Erfahrungsbericht No. 1
Meinen ersten toten Menschen habe ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Krankenpfleger gesehen.
Ich hatte nach dem üblichen Blockunterricht meinen ersten Einsatz auf einer Station mit urologischen und kieferchirurgischen Patienten. So ungefähr 3 Wochen habe ich dort gearbeitet, als mein Schulkollege Matthias mich um 8:00 Uhr aufsuchte. Ich war gerade damit beschäftigt das Frühstück zu verteilen, als er mich von der Tür aus rief. „ Kannst du mal kommen ? „ „ Augenblick, ich bin gleich da. „ Meiner Antwort folgte ein flehentlicheres :“ Komm´ doch mal !“ „ Ja gleich.“ Dann wurde seine Stimme noch flehender und ich sah ihm an, dass er auffallend blass war, wie er so in der Tür stand.
Ich bin hin und fragte ob im „ Schlecht „ sei, was er verneinte.
Wir sollen einen weg bringen, kam die Antwort. Bis dahin war ich noch sehr gefasst und erkannte auch keinen Grund für sein Verhalten. Aber als er dann sagte: „ Er ist tot „ , bin ich auch sehr blass geworden.
„ Warum denn wir ? „, fragte ich ganz irritiert. „ Weil wir das in Zukunft jetzt immer machen sollen „ , kam seine Rückantwort. Und so machten wir uns auf den Weg auf die entsprechende Station.
Vor der Tür wurden wir von einem älteren Pfleger erwartet, der bereits die Trage und entsprechendes Material mitgebracht hatte. Nach der Vorstellung (er war der damalige Op-Pfleger) wurde die Türe geöffnet und das erste was zu sehen war, war ein menschlicher Körper der mit einem Bettlaken abgedeckt war. Die anwesende Ordensschwester (ich habe in einem Ordenshaus gelernt) erzählte uns die Vorgeschichte. Besagter Patient war 34 Jahre alt, schweres Asthma in der Anamnese, hatte sich während eines Asthmaanfalls geweigert sich in das sogenannte Sauerstoffzelt legen zu lassen. Sie glaubte er wollte einfach nicht mehr Leben. Und so ist er während dieses Asthmaanfalls verstorben. Erstickt !
Ich habe bis heute noch nicht dieses blaue, aufgeschwollene Gesicht vergessen, mit diesen vorquellenden Augen und der tiefblauen Zunge, die viel zu groß für seinen Mund schien. Der ganze Körper war tief zyanotisch und natürlich mit Leichenflecken übersät.
Aber noch schlimmer empfand ich die Berührung, als wir ihn vom Bett auf die Trage legen wollten. In Erwartung einen Menschen anzufassen, habe ich durch die Handschuhe dieses kalte Fleisch gefühlt, dass so fest war, als ob es aus dem Kühlschrank käme. Und noch heute fühle ich die Kälte die bis in die Knochen zu fühlen war.
Wir haben ihn umgebettet und in den Keller gebracht. Auf den Weg dorthin fragte ich den Pfleger der uns unterwies, wie oft das so vorkäme.
Antwort: „ Ab 100 habe ich aufgehört zu zählen. „ Natürlich dachte ich , dass sagt er nur um uns Neuen zu ängstigen. Aber nach 6 Monaten hatte ich auch aufgehört zu zählen, weil wir Pfleger jeden Morgen alle Toten aus dem Krankenhaus abholen mussten.
Rückblickend muss ich sagen, es verfolgt mich nicht, ich leide nicht darunter oder habe andere Probleme damit. Aber ich weiß heute, dass die Unterweisung , was den Umgang mit dem Tod betrifft, damals nicht gut war und ich es heute sicherlich besser mache. Tod gehört zum Alltag im Krankenhaus und kann kein Tabuthema sein.
Hyronimus Rabenzahn
PS. Die männlichen Pflegekräfte bekamen damals vom Haus DM 2,50 für Kassenpatient und DM 4,00 für Privatpatienten bezahlt, als Aufwandsentschädigung für die Mehrarbeit. Das Geld kam in einem Topf und wurde am Monatsende geteilt. Ich habe von diesem Leichengeld nicht einmal etwas angenommen.
