Gliobastom Grad IV

Simone1

Newbie
Registriert
31.08.2006
Beiträge
6
Hallo,

seit 3 Tagen haben wir meine Schwiegermutter für die letzten Tagen/Wochen? bei uns zu Hause. Kann mir einer sagen, was da noch alles auf uns zu kommt? Sie kann so gut wie gar nicht alleine laufen, sprechen auch nicht mehr wirklich, und es sieht so aus, als wenn sie ihr Augenlicht auch noch verliert. Ich weiß nicht, wie ich das seelisch überstehen soll.
 
Welche professionelle Hilfe nimmst du in Anspruch? Habt ihre einen Pflegedienst? Gibt es die Möglichkeit einer ambulanten Hospizbetreuung? Gibt es ev. auch ein stationäres Hospiz in eurer Nähe, zu dem du Kontakt aufnehmen könntest?

Wir können eigentlich keine konkreten Angaben machen, was du noch erwarten kannst/ musst. Jeder Mensch stirbt anders. Hinzu kommt, dass das Sterben im KKH mit dem Sterben in der Häuslichkeit nicht zu vergleichen ist.

Ich kann dir nur berichten, was ich erlebt habe bei der Pflege eines nahen Angehörigen.
Es wurde ein Pflegedienst für die Unterstützung bei der körperlichen Pflege genutzt. Ein Pflegebett wurde organisiert.
Es wurden regelmäßig mit Unterstützung anderer Familienmitglieder pflegefreie Nachmittage für die Ehefrau organisiert. Ein Familienmitglied hat dann die "Wache" übernommen.
Die Nahrungsaufnahme reduzierte sich zunehmend um dann ca. eine Woche vor dem Tod restlos eingestellt zu werden. Die Flüßigkeitsaufnahme reduzierte sich ebnfalls. Die letzten zwei/ drei Tage wurde auch nichts mehr getrunken.
Als sehr dramatisch erlebten die Angehörigen am tag vor dem Tod, dass sich mehr Sekret in der Lunge zu sammeln schien. Es wurde dann ein orales Absaugen veranlaßt, was Erleichterung brachte.
Der Sterbende selber hat nie über den bevorstehenden Tod gesprochen und wurde auch von der Familie nicht dazu gedrängt. Das Leben verlief so normal wie es unter den Umständen ging weiter.
Der Pfarrer und die Gemeinde standen der Familie außerdem in dieser schweren Zeit zur Seite.

Ich wünsche dir viel Kraft für diese sicher sehr schwere Zeit.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

vielen Dank für Deine Zeilen. Die helfen mir schon weiter.
Wir haben einen Pflegedienst der uns hilft. Die Leute sind super nett, habe ich gar nicht mit gerechnet.
Die letzten Tage waren ziemlich heftig. Gestern konnte sie zwar noch ein wenig essen, aber es fällt ihr zunehmen schwerer, den Löffel zum Mund zu bekommen. Auch das Laufen wird immer schlechter, für 3 Meter benötigt sie mit Hilfe fast 5 Minuten. Und wenn ich das jetzt so lese, kann ich mich schon einmal auf den baldigen Tod vorbereiten. Leider haben wir nicht so viel Hilfe, da meine Schwägerin heute ins Krankenhaus kommt. Sie hat Unterleibskrebs. Das kam jetzt noch dazu. Die Nerven liegen ziemlich blank.
Bezüglich eines Hozpiz haben wir auch nachgedacht, doch es besteht keine Möglichkeit, sie dort unterzubringen. Wir haben nur eins in unserer Stadt. Und die sind natürlich belegt. Wir schaffen das auch so, irgendwie. Zumal wir auch das Gefühl haben, dass sie sich bei uns wohl fühlt.
Seelisch gesehen muss ich sagen, bin ich langsam ein Wrack, zuzusehen, wie ein Mensch so langsam aber sicher verstirbt. Ich habe immer geglaubt, ich bin stark, doch ich muss mir eingestehen, dass ich es nicht bin.
Es wird schon werden.

