Bitte um Hilfe mit meiner sturen Oma!

DoriE

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20.01.2006
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Hallo liebe Forenmitglieder,

ich selbst bin keine ausgebildete Pflegekraft und weiß daher keinen Rat mehr.
Meine Oma (81) wohnt nur 2 Häuser weiter von uns entfernt in einer behinderten gerechten Wohnung. Mit meinem noch recht mobilen Opa zusammen. Sie hat einen kaputten Rücken und daher auch oft Schmerzen und bereits ein künstliches Hüftgelenk.
Die Problematik ist, dass sie keinerlei Hilfe wirklich annimmt und immer gleich auf stur schaltet. Hilfsmittel wie einen erhöten Toilettensitz oder Badelift werden nicht benuzt. Sie war jetzt kürzlich im Krankenhaus und auch da sagte man uns, dass eine der Hauptproblematiken darin liegt, dass sie sich kaum noch bewegt und auch nicht diese Gehhilfe benuzt. Diese Gerätschaft mit den 2 Rollen steht ebenfalls unangerührt in der Ecke und auch erst als es gar nicht mehr ging, nahm sie die Krücken. Sie geht nicht raus, weil die Leute sie ja sehen könnten, hat und will auch keine Kontakte und tyrannisiert selbst meinen Opa, der immer klein bei gibt, um Ärger zu vermeiden. Um nur ein sehr banales Beispiel zu nennen: meine Mutter zeigte meinem Opa wie er Kreuzworträtsel lösen kann. Er hat wirklich Spaß daran gehabt, aber als meine Oma davon erfuhr, hieß es nur "So was machen wir nicht." und damit war das Thema beendet.
Meine Mutter, die sich vorrangig, um meine Oma mit kümmert ist schon völlig verzweifelt. Jetzt war meine Oma wieder im Krankenhaus und da ging es ihr plötzlich wieder gut, da kann sie plötzlich durchschlafen und die Schmerzen sind plötzlich auch erträglich. Man bekommt den Eindruck, als wenn sie mehr jammert als nötig wäre, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie sonst immer so ablehnt. Wenn man mit ihr was unternehmen will, will sie nie mit, geht es ihr auf einmal schlecht und bleibt am liebsten immer nur zu Hause und bewegt sich nicht weiter als vom Wohnzimmer in die Kücher oder ins Bad.

Wer kann mir Tips geben, wie man am besten mit ihr umgeht und sie dazu bringt endlich regelmäßig zu gehen, die Hilfsmittel und Gehhilfe zu benutzen und einfach auch wieder zu ein bisschen mehr Lebensfreude zu animieren?

Ich bin für jeden wertvollen Tip sehr dankbar!!!

Lieben Gruß
Doreen /:
 
Hallo Doreen,

fast das gleiche Problem hatten wir auch mit meiner Oma.
Sie wohnte bei meinem Bruder und ich kam auch oft um zu helfen.
Ich bin ja Krankenschwester, aber ich konnte bei ihr gar nichts bewirken. Sie weigerte sich sogar, von mir gewaschen zu werden! Das war wirklich schlimm!
Mein Bruder und ich gingen wirklich am Stock und wußten keinen anderen Ausweg mehr, als einen Pflegedienst einzuschalten. Und siehe da, mit "Fremden" klappte plötzlich alles.
Vielleicht würde es bei Euch mit Hilfe von Aussenstehenden auch besser klappen?

LG und starke Nerven
Sylvia
 
Hallo,
danke für Deine schnelle Hilfe. Aber eine Frage habe ich noch, weil wir darüber auch schon nachgedacht haben. Kümmert sich der Pflegedienst nur um das nötigste -anziehen, waschen usw. oder kümmern die sich auch darum, dass sie sich mehr bewegt und regelmäßig läuft? Weißt Du das zufällig?

Lieben Gruß
Doreen(:
 
Hallo Doreen,

also bei uns hat der Pflegdienst sich "nur" um die Grundpflege gekümmert. Aber das war uns schon eine große Hilfe. Mobilisiert haben sie sie, indem sie ja zum Waschbecken und so geführt haben. Zur Toilette ging sie dann doch alleine. Obwohl sie einen Toilettenstuhl hatte.
Raus wollte meine Oma auch nicht mehr.
Ich glaube nicht, dass der Pflegedienst mehr macht...
Als ich vor über 10 Jahren während der Ausbildung auch in der Diakonie einen Einsatz hatte, sind wir mit manchen Patienten auch raus gegangen. Einmal an die frische Luft. Aber ich denke fast, dass es heute nicht mehr möglich ist? Kosteneinsparung? Aber ich habe seit dem nicht mehr in der häuslichen Pflege gearbeitet und weiß es daher nicht genau.
Ich würde mich mal informieren:-)

Viel Glück und alles Gute:-)

Sylvia
 
Ich bins noch mal....
vielleicht bekommt ihr ja eine Verordnung für eine Krankengymnastin?
Die könnte doch dann einige Übungen mit Deiner Oma machen?
Ist nur eine spontane Idee....

