Blutgabe

Rabenzahn

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15.02.2002
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Kassel
Beruf
AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Hallo,

wie wird es auf der Intensivstation mit der Blutgabe gehandhabt ?
Zeichnet der Arzt die Konserven ab und das Pflegepersonal hängt an?
Oder ist es eine reine ärztliche Tätigkeit ?

Gibt es Rechtsvorschriften dafür ?
 
Hi Rabenzahn!

Wir machen es so: die Konserve wird von uns übernommen, Blutgruppe und Konservennummer wird überprüft.
Der Arzt (meist ein Turnusarzt) macht die Bed-side-Kontrolle und gibt das okay zum anhängen. Er füllt das Klebeetikett am Kärtchen aus und das wird von uns dann auf die Patientenkurve geklebt. Die Konservennummer wird ebenfalls auf der Kurve vermerkt, und das Pflegepersonal hängt die Konserve dann an.

Ich hab auch eine Frage: Gebt ihr Konserven auch über einen ZVK?
 
Hallo Rabenzahn,

Blutkonserven sind bei uns eine rein ärztliche Angelegenheit. Der pflegerische Part besteht aus der Entsorgung der gegebenen Konserven (24 h nach Gabe kühl lagern).

Unsere Ärzte geben Konserven auch per ZVK.

Gruss Dorothee
 
Hallo,

wir haben eine strike Dienstanweisung, die besagt das die Gabe von Blut und Blutderivaten eine ärztliche Tätigkeit ist, die einer Transplantation gleich kommt und daher vom Arzt durchgeführt werden muss.

Selbst wenn der Arzt die Konservennummer, Bed-Side-Test, Patientenidentität und alles kontrolliert, kann es zu Verwechslungen kommen.
Es ist nur zulässig das das Pflegepersonal die nächste Konserve anhängt, wenn die Konserve am Bett kontrolliert und dann das Bett nicht mehr verlässt.
( Also nach der Kontrolle nicht in das Wärmegerät kommt )

Dann kann gegen Unterschrift ( z.B. im Aufwachraum ) die zweite Konserve angehangen werde.
 
Hallo Rabenzahn,

die rechtliche Situation in Österreich:

Blut und Blutderivate müssen vom Arzt angehängt werden. Dieser macht den Bedside Test, klebt die Konserennummer auf die Patientenkurve und hängt die Blutkonserve an. Oft werden weiter Beutel direkt zum Patienten gehängt, weil sie gleich gegeben werden. Auch hier gilt, Bedside Test und anhängen erledigt der Arzt.

Derjenige der die Blutkonserve anhängt ist auch rechtlich für die Konsequenzen verantwortlich.

Wir bekommen dann vom Arzt Bescheid wieviel Blut der Patient bekommen soll, wie schnell es laufen soll - wird von uns in der Bilanz mitbeücksichtigt. Die Laufgeschwindigkeit von uns ev. noch einmal kontrolliert (im Rahmen der Bilanzierung).

Auch wenn die Blutkonserve beschriftet ist und wir genau wissen das ist die Konserve für den jeweiligen Patienten ist das An- und Umhängen immer Arztsache!

Auch auf ärztl. Anordnung darf vom Pflegepersonal keine Blutkonserve oder Blutderivate umgehängt werden.

Abgehängt wird die Blutkonserve dann vom Pflegepersonal.


Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hi,

da wird mir ja ganz anders, wenn ich das lese. Ich hab wirklich nicht gewußt, das wir keine Konserven anhängen dürfen. Es wurde immer schon so gehandhabt!

Ich werd´ das auf Station mal besprechen! Es gab Gott sei Dank noch keine Zwischenfälle, aber wenn, bin ich nicht bereit die Konsequenzen zu tragen, nur weil wir über die rechtliche Situation nicht aufgeklärt wurden!
 
Hallo Pat,

das Problem ist halt das es auf sehr vielen Stationen schon immer so gehandhabt wurde. Auch ich habe einem auf einer Intensivstation gearbeitet wo es schon immer so gehandhabt wurde. Dennoch, ich habe die Konserven nicht umgehängt. Ich habe den Ärzten gesagt das ist nicht meine Aufgabe und es ist dem Pflegepersonal nicht erlaubt Konserven umzuhängen. Ich hatte damit nie Probleme. Solltest du den Gesetzestext benötigen melde dich.

Liebe Grüße

Gaby
 
Hallo Pat,

es ist wirklich gut über dieses Thema zu reden und die rechtlichen Vorgaben umzusetzen bevor ein Zwischenfall geschieht.
Vor mehreren Jahren gab es in unserer Klinik einen Transfusionszwischenfall bei dem der Patient verstorben ist.
Das war ausgesprochen schrecklich, da in der Tat eine Krankenschwester die Konserve angehängt hat.
Seitdem gibt es für uns eine klare Dienstanweisung.

