Eine Spritze für viele Patienten

Gerry Raßmann

Senior-Mitglied
Registriert
22.02.2002
Beiträge
137
Ort
Solingen
Beruf
Lehrer für Pflegeberufe
Funktion
Leitung Weiterbildungsstätte
Hallo Leute,

letztens dachte ich, ich wäre im der Vorkriegszeit angekommen. Ich beobachtete eine Einleitung zu einer Intubationsnarkose. Mir fiehl auf, dass die benutzten Spritzen, wenn sie noch nicht leer waren, wieder auf den Narkosewagen zurückgelegt wurden. Dort reihten sie sich anmütig in die die vorbereiteten restlichen Medikamente ein.
Im Feedbackgespräch bemerkte ich, dass diese Handhbung doch recht umständlich sei, denn man hätte nachher Schwierigkeiten, benutzte von nicht benutzten Spritzen schnell zu unterscheiden und es könne passieren, dass man eine Spritze beim nächsten Patienten verwenden würde.
Als Antwort bekam ich, dass die eine aufgezogene Spritze, auf Anordnung des Chefs, sowieso völlig aufgebraucht würde , wenn nicht beim aktuellen Patienten, dann halt beim nächsten. (Ich dachte kurz, ich bin bei den Gebr. Grimm gelandet).
Nachdem ich mich etwas erholt hatte, fragte ich nach Argumenten. Jetzt kommts. Bei IHM (dem Chefarzt) sei noch nie etwas passiert (wie will er das denn beweisen?) und außerdem könne ja sowieso nichts passieren, die Braunülen hätten ja immerhin einen Filter (haben sie nicht).
Die Mitarbeiter der Abteilung beteuerten, schon alles versucht zu haben, sie hätten keine Macht, dagegen anzugehen.
Da ich kein direkter Mitarbeiter der Klinik bin, habe ich das mal hingenommen. Ich werde allerdings noch irgendwie aktiv werden, ich weiß nur noch nicht wie und wann.

Vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
 
Hallo Gerry,
wäre es denn nicht möglich sich zu weigern oder immer neue Spritzen zu holen? Ich weiss ja nicht, wie das dann ausgelegt werden könnte (z.B. als Arbeitsverweigerung?) von seitens des Chefs.
Schliesslich sind es Einmalartikel und das Wort sagt ja schon alles aus...

Sag´ mal Bescheid, wie das weiterläuft und was Du dagegen unternehmen konntest.
LG
urmel
 
Hallo Urmell
sicherlich ist es möglich. Man sollte es auch tun. Aber wie das nun mal so ist, manche Mitarbeiter, vor allem die jungen, haben nicht die Corage, sich gegen einen Chefarzt durchzusetzen.
Man kann ihn natürlich auch anklagen, aber ich weiß nicht, auf welcher gesetzlichen Grundlage und habe auch keine Ahnung welchen Ausgan dieser Prozess haben könnte. Aber wer macht das schon. Die Konsequenz wäre sowieso eine Störung des Betribsfriedens und eine Abmahnung o.ä.
 
Hallo!
Ich denke, dass das immer so weiter gehen wird, denn die "älteren" Mitarbeiter haben ja wohl schon versucht den Chefarzt umzustimmen, was ja nicht wirklich viel gebracht hat!
Ja und die jüngeren trauen sich nicht, so bleibt alles beim Alten, es sei denn einer oder eine machts einfach nicht so weiter!
Tisi
 
Was bleibt einem da als Pflegekraft noch für Alternativen...entweder iss der Chef schon im nahenden Rentenalter und hofft auf Besserung beim Neuen, oder man wechselt das Krankenhaus.
Bestimmt ist nicht schriftlich festgelegt, dass der Herr Chef das so möchte und die ausführende Pflegekraft ist immer der Dumme, wenn es zu einem Zwischenfall kommt....ich persönlich könnte dort nicht arbeiten. Das wäre mir "zu heiss".

LG
urmel
 
Hallo Gerry,

ist ja schlimm, so etwas gibt es wirklich noch? Stell dir vor du bist dort Patient und bekommst so eine Narkose!

Bei uns auf der Station gibt es auch "eine Spritze" für vier Patienten, allerdings handhaben wir dies so. Wir haben eine Tasse mit Notfallsmedikamenten aufgezogen. Fertig aufgezogen haben wir folgendes bereit. - Atropin, Suprarenin 1:10 und Domicum 1mg auf 1ml. Bei Supra u. Dormicum kommt ein 3-weg-Hahn darauf. Wenn mal akut ein Dormicum benötigt wird kann man sich einfach eines wegnehmen. Wenn aber z. B. bei einer Reanimation die fertig aufgezogenen Spritzen direkt beim Patienten verwendet wurden, werden diese selbstverständlich erneuert. Selbst wenn man dann plötzlich für einen anderen Patienten ebenfalls akut eines dieser Medikamente benötigt. Ich klaue diese dann vom Notfallswagen aus dem Nebenzimmer. Ich denke gegen diese Vorgangsweise spricht von hygienischer Seite nichts.

Grüße Gaby
 
Hallo,

also ich bin entsetzt über das was Gerry berichtet.
Das Ärzte hygienische " Ferkel " sind, ist bekannt. Aber eine angebrochene Spritze für einen anderen Patienten zu benutzen ist die größte Schweinerei.
Das würde ich noch nicht einmal im Notfall machen.

Wir verwenden bei bestimmten Perfusorspritzen Rückschlagventile, die wirklich dicht sind. Dann aber mit doppelter Leitung und das Ventil patientennah angebracht. Trotzdem werden beider Leitungen dann auch gewechselt. Zurück bleibt immer ein Zweifel, ob es hygienisch korrekt ist.

Diesen Chefarzt würde ich einfach der Kliniksleitung und der Hygienekommission melden.

Manchmal ertappe ich unsere Ärzte dabei, wenn sie mit einer benutzten Perfusorspritze das gleiche Medikament für den gleichen Patienten aufziehen wollen.
Dann müssen sie sich immer anhören, dass der Stempel der Perfusorspritze kontaminiert ist.
Und dann wieder in die Spritze kommt.
Antwort:" Aber das ist doch dicht "

Ja es ist dicht, aber nur Flüssigkeitsdicht und nicht Virendicht.
Dann sind sie immer ganz irritiert.

Ich finde jedenfalls das sich das Pflegepersonal in dem beschriebenen FAll auf die Hinterbeine stellen muss.
 
Auf jeden Fall die Hygieneabteilung einschalten, denn die haben in Hygienefragen das sagen.
Schriftliche Anordnung vom Chefarzt geben lassen, die Spritzen nochmals zu verwenden.
Verwendung verweigern!! Der Arzt kann auch nicht anordnen, daß das Pflegepersonal einem Patienten in die Vene pustet! (Will heissen bei offensichtlicher Gefährdung des Patienten müssen wir garnichts tun!!)
Wenn Du kein Mitarbeiter der Klinik bist, kannst Du das der Hygiene mal melden, wenn Du fertig bist...
 
Hi @all,
hört sich für mich irgendwie so an, als ob das oben Beschriebene in Richtung gefährliche Pflege gehen täte.

Carmen
 

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