Clonidin - Wundermittel oder nicht

Rabenzahn

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15.02.2002
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933
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Kassel
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AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Hallo,

wir verwenden bis auf wenige Ausnahmen (trizyklische Andidepressiva, Beta-Blocker) bei fast allen Narkosen Clonidin.

So sieht z.B. die Einleitung einer Larynxmaske so aus:

1. 0,125 mg DHB i.v.
2. 10 mg Paspertin i.v.
3. 0,075 mg Clonidin i.v.
4. 0,1mg Fentanyl i.v.
5. 20 mg Xylocain 2% i.v.
6. 100 mg Propofol i.v.
7. Larynxmaske
8. Sevorane

Unabhängig von der Art des Eingriffes.
Das kann eine TUR -Prostata oder auch eine Reposition der Hüfte sein.

Meiner Ansicht nach ist die Gabe von Propofol unzureichend und die Gabe
Fentanyl ebenso.
Die Patienten benötigen im Aufwachraum enorme Dosen an Dipidolor i.v.

Hintergrund ist sicherlich die Wechselzeiten so kurz wie möglich zu halten.
Aber es kann doch wohl nicht auf Kosten der Patienten und ihrer Schmerzen gehen.

Ich bitte um Stellungsnahmen.

Mfg
Rabenzahn
 
Von Clonidin wird sich eine Verlängerung der Medikamentenwirkung (Fentanyl und Propofol)
erhofft, die nach meiner Ansicht nicht gegeben ist.

Mfg Rabenzahn
 
Hallo,

ich muss noch einmal nachfragen.

Gibt es keine andere Klinik ausser uns, die Clonidin ( Catapresan ) bei der Narkose verwendet ? Wir strecken damit sogar Spinal - Peridural -oder Plexusanästhesien.

Ich möchte gerne wissen wie die Erfahrungen der anderen Kollegen so sind.

Clonidin ist bei uns das Mittel der Wahl gegen Kältezittern, bei Entzugserscheinungen, zur Verlängerung der Wirkzeiten bestimmter Medikamente.

Nur bin ich der Ansicht, Clonidin ist kein Narkosemittel. Schmerzen etc. lassen sich damit nicht coupieren.

Wie sieht es also bei den KollegINNen in der Anästhesie oder auch auf den Intensivstationen aus ??
 
Hallo Rabenzahn,

muss gestehen, dass der von Dir beschriebene Einsatz von Catapresan mir gänzlich unbekannt ist - mit einer Ausnahme.

Wir verwenden es bei Patienten die Schwierigkeiten in der Weaningphase haben und nicht adäquat wachwerden. Dabei sind auch häufig Alkoholprobleme mit im Spiel und ein vermuteter Entzug.

Kann mich erinnern, dass ein Oberarzt Catapresan bei langzeitsedierten Patienten verwenden wollte. Haben wir damals auch glaube mal eine kurze Zeit lang in Kombination mit Fentanyl und Dormicum gegeben, aber keine wesentlichen Vorteile oder positiven Effekte beobachtet.
 
Hallo Dorothee,

Catapresan ist ja nicht zur Behandlung des Alkoholentzugsdelires zugelassen.

Eine Zulassung hat nur das Präparat Paracefan.

Aber was ist aus dem Versuch bei Euch geworden ??
 
Hallo Rabenzahn,

ich fürchte "meine" Ärzte interessieren sich nicht immer für die Zulassung eines Medikamentes - Hauptsache es funktioniert (Chirurgen!).

Der Catapresan-Versuch wurde ziemlich schnell eingestellt.
Im Moment geht der Trend zu Sufenta in Kombination mit Dormicum und wenn auch das nicht mehr ausreicht kommt Ketanest hinzu.
 
Hallo!
Zum Thema Anästhesie kann ich nicht viel sagen, wir verwenden auf unserer Intensiv gegen das Shivering jedoch kein Catapressan, sonder Dolantin i.v. 25-50 mg.

an Rabenzahn:
Was meinst du mit
"Catapresan ist ja nicht zur Behandlung des Alkoholentzugsdelires zugelassen.
Eine Zulassung hat nur das Präparat Paracefan. "
Meinst du, dass es nur Paracefan gibt, oder dass man Paracefan im Gegensatz zum Catapressan gibt?
Kennst du bzw. kennt jemand das Medikament "Somsanit (R)" gegen Alkoholentzugsdelir? (Wirkstoff: Gamma-Hydroxybuttersäure)

Grüße!
 
