Enterale Ernährung des intensivpflichtigen Patienten

Schöhler

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15.05.2002
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Hallo allerseits,

durch einen Vertreterbesuch bin ich gerade dabei, enterale (und parenterale) Ernährung auf unserer cardiochirurgischen Intensiv. kritisch zu hinterfragen. Insbesondere würde mich dazu folgendes Interessieren:

1.) Wann beginnt Ihr, v.a. beim beatmeten Patienten, mit der enteralisierung?

2.) Benutzt Ihr, um den Pat. zu hydrieren, Tee, Wasser oder irgendetwas anderes? Wenn Tee, wie ist die Zubereitung/ Aufbewahrung?

Wie beurteilt Ihr GENERELL den Aspekt "Ernährung" auf "Eurer" Intensivstation..eher Stiefkind, oder nach neusten Erkenntnissen ausgerichtet?
Bei uns scheint das ganze eher unterzugehen, es bekommt eben nahezu jeder das gleiche....

Über Feedback würde ich mich freuen, mfG

Chris / Schöhler
 
Hi Chris !
Bei uns gehts so ab dem 3. Tag los mit der Ernährung. Vorausgesetzt der Pat. ist soweit stabil und soll nicht geweant werden. Wir beginnen mit´der sog. Minimalen Zottenernährung. Das heißt alle 2 Stunden 20 ml Fresubin/ 20 ml Wasser. Von unserem Team war auch jmd. auf Fortbildung für ent./parent. Ernährung und da wurde gesagt, Tee wäre "out".
Generell sehen wir die frühzeitige Ernärung als sinnvoll an, da ja bewiesen ist, daß jene Pat. gessere Überlebenschancen haben.
Tschüss......Suse
 
Hallo,

eine Antwort in Kürze:
Genrell werden alle Patienten, wo es keine Kontraindikation geht, enteralisiert (manchmal dauert es aber auch, eben auch bei uns ein Stiefkind). Das geschieht bei beatmeten Patienten fast ausschließlich über eine Duodenalsonde. Der Kostaufbau beginnt in diesen Fällen mit Tee, die ml/h täglich gesteigert.

Es existiert ein Klinikleitfaden der parenteralen Ernährung. Werde mich im nächsten Dienst kundig machen und dann ausführlicher schreiben.
 
Guten Hunger!

Ohne Vorschläge pflegerischerseits zum Thema enterale Ernährung wäre so mancher internistische Patient auf unserer interdisziplinären ITS schon längst verhungert. Viele Ärzte scheinen das Thema Essen zu vergessen :cry:
Wie Suse beschrieben hat, ist es vom Weaning abhängig. Wenn es jedoch abzusehen ist, dass sich ein Weaning sehr lange hinzieht, werden die Pat. weiter enteral ernährt, ab Abend vor der möglichen Extubation dann nüchtern gelassse.

Wir fangen mit Tee in kleinen Portionen mittels Spritze an, den Tag danach gibt es Soko, Menge wird täglich gesteigert.

Wir korrigiereren von uns aus die Sokomenge nach oben, weil sonst Patienten von ärztlicher Seite (immer diese Vergesslichkeit) mit 1000 ml Soko am Tag auskommen müssen. Dabei gibt es doch eine so tolle Schablone: Pat. + Grösse + Traumafaktor. Musste nur lesen. Nach jeder Sokoflasche wird mit Tee (Fenchel, Kamille, Pfefferminz) nachgespült, Tee wird morgens für den ganzen Tag gekocht, steht dann in der Küche rum :roll:

Tschüss.
 
Hallo Ihr,
bei uns werden die Pat. so früh wie möglich enteralisiert. Das heisst, wir fangen meist am Aufnahmetag damit an. Wir lassen die S.-Kost kontinuierlich und mittels Magensonde anfangs langsam (je nach Pat) laufen, pausieren dann und schauen, wie gut der Pat. das ganze transportiert. Wichtig ist auch, das der Pat. abführt und Darmgeräusche vorhanden sind.
Ich denke, gerade Pat im Weaning brauchen aussreichend Kalorien, denn der ganze Weaningprozess ist ja kräftezehrend genug.
Wenn Extubation geplant ist und das nicht gleich morgens geschieht, sondern im laufe des Tages, hängen wir die Nahrung in der bestmöglichen Laufgeschwindigkeit an und kurz vor der Extubation pausieren wir und hängen das Ganze auf Ablauf.
Zum enteralen hydrieren nehmen wir Tee oder stilles Mineralwasser. Der Tee wird frisch zubereitet und dann lauwarm verabreicht.

