Gedichte einer Mutter von einem bald sterbenden Kind

Nicci

Stammgast
Registriert
06.08.2002
Beiträge
236
Hallo ihr Lieben!
Ich lese zur Zeit ein Buch ,,Verstehen,was Sterbende sagen wollen" und in diesem Buch habe ich einige Gedichte einer Mutter gefunden,dessen kleiner Sohn an Leukämie litt.
Im ersten Gedicht schreibt sie über seinen Bettnachbarn der ebenfalls Leukämie hat.

Heut sah ich ein sterbendes Kind im Spital,
sein Lächeln war zögernd,sein Gesicht zu schmal.
Sein Blick sah schon in die Ewigkeit
und ich dachte : Ist morgen meiner so weit?

Ich küsste mein Kind und hielt es im Arm,
sein Lächeln machte mich glücklich und warm.
Ich meinte beinah,die Krankheit sein Schein.
Ach,bitte,lass ihn immer so sein!

Er ist warm und lebt und lächelt so lieb
und hüpft und springt und rennt wie ein Dieb.
Ein Kind voll Unschuld,ohne Bosheit doch,
ich möchte ihn behalten ein Weilchen noch.

Wer darf bleiben,und wer muss gehen?
Bis zum letzten Moment - wer kann´s verstehen?
Es gibt keinen Grund,es muss so sein,
doch mein Inneres schreit - nicht meiner,nein!!!



Sie weiss mit ihrem Verstand was mit ihrem Kind geschieht will es aber nicht wahrhaben wollen.


Sie schreibe ein weiteres über diesen Zimmergenossen

Er ist acht,sieht aber viel älter aus,
er wartet lang vor dem Totenhaus.
Ich fragte mich : Bis er stirbt,wie lang?
Sein Anblick machte uns angst und bang.

Ich denke an mein Kind - was ich geben kann,
wie ihm helfen,wenn seine Qual begann.
Ich hab Angst,wenn ich weine - ach,bleib bei mir,
doch wenn er fort muss,nimm ihn schnell zu dir.

Eines Kindes Tod dürfte nicht so sein,
so quälend lang,voll Schmerz und Pein.
Lass ihn sterben,wie er lebte - er lachte so gern,
lass uns,wenn er gehen muss,ein Lied noch hör´n.



Das nächste Gedicht heisst ,,Abschied von Kenny"


Du starbst letzte Nacht,so schnell bereit,
du wusstest wohl,jetzt ist es Zeit.
Besser als einer,der bleiben mag
noch eine Stunde oder einen Tag.

Es war Zeit zu gehn,da du noch weisst:
dein Leib ist gebunden,doch frei dein Geist.
Du konntest noch lächeln und Lieder singen,
dich freuen an so vielen Dingen.

Keiner ist Sieger in diesem Kampf,
er war sehr hart,nun ruhe sanft.
Wie tapfer du warst,mehr kannst du nicht tun,
und jetzt,lieber Kenny,ist´s Zeit zu ruhn.

Diese Mutter konnte den Tod ihres eigenen Kindes nicht annehmen,war aber imstande den Tod von Kenny anzunehmen.Dies war ihr eine Hilfe mit dem Tod ihres eigenen Sohnes fertig zu werden.
Sie versuchte das gleiche mit anderen Kindern und schreib noch ein Gedicht :

Springen sollte ein Mädchen von neun,
mit Puppen spielen und lustig sein,
sich ausdenken eine neue Frisur,
mit Freundinnen kichern und schwätzen nur.

Doch nicht hier liegen im Krankenhausbett,
mit Nadeln im Arm,ohne Haare - nicht nett.
Ich ahne den Grund,warum dieses droht:
Hier tratst du ins Leben,hier holt dich der Tod.

In deisem Gedicht versucht sie offenbar,diesem ganzen Unfug einen Sinn zu geben.

Sie schrieb auch noch ein Gedicht über ihren eigenen Sohn Jeff es heisst
,,Spielraum im Krankenhaus"

Komm in den Spielraum und schau in den Spind
das Spielzeug der Kinder,die gestorben sind.
Hier ist Annis Puppe,ein Buch von Mary,
ein Schläger,ein Ball,ein Handschuh von Larry.

