immer noch lächerlich, dass eine qualifizierte Pflegekraft nicht dementsprechend bezahlt wird und so negativ motiviert ist !!!!

ute
 
Hallo David,
ich wurde ca 6 Wochen angelernt, das ist hier eigentlich die Regel, bei " frisch examinierten". In den ersten zwei Wochen geht ein Mentor mit, dann kriegt man 3 Patienten und der Mentor steht fuer Fragen zur Verfuegung und kontrolliert zwischendurch.
Die meisten Arbeitskollegen sind hilfsreich und bemueht, natuerlich gibt es auch andere, wie ueberall. Da hier ja auch Pflegenotstand herrscht und viele Stellen unbesetzt sind, ist der Arbeitgeber sehr interessiert seine Pflegekraefte zu behalten. Wir haben in unserer Stadt ueber 600 offene Stellen fuer Krankenschwestern.
Zur Teamstruktur: eine Krankenschwester uebernimmt die Pflege von 6-9 Patienten. Eine LVN uebernimmt einen oder zwei mehr, da sie keine Aufnahme nimmt und keine IV Medikamente verabreicht, die "Charge Nurse (leitende Schicht - Schwester) uebernimmt keine Patienten, sondern erledigt Papierkramm und gibt Uebergabe von allen Patienten.
In meiner Nachtschicht sind wir meistens 3-4 Schwestern und 2 CNA's (Helfer)
 
Hi Carmen,

wie kann die "Charge Nurse " die Übergabe machen wenn sie die Patienten nicht kennt?

Du hast den Pflegenotstand angsprochen, sind die 600 Stellen frei und man kann sich bewerben oder herrscht bei Euch auch Einstellungstop?

Gruß
ute
 
Hallo Ute,
da musste ich zuerst auch staunen, Uebergabe wird mittels Kasettenrekorder gemacht. Die Charge Nurse hoert sich die Uebergabe von allen Patienten an. Die Schwestern hoeren sich die Uebergabe nur von deren zugewiesenen Patienten an. Am Ende der Schicht gibt jede Schwester der Charge Nurse wieder Uebergabe und diese nimmt es dann auf Kasette wieder auf fuer die Naechste.
Ich weiss nicht wie es auf anderen Stationen gemacht wird, weil dies ja meine erste Stelle ist.
Der Nachteil ist auf jeden Fall, das einiges nicht aufgenommen wird und das man, wenn man die vorherige Schwester verpasst, nicht mehr nachfragen kann. Viel Information muss ich mir aus der Patientenakte nehmen, im Bericht nachlesen oder den Patienten selber fragen.

Fuer die offenen Stellen kann man sich natuerlich bewerben. Man wird hier mit Sign on Bonus gelockt. Wenn man einen Vertrag fuer eine Vollzeitstelle unterschreibt, und sich fuer ein oder zwei Jahre "verpflichtet" sozusagen, bezahlt das Krankenhaus dir einen Bonus von 4 - 15000 Dollar, besonders in dem Bereich von Intensiv und Entbindung, da dort wohl der groesste Personalmangel herrscht.
 

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