Bobath ohne Effekt?

adalbert

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Krankenpfleger, Bachelor of Health Science in Nursing, Dipl.-Pflegewirt
Bobath ist tot - Nein, nicht der Begründer der Therapieform (obwohl das weiß ich jetzt auch nicht), sondern die Therapie.


Ist die Bobath-Therapie nach Apoplexie ohne Effekt? Kontrollierte Studie mit 400 Patienten widerlegt Nutzen


Gerade gefunden, diesmal sogar mit Quellenangabe ;) http://www.aerztezeitung.de.

Habe da schon letztes Jahr von gehört. 400 Patienten als Grundlage sind für mich schon mal ein Argument, welches es zu widerlegen gilt.

Hab gerade mal nach Studien im www gesucht die das Gegenteil behaupten, doch leider nichts entsprechendes gefunden. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen, oder auch euer Statement abgeben.

Versuche mal jetzt die angesprochene Studie zu finden... mein holländisch ist leder etwas eingerostet, kann dauern...

Gruß
 
Nun überlegt der Bobathanwender, was er dann da wohl beobachtet hat? Bobathlagerung wirkte eindeutig spastikregulierend. Aktivieren über die betroffene Seite brachte in der Regel eine bessere Einbeziehung der gelähmten Seite. usw., usw.
Hatte ich da eine verkehrte Wahrnehmung? Bobath kann zerstörte Areale nicht wieder reorganisieren. Für dieses Wissen brauchts aber keine Studie, da reicht der Blick in die Anatomie und Physiologie des Gehirns. Wir haben allerdings ehedem auch sofort nach dem akuten Ereignis mit den Angeboten angefangen. da war die Hoffnung das Gebiet der Penumbra, der zwischenzeitlichen Minderversorgung, noch mit Reizen anzuregen um es so nicht zu verlieren.

Da bin ich ja mal gespannt auf die Studie. Vor allem: wer hat die Studie durchgeführt? Waren Bobathtrainer beteiligt? Wer hat wie therapiert? Und wer hat wie welche Werte erhoben?


Elisabeth
 
Hallo adalbert,

ich habe mal deine gewählte Überschrift " Bobath ist TOD!!!!" abgeändert, denn sie sagt was völlig anderes aus als du uns, so glaube ich, sagen möchtest.
Informell:
Bobath´s entschieden sich für den gemeinsamen Freitod und starben am 20.1.1991 in London.​
 
Überschrift war an die Arbeitsweise der BILD angelehnt, sollte Aufmerksamkeit erzeugen ;)

Hier noch etwas gefunden zur Studie...
Ale Algra, Prof. Thóra B. Hafsteinsdóttir, Prof. L. Jaap Kappele, Prof. Maria H.F. Grypdonck: Utrecht/Niederlande


Neurodevelopmental treatment after stroke:
Effects on functional status and quality of life



Purpose of the presentation: The purpose of the presentation is to give nurses some insight into the background of the NDT-approach and the evidence for the lack of its effects on the various patient outcomes measured. The purpose is to inform nurses on what are the important aspects of conducting outcome studies on nursing interventions.

Objective: Neurodevelopmental treatment (NDT) is a widely used rehabilitation approach in the care of stroke patients, despite the lack of evidence for its effects. The aim of this study was to investigate the effects of the NDT-therapy on the functional status, shoulder pain, depression, and Quality of life (QoL) of stroke patients.

Methods: In a prospective, non-randomised, parallel group design, 324 consecutive patients with stroke from 12 Dutch hospitals were included in the study. In the experimental group (N=223), nurses and physiotherapists used the NDT-approach when caring for the patients, whereas conventional therapy was used in the control group (N=101). Functional status was assessed with the Barthel Index; shoulder pain with a Visual Analogue Scale (VAS), depression with the Center of Epidemiological Depression Scale and QoL was assessed with the SF-36, SA–SIP 30 and the VAS.

Results: The NDT-therapy provided to the stroke patients showed no effects on the various outcomes measured. No effects were found on the functional status (mobility and ADL): At discharge the adjusted odds ratio was 0.8 (95% CI 0.4-1.5) and after six months 1.6 (95% CI 0.8-3.2). At 12 months 59 (27%) patients in the NDT group had a poor outcome and 24 (24%) in the non-NDT group (corresponding adjusted OR: 1.7, 95% CI 0.8–3.5). Also no effects were found on QoL and shoulder pain or depression. After one year, less patients were depressed in the NDT-group (23%) than in the non NDT-group (43%) (adjusted odds ratio 0,56; 95% CI 0.32-0.98).

Conclusion: The current evidence indicates that the NDT-therapy is not beneficial in the acute stage of stroke. Efforts should be undertaken to develop an evidence-based rehabilitation method not only focussing on physical functioning of the patient, but also on his psychosocial and behavioural experiences. The effects of such a new approach should be properly assessed prior to the implementation on a large scale.
Quelle: http://www.heilberufe-kongresse.de/kap02/index.html

Die gute Hafsteinsdóttir ist Krankenschwester, soviel habe ich schonmal rausgefunden.

Suche weiter...
Gruß
 
Hier mehr...
gefunden im Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry über blackwell syn., leider kann ich keine bessere Quellenangabe machen, da blackwell kostet und daher der Link sinnlos wäre.
 

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@Elisabeth

Keine Antwort ist auch ne Antwort....
 