Simone
 
Die Begleitung eines Sterbenden fällt unendlich schwer in einer Gesellschaft die uns vorgaukelt unsterblich zu sein.
Bezüglich eines Hozpiz haben wir auch nachgedacht, doch es besteht keine Möglichkeit, sie dort unterzubringen. Wir haben nur eins in unserer Stadt. Und die sind natürlich belegt.
Ich würde dir trotzdem empfehlen, Kontakt mit dem Hospiz aufzunehmen. Erstens haben diese Einrichtungen Wartelisten, wo man sich eintragen lassen kann. Zweitens: Eventuell können die Kollegen dort dir Empfehlungen geben für einen ambulanten Hospizdient. Diese Menschen kommen nicht zur körperlichen Pflege des Menschen ins Haus , sondern zur "seelischen" Begleitung. Es könnte eine große Entlastung für dich sein, wenn du einen Gesprächspartner vor Ort hast.

Sollte es diese Möglichkeit nicht geben, würde ich an deiner Stelle auch mal schauen, was bieten die Kirchen vor Ort an. Es gibt da ja nicht nur den Pfarrer und die Gemeinde, sondern auch soziale Angebote. Vielleicht findest du da Unterstützung.

Ganz allein so eine Zeit durchstehen zu wollen, halte ich nicht für ratsam, zumal aus deinen Zeilen schon erste Anzeichen der Erschöpfung herausklingen.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

hier mal wieder ein paar Zeilen von mir.
Gestern war der Hausarzt bei uns, der mir leider überhaupt nicht zusagt, aber meine Schwiegermutter mochte ihn immer. Ich habe ihm gesagt, dass sie zur Zeit sehr viel schläft und nur unter "Zwang" etwas trinkt und isst. Am besten ist es, wenn man es ihr in die Hand drückt und immer wieder erinnert, dass sie essen und trinken muss. Er meinte nur, wenn sie nicht will, dann will sie nicht! Was ist dass denn bitte für eine Aussage. Ich habe ihn gefragt, ob man ihr nicht per Vene essen und trinken geben könnte, dies verneinte er mit den Worten, er würde dies auf gar keinen Fall tun. Da müssten wir uns jemand anderen suchen.
Es ist schon erschreckend wie manche Ärzte damit umgehen. Ich weiß dass sie stirbt, aber bitte würdevoll. Ich kann doch niemanden verdursten lassen. Trinken ist doch das Wichtigste was es gibt. Ich habe ihr jetzt eine Schnabeltasse besorgt, damit klappt es seit gestern ganz gut.
So langsam aber sicher gewöhne ich mich an die Situation zu Hause. Habe auch aufgehört, mir ständig diesen seelischen Druck aufzulasten, wenn ich nicht ständig bei ihr bin. Denn alles andere läuft ja weiter, meinen Sohn darf ich ja auch nicht vernachlässigen. Der ist im Moment mit meinen Eltern in Urlaub, so kann ich ein wenig durchatmen.

Gruß Simone
 
Dein Hausarzt hat richtig gehandelt: Sie verdurstet nicht- da brauchst du keine Angst haben. Sie nimmt das ab, was ihr Körper verarbeiten kann: Biete einfach immer wieder an.
Wenn sie das Trinken einstellt, quäl sie nicht. Du musst dann nur auf eine korrekte Mundpflege achten.

Hast du den Kontakt mit dem Hospiz herstellen können wegen fachlicher Beratung?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