LG
Sylvia
 
Hallo Dorie,
das Problem mit störrischen Angehörigen kommt oft vor. Ich würde den Hausarzt zum Gespräch bestellen, nach Rezepterhalt einen Krankengymnasten beauftragen, eine gute Schmerztherapie anleiern, einen Antrag auf Pflegeversicherung stellen und einen Pflegedienst engagieren. Der macht nach Absprache auch neben der Grundpflege Gehübungen mit der Patientin.
Ältere Menschen tolerieren Pflegekräfte besser als die lieben Angehörigen. Ihr als Angehörige könnt dann zusammen mit dem Pflegedienst überlegen, was sonst noch getan werden kann.
Für ältere Menschen ist es oft schwer sich einzustehen, dass sie Hilfe benötigen. Sie lassen ihren Frust dann an den Angehörigen aus. Oft wird einfach zu lange gewartet, bis garnichts mehr geht. Wenn man einen guten Hausarzt hat, sollte man diese Problematik mit ihm besprechen. Wir sagen in diesem Fall: lieber einen Pflegedienst bestellen, der nach Hause kommt, als irgendwann ins Pflegeheim zu müssen. Das hilft meistens bei der Entscheidungsfindung.
Gruß
Georgia
 
Der macht nach Absprache auch neben der Grundpflege Gehübungen mit der Patientin.
Eine entsprechende Bewegungstherapie sollte man nicht über den Pflegedienst durchführen lassen. Eine Krankengymnastik wäre hier der richtige Weg.

Auf jeden Fall sollte die Pflege unter Einbindung professioneller Dienste durchgeführt werden. Angehörige haben oft einen schlechten Stand etwas durchzusetzen. Das Pflegepersonal kennt sich mit solchen Situationen aus und findet meist einen Weg, mit der Patientin klarzukommen.
 
Wer entscheidet zukünftig über uns, wenn wir alt sind?

Wir werden ein aktives Leben hinter uns haben. Unsere Erfahrungen werden unseren Persönlichkeitsstil prägen. Wir werden bestimmte Verhaltensmuster als sinnvoll erleben bei der Lösung von Krisen. Diese Verhaltensmuster geben uns die Sicherheit autonom entscheiden zu können.

Auch uns wird im Alter die körperliche Kraft verlassen. Das eine oder andere Zipperlein wird sich einstellen und verstärken. Unser Handlunsgmuster werden wir trotzdem weiterhin nutzen. So lange es geht wollen wir unabhängig sein. Hilfe annehmen bedeutet vielleicht Schwäche zeigen. Schwäche zeigen bedeutet unter Umständen den (Teil)verlust der Autonomie.

Und jetzt kommt unser Enkelchen. Gerade flügge geworden und wenig Lebenserfahrung. Und die will uns nun erklären, was gut für uns ist. Kann das funktionieren?

Versetzt euch mal in die Situation dieser alten Menschen.
Stellt euch vor, ihr habe ein paar ganz flotte Treter (von mir aus auch DocMartens). Es war sehr schwierig genau diese Schuhe zu bekommen. Der Tragekomfort der Schuhe hält sich zwar in Grenzen, aber sie sind gerade stark angesagt. Alle Freunde beneiden euch um dieses Paar.
Und nun kommt eure kleine Schwester und erklärt euch: Die Schuhe die ihr tragt sind gesundheitsschädlich und sie hat mit eurer Mutter schon gesprochen und andere gekauft. Die stehen im Flur und sie erwartet das ihr sie auch tragt. Es ist ja nur zu eurem Besten. Die hochmodernen Schuhe sollt ihr sofort wegschmeissen.

Etwas ähnliches veranstaltet ihr gerade mit der Oma. Sie soll so sein, wie ihr es für richtig erachtet.
Ihre Reaktion kann aus unserer Sicht falsch sein, für die Oma ist sie richtig.

Kann man jahrzehntelang eingeübte Verhaltensmuster so einfach ablegen? Psychologen sind der Meinung, dass die Persönlichkeit sich im Laufe des Lebens ausbildet und zunehmend verfestigt. Umso älter der Mensch umso unwahrscheinlicher eine Persönlichkeitsänderung.

Elisabeth
 
Hallo DoriE,
ich denke eine effiziente Schmerztherapie (evtl. Durogesic-Pflaster) in Verbindung mit einer guten Krankengymnastik stehen an erster Stelle. Das Problem mit den starken Schmerzen, kann einem seinen Lebensabend schon vermiesen. Ansonsten ist es sehr schwierig Hilfe anzunehmen und einen Teil seiner Privatsphäre aufzugeben. Man war schließlich sein ganzes Leben für sich und seine Familie selbst verantwortlich und hat sich aufgeopfert. Und nun ist der Punkt da, selbst Hilfe anzunehmen. Mal ganz ehrlich, wer gesteht sich das schon schnell ein ??? Trotzdem solltest Du den Gemütszustand Deiner Oma gut beobachten, nicht dass sie in Altersdepressionen rutscht.
 
