Dekubitusbehandlung im Altersheim: Katastrophe!

reggaetinchen

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07.12.2005
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Dachau
Beruf
Studentin Pflegemanagement, Gesundheits- und Krankenpflegerin
Hallo ihr Lieben,
ich arbeite seit einigen Monaten neben meinem Studium in einem Altenheim (bin examinierte Gesundheits-und Krankheitspflegerin) und bin absolut schockiert wie dort die Wundbehandlung abläuft.
Momentan haben wir 2 Bewohnerinnen mit einem Wahnsinnsdekubitus Grad 4 und Fistelbildung wobei die Behandlung so aussieht: mit unsterilen Kompressen Wunde abtupfen, Mepilex drauf, fertig! 8O
Bei Bewohnerin A kommt eine Inkontinenz hinzu, d.h. das Mepilex ist aufgrund der Ausscheidungen nach 1-2 Stunden durchgeweicht.
Habe auch den zuständigen Arzt schon angesprochen das die Wundbehandlung nicht optimal ist, der ist von Mepilex allerdings mehr als überzeugt und hält auch ein Reinigen/Durchspülen der Wunde für nicht notwendig! (Auch Wohnbereichsleitung und PDL sehen keinen Änderungsbedarf)
Was würdet ihr tun?
Liebe Grüße
 
Willkommen in der realen Welt. Du wirst kaum etwas ändern könne, wenn du den Arzt nicht mit ins Boot bekommst.

Elisabeth
 
Du kannst höchstens schriftliches Material (z.B aus Fachzeitschriften ) zum Thema Wundbehandlung suchen, welches auch bei Deinen beiden Patienten zum Einsatz kommen könnte, und dieses dann mit auf die Arbeit nehmen und versuchen, Kollegen, WBL und Doc zu überzeugen.

Ist nur die Frage, ob sich da jemand überzeugen lässt...
 
Subtil etwaige Angehörige aufmerksam machen. Die zahlen u.U. den Heimplatz und können Druck machen.
 
Wie ist das eigentlich mit einer anonymen Anzeige beim MDK, der Heimaufsicht, der KV, der ÄK, der Krankenkasse? *grübel* Hab ich jemanden vergessen?

Elisabeth
 
Aber bevor Du irgendwas machst, stell Dir erst eine Frage: Willst Du dort noch länger arbeiten? Wenn ja...Du hast doch sicher bloß nen Zeitvertrag....


DS
 
(Auch Wohnbereichsleitung und PDL sehen keinen Änderungsbedarf)
Was würdet ihr tun?

Mich fragen, ob ich das mit meinem Gewissen noch vereinbaren kann.

Übrigens, was sagt euer QMH speziel Expertenstandard chronische Wunde und Wundmanagement dazu? Könnte man den Vorgesetzten doch mal ihr eigenes (Mach)Werk um die Ohren hauen.
 
Vielen Dank für eure Antworten!
Habe gerade den Expertenstandard durchforstet (da steht die Wundbehandlung "theorethisch" gut beschrieben drin) und werde beim nächsten Dienst nochmal mit dem zuständigen Arzt sprechen.

@Elisabeth Dinse: MDK wäre sicher auch eine Möglichkeit, aber für mich persönlich ist es schwierig meine Arbeitskollegen zu verpetzen... Abgesehen davon war der MDK+Heimaufsicht vor 2 Wochen im Haus, das Ergebnis: 1,6 :roll: (da sieht man übrigens mal wieder wie aussagekräftig diese Noten sind!)

Klar, ist dieses Arbeitsumfeld kein Traum für mich, aber ich brauche das Geld für mein Studium...
Und sonst hab ich ja echt tolle Kollegen, der einzige Haken: ein wahnsinnig junges Team (WBL ist erst 23 + hat keine Weiterbildung),beim Fachlichen fehlt es einfach in vielen Dingen und eine PDL die ihren Job in diesem Heim seit 18 Jahren macht und nicht bereit ist Veränderungsvorschläge anzunehmen.
 
@Elisabeth Dinse: MDK wäre sicher auch eine Möglichkeit, aber für mich persönlich ist es schwierig meine Arbeitskollegen zu verpetzen...

Ja was denn nun? Pro Pat./Bew. oder Pro MA? Du wirst dich entscheiden müssen. Mit nem Schmusekurs bekommst solche Mißstände net in Griff.

