Hepatitis-E: Seltene importierte Virusinfektion

Ute

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Hannover
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Krankenschwester, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP)
Akt. Einsatzbereich
Zur Zeit in der Elternzeit
Funktion
Study nurse
[03.01.2005]

Hepatitis-E: Seltene importierte Virusinfektion

Hepatitis-E – Meist durch kontaminierte Lebensmittel übertragen

Das Heptitis-E-Virus (HEV), erstmals Anfang der 1980er Jahre, in Indien entdeckt, verursacht eine akute Leberentzündung, die vom Verlauf der Hepatitis A ähnelt. Das Virus gehört zur Familie der Caliciviren. Aufgrund des Vorkommens des Erregers bei verschiedenen Tierspezies, wie Schweinen, Affen, Ratten sowie Mäusen, geht man davon aus, dass es sich bei der Infektion um eine Zoonose handelt. Bisherige seroepidemiologische Studien zeigten, dass der Erreger in Südostasien, Indien, Nahen Osten, Zentralasien und Mittel- und Südamerika vorkommt.

Auch in Deutschland werden akute Infektionen mit HEV, wenn auch selten, nachgewiesen. Jährlich werden so etwa um die 20 bis 30 akute HEV-Infektionen diagnostiziert, die üblicherweise bei Reisen in Ländern mit niedrigem Hygienestandard erworben wurden. Sekundär übertragene Infektionen, die vom Indexfall ausgehen, sind in Deutschland möglich. Vor kurzem wurde erstmals über einen offensichtlich autochthon erworbenen Fall einer HEV-Infektion aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf berichtet.

Die Ansteckung mit HEV erfolgt auf fäkal-oralem Weg. Infizierte Patienten scheiden das Virus zum Teil über mehrere Wochen mit dem Stuhl aus. Ansteckungsquellen dürften am häufigsten kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel sein. Infektionen können daher sporadisch, aber in endemischen Gebieten epidemisch verlaufen. In endemischen Gebieten erfolgen die Infektionen oftmals bereits im Kindesalter.

Die Inkubationszeit der HEV beträgt etwa 20 bis 50 Tage. Die akute Erkrankung beginnt mit Übelkeit, Abgeschlagenheit, Appetitverlust, abdominellen Schmerzen, Fieber, Ikterus, Hepatomegalie und dunkelfarbenem Urin. Laborchemisch fallen die Erhöhung der Transaminasen auf. Der Verlauf der akuten HEV reicht von subklinisch bis fulminant. Besonders schwere Verlaufsformen mit einer Letalität von bis zu 20% werden vor allem bei Schwangeren in III. Trimenon beobachtet.

Die Ursachen hierfür sind unklar. In seltenen Fällen kann bei akutem Leberversagen in Folge der HEV-Infektion eine Lebertransplantation notwendig sein. Chronische Verläufe kommen nicht vor. Mit einer spontanen Ausheilung der Hepatitis ist nach 1 bis 2 Monaten zu rechnen. In einer Vielzahl der Fälle dürfte die HEV-Infektion asymptomatisch verlaufen, worauf seroepidemiologische Untersuchungen bei Blutspendern in Deutschland, bei denen eine Prävalenz von 1,5 bis 2,5% gefunden wurde, hinweisen.

Die Therapie erfolgt symptomatisch und supportiv. Eine spezifische antivirale Therapie steht bisher nicht zur Verfügung. Bei der Betreuung von Patienten mit akuter HEV muss eine enterale Weiterverbreitung ausgeschlossen werden.

Die Diagnostik der HEV-Infektion beruht auf dem Nachweis von spezifischen Antikörpern der IgM- und IgG-Klasse. Dieser Test wird routinemässig von den meisten Labors angeboten. Darüber hinaus steht für bestimmte Fragestellungen auch der Nachweis viraler HEV-RNA mittels Nukleinamplifikationstests zur Verfügung.

Ein Impfstoff gegen HEV steht bislang nicht zur Verfügung. Die beste Prophylaxe in endemischen Gebieten ist die Beachtung der reisemedizinischen Grundregel "Cook it, boil it, peel it – or forget it".

Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) §6 besteht beim Krankheitsverdacht, der Erkrankung sowie beim Tod an einer akuten Hepatitis, wie hier auch bei Hepatitis E, eine namentliche Meldepflicht. Darüber hinaus besteht nach IfSG §7 beim Nachweis einer akuten Infektion mit Hepatitis-E-Virus durch das Labor eine namentliche Meldepflicht (Prof. Dr. med. Tino F. Schwarz, Gelbfieber-Impfstelle, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Würzburg, medizin.de).

Quelle: www.medizin.de
 

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