Dokumentation im ambulanten Pflegedienst

Ngozi

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Hallo,
wie sieht es eigentlich aus wenn man in der ambulanten Pflege arbeitet und dort mangelhaft dokumentiert wird. Von Wunddokumentation bis hin zu Pflegedokumentation. Kann man selbst haftbar gemacht werden für Dinge, die Kollegen eventuell nicht dokumentiert haben? Oder wie sieht es aus mit Handlungen, die der Chef anordnet, obwohl dies nicht in seinem Tätigkeitsbereich liegt. Ist man rechtlich abgesichert, wenn man solche dubiosen Anordnungen dokumentiert? Ich habe schon gesucht und gesucht, aber ich habe bis jetzt leider keine Antworten im Net gefunden auf rechtliche Fragen. Vielen Dank für eure Hinweise
Ngozi:flowerpower:
 

stormrider

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Kann man selbst haftbar gemacht werden für Dinge, die Kollegen eventuell nicht dokumentiert haben?
Jede Aktion muß von demjenigen dokumentiert werden der sie ausführt. Du kannst nicht für eine fehlende Dokumentation verantwortlich gemacht werden, wenn du nicht selbst beim Patienten warst.
Oder wie sieht es aus mit Handlungen, die der Chef anordnet, obwohl dies nicht in seinem Tätigkeitsbereich liegt.
Wie ist das zu verstehen? kannst du mal ein Beispiel geben?
 

Ngozi

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Ja ich versuche es mal mit einem Beispiel. Das Problem ist, das so viel schief läuft in dem Betrieb, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Der Chef des Betriebes ist meiner Meinung nach auf keinen Fall kompetent! Beispiel:
Ein Patient kommt für einen Tag in meine Tour. Der Patient soll Medikamente gestellt und verabreicht bekommen. Unter anderem bekommt er Macumar. Normalerweise erflogt die Macumargabe ja unter regelmäßigen Quickkontrollen etc. In der Kurve befindet sich kein einziger Gerinnungswert und es ist nicht ersichtlich, wann er die letzte Kontrolle erhalten hat. Allerdings hat er täglich (auch versehentlich schon 2 mal täglich) 1 Tablette Macumar erhalten. Ich wollte den Hausarzt anrufen und habe daher den Chef angerufen wegen der Nummer, der erwiederte nur: ach, das passt schon gib ihm einfach weiter eine Tablette... Dies ist wie gesagt nur ein Beispiel. Ich finde das ist fahrlässiges Handeln. Ich konnte den Hausarzt leider nicht ausfindig machen (ich kannte den Patienten auch nicht und hatte keine Übergabe, ausser " er sei dement") und musste somit dokumentieren, dass der Patient lediglich Macumar erhält, weil der Chef des Betriebes es für richtig hält. Der Patient ist "seltsamerweise" wenige Tage später im Krankenhaus gelandet und der Oberarzt wollte wissen wie viel Macumar der Patient in der letzten Zeit erhalten hat.....
Ngozi
 

Windelschwinger

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Hallo, suche dir besser einen neuen Job..... wenn ein Dienst so
arbeitet issers nicht wert.
Im übrigen ist der Versorgungsvertragspartner in eurem Falle die
Pdl und die Vertretung und die stehen für die Einhaltung des § 80 nach SGB XI
gerade. Trotzdem würde ich an deiner Stelle immer das Medikametationsblatt
des Hausarztes verlangen, ansonsten verweigere die Medigabe. Denn bei
der beschriebenen Situation bist du haftbar !

mfg Windelschwinger ( der froh wäre, es gäbe mehr solche aufmerksame Mitarbeiter)
 

Ngozi

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Vielen Dank für den Hinweis. Ich würde am liebsten sofort kündigen, aber ich schreibe und schreibe Bewerbungen und bekomme leider nichts im Krankenhaus. Ich versuche es halt weiter, aber es ist schon sehr frustrierend, denn dafür habe ich nicht 3 Jahre gelernt und Examen gemacht. Ich finde es wirklich schwierig sich in einem solchen Betrieb abzusichern. Muss ich wohl das Beste draus machen.:gruebel: Ngozi
 

stormrider

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In dem Fall kannst du dich durch eine Dokumentation nicht absichern. Das Hauptproblem ist nämlich, dass du in diesem Fall voll verantwortlich ist. Mit seiner tel. Aussage kann dein Chef dich nicht von der Durchführungsverantwortung entbinden.

Einiges kommt mir schon von vorneherein merkwürdig vor.
Ich gehe mal davon aus, dass der Patient an deinem Einsatztag nicht neu bei euch war. Normalerweise müßte sich bei jedem Patienten eine DokuMappe befinden, in der auch alle Angaben zur Person, Kontaktadresse zu Angehörige und vor allem auch die Tel-Nr. des Hausarztes befindet. Ist das bei euch nicht üblich so?

An deiner Stelle hätte ich diesen Vorgang in der DokuMappe festgehalten und dem Chef gesagt, er möchte die Marcumargabe bitte selbst durchführen. In dem Moment wäre mir auch meine Stelle egal gewesen, denn was bringt mir ein Job wenn ich auf einer Anklagebank sitze?

