Hospitalismus - Folgen?

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Erika2

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08.04.2005
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Ich bin schon länger auf der Suche nach Informationen drüber, welche Folgen oder auch Spätfolgen ein langer Krankenhausaufenthalt haben kann. und bin jetzt auf einen Beitrag "Umfrage: Hospitalismus" hier in diesem Forum gestoßen.

Vielleicht kann mir hier ja jemand weiterhelfen??

Ich war im Alter von etwa 2 1/2 Jahren nach einem Unfall für fünf Wochen im Krankenhaus. Damals (Ende der 70er Jahre) war es so, dass Eltern ihr Kind nicht besuchen durften. Mir wurde dann öfter erzählt, dass man nur durch ein kleines Fenster reinschauen durfte - außerdem hatte ich mich dann, als man mich wieder aus dem Krankenhaus abholte, geweigert mitzufahren und wollte meine Eltern und auch meine Großeltern nicht mehr sehen. Es hatte angeblich länger gedauert, bis ich mich wieder weitgehend normalisiert hatte. Außerdem hatte ich lange Zeit Angst vor Ärzten, zB hatte ich mich wenn ich krank war und der Arzt kam, immer vor ihm versteckt und geweint.

Welche Folgen kann eigentlich so ein Erlebnis für ein Kind haben?? Was kann so jemand dann auch noch als Erwachsener haben?? ist es unbedingt nötig, sowas psychotherapeutisch aufzuarbeiten??? Wobei ich mich frage, wie ich das in einer Therapie bearbeiten soll wo ich mich doch nicht mehr dran erinnern kann, was dort in der Zeit des Krankenhausaufenthaltes alles passiert ist. Ich weiß davon ja nur aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Das einzige, das ich heute noch habe, ist ein Gefühl tiefster Verzweiflung und Wut in mir, wenn ich dran zurückdenke, wenn ich also dran denke, dass ich damals wochenlang von meiner Familie getrennt war und damals wohl dachte, meine Eltern wollten mich loswerden. Eigentlich ist es so, dass ich auch heute noch - wenn ich länger dran denke - beinahe total ausrasten wollen würde.

Außerdem habe ich so manche Schwierigkeiten und Probleme, die irgendwie doch die Folge meines damaligen Erlebnisses gewesen sein könnten.

Alles in allem beschäftigt mich das immer wieder und ich scheine da nicht wirklich drüber hinweg zu kommen. Eingenartigerweise ist die Erinnerung dran, dass das damals schlimm für mich war, jahrelang nicht wirklich da gewesen, erst seit etwa einem Jahr taucht da immer mehr von damals wieder in mir hervor.

Gibt es irgendwo irgendwelche Studien oder Artikel drüber, vor allem darüber, welche Spätfolgen es bei so jemanden wie mir geben kann?? Oder Bücher dazu??

Teilweise ist es so, dass ich bestimmte Dinge nichtmal im Rahmen einer Therapie besprechen wollen würde. Es wäre glaub ich gut, würde ich einfach mal einiges zum Thema lesen.

Erika
 
Hospitalismus - Therapie ?

Ich weiß erst seit ein paar Tagen, daß ich hospitalisiert bin. Im Alter von 4 Monaten war ich über 3 Wochen im Krankenhaus gelegen, mit einer schweren OP. Die Folgen davon wirken sich bis heute aus, aber erst meine letzte Freundin (ich bin 44 Jahre) sagte mir, daß "da etwas nicht stimmt" mit mir, und das sei Hospitalismus.
Seitdem lese ich darüber, und was ich bisher fand, bestätigt die "Diagnose":

