Ernährung bei Niereninsuffizienz

-Claudia-

Board-Moderation
Teammitglied
Registriert
04.09.2004
Beiträge
13.884
Ort
Ba-Wü
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Chirurgie
Funktion
Pflegeexpertin ANP
Ich habe vor einiger Zeit das Buch "Die Nieren von Mick Jagger" gelesen. Darin beschreibt ein junger Italiener sein Leben als Nierenkranker, seine Zeit an der Dialyse und wie er später einer Spenderniere bekommt.

Über eine Kleinigkeit grüble ich immer noch nach: Der Autor berichtet, er habe sich, bevor er dialysepflichtig wurde, also die Krankheit medikamentös behandelt wurde, gewisse Ernährungsvorschriften einzuhalten gehabt. Insbesondere hätte er keine normalen Nudeln, sondern nur bestimmte teure Spezialnudeln essen dürfen, die noch nicht mal besonders gut geschmeckt hätten. Das blieb im besonders negativ in Erinnerung, da er finanziell nicht auf Rosen gebettet war und nur ungern ein Vermögen für seine speziellen Spaghetti ausgeben wollte (aber italienischen Essen ohne Pasta geht nun mal nicht :)).

Der Bericht ist biographisch, ich glaube dem Autor, aber:

Mir fallen bei den Stichworten Ernährung und Dialyse nur der Verzicht auf kaliumhaltige Lebensmittel ein. Italienische Nudeln bestehen aus Hartweizengrieß und Wasser. Was können die für einen Schaden anrichten?
 
Da du das mit dem Wasser ja schon ansprichst:

m Gegensatz zu einer weit verbreiteten Ansicht kann reichliches Trinken zwar die Entstehung von Nierensteinen günstig beeinflussen, verbessert aber nicht die Nierenfunktion. Es gibt sogar Hinweise, dass das Trinken von großen Flüssigkeitsmengen die Progression chronischer Nierenkrankheiten beschleunigen kann[17].

Quelle: Chronisches Nierenversagen ? Wikipedia

Im Krankenhaus kennt man das ganze ja nur meist als sehr komplikationsbehaftet. Beispielsweise mit Kreatininanstieg und folglicher "Spülung" mittels RiLac und Diuretikan.

MfG
Tool
 
Und das bissel Wasser im italienischen Nudelteig (das aus den trockenen Spaghetti wieder verschwunden ist) soll die Flüssigkeitsbilanz derart negativ beeinflussen, dass Nierenkranke auf ihre geliebte Pasta verzichten müssen?
 
Hallo Claudia,

bei einer Niereninsuffizienz kurz vor der Dialyse geht es um mehr Einschränkungen als um das Wasser.
Die Patienten können durch die verminderte Diurese das Kalium nicht ausscheiden. Durch die eingeschränkte Nierenfunktion kann auch das Eiweiss nicht richtig verwertet werden und lässt den Harnstoff und Creatinin ansteigen.

Die Patienten müssen sich Eiweissarm, Natrium und manche auch Kaliumarm ernährt werden.
Es gibt spezielle Eiweissarme Nudeln, die wirklich nicht sonderlich gut schmecken.
Eine streng eiweissarme Diät, mit der man die Dialyse hinauszögern kann enthält ca. 30g Eiweiss, 1200 mg Natrium (= 3 g Salz) und ca. 800 mg Kalium bis max. 1600 mg Kalium.

Da der Körper aber wiederum Aminosren benötigt wird häufig die Kartoffel-Ei-Diät genommen. Dabei werden Kartoffel und Ei im Verhältnis 3:2 gemischt, es sind auch noch andere Kombinationen möglich, dies nur als Beispiel. Die Kartoffel enthält in 100 g ca. 2g Eiweiss, 3 mg Natrium und 411 mg Kalium (dieses lässt sich durch wässern entfernen).
Das Hühnerei enthält wieder in 100g 12,9 g Eiweiss, 144 mg Natrium und 147 mg Kalium.

Liebe Grüsse
Narde
 
Nur dass sich wohl kaum ein Italiener auf eine Kartoffel-Ei-Diät setzen lässt...

