Hallo, Ihr alle!
Schade, dass einige von Euch so unangenehme Erfahrungen mit Schülern machen. Die kann ich nun gar nicht bestätigen. Natürlich hat mans auch mal mit Schülern zu tun, deren Einstellung eher im unteren Niveau liegt. Aber die überwiegende Mehrzahl ist hoch motiviert und versucht, mit dem Tempo auf Station mitzuhalten, lernt auch mal zusätzliche Sachen (die nicht im Unterricht abgefragt werden) und strebt danach, Neues auf den Stationen umzusetzen. Aber ... da sind ja noch die Examinierten mit Berufserfahrung... Als junge Schwester konnt ich nicht fassen, wie die "Alten" tatsächlich mit so Argumenten kamen: das wird bei uns schon immer so gemacht! Nun gehöre ich mit über 20 Jahren in der Pflege selber zu den "Alten" und erlebe, dass es in meiner Altersgruppe viele mit der gleichen Einstellung gibt??? Da kann ich nur sagen: Kampf dem Vergessen, das hat uns doch früher sehr angestunken, oder? Kein Wunder, wenn sich die Schüler dem Trott einer Abteilung anpassen, sie werden so sozialisiert. Wenn bei uns Schüler zum Einsatz kommen, kann man schnell an deren Qualität und Quantität herausfinden, wo die vorher gearbeitet haben. Und wenn ich bei einem eher mäßigen Oberkurs-Schüler dann lauter Superbewertungen in der Ausbildungsmappe finde, frag ich mich, ob die Praxisanleiter nicht den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Woher sollen denn die Schüler wissen, dass das, was sie tun, falsch ist, wenn es ihnen keiner beizeiten ehrlich sagt? Was mich viel mehr noch auf die Palme bringt, sind "Altgediente", die durchaus auch gern mal krank sind, wenn ich ihnen ein "wunschfrei" nicht geben kann, weil zu viele fehlen, die den Luxus von "krank ohne Schein" ausnutzen, um montags oder freitags unwohl zu sein, die nach unzähligen Gesprächen imer noch die selben Fehler machen und und und. Das sind die Vorbilder, die unsere Azubis jeden Tag sehen und an denen sie sich orientieren. Natürlich wird unsere Arbeit immer anspruchsvoller, das ist auch erst der Anfang, das heißt, es wird noch viel schlimmer. Aber es hilft nicht viel, auf die blöden Arbeitgeber oder die dumme Politik zu schimpfen, das ändert nicht die Situation! Wir sollten lieber Pläne schmieden, wie die Situation umgesetzt werden kann und die vorhandenen Potenziale ausgenutzt werden können, um den Patienten trotz allem das Gefühl zu geben, dass alles getan wird, was möglich ist. Schön, wenn sich Pflegekräfte rundum wohl fühlen, aber primär ist doch wohl der Patient??? An der Kasse beim Aldi oder im Bus interessiert mich zumindest erst sehr am Rand, wie das Befinden des Personals ist, wenn ich dort Kunde bin, dort bring ich mein Geld hin, also will ich ordentlich "bedient" werden, das ist nun mal so im Dienstleistungsgewerbe. Die Kunst liegt doch darin, auch in schwierigen Zeiten Patienten und Angehörige zu entlassen, die hinterher sagen, die haben dort ihr Bestes gegeben und ich habe mich gut versorgt gefühlt.
So long, viele Grüße und gebt die Hoffnung nicht auf, Verena