- Jactatio capitis: bezeichnet gleichmäßiges Kopfwackeln, auch oder vor allem beim Einschlafen (das mache ich heute noch !)
- Sucht nach einer einzigen Bezugsperson: diese Bezugsperson wird
intensivst geliebt, nur um ihre "Immer-Verfügbarkeit" sicherzustellen, der Grund dafür liegt in einem
- traumatischen Erlebnis im Säuglingsalter (also vor dem ersten Geburtstag), das immer in einem Krankenhaus (oder manchmal Waisenhaus) stattfindet: die körperliche Nähe zur Mutter ist unterbrochen, "Nähe" zum Partner wird immer gesucht werden;
- niedrige Frustrationstoleranz: ganz typisch sind Reaktionen, die mit der Angst, die Bezugsperson zu verlieren, zusammenhängen (Vorwürfe "du bist nicht für mich da"), oder andere Ausweichreaktionen auf frustrierende Erlebnisse (Alkohol trinken);
- Mangel an interaktiven Sozialkontakten: typische Kinder spielen alleine, bleiben auch im Erwachsenenalter "Einzelgänger", oftmals nach außen starke Persönlichkeiten, da sich nichts an sich heranlassen, und damit unabhängig erscheinen und nicht angreifbar sind; es gibt keine richtigen Freunde, die wirklich nahe stehen, aus Angst, enttäuscht oder verlassen zu werden;

Alle diese Dinge erlebe ich - und seit ich weiß, daß es so ist, will ich etwas dagegen unternehmen. Ich denke, daß ich nicht alleine dagegen ankomme, daher werde ich mir psychologische Unterstützung suchen. Ob man diesen emotionalen Defekt heilen kann, oder bis ans Ende damit leben muß, weiß ich leider noch nciht - fest steht, daß die Seele einen schweren Schaden erlitten hat, den es gutzumachen gilt.

Walter
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hospitalismus

hallo walter,

ich danke dir für deine offenheit. dein beitrag hat mir sehr gefallen und geholfen. ich bin im heim aufgewachsen und habe ebenfalls verhaltensstörungen. ich wurde mit 2 ins heim gegeben und war bis meinem 14 lebensjahr dort aufgewachsen.

nach einiger zeit habe ich gemerkt, dasss irgendetwas mit mir nicht stimmte. als ich dann im biounterricht verhaltensbiologie hatte und etwas über hospitalismus las, kam ich ins grübeln.

seitdem beschäftigt mich dieses thema, habe es aber bisher verharmlost. das ist falsch. ich möcht das problem anpacken und lösen. ich denke ich muss erst zum psychologen. ich bin auch sehr gespannt, ob man mir helfen kann.

vor allem in meiner beziehung oder bisherigen beziehungen habe ich ähliche sympthome wie du gehabt. ich klammere, fühle mich nicht geliebt, wenn ich keine rückmeldung bekomme usw.

mich würde interessieren, was du bisher unternommen hast und was die ersten schritte sein sollten um das problem zu lösen.

ich danke dir,

zoltan
 
Mir sind diese Gefühle, wie Wut, Enttäuschung, Zorn auf sich gegen andere nicht unbekannt. Dieses Trauma was durch Hospitalisierung entstanden ist, kann keiner wieder gutmachen. So ist es leider. Wäre sollte das tun? Ich sehe, dass ihr hier als Erwachsene in einem Forum schreibt für Kinderkrankenpflege. Was sagt mir das? Es ist in der frühen Kindheit passiert, nun aber muss ich als Erwachsener damit umgehen. Also verantwortlich mit mir. Man braucht Stärke um dieses zu verarbeiten, manchmal braucht es Jahre. Wie soll man Dinge die man 20 oder 30 Jahre mit sich rumschleppt in einer Therapie von 6 bis 8 Wochen wegbekommen? Aber das Wissen von seinen Problemen kann helfen. Also aktiv werden, Schuldfrage hilft nicht. Es gibt bei den Krankenkassen Listen von Psychotherapeuten, also zugelassenen Therapeuten. Was für eine Therapie in Frage kommt, müsst ihr selbst entscheiden. Entweder eine Verhaltenstherapie, Psychotherapie oder sogar eine Psychoanalyse, diese kann über Jahre gehen. Erkundigt euch danach. Zudem, man ist nicht alleine mit diesen Symptomen, es gibt sehr viele Selbsthilfegruppen, dies wäre auch eine Möglichkeit. Nur das gegenseitige.....ich bitte um Entschuldigung, wirklich nicht böse gemeint....Schuldzuweisung, Klagen, Selbstmitleid macht es nur kurzeitig besser...Mit vielen Dingen muss man ein lebenlang kämpfen, aber es lohnt sich.
Liebe Grüße Brady
 