Elisabeth
 
hallo

das hört sich nach einem echten problem an, aber mal ne bläde frage
kannst du die wunde nicht trotzdem mit prontosan oder octenisept spülen und irgendwie anders verbinden? also ich meine das sind ja echt schon große fehler die du da machen musst.
würde auf jeden fall mit dem arzt sprechen und ihm aufzeigen warum das so nie besser werden kann.

lg
 
Im Altenheim kann man das Verbandsmaterial nicht wie im Krankenhaus einfach aus dem Schrank nehmen. Das wird für die jeweiligen Bewohner verordnet. Und wenn der Arzt keine vernünftigen Verordnungen ausstellt...
 
kannst du die wunde nicht trotzdem mit prontosan oder octenisept spülen und irgendwie anders verbinden?
lg

Das ist im Heim ein bißchen Schwierig, da dort die Hausärzte (auch dieser "ARZT:schraube:") das Verbandsmaterial für jeden Patienten einzeln verschreiben mus. Wenn du nun (zurecht) anders verbinden möchtest, dann mus das der Patient entweder selbst kaufen (haben die wenigsten für Verständnis, dir wird auch keiner glauben, wenn du sagst, das Herrgöttchen in Weiß macht an Ihnen gerade einen riesigen Fehler) oder du müßtest es bei anderen Patienten stehlen.

lg

ups, ich seh gerade Claudia war schneller.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also modernes Wundmanagement und Hausarzt in einem Satz zu verbinden ist nur durch die Worte Wunder oder nicht möglich. Wenn ich die heilige Zinksalbe auf der Wunde statt daneben sehe wird mir Übel, aber so ist es halt und in einem Studienabschnittes sagte uns die Professorin nur sie schafft es noch nicht einmal an der UNI allen einheitliche Standards bei zubiegen auch wenn es in der Steiermark den Wundkoffer der GKK gibt und durch diesen eine DGKS mehr macht als ein Arzt hat, weil sie aus diesem wählen kann und der Arzt einzeln verschreiben muss.
Nur die DGKS wissen häufig auch nicht soviel, weil sie sich mit dem HA die Hand bei Frtbildungen geben und zwar alle 10 Jahre. Gut jetzt sind Fortbildungen verpflichtend, nur geht man da möglichst zu einfachen Veranstaltungen.
Ansonsten ist es leider so bevor man etwas sagt, sollte man eine andere Stelle haben, zumindest ist dies hier so!
 
Hallo,
ich kenne dieses Problem auch nur zu gut. Habe auch eine ganze Weile in einem Heim gearbeitet.
Du musst sehr gut argumentieren können, das ist das einzigste was mir da einfällt, denn wenn der Arzt das so verordnet kann und wird der MDK nicht viel machen ausser auf den Expertenstandard hinweisen.
Der Hausarzt muss überzeugt werden.
LG und viel Glück
 
Willkommen in der realen Welt. Du wirst kaum etwas ändern könne, wenn du den Arzt nicht mit ins Boot bekommst.

Elisabeth


ich habe gerade an anderer Stelle versucht, von Euch Tipps zu bekommen.
Bei uns ist es nämlich so, dass der Arzt durchaus bereit ist, moderne Wundauflagen usw. zu verordnen.Und die Kompetenz ist ebenfalls vorhanden.
Nur wenn festgestellt wird, dass Wundauflagen ähnlich wie Toilettenpapier benutzt werden, dann muss es doch erlaubt sein, nach Alternativen zu suchen,- oder aber den Rezeptwünschen mancher Pflegedienste Einhalt zu gebieten.Wenn der Patientenstamm eines niedergelassenen Arztes zur Hälfte aus "alten Patienten" besteht, sprengt die "unüberlegte" Behandlung doch das Budget.
Schade, dass die Wundversorgung selten Hand in Hand geht und sich der eine vom anderen gegängelt, missverstanden, bevormundet oder sonst was fühlt.
Mir gehts in meinem Thread gar nicht um die Schuldfrage, sondern, wie macht ihr das, dass Wundaufauflagen z.B. wegen Hygienemassnahmen, oder aufgerollter Ränder usw. nicht jeden Tag gewechselt werden müssen.