So, das wars erstmal. Mir fällt sicher noch was dazu ein :wink:
 
Hallo,
bei uns wird am ersten postoperativen Tag bei beatmeten Patienten mit Sondenkost gestartet. Patienten, die in der Nacht nach der OP extubiert werden bekommen den ersten Tag weiche Kost und am zweiten ganz normale Kost, soviel sie wollen und können, parallel dazu läuft meist Clinimix solange bis die Nahrungsaufnahme den Bedarf deckt.
Gruß
Lucie
 
Hallo,
also bei uns wird so schnell wie möglich mit dem enteralen Kostaufbau bei beatmeten Patienten begonnen. Und zwar meist in der ersten Nacht, nach Intubation. Am 1. Tag gibt es nur 500 ml Tee über eine Ernährungspumpe. Nach einlaufen der 500 ml wird noch 2h abgeklempt und dann wird die Magensonde auf ablass gestellt... je nach Reflux wird für den nächsten Tag entschieden wie es weiter gehen soll. Meist gibt es am nächsten Tag 500 SK und 500 Tee das ganze wird (immer den Reflux im Auge behaltend) auf 1500/1500 gesteigert. Geichzeitig wird natürlich die parenterale Ernährung reduziert.
Welche Sondenkost wir verwenden hängt vom Patienten ab. Diabetiker oder ARDS Patienten bekommen natürlich unterschiedliche Kost, da der Bedarf ein anderer ist.

Zu Tee noch eine Sache:
Also ich habe in der Fachweiterbildung gelernt, daß man keinen Tee mehr benutzen sollte, da in dem Tee toxine enthalten sind, die dem eh geschwächten Intensivpatienten nicht wirklich gut bekommen. Zudem vertragen sich einige Medikamente nicht mit dem Tee, wenn sie zermörsert über die Magensonde gegeben werden. (Fragt jetzt bitte nicht welche Medis, bin kein Pharmamensch!)
Es reicht wenn Leitungswasser (welches deutlich häufiger kontrolliert wird als Mineralwasser) in der Mikrowelle erhitzt oder abgekocht wird.

Leider wird bei uns auf Intensiv immernoch Tee gegeben, weil man sich halt doch nicht immer auf alles neue einstellen kann, wenn man es schon seit 10 Jahren so gemacht hat..... :roll: :wut:

In der Weaningphase werden die Patienten bei uns auch weiterhin enteral ernährt. Sehe da auch kein Problem. Wenn die Extubation geplant ist, wird die Sondenkost halt 1 bis 2h vorher ausgestellt und der Magen vor Extubation abgesaugt.



Liebe Grüße
Pan
 
Hallo Pan!

Hast du irgendeine Quellenangabe, warum man keinen Tee geben soll?
Ich hab da schon mehrfach gehört, das Tee schnell kontaminiert ist, aber mir fehlt als Argumentationshilfe für meine Kollegen eine Quelle!

Gruß,
Trine
 
Hallo Trine,
leider habe ich bis jetzt noch nichts schriftliches bekommen, aber die meine Lehrerin meinte sie hätte da was. Werde das nächste mal nochmal nachhaken wenn ich Schule habe.... ist aber erst im Februar. Ich denk aber an dich und werde es dir dann versuchen zuzumailen. :wink:
Will es ja auch mal an meine Station schriftlich weitergeben.

Tschööö
Heike
 
Ich würd das auch ganz gerne haben- mir geht es so wie Trine!!
Bitte bitte
:beten: :beten: :beten:
 
Pan: könntest du das wohl hier öffentlich reinschreiben bitte? Mich interessiert es nämlich auch sehr .. weil ich überall wo ich gucke immer nur finde dass man abgekochtes Wasser dem Tee vorziehen soll .. aber nirgendwo eine Begründung steht weswegen das so ist ..
 
Hallo ihr Liebe,
also wenn ich die Unterlagen habe, werde ich sie auch hier reinstellen! Kein Problem... aber wie gesagt... das wird mitte Februar... ist ja aber nicht mehr so lange.

Liebe schneeige Grüße
Pan :hippy:
 
Guten Abend, KollegInnen!