das mit dem Hospiz ist so eine Sache. Mein Mann möchte dies eigentlich überhaupt nicht. Er möchte erst darüber nachdenken, wenn sie in dem Stadium ist, wo sie gar nichts mehr mitbekommt. Jedoch bin ich der Meinung, dass wir dann kein Hospiz mehr benötigen. Da es nicht meine Mutter ist, und da auch noch 2 Brüder sind, die genauso denken, habe ich keine Handhabe irgend etwas zu unternehmen.
Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, ob meine Schwiegermutter bei klarem Verstand so etwas von uns abverlangt hätte. Ich glaube eher nicht.
Nächste Woche wenn unser Sohn wieder da ist, werde ich versuchen, meinen Alltag wieder genauso zu bestreiten, wie ich es vorher auch getan habe. Vielleicht begreifen sie dann, dass es so nicht weiter gehen kann. Denn dann bin ich vor 17.30 Uhr auf gar keinen Fall zu Hause. Männer begreifen leider erst, wenn die Frau nicht mehr zu 1000 Prozent funktioniert.
Sie meinen es ja gut, aber auf meine Gesundheit. Wenn ich daran denke, dass ich eigentlich seit gestern in der Mutter-Kind-Kur wäre, wird mir ganz anders. Vielleicht hätte ich sie doch nicht absagen sollen, aber schlau wird man erst hinterher.
Mein Problem ist, dass ich meinen Mann wirklich sehr liebe, und insgeheim auch sehr stolz auf ihn bin, dass er die schwere Last mit seiner Mutter auf sich genommen hat, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Das hätte nicht jeder getan. Dass ich riesige Probleme habe, den Verfall seiner Mutter mitzuerleben, und die Belastung, Philipp von dem ganzen soweit wie möglich abzuschotten, dass weiß er erst seit vorgestern. Manchmal muss man wohl eher etwas sagen, denn mein Mann bekommt von meiner Gefühlslage nicht wirklich viel mit durch den Stress.
Ich hoffe, dass Gott sieht was wir leisten und er uns die nächste Zeit von weiteren Krankheiten verschont lässt. Wir ziehen es jetzt durch bis zum Ende, und dann machen wir Urlaub. Den haben wir uns dann auch redlich verdient.

Gruß Simone
 
Ich wollte mit meinem Vorschlag eigentlich nicht zum Ausdruck bringen, dass du die Pflege nicht leisten kannst. Ich dachte eher an die Möglichkeit der fachlichen Beratung.

Vieles in der Pflege im Hospiz ist doch etwas anders als wir es gewohnt sind aus den KKH. Die Kollegen dort sind erfahren, wie sich die Situation entwickeln kann und können dir sicher gute Tipps geben. Sie könnten dich auch beraten, wo du am Ort Hilfe für deine Seele bekommst.

Habt ihr Unterstützung von einem Pflegedienst? Wenn ja, vielleicht kann der den Kontakt herstellen.

Wie bringt dein Mann sich in die Pflege ein?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich habe Dich nicht verkehrt verstanden.
Warum die Männer keine Hilfe wollen, weiß ich nicht. Sie sind seelisch komischerweise nicht so angeknackst wie ich. Mein Mann hat auch keine Schwierigkeiten damit, seine Mutter draußen alleine sitzen zu lassen während er im Büro seine Arbeit verrichtet. Wir haben unsere Firma direkt am Haus. Ich jedoch habe schon Probleme damit.
Der Pflegedienst, der zweimal am Tag kommt, ist uns eine sehr große Hilfe. Jedoch sind die der Meinung, wenn man so viel wie möglich mit ihr macht, könnte sich ihr Zustand sehr verbessern. Gestern sagte er mir, dass er auch schon von Menschen gehört hat, wo sich der Tumor zurückgebildet hat!?! Von diesen Wundern bei einem Gliobastom Grad IV habe ich zwar noch nicht gehört, aber o. k. mag ja sein. Jedoch bringt dass meinen Mann natürlich wieder zu der Erkenntnis, dass wir alles richtig machen, in dem wir sie bei uns haben, ohne noch weitere fremde Menschen. Er meint, dass die beiden Pfleger schon genug für sie seien.

Was soll ich da noch machen?

Gruß Simone
 
Hallo,

ich wollte nur kurz berichten, dass meine Schwiegermutter am Montag Mittag verstorben ist. Jetzt hat sie endlich ihren Frieden gefunden.

Gruß Simone
 
Liebe Simone,
wollte Euch mein Beileid aussprechen.
Wünsche Euch die nötige Kraft , um alles durchzustehen.
LG von Ernie
 

Ähnliche Themen