Hospitalismus im Erwachsenenalter - Kein Ausweg?

Nicht wenige erwachsene Menschen haben irgendwann mal im Kindesalter Defizite erfahren. Auch durch Hospitalismus können in der Kindheit solche Defizite entstehen, wobei die Folgen dieser Defizite von Person zu Person sehr stark schwanken können. Natürlich hätte ich mir auch gewünscht, wenn ich in einer "heilen" Familie aufgewachsen wäre. Denn Kinder aus intakten Familien, in denen noch die richtigen Werte in der heutigen Welt vermittelt werden, können sich glücklich schätzen. Wie auch immer, Menschen wie ich, müssen irgendwie mit dieser Art von Defizit leben. Der erste Schritt führt sicherlich zum Psychologen. Da gibt es kein Zweifel. Auch eine langwierige Therapie mit Persönlichkeitsanalyse werden einem nicht erspart. Aber immerhin, man strengt sich an und arbeitet an sich. Ob man diese Defizite noch heilen kann, ist sicherlich fraglich. Denn etwas im Erwachsenenalter zu bekommen, was man als Kind hätte erhalten sollen, scheint nahezu unmöglich zu sein. Konkret gesagt: hat ein Kind gerade in den entscheidenden Jahren keine dauerhafte Bezugsperson und/oder kann es kein Urvertrauen bilden, entstehen Defizite. Ein erwachsener Mensch, der diese Defizite aufweist, kann von niemandem verlangen, diese Defizite zu ersetzen. Weder die Ehefrau, noch die Freundin können dies tun, da es einfach deshalb unmöglich ist, weil diese Personen einfach damit überfordert wären. Man kann nicht verlangen, dass der Partner uns das wiedergibt, was wir als Kinder nicht bekommen haben! Manche sagen, wir können diese Defizite erkennen, untersuchen, aber letztendlich müssen wir damit leben und umgehen. Da hört auch die Schulmedizin auf! Auf Deutsch gesagt: auch wenn wir zum Psychologen gehen, eine Therapie machen, werden wir nicht mehr richtig gesund. Es klingt hart, aber viele sagen einfach, dass das so ist. Ist das denn wirklich so? Gibt es wirklich keine Heilung? Ist dieser Mensch dann für den Rest seines Lebens "krank"? Wo die Schulmedizin aufhört, da hilft nur noch "Naturheilkunde" oder Beten. Ich habe mich entschieden: ICH BETE! Ich bete zu Gott, Er möge mir helfen und mich heilen. Ja, es klingt vielleicht absurd, aber ich stehe dazu. Der zivilisierte Mensch des Westens glaubt alles zu wissen, verstanden zu haben und denkt: er hat alles im Griff und stellt sich über Gott. Das ist ein Irrtum. Um Gott zu begreifen sind wir einfach "zu einfach" geschaffen. Nun aber zurück zum Thema. Ich werde den Weg mit Gott gehen (christliche Seelsorge), denn wenn Sein Sohn sogar Tote auferweckt hat, dann wird Er auch mich heilen können, wenn ich Ihn darum bitte und mich Ihm anvertraue.
 