Welche Antwort hast du erwartet? Das ich jetzt sage: Bobath taugt nix? Sorry, das kann ich leider nicht anhand der Datenlage. Ich kann aus deinen Aussagen keine Infos entnehmen zum Studiendesign: welche Pat. klientel? Status vor dem CS? kognitive Fähigkeiten vor und nach dem CS? welche NDT Angebote konkret? Angebote durch Fachpersonal? Dauer der Angebote?

Viellelicht sollten wir allgemein festhalten: das Bobathkonzept kann nicht heilend wirken bzw. Wunder vollbringen. Es ging auch nicht primär darum in diesem Konzept. Ziel war: Hemmung abnormaler Bewegungsmuster (Spastiken) und Förderung physiologischer Bewegungsmuster. Da steht nichts von ATLs u.ä.. Das Konzept wurde auch nicht primär für CS Pat. entwickelt.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Welche Antwort hast du erwartet? Das ich jetzt sage: Bobath taugt nix? Sorry, das kann ich leider nicht anhand der Datenlage. Ich kann aus deinen Aussagen keine Infos entnehmen zum Studiendesign: welche Pat. klientel? Status vor dem CS? kognitive Fähigkeiten vor und nach dem CS? welche NDT Angebote konkret? Angebote durch Fachpersonal? Dauer der Angebote?

Das sind nicht meine Aussagen.

Vieleicht mal die Datei lesen, dann sind die meisten Fragen beantwortet...

Was die kognitiven Fähigkeiten in diesem Zusammenhang zu suchen haben musst du mir dann aber nochmal erklären.

Nun, Bobathz wird wird bei Schlaganfall ja immer soooo gepriesen und es gibt viele die sich teuer das Wissen aneignen und die ganze Therapie ist zeitaufwendig und demnach auch teuer. Wenn der Pat. dann aber dadurch keine Vorteile im Leben nach dem Ereignis hat sollte mann dieses Konzept mal in Frage stellen dürfen.
Das gehört wohl zur "professionellen" Pflege dazu...
Gruß
 
Nun, Bobathz wird wird bei Schlaganfall ja immer soooo gepriesen...

Wer nur auf ein Konzept setzt hat schon fast verloren.

Um Bobath anwenden zu können, bedarf es mehr als nur die Lagerungstechniken zu kennen. Beispiel: ein Prinzip des Konzeptes ist immer von der kranken Seite aus Angebote zu gestalten. Das wird unter Umständen problematisch bei einer Hemianopsie. Beispiel: Pat. zeigt Eigenaktivitäten die ev. in einem spastischen Muster münden könnten... da müßte man sich enstcheiden, was bringt dem Pat. mehr und eventuell in andere Konzepte ausweichen.
Wir wollten vor Jahren mal nachweisen, dass BasStim wirkt. Unser damaliger OA hat abgewinkt. Das einzigste, was man nachweisen könnte: Zuwendung ist sehr wichtig fürs Outcome.

Was die kognitiven Fähigkeiten in diesem Zusammenhang zu suchen haben musst du mir dann aber nochmal erklären.
Beispiel: 2 Pat. mit demselben Insult- der Verlauf ist bis zum 5 Tag annähernd identisch... trotzdem überlebt die eine Pat. nicht. Die Plastizität ihres Gehirns schafft es nicht mehr die Schädigung zu kompensieren. Die andere Pat. lernt mit dem Handicap umzugehen. Sie war vor dem CS geistig noch sehr aktiv, was man von ersterer Pat. nicht sagen konnte. Kognitive Fähigkeiten haben sehr viel zu tun mit den Möglichkeiten und Grenzen von Konzepten. Handlungsabläufe verstehen und nachvollziehen können, akzeptieren des aktiv mitarbeiten müssens usw..

Es gibt übrigens ein Konzept, dass BasStim, Bobath und Kinästhetik vereinigt: Aktivitas.

es gibt viele die sich teuer das Wissen aneignen
Eine Weiterbildung zum Nulltarif ist mir nicht bekannt. Man sollte sich aber der Grenzen der verschiedenen Konzepte bewußt sein und keine Wunder erwarten. Oft erlebe ich aber in den Seminaren, dass man "Kochrezepte" erwartet: wie soll bei dem und dem Pat. verfahren werden. So vorzugehen wird nicht klappen, weil die Ganzheitlichkeit der Problematik nicht beachtet wird. Warum soll ein Pat. aktiv werden, wenn er durch die Erkrankung einen Zugewinn erfährt im Sinne von Zuwendung- mehr Eigenaktivität= weniger Zuwendung.

die ganze Therapie ist zeitaufwendig und demnach auch teuer
Was ist konkret so teuer an Bobath außer ev. der Ausbildung?

...sollte mann dieses Konzept mal in Frage stellen dürfen. Das gehört wohl zur "professionellen" Pflege dazu...

Dem würde ich voll und ganz zustimmen wollen. Um ein Konzept aber beurteieln zu können, müßte man das Konzept selbst intensiv kennen. Bei Bobath bin ich Autodidakt, finde aber Parallelen zu anderen Konzepten. Um Bobath beurteilen zu können braucht es aus meiner Sicht genaue Kenntnisse in den Neurowissenschaften. ... da steh ich aber eher auch am Anfang.

Ich kann also nur meine Wahrnehmung wiedergeben: die entsprechende lagerung wirkt sich positiv auf die Verhinderung von Spastiken aus. Mehr habe ich von dem Konzept allerdings auch nicht erwartet. (siehe oben)

Elisabeth
 

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