Wir stellen z.Z. unser Konzept um. Die frühe enterale Ernährung ist angestrebt. Auf unsrer ICU werden primär kadiologische Patienten betreut, und auch einige gefäßchirugische Patienten, nach großen OP's. Es hat sich bis jetzt gezeigt, dass die frühzeitige enterale Ernährung uns nur Vorteile bietet. Die Patienten haben gerade nach Langzeitbeatmungen ein wesentlich besseres Outcome und die Wunden heilen schneller und sauberer. Die allgemeine Infektionsrate scheint auch etwas zu sinken. Wir streben nich unbedingt die ausschließliche enterale ernährung an, eine gemischte Ernährung reicht uns primär aus, damit der Darm in seiner Schutz- und Immunfunktion erhalten bleibt.
Zu der Geschichte mit dem Tee: Ich habe einen Studienausschnitt bei meinen Unterlagen gehabt, der ist leider verschwunden. Aber in dem steht, dass von der Verabreichung von Tee abgeraten wird, da Tee zunehmend verunreinigt ist. Das umfasst Schadstoffe u.ä., aber auch bakterielle Verunreinigungen. Diese Verunreinigungen sind hauptsächlich zurückzuführen auf die inkonsequente Zubereitung des Tees, also aufbrühen mit nicht kochendem Wasser. Der Tee ist z.T auch schon seit dem Anbau / der Fabrik bakteriell belastet. Wir benutzen auschließlich Wasser, aus den oben genannte Gründen und weil es sich als einzigstes neutral gegenüber allen Medikamenten verhält.

Mit kollegialem Gruß
grobie

PS: Ich teile den Namen der Studie mit, sobald ich sie wieder in den Händen habe.
 
Hallo zusammen!

Ich hatte es zwar schon in einem ähnlichen Thread hier gepostete, aber hier nochmal der Link:

*(Defekter) Link entfernt*

Gruß,
Trine
 
Hey, Trine!

Der Artikel ist gut! Den habe ich schon gelesen. Jetzt habe ich aber auch den Artikel / die Studie, nach der ich so händeringend gesucht habe.
Es ist ein Artikel aus der Hygiene-Fachzeitschrift "HygMed", Jahrgang 2001, Heft 3. Dazu habe ich leider keinen Link. Aber wer möchte, dem kann ich den Artikel per Mail zuschicken.
Ich finde die Fakten äußerst eindrucksvoll und interssant.


Mit den besten Grüssen
grobie 8)
 
grobie, würdest du ihn mir schicken? Wir haben gerade wieder ein paar "Fälle" wo weiterhin mit Tee gespült wird ... und keiner versteht wieso ich doch lieber "nur" Wasser nehme ...

.... dank dir schonmal
 
Hallo @All,

leider muss ich die Erfahrung machen das die parenterale Ernährung eher einer schlechten Diät als einer ausreichenden Ernährung gleicht. Häufig zu wenig Kalorien, keine Spurenelemente, zuwenig Aminosäuren.
Ich denke die enterale Ernährung sollte so früh wie irgend nur möglich begonnen werden.
Win nutzen auch Mineralwasser ohne Kohlensäure anstatt Tee, sehe auch keinen Vorteil bei dem einsatz von Tee.
Grobie würdest du mir bitte diesen Artikel zumailen? Meine Email-Addi hast du noch?? Danke dir schonmal dafür.

bis denne
Frank
 
Wir beginnen auch so früh wie möglich mit der Enteralisierung. Sobald der Pat. keine hohen Rückflüsse mehr hat (<150ml/Schicht).
Jeden Tag 25 ml mehr (alle 3 Stunden 25ml SoKo und 25 ml Wasser, dann nächsten Tag 50ml SoKo und 25ml Wasser usw.). Aber 150ml/3 Std. wird die Ernährungspumpe drangehängt. Steigerung bis max. 250ml/3 Std.
Ernährung auch bei Weaning (warum auch net). Vor geplanter Extubation einfach 4 Stunden vorher pausieren, wenn kurzfristiger, dann einfach Ablaufbeutel rungterhängen.
Weitere Ernährung je nach Zustand des extubierten Patienten.
Dauerernährung mit kontinuierlicher Rate nur per Duodenalsonde.

Grüße... :D
 
Hallo, zusammen!

Es geht um das Thema Trinkwasser in der enteralen ernährung. Ich habe vor einigen tagen ein Gespräch mit unserem Hygieniker gehabt. Es ging um die hygienischen Aspekte in der enteralen ernährung. Der gute mann teilte mir mit, dass laut der deutschen Trinkwasserverordnung ein Liter Trinkwasser bis zu 100 Pseudomonaden enthalten darf und trotzdem das Prädikat "sauber" erhält. Das ist gerade bei immungeschwächten Patienten nicht unbedenklich. Wir sind auf der Suche nach praktikablen Lösungen.
Ein Fragenkatalog ist an unseren beratenden Hygieniker geschickt worden. Wenn die Antworten da sind, dann melde ich mich wieder.

Mit den besten Grüssen

grobie 8)
 

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