Erythropoetin

Mucky

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17.07.2004
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Paderborn
Beruf
Krankenschwester
Hallo,

Was ist los, wenn der Patient nicht auf Erythropoietin anspricht?

Danke für die Hilfe.
Gruß Mucky
 
Hallo Mucky!
Das liegt ganz daran, aus welchem Grund der Patient EPO bekommt.
Hat er die Anämie zum Beispiel durch eine Nierenkrankheit
(wovon ich mal ausgehe, denn Du fragst im Forum Dialyse und eben nicht in z.B. Onkologie, wo EPO auch zum Einsatz kommt),
kann man zu ungefähr 75 % davon ausgehen, daß der Patient bereits
eine enorme Linksherzvergrößerung hat.
Zudem birgt er ein enormes Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen.
Viele Patienten haben einen Bluthochdruck, um die Anämie zu kompensieren.
Du siehst, die Chance, in kürzester Zeit an den Folgen von Herz- oder Kreislaufschäden
und Gefäßveränderungen zu sterben, ist beträchtlich viel höher!
Wirkt hier das EPO nicht (sogenannte poor responders), bleiben eben alle Risiken vollständig erhalten.
Und das leider mit allen möglichen Konsequenzen....
Meist liegt eine verminderte Wirkung an einem sehr aktiven Abwehrsystem oder an Eisenmangel.
Frauen sind übrigens häufiger poor responders als Männer.
Ein poor responder hat doppelt Pech, denn er hat nicht nur o.g. Risiken zu tragen.
EPO steht in der Top Ten der erfolgreichsten (sprich wirksamsten) Medikamente der ganzen Welt!
Da ist es schon echt mega-bescheiden, wenn's bei einem mal nicht wirkt.

Der gemeine Mediziner wird also das Abwehrsystem und das Blut-Eisen-Gehalt kritisch begutachten und entsprechend reagieren.
Ist beides normal, ist der poor responder eben einfach poor, sprich arm dran.
Da kann man nurmehr schauen, ob eine andere Zusammensetzung des Präparates noch was tut, zum Beispiel bei Aranesp.
Das ist Darbepoetin alfa, hat das selbe Eiweiß mit noch zwei Seitensträngen, wodurch es viermal schlechter an den Vorläufern der Erythrozyten anhaftet.
Allerdings wird Aranesp auch dreimal schneller abgebaut.
Oder Neo-Recormon oder Eprex...
Der Unterschied ist nicht groß, allerdings ist die Wirkung eben auch nicht die selbe, wodurch bei dem einen Patienten das eine Präparat besser wirkt als beim nächsten.
Tja, Suchen ist angesagt....
Viel Erfolg!
Andreas
 
Renale Anämie und Therapie mit Erythropoetin

Wichtige Ursache für Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz ist der Erythropoetinmangel. Die Produktion findet in proximalen Tubuluszellen und interstitiellen Fibroblasten statt. Die Erythropoetinsynthese sinkt bei einer Kreatinninclearance von 20-30 ml/min. Zweithäufigster Grund der Anämie ist der Eisenmangel. Ursachen für erhöhten Eisenverlust sind Hämodialysebehandlung ( bis zu 2g Eisen/Jahr), verkürzte Erythrozytenüberlebensdauer, chronische Entzündungen, gastrointestinale Blutungen, Folsäuremangel und sekundärer Hyperparathyroidismus.

Zuerst sollte eine genaue Diagnostik durch geführt werden, sie umfasst neben dem großen Blutbild die Bestimmung von Ferritin, Transferrinsättigung, Vitamin B12 und Folsäure. Um eine evtl Blutungsquelle auszuschließen können z.B. Untersuchungen wie Hämokults durch geführt werden.

Vor dem Einsatz von EPO muss zuerst der Eisenhaushalt korrigiert werden.

---> Eine Blutkonserve á 300 ml enthält etwa 250 mg Eisen!

Gelegentlich findet sich trotz hoher Dosen EPO kein adäquater Hämoglobinanstieg. Ursachen solcher EPO-Resistenz kann sein:
- Eisenmangel, Folsäurenmangel
- Malnutrition
- Aluminiumintoxikation (langjährig Phoshatbinder)
- Blutverlust
- Gabe von ACE-Hemmer oder AT1- Rezeptorantagonisten
- chronische Entündungen
- sekundärer Hyperparathyreoidismus
- Knochenmarkfibrose oder maligne Markinfiltration