Hallo Karina,
bitte entschuldige dass ich mich erst jetzt melden kann, ich hab gerade leider sehr viel Arbeit.
Grundsätzlich kannst Du beim Auftreten eines großen Anfalls dafür sorgen, dass sich Dein Freund nirgends verletzen kann. Vielleicht kannst Du ein Kissen unter seinen Kopf schieben oder eine Decke. Die Arme und Beine sollten frei beweglich sein, jedes Hindernis birgt ja ein Verletzungsrisiko. Arme und Beine festzuhalten macht keinen Sinn und führt zu nichts. Wie schon erwähnt wurde, ist es normalerweise gar nicht möglich, einen Beißkeil zu verwenden, da die Kiefer mit einer Kraft von mindestens 80 kg zubeißen. Selbst wenn Du es könntest, würde dabei die Zunge nach hinten gedrückt werden, was zur Blockierung der Atemwege führen würde. Sollte es während des Anfalls zu Atemproblemen oder gar Atempausen kommen, versuche ihn mit aller Kraft auf die Seite zu drehen, damit die Atemwege möglichst von selbst wieder frei werden. Dies geschieht aber zum Glück nur selten.
Wenn der Anfall länger als 3 Minuten dauert und sich keine Besserung einstellt, wird bei uns eine Rektiole Diazepam 10 mg gegeben. Dieses Valiumpräparat wird rektal, also in den Po, eingespritzt und relativ rasch vom Darm aufgenommen. Das kann innerhalb weniger Minuten zu einer Unterbrechung des Anfalls führen. Durch diese Maßnahme ist es allerdings wichtig, einen Notarzt hinzuzuziehen, u.a. auch deshalb, weil ein Anfall von mehr als 3 Minuten eine riesige Anstrengung für den Körper bedeutet. Ein Anfall sollte einfach nicht so lange gehen. Solch ein Präparat kann Dir unter Umständen ein behandelnder Neurologe verschreiben. Damit hättest Du eine gewisse Sicherheit. Es gibt auch Tavor expidet, das sind kleinere Tabletten, die man in die Backentasche schieben kann und der Wirkstoff dort nach schnellem Zerfall von der Mundschleimhaut aufgenommen wird.
Wie ebenfalls schon erwähnt wurde, gibt es die Möglichkeit, Epilepsie mit entsprechenden Medikamenten relativ gut einzustellen, sodass die Anfallshäufigkeit entweder sehr zurückgeht oder evtl. sogar ganz unterbleibt. Das würde ich Deinem Freund sehr nahelegen, da er sicher durch seine Epilepsie viele Einschränkungen hat, die auf diese Art reduziert werden könnten. Solch eine Medikamenteneinstellung sollte stationär in einer Spezialklinik gemacht werden, da es sehr viele verschiedene Medikamente gibt und die Verträglichkeit erst erprobt werden muß. Niedergelassene Ärzte haben meist nicht die Erfahrung und die Möglichkeiten, solch eine Einstellung vorzunehmen. Wenn Du mir sagen willst, wo ungefähr Eurer Wohnsitz ist, könnte ich versuchen, die nächstgelegene Klinik herauszufinden. Sich dort so bald als möglich mit Medikamenten einstellen zu lassen erscheint mir das Naheliegendste und Vernünftigste, da sich Anfälle im Laufe einer längeren Zeit auch „einschleifen“ können. Das Gehirn gewöhnt sich sozusagen an die wiederkehrenden Muster und ist im Lauf der Zeit meist schwerer wieder davon abzubringen.
Ich hoffe, ich habe Dir etwas weiterhelfen können. Wenn Du noch mehr wissen willst, lass es mich einfach wissen ...