Die Buntstifte Kennys sind noch spitz,
dies Bilderbuch gehörte Fritz,
Spielzeugschachteln,Bausteine,Tuben,
das ist übrig von den Mädchen und Buben.

Was schenken wir wohl von Jeffys Sachen
diesem Friedhof von einstigem Kinderlachen :
ein Puzzel,ein Buch,den Teddybär,
sein altes Dreirad? - Er liebte es sehr.

Für manchen ist´s schön hier,er kommt und spielt,
dass ein krankes Kind sich glücklich fühlt.
Mein Aug und Herz wollen fort - sie fanden
Gespenster von Kindern, die wir kannten.


Sie war nicht sehr religiös und fragte sich wo ihr Sohn wohl hinkäme wenn er tot ist.Sie schreib daraufhin ein Gedicht mit dem Titel ,,Wohin gehst du,mein Kleiner?"

Ich sah einen Jungen auf dem Fahrrad flitzen,
er war zehn,seine Augen blitzten.
Er war schlank wie du,mit blondem Haar,
doch sosehr ich auch suchte,du warst nicht da.

Eine Schar von Kindern spielte Ball,
Jungen und Mädchen,ich sah sie all.
Ich wurde rastlos,verzweifelte gar,
sosehr ich auch suchte,du warst nicht da.

Du gehörst nicht zu ihnen,mein kleiner Sohn,
du bist was Besondres,das weisst ich schon.
Eine Zeitlang hier,dann gehst du fort,
wenn ich nur wüsste,an welchen Ort.

Ich sah die Wolken vorüberziehen,
am Himmel so frei und voller Freiden,
ganz ohne Sorgen - so schön und licht,
und dort,mein Sohn,dort fand ich dich.


Danch verfasste sie ein Gedicht über die Zukunft :

Jetzt halte ich fest,soviel ich kann,
denn heut ist morgen für den kleinen Mann.
Schaff Erinnerungen jetzt,solang noch Zeit,
denn die Zukunft ist nur Vergangenheit.

Das Gefühl von Panik will nicht weichen,
ich verbrachte viel Zeit,mich vorzubereiten.
Warum muss er gehn...bleibt denn nichts bestehn?
Die Zukunft soll nicht vergangen sein.

Manche Lieder sind kurz und manche lang,
vier herrliche Jahre - welch kurzer Gesang.
Doch heute singt er,lebhaft und schwätzt,
da wird die Zukunft zur Gegenwart - jetzt.

Nach diesem Gedicht war die Mutter endlich bereit mit ihrem Sohn über seinen Tod zu sprechen.Nach diesem Gespräch mit ihrem Sohn schreib sie seine Gedanken und Gefühle nieder.
In dem Gedicht ,,Weisst du,wo Kenny blieb?"

Mami,weisst du,wo Kenny blieb?
Er war mein Freund,und ich hatte ihn lieb.
Es ist lang her,seit ich ihn gesehn,
ich weiss nicht,wohin er musste gehn.

Kenny ist tot?
Wer hat das getan?
Ist ein Schuss,eine Bombe schuld daran?

Ihn tötete niemand.
Er war krank so sehr,
da starb er ganz schnell,
er konnte nicht mehr.

So wie Mami und Papi und auch du
und Grosspapa und die anderen dazu.
Wo war er,Mami,als er gestorben so,
beim Spielen,zu Haus,oder im Bett,irgendwo?

Ich kochte Kenny,und ich vermisse ihn,
doch es war kein Schuss,dann ist´s nicht schlimm.
Er ist nur gestorben wie wir alle einmal.
Tschüss,ich geh raus und spiele Ball.

Jeff war vier Jahre alt und lebte bis er neun war,so wie seine Mutter es komischerweise in einem Gedicht aussprach.
Zwei Wochen bevor er starb schenkte er seinem sieben Jahre alten Bruder sein Fahrrad.

Solche Dinge müssen Kinder erledigen bevor sie ,,gehen" können.

Ich fand diesen Abschnitt im Buch sehr sehr schön und wollte ihn darum auch hier rein stellen ich hoffe es gefällt euch und ihr hattet Freude beim lesen...Würde mich freuen wenn ihr mir schreibt ob es euch gefallen hat.
 
