Das wollte sie nicht mehr...

Claire

Stammgast
Registriert
25.03.2003
Beiträge
254
Ort
Aachen
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Hospiz + intensive Langzeitpflege
Funktion
Praxisanleiterin, Dokumentationsasistentin
Hallo alle zusammen,

muss mir da mal was von der Seele schreiben!

Ich war heute (das erste mal) bei einer Patientin die im sterben liegt.
Der Chefarzt hatte angeordnet das diese Patientin noch einen Einlauf erhalten solle.
Die Dame hat einen Subileus und dieser Einlauf sollte ihr etwas Erleichterung bringen.

Also haben wir uns alles Material zusammengenommen was wir brauchen, haben die Angehörigen für einen Moment aus dem Zimmer gebeten und wollten uns daran machen die Anweisung auszuführen.
Die Patientin war schon seit einiger Zeit nichtmehr ansprechbar und hat auf kein äusseren Reize mehr reagiert. Trotzdem haben wir ihr erklärt was wir vorhaben.
Wir drehten sie auf die Seite um zu beginnen. In dem Moment verkrampfte sie sich und sagte laut und deutlich nein. Wir waren sehr erstaunt das sie nochmal für einen kurzen Moment so klar dabei war.

Irgendwie hat mich das sehr beeindruckt!
Bis dahin hatte sie alles über sich ergehen lassen, aber das war wohl zuviel.

So, musste ich mal loswerden. Lieber Gruss,

Claire
 
Hallo Claire!

Ich finde es gut, wenn du deine Erfahrung mit dem Tod resp. mit sterbenden Menschen anderen mitteilst, so wie in deinem Beitrag hier.

Dass die Patientin nicht mehr ansprechbar war und auf äußere Reize nicht mehr reagiert hat, ist wohl häufig in der präfinalen (was für ein Unwort eigentlich, aber ich weiss auch kein besseres) Phase zu beobachten.

"Trotzdem" habt ihr ihr erklärt, welche Maßnahmen ihr an ihr durchführen wollt. Und siehe da: die Patientin hat reagiert.
Ein Aufklaren von Patienten im Sterbeprozess habe ich schon einige Male selbst beobachten können.
Ich möchte nochmal auf das "trotzdem" eingehen: Auch oder vielleicht gerade den soporösen/komatösen muss jede Handlung resp. Manipulation angekündigt werden. Ein Patient in diesem Zustand kann seine Bedürfnisse auf Aktionen eines Menschen oft nicht mit Reaktionen beantworten. Umso wichtiger ist es, den Patienten über ein geplantes Vorgehen aufzuklären! Dies ist z.B. bei uns auf Station oberstes Gebot im Umgang mit sedierten Patienten!
Ein Aufklären trifft natürlich auch für den bewusstseinsklaren Patienten zu. Allerdings kann dieser mit seiner optischen, akustischen und taktilen
Wahrnehmung anders ins Geschehen miteinbezogen werden und auch anders reagieren.

Was ich gerne noch wissen würde:
Habt ihr den Einlauf abgebrochen oder habt ihr ihn -wie angeordnet- durchgeführt?

Lieben Gruß,
Trine
 
Hallo Trine,

wir haben den Einlauf natürlich nichtmehr durchgeführt, schliesslich hat sich die Patientin eindeutig dagegen gewehrt!

Und um ehrlich zu sein waren wir auch ganz froh drum. Die Schwester der Patientin meinte es wäre doch wohl nurnoch unnötige Quälerei, wollte aber nicht die Entscheidung treffen nein zu sagen.
Wir waren eigentlich auch ihrer Meinung, aber da der Chef es so angeordnet hatte..........

Naja, die Entscheidung wurde ihr ja abgenommen. Es war ein bischen als ob die Patientin gesagt hätte jetzt reicht es mir.
Als ich Feierabend gemacht habe hat sie noch gelebt, aber ich glaube das sie es geschafft hat wenn ich wiederkomme.

Lieber Gruss,

Claire
 
Hallo Claire,

die Entscheidung den eindeutigen Wunsch zu respektieren kann ich nur unterstützen. JEDER Mensch hat ein Recht in Würde zu sterben, besonders wenn wir als Pflegekräfte einen Einfluss haben.

bis denne
Frank
 

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