Hallo Rudi,
na da hast du irgendwie schon recht.
So blank ohne weitere Information sieht das nach Freiheitsberaubung aus.
Abgesehen davon ist die Station ja nicht über Tage geschlossen.
Die Zusammenarbeit mit der geschlossenen Gerontostation klappt eigentlich so gut, dass zügig ein entsprechender Austausch stattfindet. Beide Stationen haben halt immer mit der Überbelegung zu kämpfen. Zudem dauert es ja immer ein wenig, bis der ganze Bürokratiekram erledigt ist.
Zudem gibt es in der Psychiatrie ja Gott sei Dank noch andere Hilfsmittel.
Ich nenne diese mal Kommunikation mit, und Beziehung zu den Patienten.
Natürlich wird mit allen Patienten geredet, wenn die Station kurzfristig geschlossen werden muss. Zudem bleibt jedem Patienten das Recht, sich frei im Haus und Gelände zu bewegen. Wir öffnen die Tür jederzeit für alle anderen Patienten.Sie müssen sich halt dann bei einem Pflegenden melden, wenn sie raus möchten, und das geht immer recht zügig.
Die Beziehungsarbeit zu den Patienten ist das Wichtigste überhaupt und wenn die funktioniert, versteht auch jeder Patient, warum bestimmte Maßnahmen zum Schutz des Patienten ergriffen werden müssen. Somit erklären sich die anderen Patienten auch damit einverstanden.
Zumindest ist das bei uns so.
Merkwürdigerweise hab ich es noch nicht erlebt, dass ein Patient dies nicht nachvollziehen konnte.
Schließlich sind wir Pflegenden in der Psychiatrie ja wohl mehr als nur Wärter und manch hochragende Probleme lösen sich schnell, wenn man nur miteinander redet.
Natürlich entstehen bei bestimmten Patienten dann auch Ängste, aber dazu sind wir ja da, um diese zu thematisieren und zu bearbeiten und zudem besteht das wahre Leben ja immer aus problematischen Situationen, welche irgendwie bewältigt werden müssen.
Auch dazu sind wir da, um anzuleiten.
Wir ermutigen unsere Patienten grundsätzlich, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen.
Natürlich wird diese dann auch gehört und sehr ernst genommen.
Auch in anderen Krisensituationen auf Station ist es bei uns so, dass in der Regel Gruppenrunden stattfinden und eventuelle Befürchtungen und Gefühle zum Ausdruck gebracht werden können und sollen.
Würde der Fall eintreffen, dass ein Patient kurzfristig die Situation der geschlossenen Türe nicht ertragen könnte, würde man sofort nach einer entsprechenden Lösung suchen sei es zum Beispiel einen Beurlaubung oder eine Verlegung auf die offene Depressionsstation oder Ähnliches.
Liebe Grüße aus Augsburg