Ich würde die Benutzung des Schiebers nicht generell verteufeln sondern situationsabhängig beurteilen. Hat ein Patient Durchfall oder eine untere GI-Blutung, muss also häufig abführen, dann kommen viele der eher älteren, aber auch jüngere Patienten rasch an die körperliche Leistungsgrenze oder aber auch mit meiner Hilfe nicht so schnell auf den neben dem Bett stehenden Toilettenstuhl wie sie müssten und möchten. Dann finde ich den Schieber o.k. und die Patienten auch, denn wenn was daneben geht ist es doch vielen noch unangenehmer als die Benutzung des Schiebers. Auch andere Hindernisse können meiner Meinung nach die Benutzung des Toilettenstuhs quasi ausschließen, wie z. B. starke Luftnot.
Wenn aber eigentlich nichts dagegen spricht und der Patient (oder die Schwester) nur keinen Bock auf Mobilisation in den Toilettenstuhl haben, dann ist das natürlich nicht richtig. Die "natürliche Sitzhaltung", die gleichzeitig auch noch eine vertraute ist, sorgt doch oft schon für ein besseres Ergebnis. Gerade bei übergewichtigen Frauen läuft so auch weniger daneben - was im Bett auf dem Schieber häufig genug passiert. - In dem Zusammenhang eine Frage: Gibt es bei euch verschieden große Schieber? Wir haben nur eine Größe...
Beim Schnabelbecher ist es häufig so, dass das Trinken aus dem Schnabel weniger vertraut ist als das Trinken aus der normalen Tasse - es läuft also nicht selten was daneben bis der Patient die neue Trinkbewegung gelernt hat. Andererseits sind viele Patienten dankbar, wenn sie zunächst und für kurze Zeit einen Schnabelbecher bekommen, gerade wenn sie in der Bewegung eingeschränkt sind. Bei unseren Patienten mit Becken-OP's ist das zum Beispiel so, die dürfen nur ganz flach liegen.
Ein Strohhalm im Becher ist natürlich auch möglich, aber hat so seine Tücken. Der Halm bewegt sich im Becher und ist daher schwer mit den Lippen zu greifen bzw. zu halten. Und man muss schon gute Koordinationsfähigkeiten als Patient mitbringen, um mit einem Strohhalm den Becher wirklich leer zu trinken. Bei Brühe z. B. geht der Eierstich nicht durch den Halm - wohl aber durch den Schnabelbecher. Auch Patienten mit zittrigen Händen (Parkinson) profitieren vom Schnabelbecher, denn er erhält ihnen ein Stück Selbstständigkeit was sie mit einem normalen Becher, auch mit zusätzlichem Strohhalm, kaum hätten.
Gute Erfahrungen haben wir mit Schnabelbechern gemacht, wenn durch den "Schnabel" der Strohhalm gesteckt wurde. Der Halm war leichter zu fassen weil er nicht wegrutschen konnte.
Außerdem ist ein Schnabelbecher leichter als ein Kaffebecher. Zumindest die bei uns üblichen sind aus derber Keramik und recht schwer - für alte, arthritische oder rheumatische Hände oft kaum zu greifen bzw. zu heben. Vielleicht würden zwei Henkel helfen?
Soweit meine "Ergüsse" zum Thema.
Schönen Abend noch,
Sativa