Große "Auf-und-Zu"-OP?

Torenpad

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Hallo KollegInnen!
Wir haben bei uns die Absprache zwischen Internisten und Chirurgen, daß inoperable Patienten und jene, bei denen in situ eine inoperabilität konstatiert wird, von uns Internen übernommen werden.
Das klingt logisch, denn die Weiterbehandlung erfolgt konservativ und bei den vorhandenen Wartelisten für Operationen ist ein großes Interesse an freien chirurgischen Betten vorhanden.
Mich stört an der ganzen Prozedur, daß wir in letzter Zeit häufiger Patienten bekommen, die große Bauchöffnungen hatten, weil etwa Tumorentfernungen oder Darmresektionen oder OP´s wie Whipple´s oder so angesetzt waren und erst in situ davon abgesehen wurde.
Dafür habe ich an und für sich Verständnis, wenn es eben nicht mehr geht.
Aber ich frage nun hier mal mein chirurgisches Kollegium:
Sind nicht gerade in den letzten Jahren die endoscopischen Eingriffe derart verfeinert, daß man vielleicht "erstmal reingucken" könnte, um sich dann für eine große Öffnung oder den Abbruch der OP entscheiden zu können?
Wie geht das bei Euch? Ich kriege die Krise, wenn ich sehe, welche Komplikationen und Wundprobleme nebst Schmerzbelastungen sich einstellen, während sich mir ganz laut die Frage stellt, ob nicht dem Patienten ohne die Operation eine längere Lebenserwartung oder zumindest ein "Restleben" mit deutlich weniger Unannehmlichkeiten bliebe.
Abgesehen davon betrachte ich mich als "interner" Pfleger, habe aber hierdurch häufig genug chirurgisches Patientengut, welches ich ebenso adäquat versorgen möchte.
Ist das chirurgische Praxis auch in Deutschland, einfach mal drauf los zu schneiden und dann das Haschée aus der Hand zu geben?
Erinnert mich ein wenig an:
Gehen ein Internist, ein Chirurg und ein Pathologe auf die Entenjagd. Kommen zwei Enten angeflogen. Sagt der Internist: "Also - ja - also - meine Herren Kollegen, wenn Sie keine Einwände haben, werde ich jetzt auf die - von mir aus gesehen - rechte Ente, das heisst, von der Ente aus gesehen, auf die linke Ente natürlich, einen Schuss abgeben - halt, jetzt sind die Enten über uns hinweg geflogen, dann muss ich den Schuss selbstverständlich auf die - von mir aus gesehen - linke Ente abgeben, das heisst nunmehr auch, die von der Ente aus gesehen linke Ente... Sie haben nichts dagegen einzuwenden, meine Herren Kollegen? Dann feuere ich den Schuss also jetzt ab:" - - - - - *PIFF* (Die Enten sind inzwischen längst wieder ausser Schussweite, der Schuss des Internisten bleibt ohne Wirkung.)
Kommen wieder zwei Enten angeflogen. Sagt der Chirurg: "W E G D A !" *PENG* *PENG* *PENG* *PENG* *PENG* (er hat einen Halbautomaten) Wendet sich zum Pathologen und sagt: "Und Du gehst jetzt da hin und siehst nach, ob 'ne Ente dabei ist!"
 
:rofl: :rofl: :rofl:

Mich erinnert das ganze ein wenig an:

Chirurg: kann alles, weiss nichts!
Internist: weiss alles, kann nichts!
Psychiater: kann nichts, weiss nichts, kann aber sagen warum!
Pathologe: kann alles, weiss alles, kommt aber immer zu spät!

Also als ich noch im KH arbeitete, war es eher umgekehrt:
Die Pat. mit V. a. inoperablen Tumoren etc. kamen zuerst auf die internistische Station zur genauen Abklärung, wurden dann, nach einem chirurgischen Konsil, auf die chirurgische verlegt, falls OP erforderlich bzw. möglich.

LG
Trisha
 
Hi, also ich kann das Unverständnis schon verstehen, aber aus meinem OP- Einsatz weiß ich, dass man eben nicht immer vorher sehen kann, was da im Körper eigentlich an Metastasen drin ist!!! Häufig entdeckt man erst nach dem man den Bauch auf hat, dass da Verhärtungen an Leber und Lunge sind!!! Da wird dann während der Op eine Probe entnommen und per Eilpost ins Labor zur Analyse geschickt!!! ( Schnellschnitt) Dann wird während der OP das Ergebnis mitgeteilt und wenn es dann Metastasen sind macht man dann eben wieder zu!!!! Häufig bei Whipple OP's ( und ähnlichen großen Bauch OP's)der Fall!!!!
 
Ja, genau, Bäumli! So ist es. Wenn der Bauch eröffnet ist, kann man sehen, was sich da drinnen versteckt hält, was dem Arzt bei der endoskopischen Prädiagnostik verborgen blieb. Mit dem Endoskop kommt noch nicht überall hin. Schön, wenn man ohne Schnitt und Schmerzen alles feststellen könnte :) .

LG
Trisha
 
Bisher habe ich nicht erlebt,daß eine diagnostische Laparatomie,die einen fortgeschrittenen Krankheitsverlauf u.damit Inoperabilität ergab,auf die Innere "abgeschoben" wurde.Bei unseren Ärzten galt in solchem Fall immer:wir haben die Wunde gesetzt,bei uns verschließt sie sich auch wieder.Die Chirurgien sind auch viel besser zur Versorgung großer OP-Wunden geeignet,1.von der Ausstattung her, 2.vom Geschick u.vom Können des dort tätigen Personals.
Das ist jetzt um Gottes Willen keine Abwertung der "Internen"!Aber wozu gibt es denn die Fachabteilungen?
 
