Beziehung Patient/in - Pflegende/r

Matheus

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26.05.2005
Beiträge
13
Beruf
Fachkrankenpfleger für psychiatrische Pflege
Akt. Einsatzbereich
fakultativ geschlossene Psychiatrie
Hallo,

wollte mal wissen, was das Forum darüber denkt, wenn eine Pflegekraft einen Patienten kennenlernt und danach eine private oder vieleicht intime Beziehung mit ihm / ihr eingeht...??

Ist das gesetzlich und moralisch/ethisch vertretbar?
Habt ihr Erfahrungen damit?

Hoffe, ihr wisst da was...
 
re

hi matheus.
wie es mit dem gesetz aussieht weiß ich auch nicht.
aber mit der moralischen seite; .... des muss jeder mit sich selbst ausmachen!
würds auf jeden fall erstmal nich an die grosse glocke hängen, bis man sich sicher is.Was auf jeden fall net geht(meiner meinung nach)ist, sich adressen oder telephonnummern aus pat.akten zu organisieren und so versuchen sich an seine ehemaligen pat. ranzumachen!!!
aber wo die liebe hinfällt.... gruss
 
ich denke auch nicht , dass da etwas verwerfliches dran wäre. solange das auf beider seite beruht, und man die vertraulichen daten nicht ausnutzt, wie mein vorredner ja auch schon beschrieben hat...
solange man das in seiner freizeit macht, kann doch keiner was dagegen sagen.?!
wo man seine liebsten trifft kann doch keiner vorhersehen....:weiberheld:
 
Hallo,

es kommt auf den Bereich an, in der Psychiatrie findet ich mehr als kritisch. In der Chirugie weniger.

In der ärztlichen Berufsordnung heißt es, dass Patienten für Ärzte lebenslang tabu sind, sollte das bei der Pflege anders sein?

cheers

Ingo
 
Warum in Psychiatrie besonders kritisch? Denn darum geht´s wohl...


Warum bedenklich?
(Wenn ich keine Bedenken hätte, hätte ich nicht geschrieben...zugegeben)
 
Hallo Zusammen ! :wavey:

Ich denke, dass es jeder mit sich selber ausmachen muss, wie auch schon erwähnt wurde.

Ebenfalls kann ich mich der Meinung anschließen, dass man es erstmal nicht an die große Glocke hängen sollte.

ABER wenn man sich doch liebt, ist es doch eigentlich egal, wo man sich jetzt kennen lernt, oder ?

Liebe Grüße Sonnenblume :flowerpower:
 
Hallo

in der Psychiatrie herrscht zwischen Pflegenden an eine andere Form Beziehungsarbeit - die Inventionen bestehen hauptsächlich aus persönlichkeitsleistung wie kognitive Empathie, Offenheit und Verständnis - allerdings sollte dies aus professionellen Verständnis geschehen. Sollte der Patient dies misdeuten, gilt es ihn professionell auf Distanz zu halten. Ansonsten entsteht ein Beziehung unter schwierigen Abhängigkeitsverhältnissen. Es ist in der Psychoanalyse meist so, dass sich die Patienten in den gegengeschlechtlichen Therapeuten verlieben - kann er dem nicht wiederstehen, handelt er unprofessionell.

Ich halte das für sehr problematisch und habe es häufig erlebt, dass sich junge Patientinnen in mich verliebt - einige sehr hübsch und intelligent, aber meine Antwort ist immer gleich - sie sollten das nicht verwechseln und ich muss es ablehnen.

Sollte ich selber Gefühle sprüren, muss ich damit klarkommen - aber ich würde nie gegen diesen Grundsatz handeln.

Cheers

Ingo :gruebel:
 
notwendige Distanz halten

Besonders in der Psychiatrie ist es für PatientInnen absolut notwendig, für manche sogqar lebenswichtig, dass wir als Pflegende die professionelle Distanz wahren, und dazu gehört auch, dass wir keine privaten Beziehungen zulassen, zum eigenen Schutz + zum Schutz der PatientIn. Und dies gilt auch, wenn man sich einige Zeit nach dem beruflichen Kontakt über den Weg läuft. Besonders für schwer traumatisierte Menschen ist es wichtig, dass diese berufliche Distanz gilt.
 
in der Schule hatte wir gelernt das man die Notsituation eines Menschen nicht ausnutzen darf. (Ist ja klar) Wenn jemand vielleicht nur eine emotionale Bindung aufgrund seiner Situation im krankenhaus zum pflegepersonal entwickelt ist das falsch. Aber falls man jemanden einfach kennenlernt und sich für später verabredet ist das kein Problem und geht auch niemanden was an.
 
So einfach ist das nicht!

Hallo Wieland,

aber wo ist da die Grenze - kann man das so genau unterscheiden? Wo hört die emotionale Zuwendung aufgrund von Beziehungsarbeit auf und wo fängt das "einfache Kennenlernen" an?

