Ganzheitlichkeit in der Pflege - was ist damit gemeint?

Elisabeth Dinse

Poweruser
Registriert
29.05.2002
Beiträge
19.810
Beruf
Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
Für mich bedeutet "Ganzheitlichkeit" in der Pflege, dass ich beim "Pflegen" nicht nur die aktuellen, offensichtlichen Probleme/Krankheiten des Patienten berücksichtige (etwa den Dekubitus) sondern versuch weiter über den Tellerrand hinauszuschauen, was für den Patienten evtl. noch ein Probelm darstellt - was man auf den ersten Blick nicht explizit erkennt (Geist,Seele), bzw. was für den Patienten ein Problem darstellen wird, wenn ich bestimmte Pflegemaßnahmen unterlasse.

Und das eben jeweils immer Situations/u. Patienten-angepasst.

Stimmt schon, eine genaue Definition, ist irgendwie "seltsam" zu schreiben...

Denke aber jeder von uns kennt das Gegenbeispiel "So ich geh mal zu der Gallenblase in Zimmer 303" :rofl:
 
Hallo zusammen, spontan fällt mir zur ganzheitlichen Pflege folgendes ein:
-Bezugs/Beziehungspflege, Vertrauensbasis
-Einbeziehen der geistigen/ seelischen/ körperlichen und sozialen Ebene eines Menschen ins tägliche pflegerische Handeln, d.h. für mich wie bereits schon erwähnt wurde, nicht nur z.B. die Wunde, das Defizit sehen- sondern auch noch den Menschen der betroffen ist
-Hinterfragen, ob bestimmte von mir geplante Maßnahmen alle Komponenten berücksichtigen, Reflexion meines Tuns evtl auch im Gespräch mit dem Patienten
-Biographiearbeit

Grüße Sheila
 
Hallo,
bei ganzheitlicher Pflege denke ich nicht nur an die Ganzheit der Patienten, die aus Körper, Geist und Seele bestehen. Ich verstehe auch darin, dass meine Pflegetätigkeit ganzheitlich wirkt. In der Pflegebeziehung hat z.B. ein Verbandwechsel nicht nur eine mechanische Tätigkeit, die zur Folge einen frischen Verband hat, sondern es ist auch Kommunikation, Berührung und Nähe und hat etwas mit einer Perspektive (Gesundheit) zu tun.
Ich muss nicht immer die Ganzheitlichkeit der Pflege betonen (dazu unterstreiche ich gerne den Artikel, den Brady gepostet hat), sondern ich muss begreifen, dass jede meiner Tätigkeiten verschiedene Dimensionen hat.
Aber da komme ich auch wieder auf Begriffe wie Menschenbild und Professionalität.
gruß
ebel
 
  • Like
Reaktionen: 1 Person
Hallo zusammen, spontan fällt mir zur ganzheitlichen Pflege folgendes ein:
-Bezugs/Beziehungspflege, Vertrauensbasis

Ich spitz das jetzt mal ein bischen zu:

Ganzheitliche Pflege kann ich nur leisten, wenn ich eine Bezugspflege/ Beziehungspflege mache. Ich leiste alle anfallenden Pflegearbeiten am Pat. selbst.
...
Wenn das darunter verstanden wird, müßte man 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr arbeiten.

"Ich leiste alle anfallenden Pflegearbeiten am Pat. selbst." kann also m.E. nicht die richtige Interpretation der ganzheitlichen Pflege sein.

In der Pflegebeziehung hat z.B. ein Verbandwechsel nicht nur eine mechanische Tätigkeit, die zur Folge einen frischen Verband hat, sondern es ist auch Kommunikation, Berührung und Nähe und hat etwas mit einer Perspektive (Gesundheit) zu tun.
Diese Aussage würde meiner Vorstellung schon näher kommen. Es lassen sich Ableitungen zum Pflegeprozess machen: nicht die Krankheit steht im Vordergrund (wie viel zu oft beobachtet) sondern der Mensch, der ducrh die Krankheit Einschränkungen erlebt.

Elisabeth
 
Die Beziehungspflege verbinde ich spontan unter anderem mit Ganzheitlichkeit der Pflege. Bezugspflege ist keine alleinige Interpretation für mich. Ich verstehe darunter aber auch nicht 24h alle anfallenden Tätigkeiten am Patienten selbst zu übernehmen. Das funktioniert natürlich nicht- und sollte auch nicht. Zur Ganzheitlichkeit gehört für mich auch die ausgeglichene Pflegekraft, die sich selbst "pflegt" und sie selbst ist. Und natürlich auch ein harmonisches Klima unter den Pflegekräften.
Ich bin allerdings der Meinung, dass eine Bezugspflege wesentlich mehr zum Erreichen einer Ganzheitlichkeit beiträgt. Beispielsweise im Vergleich zur Funktionspflege, wo es schwieriger ist, eine Vertrauens/ Kommunikationsbasis zu schaffen (meine Meinung).
LG Sheila
 
Dann fällt mir ff. ein: Ist es zum Aufbau der Beziehung notwendig die patientennahe Pflege zu übernehmen? Oder kann man Vertrauen auch anders gewinnen?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,
ich glaube, es ist nicht notwendig, die patientennahe Pflege durchzuführen, um eine professionelle Pflegebeziehung aufzubauen. Ich muss dazu den Patienten weder gewaschen noch das Essen gereicht haben.
Es ist sehr eng, wenn man glaubt, nur beim Waschen bekommt man alle Informationen, die für eine ganzheitliche Pflege wichtig sind. Bei Pflegevisiten habe ich sehr tragfähige Pflegebeziehungen aufgebaut, oft mit vielschichtigeren Informationen als bei der Grundversorgung.

Wir müssen unsere Pflegetätigkeit weiter sehen als der Fokus auf die körpernahe Pflege!
Dabei fällt mir ein: Auch Psychologen arbeiten körperfern und bauen excellente Beziehungen auf. ...
Gruß
ebel
 

Ähnliche Threads

Über uns

  • Unsere Online Community für Pflegeberufe ist eine der ältesten im deutschsprachigen Raum (D/A/CH) und wir sind stolz darauf, dass wir allen an der Pflege Interessierten seit mehr als 19 Jahren eine Plattform für unvoreingenommene, kritische Diskussionen unter Benutzern unterschiedlicher Herkunft und Ansichten anbieten können. Wir arbeiten jeden Tag mit Euch gemeinsam daran, um diesen Austausch auch weiterhin in einer hohen Qualität sicherzustellen. Mach mit!

Unterstützt uns!

  • Unser Team von www.krankenschwester.de arbeitet jeden Tag daran, dass einerseits die Qualität sichergestellt wird, um kritische und informative Diskussionen zuzulassen, andererseits die technische Basis (optimale Software, intuitive Designs) anwenderorientiert zur Verfügung gestellt wird. Das alles kostet viel Zeit und Geld, deshalb freuen wir uns über jede kleine Spende!