<H1>Die Gehirnpiloten
Nur mit Gedankenkraft Fußballtore schießen? Klingt abenteuerlich, ist es aber nicht. Neurofeedback heißt die Methode, mit der ADHS-Kinder ihre Gehirnströme gezielt lenken und die Konzentration auf Trab bringen..
Wellenritt mittels Neurofeedback: Mentale Höhen- oder Tiefflüge
© PhotoDisc
Verkabelte Elektroden kleben auf Stirn, Wangen und Kopf, an den Ohren klemmen Metallclips und Maura lehnt entspannt im blauen Cockpitsessel. Sport steht heute auf dem Stundenplan, Fußball. "Bist du bereit?", fragt ihr Trainer. "Ja", sagt Maura. "Okay, 3-2-1... los geht's!" Das gelbe Rund kommt von links über die Mattscheibe geflogen, hoch, hoch, hooooch, denkt Maura, jetzt runter, ruuuunter, und der Ball tut genau, was sie denkt. Maura selbst bewegt sich keinen Zentimeter, sie rennt nicht, sie schießt nicht, sie hat auch keine Maus oder Joystick. Nur mit der Kraft ihrer Gedanken kickt sie den Ball über den Monitor. Maura ist auch nicht auf dem Spielplatz, sondern im Labor der Universität Tübingen. "Verrätst du mir deine Strategie, mit der du den Ball nach oben oder unter schießt?", fragt ihr Trainer. "Hmmm", überlegt die Achtjährige und grinst, "ich stell mir vor, dass ich Achterbahn fahre. Und wenn der Ball nach unten soll, liege ich in der Hängematte und lese."
Wilde Gehirnströme
Was eher nach Sciencefiction klingt, heißt Neurofeedback - eine Methode, die seit vielen Jahren in den USA angewendet wird - bei Epilepsie, Migräne, Schlafstörungen und auch bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperativitätssyndrom (ADHS). Durch Training sollen ADHS-Kinder Ordnung in die wilden Gehirnströme bringen und sie mit dem Willen gezielt lenken lernen. "Das Ziel ist, mehr Selbstkontrolle zu erlernen und die Konzentration zu steigern", erklärt Ulrike Leins, Psychologin an der Universität Tübingen, im Netdoktor-Gespräch.
Denn genau damit tun sich ADHS-Kinder schwer. Sie sind kleine energetische Bündel, die den Alltag ins Chaos verwandeln, andere sind verträumt und versunken in die eigene Welt, manche sind beides gleichzeitig. Meist können sie sich schlecht konzentrieren, lösen Aufgaben im Schneckentempo und ohne jegliches System und lassen sich durch alles mögliche ablenken. Betroffen seien etwa fünf bis sechs Prozent aller Kinder in Deutschland, schätzt die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte.
Wellenreiten im Kopf
Biofeedback macht bestimmte Körperfunktionen wahrnehmbar, die normalerweise im Unterbewusstsein ablaufen. Dazu gehören beispielsweise Herzfrequenz, Durchblutung oder die Muskelspannung. Neurofeedback ist eine Variante dieser Methode (EEG-Biofeedback). Die elektrische Aktivität des Gehirns wird über Elektroden abgeleitet, verstärkt und in Form von Kurven aufgezeichnet (EEG). Die Daten werden in einen Computer eingespeist und optisch bzw. akustisch rückgemeldet (Feedback), beispielsweise durch einen Fußball auf dem Monitor. Maura, eine gesnunde Testperson, sieht auf dem Bildschirm, was ihr Gehirn treibt und ob es tut, was sie will - sie kann ihm praktisch beim Denken zuschauen.
Für unterschiedliche Bewusstseinszustände sind verschiedene Hirnstromfrequenzen zuständig, das heißt sie überwiegen bei entsprechender Aktivität. Wer sich bewusst konzentriert, aktiviert beispielsweise die Beta-Wellen (15-21 Hertz), beim Wachträumen sind vor allem Alpha-Wellen vorhanden (8-12 Hertz), bei innerer Unruhe Theta-Wellen (4.7 Hertz) und im Tiefschlaf Delta-Wellen (1-3 Hertz). "ADHS-Kinder zeigen Auffälligkeiten im EEG", sagt Leins, "sie produzieren verstärkt Theta-, aber wenig Beta-Wellen."
Auch bei den so genannten Langsamen Kortikalen Potentialen (Slow Cortical Potentials, SCPs) stellten die Forscher Veränderungen fest. Sie sind ein Maß, wie erregbar die Nervenzellen bestimmter Gehirnregionen sind. Negative SCPs stehen für hohe Erregbarkeit, positive SCPs für geringe Aktivität oder sogar Hemmung. ADHS-Kinder können lernen, die langsamen Potenziale bewusst in die negative Richtung zu verschieben, also das Gehirn zu aktivieren.