Cheers

Ingo
 
Hallo!


Ich denke wenn man jemanden kennenlernt der nach kurzer Zeit das Krankenhaus wieder verlässt ist es doch in Ordnung wenn man sich verliebt, und trifft. Was spricht denn dagegen? Man sagt doch immer "wo die Liebe hinfällt"

LG

Liberty
 
Hiho.Wie ich das erste mal meinte, dass es an und für sich ok ist, bin ich nicht davon ausgegangen,dass es sich um einen psychatrischen fall handelt.in dem fall finde ich es eigentl schon fast gefährlich.weiss zwar net um welche erkrankung die andere person hat,aber selbst wenn sie/er "geheilt" entlassen worden ist,weiss man nie in welche krisen eine beziehung oder gar das ende einer beziehung, den "pat" führen kann.
gut, liebe ist liebe , aber sei dann verdammt vorsichtig!!!!:besserwisser:
 
Hi ich noch mal.hab grad vorhin mit nem kumpel geredet der seit geraumer zeit in der psychatrie arbeitet. und er meinze es gab bei ihnen im haus nen fall, da hat sich ein pfleger auch nach der dienstzeit, sich mit einer oder zweien seiner patientinnen getroffen(mehrmals:kino,schwimmen gehen usw.). da war aber nix mit beziehung oder auch nur annähernd etwaiges.naja und das ganze ist irgendwie zu ohren der pdl gedrungen und dem wurde dann gekündigt!!!:gruebel: weiss net wie des ganze vielleicht in anderen regionen behandelt wird, aber hier in bayern ticken die uhren schon noch a weng anders.
 
Klare Grenzen

Besonders im psychiatrischen Bereich sind klare Grenzen zwingend notwendig. Da lernt man eine PatientIn nicht nur mal so eben ein bißchen kennen + kann sich später evtl. privat treffen. Da ist jede weitere private Verabredung eine ganz klare Grenzüberschreitung der PatientIn gegenüber. Auch, wenn der Kontakt während der Arbeit "nur" ganz kurz war. Und man tut sich selber auch nicht gut damit!
Private Kontakte sollten sich aber auch für jemanden, der in der somatischen Pflege arbeitet, immer auf Menschen außerhalb der durch die Arbeit entstandenen PatientInnen - Kontakte beschränken.
Dieses Thema wird sehr ausführlich behandelt in diesem Buch.
 
Vorab: Ich bin froh, bereits einige gute Antworten gefunden zu haben.

Das lesen, hat mir gezeigt, daß ich bereits selber die Konsequenzen zum Teil überdacht habe.

Ich arbeite seit 6 Jahren in der Psychiatrie und stimme meinen Vorrednern absolut zu, daß man immer eine professionelle Distanz wahren muss, weil man sonst jede Arbeit mit Patienten vergessen kann.
Ausserdem bin ich auch der Meinung, daß man normalerweise keine "richtige" Beziehung zu einem (Ex-)Patienten aufbauen kann, weil immer der Therapeutische Ansatz im Wege steht...

Ich sehe selber die größten Probleme darin, daß durch mich ausgelöster Streß, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes bewirken kann. Doch das liegt in der Natur der Dinge... Jeden "Gesunden" Menschen kann es genauso stressen, nur dass er dann nicht in der Psychiatrie landet.
Ich sehe das Problem darin, daß ich nicht schaden möchte.

Zu dem Punkt, daß es sich womöglich um eine falsch verstandene "therapeutische Beziehung" handeln könnte, habe ich mir auch lange Gedanken gemacht...
Ich hatte so gut wie keinen Kontakt zu der Patientin! Und der "Erstkontakt" kam von mir am Tag der Entlassung. Und wir sind gerade nur dabei uns kennenzulernen. Ich habe absulut kein Wissen aus Patientenunterlagen, Anamnese und anderem. (Das einzige, was ich kurz gesehen habe, war das geb. Datum)
Ich kann mir also sicher sein (relativ sicher) kein Wissen aus dem Krankenhausaufenthalt zu nutzen...

Und: der Kontakt zu ihr scheint bisher relativ "normal" zu verlaufen. Also als würden wir uns nicht aus einer psychiatrie kennen...

Unsicher fühle ich mich noch immer etwas. Das schiebe ich im Moment darauf, daß auch ich immer eingebleut bekommen habe, daß sowas in einer Psychiatrie absolut Tabu ist und ich das auch für mich verinnerlicht habe...

Aber im Moment denke ich eher...
Patienten sind auch nur Menschen.

Ich danke natürlich weiter für jede Kritik!!
Bis dahin...
 