Gruß Dorothee
 
Hallo Dorothee,

was ist aus der Krankenschwester geworden ?

Abgesehen davon, dass Blutgabe eine Transplantation ist, ist ja auch die nächtliche Antibiotikagabe so ein Reizthema, wo sehr viel Unsicherheit herrscht.

Soll die Krankenschwester Antibiotika anhängen weil der Doktor noch im Op steht oder nicht ?
Auch hier können anaphylaktische Reaktionen das Leben des Patienten rasch beenden.
 
Hallo zusammen,
bei uns hängt nur der Arzt die Konserven an, natürlich macht er auch den Bed-side-Test.
Beim Antibiotika soll der Arzt die erste Infusion anhängen. Das geschieht meist schon im OP mit Zinacef. Wenn jedoch auf Station eine Antibiose angegeben wird, muß ich gestehen,daß relativ oft das Pflegepersonal auch die erste Infusion hinhängt. Es ist noch von früher so drin, trotz besseren Wissens. Es ist halt noch nichts passiert.
LG
Dagmar
 
Hallo Dagmar,

wir hängen auch Antibiotika im Op an. Weisst Du wann ?
Wenn der Patient narkotisiert ist, weil dann sein Immunsystem abgeschwächt ist und er nicht sooo auf das Antibiotikum reagieren kann, wie wenn er wach ist.

Bei Allergien gegenüber Kontrastmittel machen wir ja auch Narkose und können dann trotzdem die Untersuchung durchführen.

Eine Erstgabe im Op heisst nicht zwangslaäufig auch gleich Verträglichkeit.

Ich würde nie ein Antibiotikum im Wachzustand anhängen, obwohl neben mir der Arzt in der Einleitung steht.

Du siehst, wir bewegen uns manchmal auf sehr dünnem Eis.
Hoffentlich brechen wir nicht ein. Und wenn doch, wer hilft uns dann ? Der Stationsarzt ? Nein, der würde auch nur seine Haut retten.
 
Tag Rabenzahn,
ich habe mir noch gar keine Gedanken gemacht ,daß unter Narkose vielleicht gar keine allerg. Reaktion möglich ist.
Du hast Recht.
Werde es nochmal auf Station ansprechen.
Es stimmt, der Arzt rettet seine Haut noch bei viel kleineren Angelegenheiten. Es hilft uns keiner.
Darum sollte man das auch besprechen und durchsetzen.
Es erscheint uns wie eine Kleinigkeit, ein Antibiotika anhängen.....!
Einen schönen (wenn auch wieder mal verregneten), gemütlichen Sonntag
für dich!

Pfiat di
Dagmar
 
Hallo Rabenzahn,

die Krankenschwester ist angeklagt worden und meines Wissens nach Bestand das Urteil in einer Geldstrafe. Genaues ist mir aber nicht bekannt. Sie hat danach noch längere Zeit in unserer Klinik gearbeitet ( und ist trotz allem eine der besten Krankenschwestern die ich kenne).
Der verantwortliche Arzt ist ebenfalls angeklagt worden.

Antibiotika werden bei uns auf den Intensivstationen, die über die ständige Präsenz eines Arztes verfügen, vom Pflegepersonal angehängt. Auf den "Normalstationen" herrscht die strikte Anordnung, daß das Pflegepersonal ausnahmslos keine Antibiotika anhängt.

Liebe Grüße
Dorothee
 
Hallo allerseits,

zur Blutgabe: bei uns wie beschrieben rein ärztliche Tätigkeit, nicht delegierbar, auch nicht nach erfolgtem Bedside Test. Gabe auch über ZVKs.

zur Antibiotikagabe: Warum soll denn unter Narkose eine anaphylaktische Reaktion nicht möglich sein? Man kann die Auswirkungen der Reaktionen des Soforttyps sicher besser bekämpfen, wenn der Patient intubiert/beatmet/mit zentralen Zugängen versehen da liegt - ein guter Anästhesist (und ein schlechter vermutlich auch) wird die Auswirkungen jedoch sehen und feststellen.
Einer Gabe des Antibiotikums auf Station steht m.E. also nichts entgegen.

Mit freundlichen Grüssen

Christian aka Schöhler
 
Hallo Schöhler,
unter Narkose ist eine allergische Reaktion schon möglich, nicht aber so ausgeprägt wie im Wachzustand. Ausserdem hat man dann schon, wie erwähnt, Venezugang und Tubus im Patienten.

Die Reaktionen sind aber deutlich abgemildert und beherrschbar.