Mit großem Interesse habe ich die Beiträge über die Folgen des Hospitalismus gelesen und möchte von meiner Person hierzu einiges anführen und dieses gleichzeitig mit der Frage verbinden, ob mir jemand Selbsthilfegruppen benennen kann (Raum Berlin), welche mir bei der Auf- Bearbeitung dieser Krankheit helfen können:

Im Kleinstkindesalter (ca.2 Jahre) war ich auf Grund einer Gelbsuchterkrankung zweimal stationär in Quarantäne im Krankenhaus, für mehrere Wochen (glaube ich mich zu erinnern). Das Einzige, woran ich mich noch erinnere: ich sah meine Eltern nur durch eine Glasscheibe und hatte keinerlei körperlichen Kontakt zu ihnen.
Später nach dem Krankhausaufenthalt im weiteren Verlauf meiner Kindheit - rückblickend betrachtet - habe ich von meiner Mutter offensichtlich vielleicht nicht die körperliche Nähe erhalten, welche als "normal" zu bezeichnen ist. Das lag zu einem an den vielen Kindern (insgesamt 6 Kinder) und zum anderen an den Schichtdienst, den meine Eltern damals machten.

Ich bin heute 49 Jahre alt und habe mit meiner letzten Freundin, nach fast zwei Jahren, Schluß gemacht, da mir teilweise die von ihr berechtigt geforderte Nähe einfach zuviel war. Anders ausgedrückt: ich bin nicht in der Lage gewesen, darauf einzugehen und habe letztendlich mich nur so verhalten, dass mein vorhandenes "Kuschelbedürfnis" zum Zeitpunkt wo ich es wollte, nicht zu kurz kam. Sie beschrieb es einmal so: du hast Phasen, wo du von körperlicher Nähe nicht genug bekommen kannst und verhälts dich anschließend wie ein Eisblock und baust eine Mauer um dich herum, wo du keinen an dich ranläßt. Die Beziehung scheiterte letztendlich, da ich sie damit überforderte und sie auch sagte, dass sie mir bei diesen Problem nicht mehr helfen kann und Gefahr läuft, selber seelisch und körperlich krank zu werden.

Da ich mich davor bei meiner damaligen Lebensgefährtin (12 Jahre) im Wesentlichen genauso verhielt, die letzten Jahre noch extremer im Bezug auf nicht vorhandenen Bedürfnis nach körperlicher Nähe, ist mir erst jetzt richtig klar geworden, dass hier was nicht stimmt.

Ich bin nun durch die Beiträge "Hospitalismus - Folgen?" mir meiner erst so richtig bewußt geworden und habe keine Lust mehr, so weiterzumachen. Ich bin nun auch dabei Hilfe bei der Schulmedizin zu suchen und begebe mich in psychiatrischer Behandlung.

Wie ich Eingangs erwähnte, würde ich mich freuen, wenn mir da zur Unterstützung durch Benennen von Selbsthilfegruppen jemand einen Ratschlag geben kann.
 
Hallo ufo,

niemand, aber auch keiner kann einem das Unrecht wieder gutmachen was in der Kindheit passiert ist. Es ist traurig, aber leider die Wahrheit.
Eine Psychoanalyse, die über Jahre geht ob das, das "Richtige" für einen ist, muss man selber entscheiden. Gibt da noch andere Formen der Psychotherapie. Der eine will erkennen warum er so ist...wie er ist...der andere will damit umgehen können und der nächste braucht eine psychotherapeutische Begleitung.....

Das ist individuell gesehen auch eine Sache die nur jemand für sich selber entscheiden kann.

Selbsthilfegruppen gibt es in jeder Stadt. Einfach mal dort nachfragen....
Therapie ist anstrengend, kann Krisen auslösen...da man oft auch mit seinen eigenen Anteilen konfrontiert wird....Wobei ich sage, dass eine Krise auch eine gute Seite hat. Sie sagt einem...So, geht es nicht weiter...ich muss was tun.