Realitäten

Tatsache ist doch aber, dass Ihr Euch aus der Psychiatrie kennt. Und das bedeutet, dass dies immer die Wurzel des Kontaktes bleiben wird - die Psychiatrie.
PatientInnen sind auch Menschen - ja. Aber psychiatrische Menschen sind besonders fragil in ihrem Selbstvbewußtsein + in ihrem Selbstbild, und sie sind dünnhäutiger als gesunde Menschen + sehr unsicher in Beziehungen zu anderen Menschen.
Und das ist einer der Gründe, warum zu psychiatrischen PatientInne kein Kontakt aufgebaut werden soll außerhalb der Arbeit. Ein anderer Grund ist die Ethik des eigenne Berufsbildes.
Literaturtipp: "Irren ist menschlich"
 
dere. hab irgendwie des gefühl (ich versuch mal deine aussagen zu interpretieren), dass du dich schon zu weit in die beziehung reingewagt hast.
jetzt, sei es aus einem schlechten gefühl/gewissen deiner ex-pat und jetz partnerin heraus, versuchst du für dich, bei anderen bestätigung für die richtigkeit dieser beziehung.
allerdings gibst du dir schon selber antworten/entschuldigungen die,die beziehung, für dich richtig oder nicht allzu schlimm erscheinen lassen.
wie seht ihr anderen des?
wie auch immer, wissen musst es selber und klarkommen must auch allein damit.allgemein müsst ich dir raten wennst net schon drin stecken würdest: wahre die distanz zu deinen pat!!!! (auch wenn sie verdammt gut aussieht und eigentl ganz nett ist..... bin a bloß a mann.):engel:
 
ähnliche Gefühle

Ja, ich habe ähnliche Gefühle. So nach dem Motto: Sagt mir doch bitte, dass es nicht so schlimm ist, was ich da angefangen habe...
Aber mit dem privaten Kontakt einer ehemaligen PsychiatriepatientIn hat man eine Riesengrenze überschritten!
Hinzu kommt nun etwas anderes: Was geschieht, wenn man nach dieser Grenzüberschreitung irgendwann das Gefühl hat: Es ist doch nicht alles so harmlos, wie es auf den ersten Blick schien. Ich kann das nicht mehr. Ich will diesen Kontakt wieder abbrechen. Aber darf ich das denn jetzt? Sie ist doch eine Psychiatriepatientin gewesen. Was, wenn sie sich umbringt, wenn ich diesen Kontakt nun abbreche oder in destruktive Verhaltensmuster fällt/ zurückfällt (z.B. Sucht, Selbstverletzung) oder die Symptome, wegen der sie eingeliefert wurde, sich dann wieder verstärken? Wen hat sie außer mir? (PsychiatriepatientInnen sind meistens sehr isoliert in der Außenwelt!) Könnte ich mit dieser Schuld leben? Oder bleibe ich lieber in meinen Schuldgefühlen gefangen + halte den Kontakt weiterhin aufrecht, obwohl er mir nicht gut tut?

Ich habe selber 5 Jahre in einem Heim für teilleistungsgestörte Jugendliche, psychiatirsche LangzeitpatientInnen + fast 10 Jahre im ambulanten psychiatrischen Bereich + im ambulanten Suchtbereich gearbeitet, und ich weiß, wo von ich spreche´und wie es KollegInnen erging, die sich trotz des theoretischen Wissens auf privaten Kontakt mit ehemaligen PatientInnen eingelassen haben.
Und die ethischen Richtlinien gibt es nun mal nicht umsonst, sie haben ihren Sinn.
 
Ingo Tschinke schrieb:
Hallo Wieland,

aber wo ist da die Grenze - kann man das so genau unterscheiden? Wo hört die emotionale Zuwendung aufgrund von Beziehungsarbeit auf und wo fängt das "einfache Kennenlernen" an?

Cheers

Ingo

Natürlich ist es schwer so eine Grenze zu definieren. Man muss es denke ich mit seinen Gewissen vereinwaren. Außerdem würde eine Beziehung die auf diesen Abhängigkeitsprinzip fußt nicht von langer dauer sein.

Aber am Ende ist das Krankenhaus doch auch ein ort wo sich Menschen treffen. und überall wo es zu sozialen Kontakten kommt können sich immer Beziehungen entwickeln.
 
So am Rande: Hab heute damit begonnen, die Situation in meiner Schicht offen zu machen...

Fand interessant und schön zugleich, daß ich volles Verständnis und Zuspruch bekommen habe.

Das ist für mich eigentlich das letzte Zeichen gewesen, daß ich mit meiner Einschätzung der Situation nicht falsch lag...

Ich möchte nochmal sagen, daß ich auch der Meinung bin, so eine Beziehung kann in der Regel nicht gut sein. In der Ausnahme und im Einzelfall glaube ich jetzt jedoch, sollte man noch einmal genau prüfen...

Wie immer im Leben eigentlich: Es gibt immer eine Ausnahme der Regel...
 

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