PS. Ich habe schon viele Reanimationen durchgeführt, wo es auch nach mehrmaliger Antibiotikagabe dann zur Reaktion gekommen ist. Und in der Ecke stand die Kollegin oder der Kollege, der die Infusion angehängt hat und hat gebetet das der Patient wieder wird. Natürlich hätte der Patient auch dann reagiert wenn es der Arzt angehangen hätte. Nur der darf es und wir bewegen uns da in einer Grauzone.

Ich würde auf Station kein Antibiotikum anhängen !!
 
Hallo allerseits,

gut, sie ist also nicht so stark möglich..dann muß ich leider fragen warum, mir fehlt da einfach der Zusammenhang (oder das Verständnis)...

Desweiteren muß ich mich dann fragen, welche Tätigkeiten mach noch "umschiffen" will, weil ein Gewisses Risiko besteht. Ich will hier nicht polemisieren, aber jede Gabe nach der ersten auch nioch zu verweigern, führt uns bald dahin, daß:
- jede Erstmobilisation wegen des grossen Risikos nur unter ärztlicher Aufsicht (oder besser noch, von Ärzten selbst) durchgeführt wird

- man auch keine Volumenersatzpräparate anhäng (Inzidenz von Allergien ebenfalls sehr hoch)

und so weiter und so fort.......

Klar ist es niemandem recht, wenn der Patient allergisch reagiert - aber jede Eventualität kann man m.E. nicht umgehen...
Bei der ersten Gabe eines Medikamentes p.os laß ich ja auch nicht den Arzt alles machen....... (ja, mir ist bewusst daß die Medikamentenkonzentartion da geringer ist, ebeso wie die Resorptionsrate).....

Vielleicht hart ausgedrückt, wie immer keine Kritik, sondern "nur" meine Meinung..;o)

MfG

Christian
 
:roll: Hallo!
Das leidige Thema ist zur Zeit wieder hoch aktuell! Bei uns war es bisher so: Das Pflegepersonal holt die Konserve, vergleicht sie und macht den Bed Side Test. Der Arzt unterschreibt diesen und das Pflegepersonal hängt die Konserve an. Bisher immer gut gegangen-rechtlich natürlich daneben! Nun bekommen wir zwei neue Kollegen (einer von ihnen frisch von der Schule); es ist ein Kampf zwischen Stationsleitung und ärztlichem Personal dieses alteingesessene Chema zu kippen. Benötigen dringend Hilfe!
Danke im Vorraus! Liebe Grüsse!
 
Bei uns ist es so, daß der Arzt alle Formalitäten die damit zusammenhängen durchführt. Er hängt dann beide Konserven an einem 3-Wege-Hahn ans Bett und "testet" beide Konserven an, so daß wenn die erste durch ist, wir nur den 3-Wege-Hahn umdrehen müssen und die zweite einlaufen kann. Jedenfalls ist es so in den meisten Fällen. Aber auch hier denke ich, da es rechtlich ne Grauzone ist.
Zum Thema Antibiotika meine ich gelernt zu haben, das bei der Erstgabe erstmal garnichts passieren kann, weil der Körper erst bei Kontakt mit dem Antibiotikum die Antikörper aufbaut. Jedenfalls hat man das mir in der Ausbildung so beigebracht. Demnach wäre ja die Zweitgabe viel gefährlicher.
Dennoch ist es bei uns so, das die Erstantibiose vom Doc angehangen wird, die restlichen Gaben durchs Pflegepersonal.

bye
Markus
 
Hallo Pperle,
das Anhängen von Blutkonserven ist und bleibt eine ärztliche Tätigkeit.

Schönes WE
Narde
 
pperle27 schrieb:
Das Pflegepersonal holt die Konserve

Ist nichts dagegen einzuwenden. Auch wenn man das sicher an einen minderqualifizierten Mitarbeiter delegieren kann. Je nachdem, wie es im Haus geregelt ist.
macht den Bed Side Test.
DAS ist schon mal Mist. Der Bedsidetest MUSS vom transfundierenden Arzt gemacht oder zumindest DIREKT überwacht werden (aber dann kann er es ja auch gleich selber machen!).
das Pflegepersonal hängt die Konserve an.
gegen ANHÄNGEN sag ich jetzt mal nichts, ... aber ich nehme an, dass ihr die Transfusion dann auch einleitet. DAS geht nämlich nicht. Das schreibt das Transfusionsgesetz klar vor, dass es nur ein Arzt machen darf, der auch dementsprechende Erfahrung hat. (ist jetzt kein O-Ton, habe jetzt aber nicht so die Lust, den Gesetzestext exakt rauszusuchen)
Und so geschieht es auch bei uns.
Und anders geht es auch nicht. Du bist dran, wenn was passiert. Und es ist nicht gesetzeskonform. Von daher würde ich dann auch klar sagen, dass ich das nicht mache.
Aber die Diskussion kam bei uns auch nie auf.