Vielleicht hilfts....

Hi DoriE!
Also wenn deine Oma sich so gegen Pflegedienste weigert, dann probiert es doch mal so, dass wenn eine Pflegedienst-Schwester da ist, dass dein Opa und/oder wer anders aus der Familie dabei sind. Am Anfang wollen viele Menschen einfach nicht, dass sie von "Fremden" gepflegt werden. Wenn sie sich dann aber dran gewöhnt haben, dann braucht auch keiner aus der Familie mehr dabei sein. Wenn ihr wollt, könnt ihr es natürlich auch so machen, dass ein paar aus der Familie mit beim Pflegen helfen. Und wegen der Bewegung, mit der Krankengymnastin müsst ihr dass genauso machen, wie mit der Pflegedienst-Schwester. Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter, also bei meinem Vater hat das so mit dem Pflegedienst ganz gut geklappt.
by maria
 
Hi,

ich arbeite im Ambulanten Dienst, also klar kann sich der nur um das kümmern was er auch abrechnen kann, aber sowas wie Gehübungen usw, kann man in die Grundpflege integrieren.
Das sich deine Oma gegen ihre Angehörigen so wehrt ist meistens so, grad wenn sie immer die starke und resolute in der Familie war, kann sie nicht akzeptieren wenn sie nun auf einmal Hilfe von denjenigen bekommen soll, denen sie ja bisher immer geholfen hat.
"Fremde" sind da meist ein Schlüssel. Fremden gegenüber wird deine Oma wahrscheinlich nicht so stur sein, und sich eventuell lenken lassen.

Probiert es aus!

Und lasst Krankengymnastik verordnen, die kann zu ihr nachhause kommen und in ihrem Reich wichtige Sachen trainiren!!!!


MfG
Zara
 
"Just because you want patients to do something and know that is good for them, that is no reason, they have to agree."

(Prof. Kate Lorig, Pflegeberaterin in den USA)



Zu deutsch:

"Nur weil Du weisst was für die Patienten gut ist ist das kein Grund, dass sie zustimmen müssen"






An diesen weisen Satz sollten sich Pflegekräfte und auch Angehörige halten. Wer nicht will, will eben nicht.
Bei der sog. "sturen Oma" (was eigentlich abwertend ist) zählt: Jammern ignorieren, trotzdem Hilfe anbieten. Die Oma soll entscheiden und nicht ein Außenstehender, der es "gut meint".
Also: warum sollte in diesem Fall, wenn schon einfache Hilfsmittel in der Ecke stehen bleiben, ein Pflegedienst konsultiert werden?

Verhaltensweisen werden oft eingefordert. Warum eigentlich? Der Patient stimmt erst zu, wenn er weiß, dass der "gute Ratschlag" ihm sicher helfen wird! Zeigt ein Patient keine Bereitschaft, hat das seine Gründe und man sollte nicht weiter Nerven und Zeit investieren.

Das wird leider oft vergessen.

LG
Trisha
 
Hallo

Ich arbeite auch in einem zertifizierten ambulanten Pflegedienst. Du solltest für Deine Oma einen Termin mit einem anerkannten Pflegedienst zu einem Beratungseinsatz machen. Die können dir eher helfen als 80 Intenetdiagnosen und kosten auch nicht viel weiterhin. So ist es zumindest bei uns möglich, dass unsere Zivis mit Deiner Oma spazieren gehen.


Lieben Gruß Pio
 
Oma will nicht hören...

Wir haben in der ambulanten Krankenpflege ständig damit zu tun, dass wir "gute Ideen" für die Menschen haben und sie wollen es nicht annehmen. Beispiel: Sturzprophylaxe. Frau D. ist sturzgefährdet, wenn man ihr beim Laufen zuschaut, hält man die Luft an, so torkelt sie hin und her. Sie will keinen Gehstock nehmen, einen Gehwagen auch nicht, eine Protektorenhose schon gar nicht...Also notieren wir es, wir haben sie beraten, der MDK kann uns nicht ausschimpfen...

Dann passiert das, was wir befürchtet haben: Frau D. stürzt, Oberschenkelhalsbruch, kognitive Dekompensation während Krankenhausaufenthalt und Reha, es erfolgt die zwangsweise Übersiedlung ins Pflegeheim, was sie vorher nie wollte.

"Wer nicht hören will, muß fühlen", das Sprichwort lehrte mich meine Oma, so ist es wohl auch heute noch! Aber wahrscheinlich werden wir es später mal genau so machen, oder nicht?!

Gruß an alle und ein Ratschlag, besonders für betroffene Angehörige: Nehmt solches Verhalten nicht persönlich!
 

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