Meinen ersten toten Menschen habe ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Krankenpfleger gesehen.
Ich hatte nach dem üblichen Blockunterricht meinen ersten Einsatz auf einer Station mit urologischen und kieferchirurgischen Patienten. So ungefähr 3 Wochen habe ich dort gearbeitet, als mein Schulkollege Matthias mich um 8:00 Uhr aufsuchte. Ich war gerade damit beschäftigt das Frühstück zu verteilen, als er mich von der Tür aus rief. „ Kannst du mal kommen ? „ „ Augenblick, ich bin gleich da. „ Meiner Antwort folgte ein flehentlicheres :“ Komm´ doch mal !“ „ Ja gleich.“ Dann wurde seine Stimme noch flehender und ich sah ihm an, dass er auffallend blass war, wie er so in der Tür stand.
Ich bin hin und fragte ob im „ Schlecht „ sei, was er verneinte.
Wir sollen einen weg bringen, kam die Antwort. Bis dahin war ich noch sehr gefasst und erkannte auch keinen Grund für sein Verhalten. Aber als er dann sagte: „ Er ist tot „ , bin ich auch sehr blass geworden.
„ Warum denn wir ? „, fragte ich ganz irritiert. „ Weil wir das in Zukunft jetzt immer machen sollen „ , kam seine Rückantwort. Und so machten wir uns auf den Weg auf die entsprechende Station.
Vor der Tür wurden wir von einem älteren Pfleger erwartet, der bereits die Trage und entsprechendes Material mitgebracht hatte. Nach der Vorstellung (er war der damalige Op-Pfleger) wurde die Türe geöffnet und das erste was zu sehen war, war ein menschlicher Körper der mit einem Bettlaken abgedeckt war. Die anwesende Ordensschwester (ich habe in einem Ordenshaus gelernt) erzählte uns die Vorgeschichte. Besagter Patient war 34 Jahre alt, schweres Asthma in der Anamnese, hatte sich während eines Asthmaanfalls geweigert sich in das sogenannte Sauerstoffzelt legen zu lassen. Sie glaubte er wollte einfach nicht mehr Leben. Und so ist er während dieses Asthmaanfalls verstorben. Erstickt !
Ich habe bis heute noch nicht dieses blaue, aufgeschwollene Gesicht vergessen, mit diesen vorquellenden Augen und der tiefblauen Zunge, die viel zu groß für seinen Mund schien. Der ganze Körper war tief zyanotisch und natürlich mit Leichenflecken übersät.
Aber noch schlimmer empfand ich die Berührung, als wir ihn vom Bett auf die Trage legen wollten. In Erwartung einen Menschen anzufassen, habe ich durch die Handschuhe dieses kalte Fleisch gefühlt, dass so fest war, als ob es aus dem Kühlschrank käme. Und noch heute fühle ich die Kälte die bis in die Knochen zu fühlen war.
Wir haben ihn umgebettet und in den Keller gebracht. Auf den Weg dorthin fragte ich den Pfleger der uns unterwies, wie oft das so vorkäme.
Antwort: „ Ab 100 habe ich aufgehört zu zählen. „ Natürlich dachte ich , dass sagt er nur um uns Neuen zu ängstigen. Aber nach 6 Monaten hatte ich auch aufgehört zu zählen, weil wir Pfleger jeden Morgen alle Toten aus dem Krankenhaus abholen mussten.
Rückblickend muss ich sagen, es verfolgt mich nicht, ich leide nicht darunter oder habe andere Probleme damit. Aber ich weiß heute, dass die Unterweisung , was den Umgang mit dem Tod betrifft, damals nicht gut war und ich es heute sicherlich besser mache. Tod gehört zum Alltag im Krankenhaus und kann kein Tabuthema sein.
Hyronimus Rabenzahn
PS. Die männlichen Pflegekräfte bekamen damals vom Haus DM 2,50 für Kassenpatient und DM 4,00 für Privatpatienten bezahlt, als Aufwandsentschädigung für die Mehrarbeit. Das Geld kam in einem Topf und wurde am Monatsende geteilt. Ich habe von diesem Leichengeld nicht einmal etwas angenommen.