Hey Rasmus!
Keine Sorge, das ist nicht falsch zu verstehen! Ich würde auch keinem chirurgischen Pfleger die konservative Betreuung eines, sagen wir, Crohn-Patienten überlassen. Weil es bei dem Pfleger in den Fingern kribbelt, wenn es keinen Verband zu wechseln gibt, oder :wink: ? :lol1:
Im Ernst: Sicher ist es gut, spezialisierte Kräfte zu speziellen Patienten zu steuern, um dort die spezielle Pflege zu leisten. Ich finde aber, das die Behandelkonzepte der Zukunft, und damit weiche ich dann auch gleich mal wieder vom (glücklicher Weise eigenen) Thema ab, andere Wege in der Klinik beinhalten sollten. Nämlich nur noch Wege zum Patienten hin.
Ich habe im Rahmen meiner Magen-Darm-Leber-Ausbildung einige Patienten durch sämtliche Untersuchungs- und Therapie-Etappen begleiten müssen und dürfen. Hierbei habe ich gesehen, wie unglaublich belastend das ist und durch wieviel Hände solch ein Patient geschleust wird.
Gleich zu Beginn der Behandlung zielgerichtete Behandlungsabsprachen zu treffen, damit der Patient genau weiß, was auf ihn zukommt, wer wann was und warum tut und sein Ansprechpartner ist, dann aber auch mit Zielabstimmung und Eigenanteil des Patienten, quasi ein Aufnahme-Diagnose-Behandlungs-Entlassungsvertrag, scheint mir die bessere Lösung. Und dazu nur noch allgemeine Pflegeabteilungen (Abgesehen natürlich von Funktionsbereichen wie OP, IC, Dialyse und so). Dort arbeiten dann auch allgemeine Pflegekräfte, welche die anwesenden multidisziplinären Patienten mit ihrer Grundversorgung ausstatten und die spezielle, multidisziplinäre Versorgung koordinieren.
Und hinzu kommen ZUM PATIENTEN HIN dann spezialisierte Pflegekräfte zur speziellen Begleitung, etwa die Pulmonologie-Fachschwester zum Lungenproblem, der Magen-Darm-Leber-Fachpfleger zur Betreuung der Colitis ulcerosa des selben Patienten oder so...Und ebenso alle anderen Disziplinen kommen ZUM PATIENTEN HIN (abgesehen dann von etwa Endoscopie oder Laboratorium oder so), also die verschiedenen Fachärzte, Ergotherapie, Fysiotherapie, Diätisten..... .
Könnte so die Pflege von Morgen aussehen oder spinne ich jetzt vollkommen?
 
Torenpad,
Genauso sollte die Pflege der Zukunft aussehen!
Nichts ist belastender,als innerhalb der Klinik als Pat.von Abteilung zu Abteilung gereicht zu werden,weil das halt im KH-Wesen so Sitte ist.Wo bleibt denn da noch der Mensch?Sobald diese Maschinerie in Gange gekommen ist,wird der Pat.zum medizinischen Fall degradiert,bleibt als Individuum auf der Strecke.
Die Schweiz praktiziert da schon ein recht fortschrittliches Modell.Dort gibt es interdisziplinäre Privatstationen,das weißt Du sicher.Einerseits schon fortschrittlich,der Pat.bleibt bei dem ihm vertrauten Personal,andererseits kommt man nur in den Genuß dieser Behandlung,wenn man entsprechend krankenversichert ist.
 
Hallo Rasmus!
Danke für die Lorbeeren, aber das wußte ich nicht.
Vielleicht sollte ich mich einmal mehr mit der Pflege in der Schweiz beschäftigen?
Bisher hab ich in Europa nicht soviel rumgeschaut, nur nach Frankreich, Italien, Belgien, England und Girechenland, was Pflege betrifft.
Aber um darauf zurück zu kommen, bei einem solchen System stelle ich mir auch ein deutlich geringeres Kostenaufkommen vor, denn der Patient ist zufriedener, was die Liegezeit beeinflußt und das Behandlungsresultat und die postklinische Phase; die Wege sind kürzer, effizienter, schneller....
Ja, ich könnte mir vorstellen, daß es so herrlich wäre...
Stellt sich wieder eine neue Frage: Wie kommen wir dahin?
 
Torenpad,
Ja,es könnte so schön sein...
Alle von Dir aufgezählten Fakten stimmen.Mit der Realisierung-nun ja,ein paar Jahre bis zur Rente haben wir ja noch...also laß uns daran arbeiten.Zeitweise hat man im KH schon ganz ordentliche Ansätze in dieser Richtung,aber dann war es doch nur ein Versehen oder die Unwissenheit eines neuen Stationsarztes.Und manchmal rennt man gegen Mauern an,die noch 100 Jahre stehen werden,so glaubt man.
Vielleicht aber sehen die Bosse im Gesundheitswesen irgendwann den Menschen an erster Stelle,u.dann erst den schnöden Mammon.
Ob wir es noch erleben werden?Ich hoffe doch...

Ein nachdenklicher Rasmus
 

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