Im Rahmen einer Promotion am Institut für Lebensmittelchemie entdeckten die Dresdner Forscher jetzt allerdings Honigarten, deren starke antibakterielle Wirkung andere Ursachen hat - darunter auch der aus Neuseeland stammende Honig des Manuka-Baums. Seit Jahrtausenden nutzt die neuseeländische Urbevölkerung Teile des Manuka-Baumes als Heilpflanze. Deren Honig soll zudem eine besonders starke entzündungshemmende Wirkung haben. "Wir hatten sogar einen solchen Baum hier im Institut, erzählt Professor Henle, "aber der ist uns leider eingegangen".
Der Honig selbst ist angeblich so antiseptisch, dass sogar antibiotikaresistente Bakterien gegen ihn keine Chance haben. So genannter Medi-Honey aus Neuseeland, der 10 bis 20 Mal so teuer wie normaler Honig ist, wird in der ganzen Welt verkauft. In Neuseeland sind heute ganze Gegenden auf die Verarbeitung und Vermarktung des Wunderhonigs eingestellt. "Doch keiner wusste, warum dieser Honig eine so starke Wirkung gegenüber einigen Krankheitserregern hatte", erinnert sich Professor Henle.
Durch Zufall kamen die Dresdner Wissenschaftler des Rätsels Lösung auf die Spur. Nachdem man Zuckerabbauprodukte analysiert hatte, die während der Lagerung entstehen, entdeckten die Forscher Methylglyoxal - ein Zuckerabbauprodukt. In herkömmlichen Honigsorten ist eine Menge von ein bis fünf Milligramm pro Kilogramm zu finden. In Manuka-Honig wiesen die Forscher dagegen eine Konzentration von 300 bis 700 mg pro Kilogramm der stark antiseptisch wirkenden Verbindung nach. Diese Menge ist zwar stark entzündungshemmend, "meiner Ansicht nach für den menschlichen Organismus aber möglicherweise nicht mehr unbedenklich," so Henle.
Dem Geheimnis dieses Honigs will der Lebensmittelchemiker jetzt auf den Grund gehen. "Es könnte sein, dass der Manuka-Baum das Methylglyoxal selbst produziert – als Schädlingsabwehr oder durch Stress," vermutet der Professor. Der Teebaum wächst unter extremer Hitze und Trockenheit, was zu besonderen Leistungen des Zellstoffwechsels führen kann. Auch Mikroorganismen von Bienen könnten eine Ursache sein. Andere Quellen sind ebenfalls möglich. "Wir werden bei weiteren Analysen von Manuka-Honig feststellen, ob Methylglyoxal in der nachgewiesenen Konzentration als Abbauprodukt der Zucker auf natürlichem Wege entstanden ist oder sogar synthetisch produziert und dem Honig anschließend beigemischt wurde", so Professor Henle.
Eine Reise nach Neuseeland soll jetzt neue Ergebnisse ermöglichen.