Ich hoffe, ich werde nicht missverstanden, ich wollte niemandem auf die Füße treten.
 
Ja was denn nun? Pro Pat./Bew. oder Pro MA? Du wirst dich entscheiden müssen. Mit nem Schmusekurs bekommst solche Mißstände net in Griff.

Elisabeth

Sorry, wenn ich das hier noch mal wieder raushole, aber ich würde zu dem Satz gerne etwas loswerden, da ich befürchte das, gerade junge entusiastische KOllegen, diesen leicht falsch verstehen und sich zu unüberlegten Taten inspiriert fühlen könnten.

Sich für die Patienten in der häuslichkeit oder im Heim einsetzen ist toll.
Aber NUR diese SIchtweise bringt niemanden weiter.
Wer sich mit seinen Leitungen, Kollegen oder Hausärzten ernsthaft anlegt, verliert seinen Job, oder die VW-VO und dann übernimmt den VW jemand anders, und es wird jemand sein, der das tut was man eigentlich vermeiden wollte.
Also manchmal ist ein "trickreicher-Schmusekurs" genau das richtige.
Denn meine tollen Ideen bringen meinem Pat. nur dann was wenn ich auch weiter an ihm arbeiten darf.

Also, nicht entmutigen lassen und mit Ärzten und Kollegen ins Gespräch kommen, im Zweifelssfall vor die Tür, tief durchatmen und das ganze von vorn.
Irgendwann läuft es, und es ist immernoch besser einen Kompromiss zu schliessen der erträglich ist, als wenn es ein "gewissenloserer" Kollege durchführt und es UNerträglich für den Patienten wird.


in diesem Sinne .. gute Nerven !
 
Ich sehe es wie Du- die Keule bringt gar nichts!

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben, dem anderen zugewandt zuzuhören und seine Meinung zu vertreten, manchmal auch mit Hinweis auf (Fach)literatur.

Wenn man unsicher ist, wird man niemanden überzeugen können.Und damit, dem anderen den Krieg zu erklären, gewinnt man keine Schlacht.

Kompetenz und Freundlichkeit, sind wie ich finde,sehr wichtig- und ein langer Atem!

Das wünsche ich allen, die mit Menschen zu tun haben!
 
Wie schon geschrieben- man muss sich entscheiden: kleine Brötchen backen (wobei ich manchmal den Eindruck habe: es wird das Korn für die Brötchen erst mal vom Feld geholt)- möglichst keine Kritik anbringen und wenn dann natürlich nur so, dass der andere gar net merkt, dass da ne Kritik drin steckt. ...

Für alle die, die im Problem Changemanagement drinne stecken: Change Management und Change Coaching: Die Umsetzungsberatung

Grundsätzlich einen Schmusekurs zu fahren bringt einen nicht ans Ziel. Der MA ist lernfähig und begreift sehr schnell, ob da eine konsequente Forderung zur Abänderung des Verhaltens hinter steckt oder nicht.

Wenn in der freien Wirtschaft der Monteur ausgebildet wird, eine Handlung in einer ganz bestimmten Art und Weise durchzuführen, dann wird der Betriebseigner nur sehr begrenzt bereit sein Zuwiderhandlungen mit entsprechenden Folgen fürs Unternehmen zu tolerieren.
Ganz anders in der Pflege. da muss man sich im Team nur einig sein. Dann klappt das schon mit: es war so, es ist so, es wird immer so sein.

Elisabeth
 
Liebe Elisabeth-
wer spricht von Zuwiderhandlungen!Und von eigenmächtigen Veränderungen rede ich auch nicht,- aber vielleicht zieh ich mir jetzt auch nur einen verkehrten Schuh an!

Miteinander, nicht gegeneinander! Im Gespräch bleiben!Und wissen, wovon man redet, wenn man fordert.
Nicht alle Ärzte sind Ignoranten- und nicht jedes Pflegepersonal geschult in Bezug auf Wundversorgung.

Warum nicht aufeinander zugehen und miteinander beraten und pflegen?
 
Vielleicht habe ich es ja überlesen, aber hat sich hier noch niemand die Frage gestellt, warum es in diesem Heim zwei BewohnerInnen mit so schweren Dekubiti gibt? Wurden diese BewohnerInnen beim MDK-Besuch begutachtet?
 

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