Hallo Trine,

Somsanit im Zusammenhang mit einem Alkoholentzugdelir - habe ich noch nie gehört.
Wir verwenden zur Sedierung bei bestimmten Untersuchungen oder auch als "Durchschlafhilfe".
 
Hallo Trine,

es gibt natürlich mehrere Präparate zur Behandlung eines Alkoholentzugsdeliers.

Ich meinte mit meiner Aussage, dass nicht das Präparat Catapresan dafür zugelassen ist, sondern wenn Clonidin, dann Paracefan.

Besser ausgedrückt ?
 
Guten Abend zusammen!
an Rabenzahn:
Ja, so hab ich dich besser verstanden! Vielen Dank für erneute Erklärung.
:lol:
an Dorothee:
Ich war letzte Woche Freitag und Samstag in Dortmund auf einem Intensivmedizin/Intensivpflege Kongress und dort wurde in einem Sedierungs-Vortrag das Somsanit zur Behandlung eines Alkoholentzugsdelirs angepriesen, eben weil es eine Art (wie du es formulierst) "Durchschlafhilfe" ist, die REM-Phasen und NON-REM-Phasen aufrechterhalten werden anstatt dass die Pat. "einfach nur" abgeschossen werden.
Hhm, ich kenn das Medikament ja leider gar nicht, werde morgen mal mit unserer Apotheke telefonieren und mich nach ein paar Sachen erkundigen. (O-Ton unseres Chefarztes der Anästhesie: Was interessiert es mich, wie und warum der Pat. pennt!Hauptsache der hält die Klappe.)

Liebe Grüße!
 
Hallo allerseits,

von der Anästhesie wäre mir der Einsatz von Clonidin nicht bekannt, und auch wir auf der Intensivstation (cardiochir.) nutzen es nur bei:

- Pat. die inadäquat wach werden (Paracefan *gg*)
- Pat. mit hypertensiven Krisen, die sich durch unser "Standard-repertoire" nicht beherrschen lassen (bei zuviel Stress in der Nachbeatmungsphase kommt das ab und an mal vor)
- Pat. im Durchgangssyndrom

Als Adjuvanz in der Analgosediereung hab ich Clonidin noch nie gesehen, und zum Unterbrechen des Shiverns nehmen wir 50-100mg Dolantin, wenn das nicht hilft 1/2 Ampulle (bitte frag nicht nach den mg.) Ajan.

Gruss

Schöhler
 
Hallo,


zum Einsatz von Catapresan in der Anästhesie kann ich mich nicht zu Wort melden.

Auf unserer Intensivstation, kommt es so zur Anwendung wie es von Christian beschrieben wurde.

Kinder im Durchgangssyndrom erhalten, wenn auch sehr selten bei uns auch mal Catapresan.

Frage an Christian,

habt ihr Erfolg mit Catapresan bei Patienten im Durchgangssyndrom? Da wir es nur sehr selten anwenden, fehlt mir diesbezüglich die Erfahrung. Zweifle jedoch zeitweise am Nutzen!

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hi de ho,

bitte bitte, nicht steinigen wenn die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen, ja? Ich gehe nur darauf ein, was man "bei uns so sieht"..;o)

Ich unterscheide hier mal prinzipiell zwei Patientengruppen, diejenigen, die inadäuquat wach werden, und die, die erst nach einer gewissen Zeit inadäquat werden, das Durchgangssyndrom also erst entwickeln

(zu selbigen ist in der aktuellen Intensiv aus dem Thieme verlag ein informativer, insgesamt m.E. aber eher wenig hilfreicher Artikel erschienen...)

Bei Patienten die inadäqaut wach werden sieht das meist folgendermasssen aus:
hektisch rumzappeln-->Diso
Diso eliminiert-->hektisch rumzappeln --> Diso
Diso eliminiert-->hektisch zappeln-->Diso + Catapresan, 30 min später, Wunderheilung, Patient wird wach, adäquat, kooperativ
Bei diesen Pat. ist die Wirkung echt erstaunlich...

Bei Patienten die irgendwann im Verlauf plötzlich durchgängig werden, geben wir meist Haldol i.v + Catapresan (selbiges als Dauerinf.)...das Resultat istschwer abzuschätzen, weil, man weiß ja nicht, ob die Patienten nicht ohne Medis genau so gut wären...ein plötzliches aufklaren wie oben hab ich noch nicht beobachten können, meistens dauert es eben trotz allem Stunden bis tTage....(2 Wochen waren bis jetz tdas äusserste was ich gesehen habe)...


Noch Fragen?..;o)

Gruss

Schöhler
 

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