Im Kopf ist vieles klar, aber fühlen..Emotionen zulassen oder zeigen...eine ganz andere...
 
hallo ufo,

es geht hier nicht um recht oder unrecht. dies ist eine falsche sichtweise der dinge. wenn du möglicherweise deiner mutter die schuld gibst, hat es übehaupt keinen zweck, sie deshalb zu beschuldigen. wenn das bei dir der fall ist, was ich nicht annehme, dann vergib ihr einfach und du wirst erfahren, wie befreit du dich fühlen wirst. wie ich hier schon sagte, die schulmedizin hat grenzen und führt in deinem fall in einer sackgasse. die aussichten auf eine heilung sehen nicht sehr vielversprechend aus. es mag vielleicht seltsam klingen, aber ich bin froh, dass wir auch in diesem fall die erkenntnis haben dürfen, dass wir menschen in vielen dingen hilflos sind. wir fliegen zwar aufm mond, haben die nanotechnik erforscht, wissen nach einstein, wie sich die zeit im raum krümmt usw. trotz allem ist unserem verstand und gaben grenzen gesetzt. auf deutsch gesagt, wir sind einfacher geschaffen, als wir es annehmen und wahrhaben wollen. wir sind hochmütig und eingebildet, und stellen uns selbt über gott. ja, wir spielen sogar selbst gott. das ist einfach lächerlich uns bemitleidenswert. gott hat nicht nur alles erschaffen, er hat uns menschen nach seinem ebenbild gemacht. er hat die ewigkeit in unserem herzen gelegt. er hat uns menschen so sehr geliebt (und liebt immernoch bis in die ewigkeit), dass er seinen eigenen sohn für uns am kreuz sterben liess! geh diesen weg einfach mit gott, da bist du gut aufgehoben. er ist ein liebender vater, der dich nie im stich lässt und dich heilen wird! lass ihn in dein herz und du wirst wunder erleben!
 
Hallo,

es wäre mal eine Anfrage an das Aktionskomitee Kind im Krankenhaus (www.akik.de) wert, ob es hierzu geeignete Selbsthilfegruppen für erwachsene ehemalige Patienten gibt.
Obwohl das Akik schon seit Jahren die Grundvorraussetzungen für Kinder in Krankenhäusern verbessert hat, erlebe ich immer wieder zutiefst verunsicherte Kleinkinder und häufig ebenso zutiefst verunsicherte Eltern, die wie sich oft erst später herausstellt, in den ersten Lebenstagen aus medizinischen Gründen getrennt werden mussten.
Das Problem was sich in heutigen Zeiten für viele Eltern daraus ergibt, ist oft, dass die Kinder nicht wie ursprünglich geplant in eine Betreuungseinrichtung gegeben werden können, weil die Eltern arbeiten müssen. Sie lösen sich ausgesprochen schlecht.
Ein Problem, was bei bei den derzeitigen politischen Forderungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht berücksichtigt wird.
Wohl dem, der es sich leisten kann, seiner Familie, seinem Kind die Zeit zu geben, die es braucht.
 
Als ich hier zufällig rein geraten bin, dachte ich nur: Upps!
Ja - diese von Walter beschriebene Symptomatik kenne ich auch - leider -
vor allen Dingen dieses Hin- und Herschlagen des Kopfes.
Ich habe mich immer geschämt, über diese Probleme zu reden, und es tut
richtig gut (nicht falsch verstehen!), zu sehen: ich bin nicht allein damit.
Mein Hintergrund ist der, daß ich gleich nach der Geburt in ein Waisenhaus kam, wo ich die ersten zwei Jahre meines Lebens verbrachte.


Feli
 
Hallo zusammen!


Bei Erwachsenen die in der Kindheit hospitalisiert wurden spricht man dann von möglichen Störungen wie:

Anpassungsstörung, Bindungsstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung.


Setzte diesen Link mal dazu rein.