Des weiteren hätte ich mich beim MDK oder beim Versorgungsvertragspartner (AOK?) gemeldet, um den Vorgang dort zu schildern. Solche Pflegedienste müssen umgehend geschlossen werden. Sie sind eine Gefahr für die Patienten.

Einfach hinausschmeissen könnte dich dein Chef nicht. Sowas wäre ein gefundenes Fressen für die Arbeitsgerichte.

Bewerbe dich nicht nur bei Kankenhäusern. Die Wahrscheinlichkeit, einen Arbeitsplatz in einem KH zu bekommen ist derzeit ziemlich gering. Es gibt auch gute Pflegedienste.
 

Minerva

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Hallo Kollege Ngozi,

ich würde nichts "hinschmeißen", und schon gar nicht kündigen in dieser wirtschaftlichen Situation!

Frag doch mal den Kollegen oder die Kollegin, wie sie diesen Patienten betreut haben, ob sie mehr wissen. Teamarbeit ist schließlich heutzutage gefragt.

Wenn Du die KK informierst, gibt es die Prüfung, und ein Pflegedienst wird nicht sofort geschlossen, er bekommt meistens Auflagen, die in einem vorgegebenen Zeitraum erfüllt werden müssen.

Wer ist denn bei Euch PDL? Es muß ja eine geben, eine in Vollzeit und eine Vertretung, meist in Halbzeit. Sie sind auch verantwortlich. Es gibt auch den Begriff des Organisationsverschuldens, wenn ein Mangel an Organisation vorliegt.

Der HA muß ja bekannt sein, woher weiß man sonst, dass Marcumar verabrei cht werden und Quickuntersuchungen gemacht werden sollen?. Ist kein Quick-Heft beim Patienten, in dem die Werte eingetragen sind? Vielleicht rufst Du einfach mal in Eigeninitiative um die Ecke die Hausärzte an und fragst nach, ob sie den Patienten behandeln. Sind keine Verwandten notiert, sie kennen vielleicht auch den HA, oder die Nachbarn? Dedektivische Pflege ist gefragt :gruebel:

Wenn Du eine Pflegefachkraft, also 3-jährig mit Staatsexamen bist, trägst Du, wie der Kollege schon anmerkte, die Durchführungsverantwortung durch die Übernahme der Pflege. Und wenn Du die Pflege nicht übernimmst, kann Dein AG Dir vielleicht wegen Arbeitsverweigerung kündigen, Ihr würdet Euch dann vor Gericht treffen und durch Deine Verteidigung die Angelegenheit offenkundig machen.

Ob Dein Chef das so will? Frag ihn mal, versuch mal, cool mit ihm zu reden, zum Wohle Deiner Patienten, das meint Ute, PDL in der ambul. Pflege :kloppen:
 

Ngozi

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:up: Vielen lieben Dank für alle eure Hinweise, ich werde versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Desweiteren werde ich fleißig weiter Bewerbungen schreiben. Es kann nur besser werden. Danke:daumen:
 

kätzchen

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Hallo Nogzi!

Du solltest wirklich auf der Suche nach einemanderen Job bleiben. Zu Deiner eigenen Sicherheit. Such, auch wenn Du evtl. erstmal nicht Deinen Traumjob, wenigstens aber eine andere Stelle,vielleicht nur vorrübergehend, findest.

Ich bin auch in der ambulanten Pflege tätig. Ich glaube, so 100% korrekt läuft bei uns auch (noch) nicht alles, aber wir sind bemüht, dem MDK alles recht zu machen. So etwas würde es bei uns sicher nicht geben.

Hat der Patient keinen Marcumar-Ausweis? In dem sollte ja auch alles wichtige notiert sein.
Gibt es vielleicht Angehörige die man befragen kann, wenn der Patient schon keine Auskunft geben kann?

Gruß, kätzchen
 

Nordlicht

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Hi Nogzi,
ich stelle mir gerade Eure Doku vor...8O (könnte mal jemand einen smiley einfügen, der sich gerade übergibt?)
Eigentlich gehört da ein Stammblatt rein, aus dem ersichtlich ist, was der Pat. für Erkrankungen hat etc und u.a. wer der Hausarzt ist.
Wie läuft das denn? Du mußt die PDL anrufen,... und was ist, wenn der Pat. mal flott ins KH kommt? Wo bekommt Ihr dann die Daten für die Überleitung her?

Ich schließe mich denjenigen an, die zur Kündigung geraten haben.
 

stormrider

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Normalerweise sollte in jeder Krankenakte ein Überleitungsbogen liegen, für den Fall der Fälle. Aber oft genug ist man nicht anwesend, wenn der Patient ins Krankenhaus muß. Ergo ist das so eine Sache mit den Überleitungsbögen. Ich bin immer froh, wenn die Angehörigen begriffen haben, dass sie wenigstens unseren Medikamentenplan, der immer auf dem aktuellen Stand ist, mitgeben.
 

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