Jetzt verstehe ich es. Ich hätte Nudeln nicht als eiweißreich eingestuft. Vor allem, da die Italiener im Gegensatz zu den Deutschen keine Eiernudeln machen.
 
Du kannst auch Milch und Weizen oder Bohnen und Ei nehmen, aber in anderen Mischungsverhältnissen.

Nun, die Frage ist eben was ist schlimmer - Dialyse mit all ihren Einschränkungen oder die Diät.

Nudeln aus Hartweizennudeln ohne Ei enthalten in 100g ca 13g Eiweiss, weil auch der Griess oder das Mehl eben Eiweiss enthält.
 
Siehste, man lernt nie aus.

Besagter Autor hat sich ja auch einige Jahre an seine Diät gehalten (auch wenn sie ihn genervt hat). Eines Tages genügte das halt nicht mehr. Er war ungefähr ein Jahr dialysepflichtig, dann bekam er eine Spenderniere. Er hat zwar immer noch gesundheitliche Einschränkungen, aber die Niere arbeitet.

Ist übrigens ein interessantes Buch, medizinisch sicherlich korrekt (natürlich könnte sich inzwischen manches geändert haben), aber es ist eben aus Patientensicht geschrieben. Daher schreibt er eben nur über die bescheiden schmeckenden, aber teuren Nudeln, nicht aber darüber, warum er sich an eine solche Diät halten muss.
 
Na ja, eigentlich wird es den Patienten schon erklärt warum, aber es ist nicht so einfach, manches wird auch verdrängt.

Ich weiss nicht, wofür ich mich entscheiden würde. Die KE-Diät ist schon die strengeste Diät die ich kenne, die verzeiht eben nicht den kleinsten Ausrutscher und bringt dich nur der Dialyse näher.

Aus meiner Ausbildungszeit als Diätassistentin kann ich mich an einen Herrn erinnern, der so die Dialyse über ca. 10 Jahre hinausgezögert hat. Er meinte es wäre ihm wichtiger ein "normales" Leben ohne Geräte zu führen.
 
Hallo Claudia,

bei einer Niereninsuffizienz kurz vor der Dialyse geht es um mehr Einschränkungen als um das Wasser.
Die Patienten können durch die verminderte Diurese das Kalium nicht ausscheiden. Durch die eingeschränkte Nierenfunktion kann auch das Eiweiss nicht richtig verwertet werden und lässt den Harnstoff und Creatinin ansteigen.[...]

Fragen:
1. Wieso kann das Eiweiß nicht richtig verwertet werden? Weil es frühzeitig über die Niere (pathophysiologischer Wiese natürlich) ausgeschieden wird?
2. Daraus folgert dann, dass durch 1. die Niere noch weiter geschädigt wird und direkte Folge Krea etc ansteigt?

Oder gibt es da noch einen anderen Ansatz? Verstehe nicht, dass ein Stoff, der körperlich unabdingbar ist, nur in so geringen Maß hinzugefügt werden darf.

MfG
Tool
 
Durch die eingeschränkte Nierenfunktion kann auch das Eiweiss nicht richtig verwertet werden und lässt den Harnstoff und Creatinin ansteigen.
Hallo narde,
ich denke, Du bringst da etwas durcheinander.:gruebel:
Eine Niereninsuffizienz kann eine Eiweißausscheidung bewirken, oder die Ausscheidung der Endprodukte des Eiweißstoffwechsels (Hst) vermindern, aber verwertet wird das Eiweiß nicht in der Niere.

Mit freundlichen Grüßen
Lops15
 
Das mit der vorbeugenden Ernährung interessiert mich nun sehr. Ab welchen Werten ist das denn sinnvoll?
Wenn z.B. Kalium und Natriumwerte noch völlig normal sind, brauche ich doch auch da nicht besonders aufpassen?
Bei was sollte ich unbedingt aufpassen? Ich habe mal gelesen :keine Hefe und auch Sauerteig vermeiden?
Unser Nephrologe sagte bis jetzt nur: Viel trinken und gesund leben(was heißt etwas Sport und gesunde Ernährung)
GFR(MDRD-Formel) ist bei 52, Krea bei 1.5
 

Ähnliche Themen