Hospitalismus - Wikipedia


Liebe Grüße Brady
 
Hallo,

bin heute auf diese interessante Seite gestoßen und höre zum ersten Mal das Wort Hospitalismus. Ich bekam als Kind Morbus Perthes. Ich mußte mit fast 3 Jahren für 21 Monate ins Krankenhaus. Meine Hüfte und ein Bein wurden eingegipst, sodaß ich nur liegen konnte. Meine Eltern durften mich die ersten 4 Wochen gar nicht besuchen, danach nur am Sonntag für 2 Stunden. Das war 1971. Heute bin ich fast 40, habe 2 Kinder und wunderte mich, daß ich oft so aggressiv ihnen gegenüber wurde, oft ablehnend bin, die Nähe die mein großer brauchte konnte ich nicht ertragen. Ich kann mich selber nicht leiden, ja oft sage ich sogar ich hasse mich.
Bin in psychologischer Behandlung, komme aber erst nach und nach darauf, daß es was mit meiner Kindheit zu tun hat.
Wer kann ähnliches berichten? Bin froh endlich irgendwo Verständnis zu finden.

Hoppel
 
Bin in psychologischer Behandlung, komme aber erst nach und nach darauf, daß es was mit meiner Kindheit zu tun hat.
Hallo hoppel,

da bist du wirklich nicht alleine mit. Aber zu wissen woher es kommt ist schonmal gut, es hilft einem ein wenig gnädiger mit sich selber zu sein. Nur die wirkliche Arbeit-Therapie liegt dann noch vor einem. Weil es keiner einem wieder gutmachen kann und nur man selber daran arbeiten muss. Denn dann kann man keinem die Verantwortung mehr dafür gegen, warum man so ist...Dann ist man selber verantwortlich...

Viel Erfolg und Stärke in deiner Therapie Brady
 
Hallo Brady,

die Schizotypische Persönlichkeitsstörung kann ggf auch eine Folge des Hospitalismus sein. So ist es beispielsweise bei mir. Ich kam nach 3 Wochen,nach meiner Geburt also 1970 für 3 Monate ins Krankenhaus und mußte die ganze Zeit über Magensonde ernährt werden, weil ich selbst nichts zu mir nehmen wollte. Ich lag derzeit auch hinter einer Glasscheibe.

Leider hat meine an Schizophrenie erkrankte Mutter die Einstellung, daß Kinder unter 3 bis 4 Jahren keine körperliche Nähe brauchen, weil sie davon eh nichts merken...

Bei mir wurde sehr früh Hospitalismus festgestellt, den ich noch jahrelang hatte, zudem mußte ich infolge Gewaltanwendung nochmal für ca. 1 /2-2 Monate ins Krankenhaus ,als ich 15 Monate alt war und hatte dort eine Not-OP. Ich bin jetzt 37 geworden und leide trotz langjähriger Psychotherapie (seit 11 1/2 Jahren (ich bin zudem eine multiple Persönlichkeit) ambulant und ind er Psychiatrie noch immer unter den Folgen des Hospitalismus. Zwar wurde ich auf kognitiver Ebene sehr gefordert, habe aber bis zum letzten Jahr immer wieder so lange meinen Kopf gegen alles, was sich bot geschlagen bis ich dicke Beulen hatte und mir an den jeweilen Stellen erheblichen Haarausfall hatte. An einem Bereich des Kopfes habe ich auch recht wenige und recht fisselige Haare, obwohl ich sonst an sich sehr dicke Haare habe. Selbstverletzendendes Verhalten außer Kopfschlagen kenne ich auch seit frühster Kindheit und ich war jahrelang magersüchtig, das heißt, ich hatte selten überhaupt ein halbwegs normales Gewicht, immer im unteren Bereich. Nur durch Neuroleptika habe ich zugenommen.

Das JUgendamt wollte mich meinen Eltern an sich über Jahre hinweg immer wieder 'wegnehmen' wegen emotionaler Mißhandlung und emotionaler Vernachlässigung.

Als ich das erste Mal in der Psychiatrie war, wurde anhand der erheblichen Kontaktschwierigkeiten u.a. der Hospitalismus sowie die emotionale Vernachlässigung mehr als bestätigt.