Hallo Nici,

ich gehe mal davon aus, du sprichst von dem Buch - Verstehen was Sterbende sagen wollen, von Elisabeth Kübler Ross!

Falls dich der Umgang mit sterbenden Kindern interessiert, kann ich dir folgende Bücher empfehlen:

- Im Himmel welken keine Blumen von Johann-Christoph Student

- Wenn Kinder nach dem Sterben fragen v. D. Tausch Flammer

- Der Trauer Worte geben von Tom Crider.

Vor allem im Himmel welken keine Blumen kann ich dir empfehlen.

Schicke dir liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo Gaby!
Danke für deine Antwort und deine Tips ich werde mal in diesen Büchern stöbern.Und sie studieren :D
Freue mich schon drauf....
Kennst du vielleicht noch ein paar gute Bücher über krankenpflege allgemein,Orthopädie und über den Tod alter Menschen :?:
Bis denne und viele Grüße aus Viersen :wink:
 
Hallo Nici,

ich kann dir Literaturtips über Kinderkrankenpflege, Kinderintensivpflege, Pädiatrische Intensivmedizin, Intensivmedizin und alles, was damit zu tun hat - sei es Klinik oder Pflege (Beatmung u.s.w) anbieten. - Da kannst du dich jederzeit bei mir melden, wenn du etwas brauchst!

Literatur über Sterbebegleitung bei Kindern!

Aber Orthopädie und der Tod von alten Menschen, da verfüge ich nur mehr etwas älter Literatur - die stammt noch aus meiner Ausbildungszeit. Seit damals hat sich vor allem in der Sterbebegleitung sehr viel verändert.

Orthopädie war nie mein Ding! Unfall ja - aber eine Orthopädie :( - tut mir leid.

Zur Krankenpflege fällt mir im Augenblick nur der Klinikleitfaden, Pflege ein. Den finde ich persönlich sehr gut und interessant!

Schicke dir liebe Grüße

Gaby
 
Hi Nicci,
bei den Gedichten liefen mir tränen. Ich finde den Gedanken einfach furchtbar. Ein Kind das sterben muß :cry: Wie halten das die Eltern aus? Es ist ja schon schlimm genug wenn Erwachsene sterben. Ich kann den Tod nur bei alten Menschen, die ihr Leben gelebt haben, akzeptieren.

Liebe Grüße, Babsi
 
Hallo Babsi!
Mir ging es wie dir als ich diese Gedichte in dem Buch gelesen habe.Also ich kann den Tod auch nur bei älteren Menschen ertragen,bei Kindern finde ich es so was von schrecklich das ich schreien könnte.Man muss sich mal in die Lage der Eltern versetzten.-einfach nur schlimm.Wenn ich ein Kind hätte und es müsste sterben,dann würde ich selber nicht mehr leben wollen. :cry1:

Gruss Nicci
 
Genau aus diesem Grund möchte ich selbst keine Kinder :!: Ich könnte diesen Schmerz nicht ertragen.

Babsi


Text gekürzt vom Moderator
 
Hallo,

ich habe die Beiträge über tote Hundebabys und Hamster an dieser Stelle gelöscht, weil dieses Thema dadurch nicht bereichert wird.
Schreibt es doch bitte ins Talk -Forum .

Danke
 
Hallo Nicci!

Kann dir auch noch ein Buch zu dem Thema sehr empfehlen.

Es heißt:

"Im Himmel warten Bäume auf Dich". Kann dir leider im Moment den
Autor nicht nennen, weil ich es vor ein paar Wochen verliehen habe.
Auf jeden Fall hat es der Vater des kleinen Jungen geschrieben!

Ist auf jeden Fall ein wahnsinnig trauriges aber auch hoffnung-
gebendes Buch.

Gruß Chrissy
 
Ich bins nochmal.

Habe grad im Internet noch ne interessante Link zu deinem
Thema gefunden:*(Defekter) Link entfernt*

Gruß Chrissy
 
Hi Chrissy+Rest!

Der Autor von "Im Himmel warten Bäume auf dich" heisst
Michael Schophaus

+lg, david
 

Ähnliche Themen