Hallo Sloopy,
wann wir Eltern bei pflegerischen Handlungen aus dem Zimmer schicken, liegt in unserem Ermessen.
In der Regel, sind wir hier sehr großzügig.
Zu bedenken, gilt dabei folgendes. Der Draht zum Kind führt oft über die Eltern.
Gewiss, an einer Kinderintensivstation läuft es anders, das ist mir schon klar. Unsere Kinder, sind meist beatmet (in Folge auch sediert und oftmals realxiert – hier sieht doch so manches anders aus)
Um deine Frage zu beantworten, möchte ich ein wenig weiter ausholen.
..... überlege mal was ein Krankenhausaufenthalt für Eltern und Kind bedeutet! Beide sind in einer Ausnahmesituation. Ausnahmesituationen bekommst du am besten mit Ruhe und viel Information in den Griff.
Ein Arbeiten mit Eltern ist anstrengend – das ist keine Frage. Auf der anderen Seite gewinnst du Vertrauen. Dieses bekommst du – wenn du dir Zeit nimmst und viel erklärst.
Ein Arbeiten ohne Eltern – kann genauso anstrengend sein. Denn – für das Kind bist du ein Unbekannter! Versuche das mal mit den Augen eines Kindes zu sehen. Da kommt jemand,– dann passiert etwas. Oftmals unangenehme Dinge! Versuche mal in so einer Situation Vertrauen aufzubauen.
Warum sollte ich Eltern zum Waschen – Umlagern aus dem Zimmer schicken? Wie oft ist eine Hand zu wenig? Die Kollegin hat gerade keine Zeit? Oft geht es auch nur darum – das auf der anderen Seite des Bettes jemand steht um ein herausfallen zu sichern. Das soll jetzt bitte nicht missverstanden werden! Ich drehe meine Patienten selbstverständlich nicht bis an die Bettkante. Schon alleine die Tatsache, das jemand fremder am Bett steht – man berührt wird – reicht schon aus um Stress zu erzeugen. Daher macht eine Hand auf der Schulter – ein freundliches bekanntes Gesicht das für einen da ist – während ich ein Kissen zurechtrücke doch viel aus.
Waschen, eincremen, wickeln sind Pflegehandlungen, die immer wieder sehr gerne von Eltern übernommen werden. Teilweise mit Hilfe der Pflegeperson, teilweise auch alleine.
Mal ganz ehrlich, wenn es uns schlecht geht, wir uns nicht wohl fühlen. Möchten wir dann nicht auch, das jemand bei uns ist dem wir vertrauen? Der einfach da ist – unsere Hand hält?
Ich würde lieber von jemanden gewaschen werden – dem ich vertaue. Zu dem ich Vertrauen habe.
Du hast das Absaugen angesprochen Sloopy. Warum sollte ich die Eltern dabei aus dem Zimmer schicken? Aufklärung ist alles. Wichtig ist, dass sowohl Patient als auch die Eltern wissen was passiert – warum es notwendig ist usw. Es ist mehr als unangenehm – bei einem sedierten, relaxierten Patienten wirst du optisch kaum eine Reaktion bemerken. Was jetzt aber nicht bedeuten soll, das es nicht unheimlich wichtig ist den Patienten vorher über die Pflegehandlung zu informieren. Ich habe bewusst optische Reaktion geschrieben. Denn nur weil wir keine Reaktion am Patienten sehen – der Patient auch am Monitor nicht zeichnet – heißt das noch lange nicht, das der Patient nichts bemerkt.
Die Intimsphäre des Patienten bewahren. Ein wichtiger Punkt. Nur glaube ich – ein Punkt der auf einer Kinderstation (Kinderintensivstation) unterschiedlich gesehen werden muss.
In der Regel liegt ein Patient nicht in einem Einzelzimmer sondern in einem Mehrbettzimmer und ist immer und jederzeit den Blicken der anderen ausgesetzt Dies zumindest zeitweise zu verhindern fällt in unser Aufgabengebiet.
Wobei da meiner Meinung nach unterschiedliche Punkte zum Tragen kommen. Niemand wird sich auch nur irgendetwas dabei denken – wenn man einem Säugling die Windeln wechselt – einen Dauerkatheter bei einem Säugling reinigt usw. Weder das Kind, noch die Angehörigen. Je älter die Kinder werden – umso mehr muss auf ihre Intimsphäre geachtet werden. Wie weit die Angehörigen bei „älteren“ Kindern in die Pflege eingebunden werden – diese Entscheidung liegt beim Patienten. (z. B. Frage stellen ......... von wem möchtest du gewaschen werden – ist der Patient dazu in der Lage – wäscht du dich selbst, wo benötigst du die Unterstützung – wer soll dich unterstützen) Auch hier gilt – Information, Aufklären und ein offenes Gespräch.
Die Besuchszeiten bei uns an der Station sind von 10 – 19 Uhr. Wobei es durchaus mal Ausnahmen gibt. Bei Schwerkranken und sterbenden Patienten wird diese Regelung individuell besprochen.
Ich hoffe Sloopy, ich konnte deine Frage soweit beantworten – für weitere Diskussionen und Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung!
Liebe Grüße aus Wien
Gaby