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Quelle:http://www.gmx.net/de/themen/gesundheit/medizin/forschung/1345044.html
Nur mit Gedankenkraft Fußballtore schießen? Klingt abenteuerlich, ist es aber nicht. Neurofeedback heißt die Methode, mit der ADHS-Kinder ihre Gehirnströme gezielt lenken und die Konzentration auf Trab bringen..

© PhotoDisc
Verkabelte Elektroden kleben auf Stirn, Wangen und Kopf, an den Ohren klemmen Metallclips und Maura lehnt entspannt im blauen Cockpitsessel. Sport steht heute auf dem Stundenplan, Fußball. "Bist du bereit?", fragt ihr Trainer. "Ja", sagt Maura. "Okay, 3-2-1... los geht's!" Das gelbe Rund kommt von links über die Mattscheibe geflogen, hoch, hoch, hooooch, denkt Maura, jetzt runter, ruuuunter, und der Ball tut genau, was sie denkt. Maura selbst bewegt sich keinen Zentimeter, sie rennt nicht, sie schießt nicht, sie hat auch keine Maus oder Joystick. Nur mit der Kraft ihrer Gedanken kickt sie den Ball über den Monitor. Maura ist auch nicht auf dem Spielplatz, sondern im Labor der Universität Tübingen. "Verrätst du mir deine Strategie, mit der du den Ball nach oben oder unter schießt?", fragt ihr Trainer. "Hmmm", überlegt die Achtjährige und grinst, "ich stell mir vor, dass ich Achterbahn fahre. Und wenn der Ball nach unten soll, liege ich in der Hängematte und lese."
Wilde Gehirnströme
Was eher nach Sciencefiction klingt, heißt Neurofeedback - eine Methode, die seit vielen Jahren in den USA angewendet wird - bei Epilepsie, Migräne, Schlafstörungen und auch bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperativitätssyndrom (ADHS). Durch Training sollen ADHS-Kinder Ordnung in die wilden Gehirnströme bringen und sie mit dem Willen gezielt lenken lernen. "Das Ziel ist, mehr Selbstkontrolle zu erlernen und die Konzentration zu steigern", erklärt Ulrike Leins, Psychologin an der Universität Tübingen, im Netdoktor-Gespräch.
Denn genau damit tun sich ADHS-Kinder schwer. Sie sind kleine energetische Bündel, die den Alltag ins Chaos verwandeln, andere sind verträumt und versunken in die eigene Welt, manche sind beides gleichzeitig. Meist können sie sich schlecht konzentrieren, lösen Aufgaben im Schneckentempo und ohne jegliches System und lassen sich durch alles mögliche ablenken. Betroffen seien etwa fünf bis sechs Prozent aller Kinder in Deutschland, schätzt die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte.
Wellenreiten im Kopf
Biofeedback macht bestimmte Körperfunktionen wahrnehmbar, die normalerweise im Unterbewusstsein ablaufen. Dazu gehören beispielsweise Herzfrequenz, Durchblutung oder die Muskelspannung. Neurofeedback ist eine Variante dieser Methode (EEG-Biofeedback). Die elektrische Aktivität des Gehirns wird über Elektroden abgeleitet, verstärkt und in Form von Kurven aufgezeichnet (EEG). Die Daten werden in einen Computer eingespeist und optisch bzw. akustisch rückgemeldet (Feedback), beispielsweise durch einen Fußball auf dem Monitor. Maura, eine gesnunde Testperson, sieht auf dem Bildschirm, was ihr Gehirn treibt und ob es tut, was sie will - sie kann ihm praktisch beim Denken zuschauen.
Für unterschiedliche Bewusstseinszustände sind verschiedene Hirnstromfrequenzen zuständig, das heißt sie überwiegen bei entsprechender Aktivität. Wer sich bewusst konzentriert, aktiviert beispielsweise die Beta-Wellen (15-21 Hertz), beim Wachträumen sind vor allem Alpha-Wellen vorhanden (8-12 Hertz), bei innerer Unruhe Theta-Wellen (4.7 Hertz) und im Tiefschlaf Delta-Wellen (1-3 Hertz). "ADHS-Kinder zeigen Auffälligkeiten im EEG", sagt Leins, "sie produzieren verstärkt Theta-, aber wenig Beta-Wellen."
Auch bei den so genannten Langsamen Kortikalen Potentialen (Slow Cortical Potentials, SCPs) stellten die Forscher Veränderungen fest. Sie sind ein Maß, wie erregbar die Nervenzellen bestimmter Gehirnregionen sind. Negative SCPs stehen für hohe Erregbarkeit, positive SCPs für geringe Aktivität oder sogar Hemmung. ADHS-Kinder können lernen, die langsamen Potenziale bewusst in die negative Richtung zu verschieben, also das Gehirn zu aktivieren.
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Quelle:http://www.gmx.net/de/themen/gesundheit/medizin/forschung/1345044.html