Ich war viele Jahre meines Lebens eingesperrt und auch innerhalb der Familie isoliert. Wagte ich soziale Kompetenzen lernen zu wollen (qaus heutiger Sicht) und verbindliche Freundschaften eiungehen zu wollen, wurde ich hart bestraft.

Damals in der Klinik bereits sagte man mir, daß Psychiater oder Psychotherapeuten diese Erfahrungen und den inneren Schmerz nicht heilen können. Für mich ist das wie ein körperlicher Schmerz, bei dem sich in mir alles zusammenzieht. Ich habe jetzt 14 Wochen in einer Tagesklinik DBT gemacht um auch zu lernen u.a. wie ich heute auch Menschen zuzugehen und Beztiehungen eingehen zu können. BVöderweise ist es so, daß meine Defizite schnell ausffalen und ich, wenn ich verliebt bin in aller Regel schrofrf zurückgewiesen werde. Meine Bedürfnisse nach körperlicher Näher scheinen eine enorme Belastung oder zuweilen auch eine Zumutung zu sein. Dabei halte mich mich diesbezüglich sehr zurück. Als ich das erste Mal in der Psychiatrie war, sagte man mir mehrfach, daß es auffalle, daß ich als Kind an Hospitalimus litt und jahrelang auch strikt nach außen isoliert wurde (weil ich nicht so bin, wie ich sein soll!). Ich bräuchte deswegen vor allem auch nichtsexuelle körperliche Nähe. Nur zu dumm, wenn ich aufgrund meiner dadurch erworbenen Defizite einen solchen Kontakt noch lange nicht herstellen kann und kaum wage überhaupt dieses Bedürfnis auszusprechen. Und wo sollte ich , ich gehe ja auf die 40 zu. eine solche Nähe finden können?

Meine leider verstorbene Kousine war promovierte Psychotherapeutin (in den USA), sie war in diesem Punkt ganz der selben Meinung, daß mir keine Psychotherapie diesen Mangel beheben könne und ich tatsächlich eine was über eine meinem Alter entsprechende Beziehung von den Bedürfnissen hinausgeht.

Sorry, jetzt habe ich ziemlich viel geredet...hoffe, euch hier nicht zugetextet zu haben...

Liebe Grüße, Monika
 
Hallo Monika,

ich lese, dass du dich damit sehr auseinander gesetzt hast. Und kann auch gar nicht mit Worten rüberbringen, was es für ein Erschrecken auslöst, wenn ich das hier lese. Wahrscheinlich ist es auch nur ein Bruchteil von dem was du erlebt und hier geschrieben hast.

Nur so schrecklich es auch immer ist, keiner kann und wird dir das jemals wieder gut machen können. Du hast schon den richtigen Weg gefunden und Therapie gemacht. Wahrscheinlich wird es dich auch jahrelange Therapie kosten und es wird vielleicht immer noch nicht an Lebensqualität Dir bringen, wie du es Dir wünscht. Es wird Rückschritte geben und du wirst sagen, habe genug von Therapie. Aber lasse es nicht zu, dass dieses dein Lebensinhalt wird, dann hat das was dir zugefügt worden ist gewonnen.

Nehme es auch an, als ein Teil von deinem Leben und bekämpfe es nicht. Du wirst wissen, was ich meine...
Du bist jetzt 37 Jahre alt und du wirst 87 Jahre alt sein und es wird zu Dir gehören.

Du kannst mir gerne über PN eine Nachricht senden, aber hier so öffentlich, hoffe auch du hast dich dadurch nicht selbst verletzt. Denn diese Worte sind wenn sie einmal wo stehen können dann wieder sehr weh tun.

Zumal wir hier kein Forum für Betroffene sind, sondern im fachlichen Austausch der Pflege. Bitte habe Verständnis.

Alles Liebe und Gute Brady
 
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